Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

Das Board für eure Bauberichte!

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Sven
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Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#1

Beitrag von Sven » 16.02.2017, 00:39

Obwohl ich meinen zweiten Bauthread (http://gitarrebassbau.de/viewtopic.php?f=64&t=6202) noch gar nicht fertig geschrieben habe, beginne ich jetzt schon meinen dritten.
Eigentlich sollte es hier um den Bau meiner dritten Gitarre gehen, aber als mir klar wurde, wieviel Holz ich inzwischen gekauft hatte, dachte ich mir, dass es eine gute Idee wäre, mehrere Gitarren parallel zu bauen. Auf diese Weise könnte ich jeden Arbeitsschritt mehrfach ausführen und dadurch besser lernen.

Ich habe unterschiedliches Holz für insgesamt vier Gitarren:
01_boeden_und_zargen.png
Eigentlich hätte ich sogar noch Boden und Zargen aus Ahorn, aber ich wollte es nicht übertreiben. Vier Gitarren parallel sind genug.

02_ziricote.png
Zunächst Boden und Zargen aus Ziricote. Ich habe im Internet einen Gitarrenbauer in höchsten Tönen davon schwärmen hören. Also dachte ich mir, dass probierst Du mal aus. Der Preis war allerdings saftig. Hier liegen 150,- €.
Der dunkle Streifen in der Mitte des Bodens ist Leim und wird noch weggeschliffen.
Das Holz ist ziemlich schwer und hat einen sehr hellen Klopfschall. Heller als beim Palisander.

03_kirsche.png
Als nächstes meine geliebte Kirsche, wie bei meiner ersten Gitarre. Ein tolles Holz!
Leicht, hart und mit hellem Klopfschall.
Ich habe gehört, dass die Kirsche zur Zeit der Zypresse im Flamenco-Gitarrenbau Konkurrenz macht. Sieh an!
Auch hier gibt es noch einen Leimstreifen, der noch weggeschliffen wird.

04_birne.png
Dann Boden und Zargen aus Birne. Als ich mit dem Holz beim Espen an der Kasse stand, meinte der Verkäufer zu mir: "Da haben Sie sich aber eine verkehrsberuhigte Zone ausgesucht".
Aber das war genau, was ich wollte. Ein ganz ruhiges und ebenmäßiges Holz. Genauso so verkehrsberuhigt ist allerdings auch der Klopfschall. Matt und pappig. Das Holz sieht zwar optisch genau so aus, wie ich es haben möchte, wird aber akustisch wohl nicht viel zur Gitarre beizutragen haben.

05_palisander.png
Zum Schluss Boden und Zargen aus Palisander. Wegen den verschärften Regelungen und meinem schlechten Gewissen, wird dies sicher meine letzte Gitarre mit Palisander. Wie man es bei Palisander erwarten kann, ist der Klopfschall hell und deutlich. Mir gefällt die Maserung der Zargen besonders gut.

06_decken.png
Als Decken habe ich zweimal Fichte und einmal Rotzeder. Eine weitere Fichtendecke werde ich noch kaufen.
Die schon begonnene Zederndecke und die linke Fichtendecke sind vom Espen. Die Fichtendecke in der Mitte habe ich mit dem Palisander beim Gitarrenbauer Krempel gekauft. Als ich ihn fragte, wie alt die Decke sei, meinte er: "Och, so 30 Jahre"
Schluck! Diese Gitarre muss einfach gut werden, da darf nichts schief gehen!

07_material.png
Hier nochmal das gesamte Material, dass ich bereits habe. Die Hälse sind einmal Mahagoni, ansonsten Cedro. Einen vierten Halsrohling und Klötze kaufe ich noch. Außerdem habe ich einen Griffbrettrohling aus Schlangenholz, ansonsten werde ich Ebenholz verwenden. Eventuell werde ich für die Birnengitarre aber auch ein Birnbaumgriffbrett verwenden. Mal sehen.
Auf den Halsrohlingen liegen meine Stegrohlinge aus Ovangkol. Meine letzten. Danach werde ich meine Stege aus dem Klotz Mopane (sprich "Mopani" - Colophospermum mopane) ganz rechts machen. Den Klotz hat mir letztes Jahr ein Freund von seinem Afrika-Tripp mitgebracht.
Die grelle Amaranth-Platte unter den Griffbrettern will ich als Kopfplattenfurnier für die Birnengitarre verwenden, die schlussendlich ganz aus roten Hölzern bestehen soll.

Geplant habe ich:
Birne, Rotzeder
Kirsche, Fichte
Ziricote, Fichte
Palisander, Fichte
Die Randeinlagen habe noch nicht endgültig festgelegt.

08_werkzeug.png
Außerdem habe ich mein Sortiment an Werkzeugen erweitert. Von Rall habe ich mir eine Hauser-Außenform für meine selbstgebaute Solera gekauft. Bei StewMac habe ich mir die Dremel-Fräslehre für Schalllochrosetten gekauft, die ich bei der Zederndecke schon verwendet habe. Ich bin begeistert. So sauber kriege ich das mit Zirkelschneider und Stecheisen nicht hin! Außerdem von StewMac die Bohrschablone für die Mechaniken. Eine ähnliche Schablone hatte ich mir zwar schon selbst gebaut, aber das Teil von StewMac ist deutlich robuster.
Und zum Schluss den Safe-T-Planer von StewMac, und das Ding ist echt der Hammer! Damit habe ich sechs Zargen und drei Böden (Ahorn, Kirsche und Birne) in einer knappen Stunde auf Stärke gehobelt (inklusive Aufbau, Einstellung und Arbeitsbrett bauen). Mit dem Handhobel hätte ich dafür Stunden gebraucht und etliche Nerven verloren. Da man für Boden und Zargen üblicherweise härtere Hölzer verwendet, ergeben sich beim manuellen Hobeln eben Probleme. Bei der Birne habe ich es versucht und bin fast wahnsinnig geworden. Für eine Hobelmaschine oder einen Trommelschleifer habe ich in meiner Mini-Werkstatt einfach keinen Platz und der Safe-T-Planer erfüllt den gleichen Zweck. Absolute Kaufempfehlung von mir! Einfach auf Youtube suchen, dann findet man einen Haufen Videos zur Handhabung.

09_schablone.png
Mit Hilfe der Hauser-Außenform habe ich mir noch eine Plexiglas-Schablone gemacht. Das Mistding musste natürlich beim Zuschneiden im letzten Moment reißen, aber ein paar Tropfen Superkleber haben geholfen.

10_decken.png
Die zwei Fichtendecken habe ich heute Abend noch ausgeschnitten. Neue Schalllochrosetten habe ich erst bestellt, also werde ich die wohl erst nächste Woche einsetzen können. Das heißt, dass am Wochenende Zargen-Biegen angesagt ist.

Ich freu mich schon!

Gruß
Sven
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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#2

Beitrag von bea » 16.02.2017, 00:50

Dann viel Erfolg.

Warst Du eigentlich bei Papa oder Sohn Krempel?
(Beim Papa hab ich zwei Gitarren gekauft)

Ach so zur Birne: hör Dir mal Blockflöten an: Birne - Mollenhauer, eher warm. Ahorn - Moeck: schon deutlich heller. Und dann Palisander.... (Flöten aus Birne können trotzdem gut klingen!)
LG

Beate

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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#3

Beitrag von Poldi » 16.02.2017, 05:25

Das ist ja schon eine Kleinserie, viel Erfolg dabei.
Baust Du die alle nach der selben Bauform (Beleistung, etc...)?

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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#4

Beitrag von hatta » 16.02.2017, 08:26

Wow, das wird sicher ein toller bauthread, bin gespannt :)
Viel erfolg und spaß!

Hau rein ;)
Gruß
Harald

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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#5

Beitrag von gitarrenmacher » 16.02.2017, 09:12

Na da hast du ja gut aufgerüstet (clap3)
Der Safetyplaner ist wirklich ein cooles Werkzeug. Ich nehme ihn auf für allerlei Arbeiten.
Munterbleiben
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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#6

Beitrag von Hohlbauer » 16.02.2017, 09:16

Saugut! Ja da bin ich mal gespannt.- Viel Erfolg!

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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#7

Beitrag von Simon » 16.02.2017, 11:01

Hui, da bist du wohl eine Zeit damit beschäftigt!! Ich freu mich auf den Bauthread!! :D

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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#8

Beitrag von Burghard » 16.02.2017, 19:30

Guten Abend,
Das ist ja ein interessantes Projekt mit schönen Hölzern. Ich wünsch dir gutes Gelingen .
Wie die dann wohl unterschiedlich klingen, sehr spannend.
Sind die Decken und Böden schon gefügt und zusammengeleimt wenn du Sie mit dem T-Planer
auf Dicke bringst ?
Gruß Burghard

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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#9

Beitrag von Sven » 16.02.2017, 21:29

bea hat geschrieben:
16.02.2017, 00:50
Warst Du eigentlich bei Papa oder Sohn Krempel?
(Beim Papa hab ich zwei Gitarren gekauft)
Beim Senior. Ich bin schon seit über 25 Jahren bei ihm Kunde. Er wohnt ja auch hier ganz in der Nähe. Aktuell habe ich von ihm eine Konzertgitarre, ein Oktavgitarre und einen Quintbass. Alles hinreissende Instrumente. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es ihn etwas beunruhigt, dass ich jetzt nur noch Holz bei ihm kaufe. Meine erste hat er aber sehr gelobt.

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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#10

Beitrag von Sven » 16.02.2017, 21:34

Poldi hat geschrieben:
16.02.2017, 05:25
Das ist ja schon eine Kleinserie, viel Erfolg dabei.
Baust Du die alle nach der selben Bauform (Beleistung, etc...)?
Ja, ich habe vor alle nach dem selben Plan zu bauen.
Aber nicht weil ich hören will, wie sich die unterschiedlichen Hölzer auf den Klang auswirken, sondern weil ich die Handgriffe und Arbeiten mehrfauch ausführen will, um sie zu lernen und Sicherheit zu gewinnen.
Die Plantilla wird Hauser 1937. Die Bebalkung wird Ramirez, aber wahrscheinlich mit Erweiterungen, die mir der Gitarrenbauer Krempel gezeigt hat.


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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#11

Beitrag von Sven » 16.02.2017, 21:41

Burghard hat geschrieben:
16.02.2017, 19:30
Sind die Decken und Böden schon gefügt und zusammengeleimt wenn du Sie mit dem T-Planer
auf Dicke bringst ?
Ja und Nein. Den Birnenboden hatte ich schon verleimt und dann versucht ihn mit dem Handhobel auf Dicke zu hobeln, was sehr schlecht lief. Erst mit mit dem TPlaner hat das dann geklappt. Den Kirschboden habe ich erst mit dem TPlaner auf Dicke gebracht und dann verleimt. Der Palisander war schon auf Dicke und verleimt, als ich ihn gekauft habe. Und das (der/die) Ziricote war bereits dünn genug, als ich es (ihn/sie) verleimt habe.


Sven
P.S.: Ich glaube, es heißt "das" Ziricote...
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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#12

Beitrag von Simonfunk » 16.02.2017, 22:05

Hi Sven

Ich überlege gerade, mir den SaveTplaner auch zu holen.
Meine Spindel macht allerdings nur max. 2.250 U/Min - jemand Erfahrung mit der Geschwindigkeit?

Gruß
Simon

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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#13

Beitrag von bea » 16.02.2017, 22:49

Sven2 hat geschrieben:
16.02.2017, 21:29
Beim Senior. Ich bin schon seit über 25 Jahren bei ihm Kunde. Er wohnt ja auch hier ganz in der Nähe. Aktuell habe ich von ihm eine Konzertgitarre, ein Oktavgitarre und einen Quintbass.
Ich habe nur 2 Instrumente bei ihm gekauft, und das vor wenigen Jahren (obwohl ich ich schon seit Jahrzehnten von ihm weiß): eine seiner Schüler-Konzertgitarren für meinen Filius und eine sehr schöne konzertgitarrenähnlich gemachte Steelstring mit breitem Hals für mich, nachdem meine Kinder meine beiden China-Western-Klampfen abgegriffen hatten. Von ihm stammt übrigens das Perloid für den Aufbau meines Sorgenkinds.
LG

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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#14

Beitrag von Sven » 16.02.2017, 22:50

Simonfunk hat geschrieben:
16.02.2017, 22:05
Meine Spindel macht allerdings nur max. 2.250 U/Min - jemand Erfahrung mit der Geschwindigkeit?
2000 U/min ist genug. Mehr habe ich auch nicht verwendet. Als absolutes Maximum steht 3000 U/min in der Anleitung.

Sven
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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#15

Beitrag von Simonfunk » 17.02.2017, 08:48

Ok danke - ich hab ihn mal bestellt und bin gespannt.
Eine Zylinderschleifmaschine hätte mich mehr interessiert, allerdings ist mir tatsächlich der Platz ausgegangen.

Warum hast du eigentlich 2 Luftentfeuchter? Laufen die beide gleichzeitig?

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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#16

Beitrag von capricky » 17.02.2017, 09:14

Simonfunk hat geschrieben:
16.02.2017, 22:05
Hi Sven

Ich überlege gerade, mir den SaveTplaner auch zu holen.
Meine Spindel macht allerdings nur max. 2.250 U/Min - jemand Erfahrung mit der Geschwindigkeit?

Gruß
Simon
Es kommt auf die Schneidenumfangsgeschwindigkeit an und die ist bei dem SaveTplaner bei 2000 u/min wohl gleich oder größer, als bei einer Oberfräse mit 8mm Fräser und 30000 u/min (ich bin gerade zu faul, um genau zu rechnen)

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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#17

Beitrag von Simonfunk » 17.02.2017, 09:26

Du wirst lachen - ich musste beim Schreiben an deinen Beitrag denken, in dem du mir bei meinem 0,6mm Fräser das gleiche erklärt hast und war ebenso zu faul selbst zu rechnen :)

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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#18

Beitrag von capricky » 17.02.2017, 11:08

Gut, dann beende ich hiermit diese Phlegmaphase:

Bohrmaschine 2250 u/min mit saveTplaner = 8,25m/sek Schneidengeschwindigkeit

Oberfräse 30000 u/min mit 8mm Fräser = 12,5m/sek Schneidengeschwindigkeit.

In der Realität fährt man mit der Oberfräse bei diesem Fräserdurchmesser auch nicht "Vollgas", also sind die Schneidengeschwindigkeiten auf einem vergleichbarem Level.

calculaty 8)

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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#19

Beitrag von Sven » 18.02.2017, 00:22

Simonfunk hat geschrieben:
17.02.2017, 08:48
Warum hast du eigentlich 2 Luftentfeuchter? Laufen die beide gleichzeitig?
Ja, die laufen gleichzeitig. Meine Werkstatt ist ein Keller in einem Altbau. Ich hab halt nichts anderes.
Diesen Winter geht es einigermaßen. Da muss ich nur einmal die Woche Wasser ausleeren. Aber im Sommer laufen die viel. Naja, destilliertes Wasser kann man ja immer gebrauchen, z.B. zum Bügeln. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass mein Bügeleisenwasser kellergereift ist.
:-)


Sven
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Die Rosetten

#20

Beitrag von Sven » 21.02.2017, 23:59

Nun bin ich am Wochenende doch nicht dazu gekommen, die Zargen zu biegen. Aber ich habe mir die Zeit genommen zum Espen zu fahren und das noch fehlende Holz zu kaufen: Eine Decke (Sitka-Fichte), einen Halsrohling (Cedro), drei Halsklötze (auch aus Cedro) und einen Stegrohling aus Amaranth.
Außerdem kamen inzwischen auch die Schallloch-Rosetten, die ich bei Rall und bei Dictum bestellt habe.

Zuerst musste ich mich entscheiden, welche Rosette auf welche Decke sollte.
11_rosetten.png
Die Sitka-Decke ist noch komplett unbearbeitet, aber die Rosette habe ich trotzdem schon ausgesucht. Ich finde es übrigens interessant, dass die Sitka-Decken immer so leicht lachsfarben sind.

12_rosetten_ausmessen.png
Dieser einfache 360° Winkelmesser aus dem Schreibwarenladen hilft mir übrigens dabei, die Rosetten mittig um das Loch zu positionieren.
Vor dem Fräsen des Rosettengrabens, habe ich wieder das Holz mit einer Schicht Schellack geschützt, um das Ausbrechen von Spänen zu verhindern. Ich habe übrigens gar nicht erst versucht, die Umrisse der Rosette perfekt auszumessen und einzuzeichnen, sondern nur grob den Bleistift innen und außen herum gezogen. Dann habe ich mich zunächst Pi x Daumen an die innere und äußere Bleistiftmarkierung herangefräst und mich anschließend, unter ständigem Einpassen der Rosette, vorangetastet, bis die Rosette genau gepasst hat. Das ging recht flott und ich hatte die ganze Zeit das beruhigende Gefühl die Volle Kontrolle zu haben. Diese Fräslehre von StewMac ist echt klasse. Was ich jetzt noch bräuchte, wäre ein größerer Fräser, der in einem Zug eine breitere Spur ausfräst.
13_rosetten_fraesen.png
Das einzige, was mich gestört hat, ist, dass die Aluminium-Grundplatte der Fräslehre graue Schleifspuren auf der Decke hinterlassen hat. Aber das schleift sich später wieder heraus.

Dieses mal wollte ich zum ersten Mal Knochenleim verwenden und dabei meinen neuen Leimkocher einweihen.
14_knochenleim.png
Da dabei alles ziemlich flott gehen musste, gibt es jetzt nur noch ein Bild von der fertig verleimten Rosette unter Klotz und Leimzwingen.
15_rosetten_einleimen.png
Ich habe vorher den Rosettenkanal mit einem Heißluftgebläse angewärmt und anschließend recht großzügig Leim in den Kanal gepinselt. Als ich die Rosette in den Kanel drückte, musste ich erschreckt feststellen, dass sie auf der Unterseite so stark aufquoll, dass sie sich geradezu aufrollte. Ich hatte meine liebe Mühe (und nicht genug Hände) sie in den Kanal zu drücken, bis der Leim anzog. Bei der zweiten Rosette habe ich dann direkt auch von oben Leim auf die Rosette gepinselt. Die quoll dann gleichmäßig auf, und ich hatte keine Probleme mehr. Wieder was gelernt.

Da der Leim gerade heiß war, habe ich mich entschlossen gleich den ersten Halsrohling zu verleimen.
Den Rohling hatte ich vorher bereits der Länge nach aufgesägt und die Schnittflächen anschließend mit der Rauhbank abgerichtet, so wie man z.B. zwei Deckenhälften vor dem Verleimen abrichtet.
16_halsrohling.png

Durch einen Bleistiftkreis habe ich mir vorher eine Seite des Rohlings markiert.
17_halsrohling.png

Anschließend habe ich eine Hälfte um 180° gedreht, also Kopfende an Fußende.
18_halsrohling.png

So habe ich die beiden Hälften dann wieder miteinander verleimt.
19_halsrohling_verleimen.png

Wieso mache ich das? Ein großes Stück Holz, so wie der Hals kann sich verziehen, auch wenn das Holz eigentlich abgelagert ist. Dabei kann sich das Holz auch torsionsartig verziehen, also sich verdrehen. Da ich nun die eine Hälfte des Rohlings um 180° gedreht an die andere geleimt habe, gleichen sich die Verdrehungen gegenseitig aus. Der Hals ist also in sich selbst gegen torsionsartiges Verziehen gesperrt.


So, das wars für Heute
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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#21

Beitrag von gitabou » 22.02.2017, 20:26

Toller Bericht! (clap3) Danke dafür...
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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#22

Beitrag von frizzle » 23.02.2017, 20:34

Super!! Viel Erfolg!! Habe mal versucht, 2 parallel zu bauen, was ich dann entnervt aufgegeben habe ... Halte durch!
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Die Zargen

#23

Beitrag von Sven » 05.03.2017, 02:19

So. Nachdem mich eine Erkältung höchst wirkungsvoll außer Gefecht gesetzt hat (ich dachte, ich komme diesen Winter ungeschoren davon), geht es nun ein bisschen weiter.

Zunächst habe ich die noch verbliebene Sitkafichten-Decke abgerichtet und verleimt.
20_sitka_decke_verleimen.png
Dies ist auch die erste Decke, die ich mit Knochenleim verleimt habe. Obwohl mir der Leim einen Tick zu dünnflüssig erschien, finde ich das Ergebnis vertrauenerweckend. Der Leim ist glashart ausgehärtet und die Decke völlig stabil.

Dann habe ich mit dem Zargenbiegen begonnen. Zuerst war der Palisander an der Reihe.
21_zargen_palisander.png
Wie man beim Vergleich zwischen der in die Außenform eingespannten Zarge und der davor liegenden Zarge sehen kann, habe ich leider einen starken Rückfeder-Effekt. Mir ist nich ganz klar, ob ich das hätte verhindern können oder was ich falsch gemacht habe.
Zum Biegen habe ich 130°C gewählt. Wie man an den dunklen Verfärbungen und Flecken auf den Zargen sehen kann, war das offensichtlich schon zuviel. Der Palisander scheint unter Hitze auch irgendein Öl oder Harz auszuschwitzen, dass dann beim Abkühlen in einzelnen schillernden Pfützen wieder erstarrt.
Zum Abkühlen habe ich die Zargen mindestens zwei Stunden im Bender eingespannt gelassen.

Da die Palisander-Zargen nur 2mm dick sind, erwarte ich aber keine Probleme, wenn ich sie später unter Spannung verleime.

Nun kamen die Ziricote-Zargen an die Reihe.
Um kein Risiko einzugehen (immerhin war das Holz ziemlich teuer), habe ich die Zarge nach dem Wässern in Alufolie eingepackt. Eigentlich gibt es keinen Grund, das nicht immer so zu machen.
21_zargen_ziricote.png
Außerdem bin ich mit der Temperatur auf 120°C heruntergegangen.
22_zargen_ziricote.png
Gebogen habe ich sehr vorsichtig und langsam. Zunächst habe ich den Stempel für die Taille bis auf 1cm heruntergedreht. Dann habe ich den Andruckschlitten für die untere Zargenseite und schließlich für die obere Zargenseite heruntergeschoben. Erst dann habe ich den Stempel für die Taille ganz heruntergedreht.
23_zargen_ziricote.png
Nach etwa 10 Minuten habe ich die Heizung abgeschaltet.

Drei Stunden später wollte ich die Zarge aus der Presse holen. Als ich aber den Stempel hochdrehte, stellte ich fest, dass die Zarge an dieser Stelle sehr stark zurückfederte. Also habe ich den Stempel wieder heruntergedreht und die Heizung nochmal für 15 Minuten angeschaltet.
Morgen werde ich sehen, ob die Zarge die Form behält, oder nicht.


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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#24

Beitrag von gitarrenmacher » 05.03.2017, 10:17

Moin,
die Temperaturen sind zu niedrig.
Hier lesen. http://www.13thfret.com/articles/sidebending.html
Einen Umrechner findest du im Netz

Das Öl austritt ist normal, dass must du wegziiehen oder schleifen. Ich heize 10 Minuten volle Pulle, lasse dann bis auf 100° abkühlen, halte diese Temperatur ca. 30 Minuten und lasse dann die Zarge noch 3-4 Stunden im Bender.
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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#25

Beitrag von Sidonie » 06.03.2017, 12:59

Hallo,
Ich könnte mir vorstellen, daß die nicht gänzlich runtergedrückte Taille Ursache des rückfederns ist.
Durch die Spannung,die beim Biegen von Ober-Unterbug entsteht, erhöht sich der Druck in der Taille nach oben.
Beim Nachbiegen der Taille kann das Holz nicht genug nötiges Material nachziehen und es entsteht eine große
Spannung. Es gibt hier kompetentere Forumsmitglieder als mich und es würde mich interessieren, allein schon um eigene Fehler auszuschließen, ob an meiner Vermutung etwas sein könnte?
Friedrich

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