Klangbox

Potis, Schalter, Tonabnehmer, Kondensatoren und Platinen;
wie verschalte ich was richtig?
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Klangbox

#1

Beitrag von micha70 » 22.05.2019, 10:40

Guten Tach!

Ich wollte Euch noch eine Bastelei vorstellen auf die ich von @Rallinger hingewiesen wurde. Seltsam…drei Tage später lagen da ein paar Boards im Briefkasten ;) Es geht um eine Bass Elektronik von hier:
https://www.talkbass.com/threads/the-pa ... p.1259692/
Und hier noch das Wiki dazu:
https://www.talkbass.com/wiki/pw3b-lpf- ... rd-preamp/
Vielen Dank an Charlie, dem Entwickler des Preamps, dass ich die Erlaubnis habe mich hier darüber auslassen zu dürfen. Für alle die dort erstmal nicht nachschauen wollen noch der Schaltplan auch wenn Charlie es eigentlich nicht mag, da der Schaltplan noch nicht final ist. Es ist nur der Stand den ich in drei verschiedenen Ausführungen gebaut habe.
PW3B-LPF_Charlie Escher.JPG
So. Das ist das Teil:
IMG_3452.JPG
Ned über die geflochtenen Kabel lachen! Ich hab beim Löten vor meiner Fam was von fehlenden Kabelbindern gebrabbeld und da ich einen Mädelshaushalt habe (Schwiegermutter, Frau, drei Töchter) haben die sogleich angefangen zu flechten. Leider musste ich da auch noch durch.
IMG_E3216.JPG
Die drei Ausführungen in Einzelnen sind:
  • Original nach Schaltplan mit LT1351 und LT1352 OPs erweitert um einen Schalter zur Veränderung der Mitten-Centerfrequenz. Ich hab das nur anders gelöst als im Wki beschrieben. Ist ein ein Mini-Toggle für Serie-/Parallel-/Single-Schaltung. Ob das so richtig ist weiß ich ehrlich gesagt nicht. Es tut sich aber was. Ich dachte nur: Eine PU-Spule ist ein LCR-Glied und was dafür tut, tut auch nur für C‘s ;) Für R‘s geht’s ja auch.
  • Original mit Unterschieden in ein paar Kondensatoren und mit den im Thread genannten Alternativen OPs ADA4062-2 und ADA4177-1
  • Eine „micha-onboard-guitar-redux-version“ für Gitarristen wie mich denen mehr als ein Volume und ein Tone Knopf auf der Decke zu viel sind.
    • Bass Poti wird ersetzt durch Festwiderlinge direkt auf der Platine
    • Das Mittenpoti durch einen Toggle mit drei Stellungen „Mid-Cut/Neutral/Mid-Boost“
    • Das Q-Poti ebenfalls ersetzt durch einen Toggle für „Low/Medium/High-Response“.
    • Bleibt nur das Frequenz-Poti übrig was ich als Tone-Poti bezeichne
    • Ein Volume Poti sitzt hinter der Schaltung. Unterm Strich ist das nun eine 2-Knopf Regelung mit zwei Schaltern die nette Dinge tun ;)
    • Als letzte Änderung sitzt noch ein Trimpoti in der Gegenkopplung vom Preamp zur Anpassung der Verstärkung an die später angedachten Stromwandler-PUs genauso wie die Anpassung der Schaltung in Sachen Impedanz. Das wird man sehen wie es tut wenn’s mal soweit ist.
    Egal, zurück zum Thema. Wie klingt das Teil….Leider Geil! Auch oder vielleicht erst recht (?) in der Gitarre. Die Frequenzen sind so schon gut ausgewählt und ich habe hier eigentlich keine Notwendigkeit gesehen groß etwas anzupassen. Das war eher persönliche Neugierde um zu sehen was passiert und die Schaltung besser zu begreifen. Alles sehr, sehr variabel sofern ich das mit meiner fehlender Erfahrung anderer Elektroniken beurteilen kann. Man kann jedenfalls einen Singlecoil sehr nahe an den Klang eines Humbucker hindrücken und umgekehrt. Schwierig Klang zu beschreiben und hört sich jetzt nach einem der blöden Marketingsätze aus diversen „Fachblättern“ an aber der Preamp formt den Klang wie man ihn möchte ohne den Grundcharakter des Instruments oder des PU zu verbiegen. Es klingt nicht nach: „Ich mach da mal den kompletten Frequenzgang platt und zieh ihn künstlich neu hoch“. Eher nach: „Ich suche die Frequenzen aus die ich betonen möchte und passe es ins Klangbild ein“.

    Zusammengefasst lässt sich aus meiner persönlichen Sicht sagen:

    Vorteile:
    - Super Klang
    - Super variabel
    - Kein hörbares Rauschen
    - Geringer Stromverbrauch (muss ich aber noch genau messen)
    - Viele Einstellmöglichkeiten
    - Einfacher Aufbau. Die Doku ist gut und hat was von „Löten nach Zahlen“. Bei keinem der drei Varianten musste ich auf Fehlersuche gehen. Löten sollte man aber schon gewohnt sein.

    Nachteile:
    - Viele Einstellmöglichkeiten ;)
    - Fehlender Verpolungsschutz. Dem will er sich noch annehmen. Ich hab solang eine Diode im Batterieclip untergebracht.
    - Keine Bohrungen im Board für eine Montage. Dem Erfinder des doppelseitigen Klebebands von 3M bau ich noch ein Denkmal.
    - Teilebeschaffung!!! Weder Analog noch Linear haben einen Vertrieb für Deutschland. Das kann also etwas länger dauern und ist leider auch wegen der Versandkosten nicht ganz günstig. Die Widerstandswerte sind aus einer ISO Reihe die hier nicht ganz üblich ist. Ich habe versucht immer im Rahmen von +/- 5% Toleranz zu bleiben und mal darüber und darunter ausprobiert. Man muss sich nicht sklavisch daran halten. Es gibt Unterschiede die aber kleinerer Natur sind/sein können.
    - Die ADAs gibt es nur als SOIC Gehäuse und das nächste Mal verwende ich bestimmt kommerzielle Adapter aber ich hab ja gemeint ich muss auch durch diese Übung durch…
    IMG_3950.JPG
    Worüber ich erstaunt war ist wie groß die Unterschiede der einzelnen OPs doch sein können. Die LTs klingen „weicher“ oder harmonischer während die ADAs doch eher ruppig daherkommen. Ich hab mir das so erklären lassen, dass die LTs mehr headroom haben und daher nicht so schnell in die Verzerrung geraten wie die ADAs. Missen möchte ich keine der beiden Varianten und da komm ich zum Punkt.
    Der A/B Vergleich und weil ich das Warten auf Teile überbrücken musste und ohnehin noch ein paar Übungen fürs nächste Projekt machen wollte hab ich ein schönes Zuhause für die zwei ersten Preamps gebastelt.
    Standby.JPG
    Das erste Mal Furnieren, Holzbinding biegen, das erste Mal Binding überhaupt, erstes Mal Danish Oil, Schellackpolitur, erstes Mal Acrylglasverarbeitung (sägen, fräsen, bohren, biegen…ich hab es vorher immer nur in Nitro aufgelöst und vergossen) usw. Und weil ich ein Mensch bin bei dem viel über unseren Hauptsinn geht: Lightshow!
    Status_small.gif
    Status_small.gif (759.52 KiB) 35160 mal betrachtet
    Wobei die Beleuchtung anzeigt welchen Status die Box gerade hat und welche Potis aktiv sind. Blau ist Bypass (Preamp In und Out gegen Masse geschaltet), Grün/Rot sind Preamp A und B. Funktioniert tadellos in meinem Werkstattsetup.
    IMG_3988.jpg
    Hier noch ein paar etwas größere Bilder davon
    Bypass.JPG
    Preamp A.JPG
    Preamp B.JPG
    IMG_3745.JPG
    Meine Frau meint, die Box sieht aus wie eine Schüssel verschimmelter Spaghetti :roll: Ihr Ding wäre das gewesen.
    IMG_3775.JPG
    Dann hätte ich aber auch gleich Marshall draufschreiben können :lol: Die Beschriftung fehlt noch. Da würde ich gerne was mit waterslide decals machen, hab aber noch keine vernünftige Quelle aufmachen können wo man die zum günstigen Kurs als Einzelbögen bekommen kann. Wird noch.

    Das war’s. Schönen Tag Euch allen.

    LG
    Micha
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Re: Klangbox

#2

Beitrag von Rallinger » 22.05.2019, 12:07

Super Sache, Micha! Mal ganz abgesehen vom Innenleben: das ist so ziemlich die coolste Stompbox, die ich seit langem gesehen habe. (clap3) Die Lightshow ist legendär! Seh ich das richtig, dass die LED's nicht im Gehäuse angebracht sind, sondern das Plexiglas von den Kanten aus beleuchten? Rattenscharf!

Nachdem ich dich auf das Ding angespitzt habe und gerade voller Neid daran denke, dass ich meine eigene Version eigentlich schon längst hätte zusammenlöten wollen ...

@Innenleben (für alle, die nicht erst den kompletten verlinkten Thread lesen wollen):
Es handelt sich hier im Grunde um einen SVF, kombiniert mit einem Mitten- & Bassregler. Der Preamp war ursprünglich von Entwickler Charlie Escher als onboad-Preamp für Bass gedacht. Wegen der nicht sooo kleinen Platine landet er aber meist in Stompboxen. Praktisch daran ist, dass die Kondensatoren für Mitten und Bässe an den Potis selbst angebracht sind - Gimmicks wie etwa schaltbare Mittenfrequenzen zu realisieren wird dadurch relativ einfach. Im Wiki findet man eine Liste mit Kondensatorwerten und den dazu gehörigen Auswirkungen auf die Einsatzfrequenzen. Ziemlich genial!

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Re: Klangbox

#3

Beitrag von micha70 » 22.05.2019, 12:41

Rallinger hat geschrieben:
22.05.2019, 12:07
Seh ich das richtig, dass die LED's nicht im Gehäuse angebracht sind, sondern das Plexiglas von den Kanten aus beleuchten? Rattenscharf!
Hi Ralf, Vielen lieben Dank! Dafür und auch für die Boards nochmal.

Das Plexi wird tatsächlich von den Kanten her beleuchtet. Das Zeug nennt sich Plexiglas LED oder früher wurde es wohl auch EndLighten genannt. Sind Markennamen. Im Gegensatz zu normalem Plexi streut es das Licht (im Idealfall) vollflächig aus, so dass sehr flache Panelen dadurch gebaut werden können. So sieht das in der Box aus
IMG_3885.JPG
Jaaa, die LED Streifen hab ich auch gemeint selber machen zu müssen. 0805'er Baugröße. Nie wieder!

Allerdings ist die eigentliche Idee dahinter jetzt das Zeug für eine Gitarrendecke zu nehmen. Die Idee kam mir im Urlaub. Da kommt man immer auf dumme Gedanken. Ich konnt mich einfach nicht für eine Farbe entscheiden welche die nächste Gitarre bekommen soll. Also: Bau 'mr oine die alles kann. Ich denk da so an WS2812b Converter kompatible Einzelpixel. 16,7Mio Farben und Weiß geschickt z.B. im Humbuckerrahmen plaziert nach außen ableuchtend. Dann wäre theoretisch auch ein Burst drin ;) Nur der Stromverbrauch macht mir noch Kopfschmerzen...und ich will's gewölbt haben. Deswegen auch das Biegen usw. Uups, jetzt hab ich mich verplappert :lol:

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Re: Klangbox

#4

Beitrag von Rallinger » 22.05.2019, 12:49

Mior kennet elles ...

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Re: Klangbox

#5

Beitrag von Rallinger » 23.05.2019, 06:33

Mir gefällt die Idee zunehmend gut, zwei dieser Platinen in ein Gehäuse zu bauen und einen zweikanaligen Preamp daraus zu machen. Umso mehr wenn die Kanäle dann noch zwecks unterschiedlicher OPAs unterschiedlich klingen ...

Ich hab nur gewisse Hemmungen mit SMDs anzufangen (ich bin Bassist, die Dinger sind inkompatibel ;-)). Auf Mouser hab ich gesehen dass man sich zu ausgewählten OPs Alternativen anzeigen lassen kann. Siehe https://www.mouser.de/ProductDetail/Ana ... 2FOeoEQ%3D unten kann man sich bei den Specs "ähnliche anzeigen" lassen - aber wenn man zu viel anklickt, kriegt man halt nur wieder denselben OP angezeigt ...

Mir ist nur nicht ganz klar, welche Werte ich beibehalten muss damit der alternative OP funktioniert (2 Kanäle und Through Hole ist klar, aber dann?). Hätte mir da wer einen Tipp?

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Re: Klangbox

#6

Beitrag von 12stringbassman » 23.05.2019, 12:02

Coole Schaltung!
Jetzt zwar nix wirklich revolutionäres, was die einzelnen Schaltkreise angeht (Vorverstärker, 2-Band-Klangregelung und regelbarer Tiefpass (nein, kein SVF!)), aber in der Kombination und Dimensionierung sicher sehr effektiv für Gitarre und Bass.

Die vorgeschlagenen Op-Amps (LT135x und ADA4062) sind stromparende Typen. Ansonsten nix besonderes. Der LT1352 ein zweifach- der LT1351 ein Einzel-Op-Amp. Wenn der Stromverbrauch keine Rolle spielt, kann da im Prinzip jeder pinkompatible rein, im allereinfachsten Fall TL072 und TL071 :roll:
Für OPs, die es nicht im DIP8-Gehäuse gibt (also fast alle modernen Typen), gibt es Adapter-Platinchen.

Grüße

Matthias
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Re: Klangbox

#7

Beitrag von micha70 » 23.05.2019, 12:24

12stringbassman hat geschrieben:
23.05.2019, 12:02
Coole Schaltung!
Jetzt zwar nix wirklich revolutionäres, was die einzelnen Schaltkreise angeht (Vorverstärker, 2-Band-Klangregelung und regelbarer Tiefpass (nein, kein SVF!)), aber in der Kombination und Dimensionierung sicher sehr effektiv für Gitarre und Bass.

Die vorgeschlagenen Op-Amps (LT135x und ADA4062) sind stromparende Typen. Ansonsten nix besonderes. Der LT1352 ein zweifach- der LT1351 ein Einzel-Op-Amp. Wenn der Stromverbrauch keine Rolle spielt, kann da im Prinzip jeder pinkompatible rein, im allereinfachsten Fall TL072 und TL071 :roll:
Für OPs, die es nicht im DIP8-Gehäuse gibt (also fast alle modernen Typen), gibt es Adapter-Platinchen.

Grüße

Matthias
Das mit dem Vorverstärker/Buffer und der 2-Band-Klanregelung hab ich so auch noch verkettet bekommen. Das hinten raus war mir nicht so ganz klar. Das ist also ein regelbarer Tiefpass. Gut zu wissen. Daher auch das "LPF" im Namen der Schaltung. Wirkt (rein klanglich) interessanterweise sehr ähnlich einem SVF den ich mal aus der Lemme Schaltung nachgebaut habe. Nicht so krass oder auch daneben manchmal. Vermutlich gefällt mir diese Schaltung auch deswegen viel besser.

Bei den "Klassikern" TL07X oder gar TL08X...wie sieht es da üblicherweise mit dem Rauschen aus? Beim SVF hab ich einen TL074 verwendet und trotz möglichst guten Widerständen und Kondensatoren rauscht das Teil übelst.

Das mit den Adaptern ist wohl war! Bin übrigens beim den Selbstbauadapterplatinchen dieser Anleitung gefolgt https://laeliaeffects.wordpress.com/201 ... vertieren/

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Re: Klangbox

#8

Beitrag von 12stringbassman » 23.05.2019, 14:20

Hallo Micha,

so ein "state variable filter" (kurz SVF) und die hier eingesetzte Tiefpassschaltung nach Sallen & Key machen grundsätzlich mal das Gleiche:
die Übertragungsfunktion eines Tiefpassfilters 2. Ordnung (also Dämpfung von 12dB/Oktave bzw. 20dB/Dekade oberhalb des Passbandes).

Diese Übertragungsfunktion hat eine Resonanz. Die Funktion lässt sich mit der Frequenz und der Güte dieser Resonanz vollständig definieren. Durch geeignete Dimensionierung der verschiedenen Kondensatoren und Widerstände in diesen Schaltungen lässt sich die gewünschte Übertragungsfunktion einstellen. Beim SVF geht das halt einfacher und universeller, braucht aber drei Op-Amps. Der Sallen-Key braucht nur einen Op-Amp, dafür lasen sich Frequenz und Güte nicht so einfach unabhängig voneinander einstellen.
Mit einer einfachen passiven Schaltung aus Spule und Kondensator ginge es auch, der passive Gitarren-Tonabnehmer und die Kabelkapazität machen genau das. Aber da kannst halt nicht so einfach mal eben das L und das C ändern wie mit einem Poti beim SVF.

Der SVF hat übrigens drei Ausgänge: Hochpass, Tiefpass und Bandpass. Für unsere Anwendung wird üblicherweise nur der Tiefpass benutzt.

Dass die beiden Schaltungen in Deinen Ohren unterschiedlich klingen, mag an unterschiedlicher Dimensionierung der Regelbereiche der Potis liegen. Mit dem SVF lassen sich allerdings auch extreme Filterkurven leichter realisieren als mit dem S&K.
Wenn die Übertragungsfunktionen gleich sind, "klingen" beide Schaltungen auch gleich.

Dass der Lemme-SVF mit dem TL074 stark rauscht, kann auch an den Widerstandswerten liegen. Je größer, desto rausch. Wie sind die dimensioniert?
Der TL071/2/4 ist allerdings auch recht veraltet und mit 18nV/sqr(Hz) nach heutigen Maßstäben nicht soooo besonders rauscharm (auch wenn's im Datenblatt von 1978 so drinsteht :roll: ), aber immer noch besser als ein TL08x oder gar TL06x (42nV/sqr(Hz)!!)

Grüße

Matthias
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Re: Klangbox

#9

Beitrag von micha70 » 23.05.2019, 15:09

Hallo Matthias,

Super! Auf der einen Seite beruhigt mich das ungemein, auf der anderen Seite...ich hab noch vieeeelll zu lernen. Da ich ja nur das hören möchte was mir gerade in den Kram passt fasse ich zwei Aussagen von Dir einmal zusammen:
12stringbassman hat geschrieben:
23.05.2019, 14:20
so ein "state variable filter" (kurz SVF) und die hier eingesetzte Tiefpassschaltung nach Sallen & Key machen grundsätzlich mal das Gleiche:
12stringbassman hat geschrieben:
23.05.2019, 14:20
Wenn die Übertragungsfunktionen gleich sind, "klingen" beide Schaltungen auch gleich.
Damit haben mich meine Ohren doch nicht getäuscht und mit dem pw3-lpf erreicht man genau das worauf es doch im eingentlichen Sinne ankommt. Wegen SVF-Schaltungen hab ich mich ziemlich an dem hier orientiert https://www.electronics-tutorials.ws/de ... ilter.html und versucht entsprechend eine Tabellenkalkulation aufzubauen damit nicht jedesmal der Taschenrechner gequält werden muss (da findest Du Dich dann auch wieder ;) ) Auf die Gefahr hin....
SVF Ratespiel.JPG
Die Schaltung von oben find ich eben nur wesentlich variabler. Von daher kann ich auf einen reinen SVF an sich derzeit verzichten. Die weiteren, relevanten Widerlinge sind 22k. Im Vergleich verwende ich schon die höchsten Werte. Da ist wohl was dran.

Interessant wird die Sache nun in wie weit man den Tiefpass von der "Escher"-Schaltung noch optimieren könnte. Obwohl, wie gesagt, es an sich nicht notwendig wäre. Da regt sich bei dem Gedanken innerlich ein "never touch a running system" Widerstand. Nichts was nicht überwindet werden könnte ;)

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Re: Klangbox

#10

Beitrag von micha70 » 24.05.2019, 01:29

Darf man schon Guten Morgen sagen?

Mir ist noch aufgefallen, dass ich keine Bilder zu der reduzierten Variante gezeigt habe. Die Unterschiede sind im ersten Post genannt. Funktion ist so wie ich mir das vorgestellt habe. Ob die Widerstandswerte welche die Potis ersetzten auch im Instrument noch passen kann ich leider noch nicht sagen. Nur so viel, dass Poti-Mitte nicht unbedingt gleich Neutralstellung ist.
1DB3A58E-3289-42D2-BE05-F59C509D8554.jpeg
5520B7D5-433C-4DDF-8299-55E095C543F2.jpeg
Bei ein paar Bauteilen musste ein wenig gepuzzelt werden.
319EC1AC-2A03-46B8-B734-E4A6178888C6.jpeg
Der Preamp kann aber noch einiges an Verstärkung leisten. Das dürfte gut auch für niederohmige Pickups reichen.

Jetzt aber Gute Nacht!

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Re: Klangbox

#11

Beitrag von micha70 » 25.05.2019, 23:30

Guten Abend!

Eine Info möchte ich noch loswerden die vielleicht noch allen helfen könnte die mit der Auslegung rumspielen möchten.

Einmal ging es mir dabei um die Veränderung der Centerfrequenzen des Mitten- und des Bass-Potis, zum Anderen herauszufinden mit welchen Festwerten ich die beiden Potis ersetzten kann.

Als Erstes hab ich verschiedene Kondensatoren mit abgezwickten Widerstandsbeinchen verlängert. Dann die Leitungen auf die äußeren Pins der Potis getrennt und das Ganze mit diesen Klemmen wieder zusmmengehängt
5A31A191-0F19-4216-899E-49653A35E040.jpeg
Damit sind Kondensatoren fix gewechselt ohne weiter zu löten und die Widerstandswerte der Potis können außerhalb der Schaltung gemessen werden.

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Re: Klangbox

#12

Beitrag von 100WChris » 01.06.2019, 11:08

Servus,
weil mich der Thread wieder daran erinnert hat mal ein Link zum lesen: HIER gibt´s einen interessanten Artikel zum Thema OP-Amps, Unterschiede, Sound-Unterschiede, etc… Sehr informativ!
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beste Grüße
Chris

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Re: Klangbox

#13

Beitrag von micha70 » 01.06.2019, 11:33

100WChris hat geschrieben:
01.06.2019, 11:08
Servus,
weil mich der Thread wieder daran erinnert hat mal ein Link zum lesen: HIER gibt´s einen interessanten Artikel zum Thema OP-Amps, Unterschiede, Sound-Unterschiede, etc… Sehr informativ!
Hi Chris!
Wow! Danke! Einiges zu lesen...und erstmal zu verstehen. "Damals" als die Coppertones/Alumitone am wachsen waren hab ich mal das hier bei Cycfi gefunden: https://www.cycfi.com/projects/six-pack ... -shootout/ in Bezug auf Pickup Preamps. Vielleicht auch interessant?

Als kleines Update für zwischendurch: Von Charlie hab ich das LTSpice Model zu dem Preamp bekommen. Werde als Erstes versuchen nachzubilden was ich da an Änderungen eingebaut habe und wie das im Vergleich zum Original aussieht. OK, die Virtuallität wird vielleicht nicht die Realität am Ohr ersetzen können. Es ist nur sicher besser als weiter im Nebel zu stochern ;) Kämpfe aber noch mit der Software. Die Lernkurve ist flach...
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Re: Klangbox

#14

Beitrag von micha70 » 05.06.2019, 11:16

Hallo!

Die ersten Schritte mit LTSpice waren garnicht so ohne. Vor allem wenn man dann merkt, dass man einfach noch nicht den vollen Durchstieg in dieser Schaltung hat und blöde Fehler macht. Bei dem Potiersatzschalter für die Mitten gab es da ein kleines "Aha"-Erlebnis. Egal. Unwissenheit schützt vor Strafe nicht aber genau so bin ich eben vorgegangen.

Als erstes die Schaltung wie sie im Moment für eine Onboard-Version vorgesehen ist.
Schaltung_Redux_Version.jpg
EIn paar kleinere Bauteiländerungen zum Original gibt es. Aber nur marginal. In der Hauptsache der C5.
neutral_veränderte Schaltung.jpg
Der Vergleich zum Original.
neutral_Original.jpg
Per Schalter schalte ich die Widerstände R9 und R11 gemeinsam durch Serie-/Parallel-/Singleschaltung von 2K Widerständen in einem 3pdt-Miniswitch. Das ergibt eben die Werte 1K, 2K und 4k jeweils für R9 und R11. Inzwischen hab ich auch verstanden, dass das ein regelbarer Low-Pass-Filter ist...ich nenne es aus Ermangelung eines anderen Begriffes trotzdem einfach "Q" für die Höhenspitze. Neutral
neutral_Q_mittel.jpg
Hoch
neutral_Q_hoch.jpg
und Flach
neutral_Q_flach.jpg
Und zum Schluss verbiege ich noch den Frequenzgang durch den eingangs erwähnten Potiersatzschalter für die Mitten (R21) durch das gleiche Vorgehen wie beim "Q"-Switch. Nur mit 25k Widerständen. So siehts dann aus was ein Mid-Cut
mid_cut.jpg
und Mid-boost
mid_boost.jpg
sein soll. Zumindest nimmt das Ohr es so in etwa wahr. Ist natürlich alles andere als mit Fachkenntnis vorgegangen. Das spielen mit der Schaltung in der Simulation ist richtig interessant. Vielleicht gibt es ein paar Meinungen dazu?

Zum Schluss sei nur nochmal erwähnt, dass die Originalschaltung wirklich so gut ausgelegt ist, dass es keiner Änderungen bedarf. Das hier ist jetzt nur Spielerei.

LG
Micha

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Re: Klangbox

#15

Beitrag von Bermann » 05.06.2019, 14:55

Hmm ...
Schau dir mal die Koppelkondensatoren (1,5µF) zwischen den einzelnen Stufen an, die scheinen mit "etwas" überdimensioniert an. Als Ausgangs-Kondensator ist der Wert OK.

Gruß vom halbwissenden
Hermann

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Re: Klangbox

#16

Beitrag von micha70 » 05.06.2019, 22:24

Bermann hat geschrieben:
05.06.2019, 14:55
Hmm ...
Schau dir mal die Koppelkondensatoren (1,5µF) zwischen den einzelnen Stufen an, die scheinen mit "etwas" überdimensioniert an. Als Ausgangs-Kondensator ist der Wert OK.

Gruß vom halbwissenden
Hermann
Hallo Hermann!

Danke für den Hinweis. Hab ich mir angeschaut. Erst gar nicht beachtet. Bei den Bauteilnamen meine ich folgend die aus dem Modell. Nicht aus der Originalschaltung. Die unterscheiden sich.

Der Erste (C2) ist sicher zu groß. Um ehrlich zu sein hatte ich keinen anderen bzw. keinen Metallfilmkondensator wie vorgesehen. In der Simulation macht es zum Glück kaum bis gar keinen Unterschied. Der kann gut aber auch nur 1mü sein. Ist er auch im Original. Zwischen der 2-Band Klangregelung und dem LPF passt der C7 tatsächlich ganz gut. Alles was kleiner wird bringt eine Absenkung des Signals aus der ersten Stufe.

Womit man wirklich einen Haufen Unfug treiben kann ist der R17. Im Original 1,74k. Bei dem werde ich versuchen eher kleiner zu werden. Richtung 1,5k. Bringt ein wenig mehr Mitten bzw. der Anstieg auf den Peak in den Höhen verläuft flacher. Drück ich mich einigermaßen klar aus? Kann gerade keine Bilder vom Läppi reinstellen. Sitze gerade in einem Hotel ohne WLan und mein Händi mag ihn auch nicht.

Der Versuch kann dann auch erst am Sonntag starten. Bis dahin höre ich mir die Tage einen ganzen Stall voll Nachwuchsgeiger/-innen an. Was macht man nicht für die Kinder :lol:

Viele Grüße vom Ahnungslosen
Micha

Edit: Korrektur. Der R17 hier (im Originalplan aus Post #1 R13) ist von Charlie mit 1,63k vorgesehen, nicht mit 1,74k.

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