Reparatur: Kopfplattenbruch einer 12-Saitigen

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Moderator: jhg

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Reparatur: Kopfplattenbruch einer 12-Saitigen

#1

Beitrag von Titan-Jan » 09.10.2023, 17:15

Der Schwager eines Freundes hat einen traurigen Verlust gemeldet:
DSC_0482.JPG
DSC_0484.JPG
Scheinbar ein Unfall seiner Frau mit Auto in der Einfahrt... Wie auch immer, jetzt versuche ich das zu reparieren. Allerdings ist das Geld knapp, es muss auch nicht wunderschön und schon gar nicht unsichtbar werden. Ich möchte es jetzt erstens funktional wieder richten und zweitens (soweit möglich und sinnvoll) mit geringen Mitteln auch ästhetisch machen, sodass ich auch ein kleines bisschen stolz drauf sein kann oder mich zumindest nicht desses schämen muss. ;)

Hab mal die MEchaniken entfernt und die Bruchstücke trocken zusammengesteckt. Das ging schon mal ganz gut:
DSC_0485.JPG
DSC_0487.JPG
DSC_0488.JPG
Wenn ich es so wieder zusammenbekäme, wäre ich schon sehr froh.
Habe dann die beiden Hälften erstmal mit Titebond verleimt. Das ist jetzt der Status Quo:
DSC_0490.JPG

Nun die Frage an euch:
Was empfehlt ihr weiter?
Ich würde jetzt die verbleibende Stelle mit Epoxy (Uhu Endfest) kleben. Wenn mir das sauber gelingt und ihr mir Mut zusprecht, dass das dann auch hält, würde ich es vermutlich so lassen. Ein neues, schwarzes Kopfplattenfurnier wäre noch eine Möglichkeit, aus rein ästhetischen Gründen. Ooooder sollte ich zuvor die Bruchstelle noch irgendwie anders versteifen? Erst mit Epoxy kleben und dann eine "Einlage" ergänzen? Oder oben und unten auf die Kopfplatte etwas aufleimen? Und wenn ja, dann was? Was denkt ihr?

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Re: Reparatur: Kopfplattenbruch einer 12-Saitigen

#2

Beitrag von 100WChris » 09.10.2023, 17:33

Servus,
solche Brüche werden oft mir rückwärtig gefrästen "splines" gesichert.
Schau mal beim (großartigen) Youtuber twoodfrd nach, der zeigt mehrfach, wie er gebrochene Kopfplatten repariert,
zB
https://www.youtube.com/watch?v=QTYSJI3aHSU
oder
https://www.youtube.com/watch?v=u2Ei_seSreY
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beste Grüße
Chris

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Re: Reparatur: Kopfplattenbruch einer 12-Saitigen

#3

Beitrag von Düsentrieb » 09.10.2023, 17:54

So wie Chris sagt 8)

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Re: Reparatur: Kopfplattenbruch einer 12-Saitigen

#4

Beitrag von capricky » 09.10.2023, 20:03

So wie Jan sagt! ;)
Das ist ja nun keine Oberklassegitarre, die Trümmer ordentlich sortieren, mit Epoxidharz stückweise kleben, also erst die Kopfplattenhälften dann an den Hals. Dann nach Geschmack und Geduld mit Spachtelmasse und/oder Furnier, Lack die Baustelle aufhübschen und gut ist.
Hauptsache die Geige spielt. 8)

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Re: Reparatur: Kopfplattenbruch einer 12-Saitigen

#5

Beitrag von Düsentrieb » 09.10.2023, 20:51

capricky hat geschrieben:
09.10.2023, 20:03
So wie Jan sagt! ;)
Das ist ja nun keine Oberklassegitarre, die Trümmer ordentlich sortieren, mit Epoxidharz stückweise kleben, also erst die Kopfplattenhälften dann an den Hals. Dann nach Geschmack und Geduld mit Spachtelmasse und/oder Furnier, Lack die Baustelle aufhübschen und gut ist.
Hauptsache die Geige spielt. 8)

capricky
Ich hab 2 Gitarren genau so repariert, wie du vorschlägst, gab nie Probleme - aber das waren immer "normale" 6-Saiter, Nylon-Klampfen. Bei ner 12 saitigen fehlen mir da also Erfahrungswerte. Meinste nicht, dass der Extra-Zug an der Kopfplatte da die Verstärkungsstreben erfordert?
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Re: Reparatur: Kopfplattenbruch einer 12-Saitigen

#6

Beitrag von capricky » 09.10.2023, 21:43

Düsentrieb hat geschrieben:
09.10.2023, 20:51
Bei ner 12 saitigen fehlen mir da also Erfahrungswerte. Meinste nicht, dass der Extra-Zug an der Kopfplatte da die Verstärkungsstreben erfordert?
Zur eigenen Beruhigung kann man ja statt Furnier auf Ober- und Unterseite der Kopfplatte 0,5mm CFK Platten kleben. Ist ja zugleich auch eine nette Optik.

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Re: Reparatur: Kopfplattenbruch einer 12-Saitigen

#7

Beitrag von Titan-Jan » 14.10.2023, 09:29

Danke für die Inputs und Erfahrungswerte!

Ich werde erstmal die Teile mit Epoxy wieder zusammenkleben und dann weiterschauen. Die Vorderseite ist halt so zertrümmert, dass da eine stabile Deckplatte recht effektiv technisch und optisch einen Unterschied machen würde.

Nur muss ich noch überlegen:
- mach ich vorher solche Einlegeteile rein? (ich denke aber eher nicht)
- mach ich die Deckplatte einfach aus Holzfurnier oder Vulkanfiber oder eben etwas technisch richtig stabilem (CFK oder ähnlich) oder einem Sandwich?
- mach ich was auf dier Rückseite? Das wäre technisch eigentlich effektiver, denke ich, aber in "ästhetisch" wesentlich aufwändiger und hilft auch nichts gegen die gruselig zertrümmerte Vorderseite

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Re: Reparatur: Kopfplattenbruch einer 12-Saitigen

#8

Beitrag von Düsentrieb » 14.10.2023, 09:38

Ist wohl schon zu spät, aber die Risse mit Gold zu verkleiden und so eine Kintsugi-Optik anstelle einer "gruselig zertrümmerten" Vorderseite zu bekommen, wäre stylisch gewesen. :D
Wieso sollte eine ästhetische Deckplatte auf der Rückseite so aufwändig sein, ist doch alles recht flach und gut zu bekleben?
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Re: Reparatur: Kopfplattenbruch einer 12-Saitigen

#9

Beitrag von Titan-Jan » 13.11.2023, 16:48

Düsentrieb hat geschrieben:
14.10.2023, 09:38
Ist wohl schon zu spät, aber die Risse mit Gold zu verkleiden und so eine Kintsugi-Optik anstelle einer "gruselig zertrümmerten" Vorderseite zu bekommen, wäre stylisch gewesen. :D
Ja Mensch, da gebe ich dir recht. War leider tatsächlich schon zu spät. Aber das nächste Mal... :idea:
Düsentrieb hat geschrieben:
14.10.2023, 09:38
Wieso sollte eine ästhetische Deckplatte auf der Rückseite so aufwändig sein, ist doch alles recht flach und gut zu bekleben?
Nein, auf der Rückseite ist der Bruch im Übergang zum Hals... Sicher möglich aber schien mir doch recht schwierig...

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Re: Reparatur: Kopfplattenbruch einer 12-Saitigen

#10

Beitrag von Titan-Jan » 13.11.2023, 16:54

Nun, inzwischen ist sie wieder fertig, ich übergebe sie gleich dem Besitzer zurück.

Ich habe nun also vorne ein schwarz gebeiztets Mooreiche-Furnier aufgebracht:
DSC_0575.JPG
Außerdem hatte ich noch einen neuen Sattel angefertigt und die ersten 4 Bünde ersetzt, da diese ziemlich übel aussahen:
DSC_0541.JPG
Die Rückseite habe ich nur in dem Bereich geschliffen. Man muss zu dem Unfall stehen... Schöner hätte ich es nur mit (für mich) relativ aufwändiger Lackierung oder Airbrush oder ähnlichem gekriegt und das stand in diesem Fall in keinem Verhältnis zum eigentlichen Wert des Instruments.
So sieht jetzt die Rückseite aus:
DSC_0540.JPG
Bisher hält die Kopfplatte mit Uhu Endfest 300 jedenfalls und ohne weitere Versteifungen. Mal sehen, ob es dabei bleibt... :D

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