{028} [Elektrisch] - SevenStringsToHeaven

[jonneck]

Vorne hat es dann ähnlich gut geklappt:

Nach dem "Entfranseln" ist mir auf der Rückseite noch ein kleiner Höhenversatz aufgefallen - zum Glück oder besser mit Bedacht hatte ich die Oberfräse nur zur Seite gelegt und nichts ausgespannt.

Da kein Anlauflager mehr zu führen ist, kann ich jetzt alle noch erforderlichen Zargenbohrungen machen.

So leichte Spuren hat das Lager hinterlassen, das werde ich beim letzten Schliff vor dem Setzen des Bindings erntfernen.

[jonneck]

Die Brückenposition muss ich noch ermitteln, da verlasse ich mich nicht auf irgendwelche Formeln für die Tuneomatic, die meistens auf dünneren und nie und nimmer auf die siebte Saite ausgelegt sind.

Deswegen passiert das in echt mit aufgespannten Saiten.... wozu ich dann einen zumindest grob gekerbten Sattel brauche. Und damit geht es dann auch weiter.

Ich habe ein 52-52,5er Sattelmass, die beiden äußeren Saiten kommen 4mm vom Rand weg.

Damit kann man schon mal Saiten aufziehen....

Etwas runterfreilen und abrunden wollte ich den Sattel auch noch - prompt rutscht mit die Feile ab und nein - ich habe nichts abgeklebt.... wann lerne ich Depp das eigentlich mal.....

Zum Glück geht es aber nicht durch die oberste Furnierlage durch, das sollte ich noch kaschiert bekommen.

[jonneck]

Jetzt wird es spannend..... und es beantworten sich folgende Fragen:

1) Hält der Hals überhaupt?
2) Funktioniert der modifizierte Saitenhalter?
3) Habe ich irgendetwas grundsätzlich nicht bedacht?

Zu 1) Ja, er tut!
Zu 2) Nein, doppelt nicht...
Die Saitenschlitze sind zu eng für die siebte Saite - das ist schnell nachgefeilt. Aber die Querkräfte auf die Saiten sind durch die Spreizung von 5mm bei den beiden äußeren Saiten so groß, dass die aus den Kerben springen. Die müsste ich dann idiotisch tief nachfeilen..... deswegen kommt hier für den Moment ein schneller Kamm zum Einsatz, damit kann ich weitermachen....

Das sollte ich auch im Auge behalten.....

Und jetzt kommt noch zu 3)....
Ich habe noch keinen Shim unterlegt - die Brücke wird höher kommen. Jetzt war die Saitenlage aber auch schon spielbar, also nicht deutlich zu hoch.
Ich habe den Eindruck, dass ich zu wenig Druck auf den Saiten habe. Und dass das auch durch die später etwas höhere Brücke nicht viel besser wird. Das habe ich in der Planung bei der Kombination von flacher Decke, Jazz-Tailpiece und Tunomatic nicht wirklich durchdacht. Dazu dann später mehr.

Aber die Brückenposition konnte ich gut ausrichten, ich habe dann mit 3,8 durch die Hülsen durchgebohrt, mit 3,3 weitergebohrt und M4-Gewinde in die Löcher geschnitten.

Tut doch - die Bolzen kommen dann final noch etwas tiefer rein.

Was mache ich jetzt mit dem Saitenhalter? Ich hatte mir im Vorfeld schon ein wenig Edelstahl besorgt, aus dem könnte ich einen neuen "Vorsatz" für 7 Saiten machen und das Grundgestell übernehmen. Den Edelstahl bekomme ich auch einigermaßen gut poliert, dass es optisch auch passt. Wäre auch keine große Aktion.
Was mich aber mit dem Thema "Druck auf der Brücke" nicht weiterbringt, da dieser Saitenhalter ja nach dem Scharnierprinzip arbeitet.

Oder ich baue mir einen starren Saitenhalter, wie ihn vom Prinzip her die Gibson L5 hat oder auch jede Django-Gitarre.

Das Ding könnte ich im unbelasteten Zustand quasi auf der Decke aufliegen lassen und die Saiten würden es dann einfach hochziehen. Ich weiss nur nicht, ob mich das metallbearbeitungsmäßig an meine Grenzen bringen wird. Aber aus 2,5er Niroblech sollte das gehen.

Aber ich habe ja während dem Binding kleben, schleifen, beizen, ölen und polieren genug Zeit, darüber nachzudenken......

[jonneck]

Was ich nicht wusste - ich kann auch ohne schleifen denken.....

Ich mache das in zwei Stufen - zunächst mal baue ich mit ein Scharnier-Tailpiece und wenn es das später nicht tut, dann kann ich ja immer noch Blech dengeln....

Das übrige Stoptail werde ich einfach umfunktionieren - ich besorge mir 4er Rundmaterial, biege es und verwende die Blechhalterung, die schon da ist.
Ich hätte zwar noch ein originales, aber das hat nur 3 kommairgendwas Durchmesser und Zollgewinde mit extrem großen Muttern. Die sind den Saiten im Weg.

Wenn ich das mit M4er Hutmuttern mache, kann ich die Ohren des Stoptail abfräsen und es bleibt noch genug Fleisch aussen stehen, dass eine 4er Bohrung durchgeht.

Das wäre mal der Plan A.....

[Poldi]

Plan A ist doch schon nicht schlecht. Kann man so machen.

[jonneck]

Dann kommt mal der erste Schritt zu Plan A - bis auf das Rundmaterial hätte ich es soweit....

[jonneck]

Unter der Woche ist es im Moment nur Kleinkram - aber zumindest der Saitenhalter ist jetzt soweit fertig.

Am Wochenende passiert dann wieder mehr.....

[Janis]

Sehr gut!

[jonneck]

Wie schon angekündigt geht es jetzt am Wochenende doch mal deutlich weiter - heute habe ich mich dem Binding gewidmet.

Bevor ich das mit Aceton anklebe, habe ich es mit leichtem Wärmeeinsatz (Heissluftfön Stufe 1 mit Abstand) etwas vor - das macht es gerade um den Cutaway herum etwas einfacher.

Dann habe ich mich mit dem Pinsel mit Aceton drauf rundherum gearbeitet, eigentlich hat man immer eine Hand zu wenig......

Anschließend habe ich mit der Mini-Ziehklinge das Binding von oben und seitlich ziemlich weit beigearbeitet, das geht auch ganz gut, solange die Klinge schön scharf ist.....

Diese verunreinigten Stellen sind nachher beim Schleifen mit 320er Papier schnell verschwunden.

[jonneck]

Dann die Rückseite - auf dem zweiten Bild kann man gut sehen, was das Vorbiegen bringt.

Da sich hier ja eine Stoßkante ergibt, muss ich den Überstand wegnehmen, bevor ich mit dem Bindung an der anderen Seite ankomme.

Und irgendwann bin ich dann auch rum....

Nach den Beiarbeiten auch der Rückseite habe ich dann vorne nochmal diese Stelle nachkleben müssen - hat dann auch gehalten.

Dann wurde das Bindung rundum mit 320er Papier beigeschliffen - anschließend ist eine sanfte Wässerung erfolgt.
Was mich wieder ans Grübeln bringt - soll ich jetzt beizen oder nicht?

Für meinen Shim habe ich noch ein Stück Starkfurnier gefunden, den mache ich dann morgen fertig.

Zum Schluss habe ich noch diese komische Kante etwas verrundet, da musste auch eine kleine Macke kaschiert werden. Der Halsfuss bekommt seitlich auch noch einen kleinen Radius, dann sieht das halbwegs gescheit aus.....

Bis morgen!

[jonneck]

Heute werden die Bilder leider etwas augenquälend - liegt an meiner Kamera, Verwacklern und "rot mit Blitz".....

Ich habe den Shim mal soweit fertig gemacht und die Gitarre nochmal zusammengebaut, um den Halswinkel zu checken. Dabei konnte ich dann auch den Pickup mittig positionieren - also waren das die letzten vier Bohrungen, hier eher Anpiksungen.

Die Geometrie stimmt! Ich bekomme mit dem Scharnier-Tailpiece ausreichend Druck auf den Steg. Auch ohne komplett auf Kante gefeilten Sattel und angerichtete Bünde lässt sich das Instrument schon gut spielen. Das lässt auch wenig Abtrag beim Abrichten der Bünde hoffen. Das Halsprofil passt auch.

Also habe ich das ganze wieder auseinander geschraubt, die Saiten und den Hals in eine sichere Ecke gelegt und den Korpus samt E-Fach-Decke auf 400 geschliffen.

Hier kommt jetzt ein Haufen Bilder gerade von den "schlimmen" Stellen vor dem Beizen.

[jonneck]

Vor dem Beizen habe ich noch ein paar Lappen in die F-Löcher geprokelt, sonst sieht das nachher so nach Blutspritzern aus, wenn man durch das obere F-Loch guckt.

Jetzt kommen Bilder vom nassen Zustand nach dem Beizen - Augenkrebs-Gefahr!!!

Na, lebt Ihr noch?

Dann dasselbe nochmal im trockenen Zustand - in der Realität ist das doch deutlich weniger grell.

Hier ist die einzige Stelle, die Epoxy-sei-Dank keine Beize angenommen hat. Ich glaube, da greife ich vor dem Ölen einfach man zum Filzstift und hoffe das Beste.....

Ich wollte als nächstes nochmal sanft drüberschleifen und eine zweite Beizung machen - vielleicht wird das dadurch noch etwas satter.
Wie gesagt - die Bilder täuschen ziemlich.....

Soviel für heute - Feedback macht Freude.....

[MusikMaxx]

Wow schaut schon richtig gut aus .
Die Ausbesserung beim Hals ist richtig gut gelungen
Die rote Beize ist zwar nicht so mein Fall, bin aber sehr gespannt wie es fertig ausschaut .

[jonneck]

Ich sag' es nochmal - das rot ist nicht so grell wie auf den Bildern..... aber spätestens heute hat sich das mit den Schönheitspreisen für dieses Instrument wohl erledigt.

Ich hatte heute vormittag eine zweite Beizung durchgeführt und dabei ist mir aufgefallen, dass sich da im Halsbereich noch ein Riss aufgetan hat. Es sieht sogar so aus, als ob sich da regelrecht Material aufgelöst hätte - Beizen ist ja auch irgendwie Hardcore-Wässern mit Farbe.....

Ich versuche, das Ding erst mal mit stark verdünntem Fischleim zulaufen zu lassen - so von wegen Kapillarwirkung und so. Ob ich da final noch etwas Epoxy drüberschmieren muss, was dann beizuschleifen wäre, wobei ich dann wieder in die Beize reinschleife........ werden wir sehen.

Eigentlich habe ich das auch nicht anders verdient..... wenn ich schon so ein mistiges Stück Holz verarbeite.

[jonneck]

Nachdem ich gestern die hoffentlich letzte Epoxy-Flickstelle beigeschliffen hatte und dann auch noch ein bisschen Nachbeizen musste, habe ich heute die erste Schicht Öl aufgetragen. Erste Schicht deshalb, weil sich sehr sehr viel Farbpigmente lösen und das Öl doch schnell eine merkwürdige Farbe annimmt.
Dieses Öl ist ein Hartöl auf Leinölbasis, das ist nachher farblos, aber vorher weiss.....

Ist auf jeden Fall eine Riesensauerei....... dummerweise habe ich vergessen, was in die F-Loch-Fächer reinzulegen - mal sehen, wie merkwürdig das nach dem Trocknen aussieht, da ist schon viel rosa Pampe reingelaufen.....

Nach dem Abwischen sieht das schon wieder etwas ziviler aus. Das soll jetzt gut durchtrocknen, dann kommt die eigentliche Ölung mit einem Gemisch aus Tung- und Orangenöl.

Ich möchte den Korpus komplett fertig machen, das schaffe ich wohl bis zum Wochenende. Dann kommt der Hals dran.

[jonneck]

Man könnte jetzt natürlich fragen, warum ich quasi dieselben Bilder nochmal einstelle...... mache ich aber nicht.

Der Korpus hat heute seine zweite und wohl auch finale Schicht Öl bekommen, diesmal ein Tung-/Orangenöl-Gemisch. Etwas zäher und sehr viel geruchsintensiver als das Leinöl von gestern.

Was ich mit der gestrigen Vorölung erreichen wollte, konnte ich heute kontrollieren - es gab keine Abfärbungen mehr. Die gestrige Ölung hatte die losen Farbpartikel anscheinend rausgespült und das ganze dann ausreichend fixiert. Ziel erreicht.

Das vorletzte Bild ist ausnahmsweise nicht verwackelt - der Korpus war noch ein bisschen am schwingen.....

Und nochmal der Hinweis: Die Bilder geben das Rot viel greller wieder, als es ist......

[Simon]

ich bin wirklich auf die Farbe bei Sonnenlicht gespannt, ich mag ja Cherry Red auf Mahagoni (wie bei den SGs )

[jonneck]

Ich bin da mindestens genauso gespannt wie Du..... aber bei Siebensaitern sind ja vielleicht auch warnende Signalfarben angebracht.....

[penfield]

Ich finde die Farbe cool!

[jonneck]

So langsam geht es auf die Zielgerade....

Gestern gab es für den Korpus einen Orangenölschliff mit 1000er Papier - normalerweise reicht mir das, aber das Binding ist noch ein wenig milchig. Deswegen werde ich morgen wohl nochmal mit 2000er nachschleifen. Dann ist aber auch gut.

Heute habe ich dann die Bünde abgerichtet - alles, was mit Bundierung zu tun hat, zählt eher nicht zu meinen Lieblingsarbeiten.
Zunächst habe ich die Bünde mit schwarzem Filzstift angemalt und mich dann vom ersten Bund bis zum Halsende durchgearbeitet. Mit dem Resultat, dass der höhere Bund immer gleich hoch oder etwas niedriger als sein Vorgänger werden sollte, so die Theorie.....

Anschließend habe ich die Bünde verrundet und bin danach mit 1000er Schleifpapier längs über alle drübergegangen. Zum Schluss habe ich die Bünde noch mit Stahlwolle poliert. Das aber nicht in der Holzwerkstatt, da will ich keine Stahlwollepartikel rumfliegen haben.

Die Bundkanten haben dann auch noch ihren (hoffentlich) finalen Stand bekommen.

Die Sattelkerben habe ich dann auch noch mit der Klack-Methode auf die finale Tiefe gebracht - leider sind mir zwei grenzwertig tief geraten. Ich werde ja dann beim ersten Stimmen merken, ob ich doch noch zum Sekundenkleber-Knochenstaub-Pfuschgemisch greifen muss....

[jonneck]

Mit ein paar Zwischenwässerungen kam der Hals dann auch noch von 120er auf 400er Papier - dann habe ich geölt - hier direkt mit Tung-/Orangenöl-Gemisch.

Nach dem Abwischen sieht es dann so aus:

Morgen kommt dann auch hier der Ölschliff.

[jonneck]

Dann rufe ich mal den letzten Bautag aus - was danach noch kommt, läuft eher unter Optimierungen.

Zunächst hat der Hals einen 1000er Nassschliff bekommen, anschließend alle Teile nochmal einen 2000er - die Milchigkeit des Bindings ist damit auch deutlich zurückgegangen. Natürlich ginge da noch mehr, aber das darf sich auch gerne im Gebrauch blankpolieren.

Hier gibt es tatsächlich noch ein paar Einrisse, die mir jetzt erst aufgefallen sind - Esche, ich mag Dich wirklich.....

Dann stand ich vor der Frage, ob ich alles noch einen Tag das Öl etwas ausschwitzen lasse oder doch schon zusammenbaue..... dreimal dürft Ihr raten.....

Meine Lötkünste werden auch nicht besser. Auch deswegen versuche ich ausserhalb der Gitarre zu löten, was geht - die Schere liegt da nur rum....

Dann muss der Pickup rein, sonst geht es nicht weiter.....

Das Handtuch liegt jetzt zwischen Schraubstock und Gitarrenboden....

Jetzt habe ich doch noch eine Bohrung benötigt - so bekomme ich das Kabel aus dem Sichtfeld durch das F-Loch.

Buchse dran und alles ist soweit fertig. Der Klopftest über den Werkstatt-Amp bestätigt dann auch das Ergebnis.

[jonneck]

Dann kann ja der Deckel drauf, die Halspitten können rein und der vordere Gurtpin schraubt sich auch schöner ohne Hals daneben....

Korpus zur Seite, Mechaniken an den Hals dran, das bitte, ohne die kleinen Schräubchen zu vernudeln......

Ohne den Shim geht nix.....

.... und der Hals ist dran.

So, ich hatte die Löcher für die Stehbolzen der Brücke wohl etwas tief gebohrt, deswegen hatte ich gestern noch zwei Schrauben geköpft. Ist zwar jetzt nicht glänzend, aber da muss ich durch.....

Mit einer Kontermutter braucht man auch kein Spezialwerkzeug, um die Dinger fest einzuschrauben - die Brücke sitzt.

Jetzt noch den Saitenhalter samt Erdungskabel.....

... das Deckelchen für die Trussrodmutter.....

... und zwei Potiknöpfe dran.

Jetzt können die Saiten drauf.....

Beim ersten anspielen über den Werkstatt-Amp war sofort auffällig, dass sich (wie zu erwarten) extreme Resonanzen zwischen Brücke und Saitenhalter aufbauen - hier meine Standard-Methode, damit umzugehen. Nicht schön, aber es funktioniert.

Nun das letzte Bild aus der Keller-Werkstatt - anspielen kommt dann im Proberaum unterm Dach.

[jonneck]

Zu guter letzt für heute noch ein paar Bilder, die ich mit dem Handy geschossen habe, mit den schönen und nicht so schönen Details.

In die Galerie geht noch nichts, weil ich sehr wahrscheinlich noch ein Pickup-Upgrade machen werde. Was wohl ein BlingBling weniger zur Folge hat. Der Chinese, der im Moment drin ist, war eher ein Kauf nach dem Motto: Wenn ich es verbocke, waren es nur ein paar Euro....

Ach ja, die Sattelkerben waren nicht zu tief, ich muss bei den dickeren Saiten noch etwas breiter und/oder tiefer werden.

Aber jetzt mal Bilder - Baufazit kommt dann separat, Ihr seid mit Kommentaren dran.....

[thoto]

Ich muss sagen, das Rot ist seh schön geworden. Die Gitarre an sich natürlich auch! Witzig finde ich die Idee, das Kopfplatten-Shaping in der oberen Korpusform wiederzuspiegeln.