{012} [Elektrisch] Simplex

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cabriolet
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#76

Beitrag von cabriolet » 03.11.2020, 18:20

Danke!
penfield hat geschrieben:
02.11.2020, 16:33
Furnier ist da sicher schöner, sofern man überhaupt etwas davon sieht.
Da sieht man nix (und ob das helle Furnier wirklich schöner wäre (think) ?):
IMG_2802.JPG
IMG_2804.JPG


Die Bundschlitze wollten ja auch noch verfüllt werden, dazu hatte ich mir irgendwann schon Schleifmehl von dem Nuss-Holz aufgehoben. Das habe ich gründlich in die Schlitze massiert, sieht doch richtig gut aus 8) .
IMG_2808.JPG
Aber, wie zu erwarten, wird das dann mit Sekundenkleber deutlich dunkler.
IMG_2809.JPG
IMG_2810.JPG
Dass es aber so viel dunkler wird, damit hatte ich nicht gerechnet. Unsichtbar werden die Bundschlitze damit wohl nicht, auch wenn das Griffbrett ja noch geölt wird :? .
Aber Hauptsache, man fühlt da hinterher nix. Leider habe ich das Bildermachen vergessen, beigearbeitet habe ich die Sekundenkleberhubbel zuerst mit einem scharfen Beitel, dann mit 600er Schleifpapier auf einem kleinen Klotz.

Wie das nach dem Schleifen aussieht, kann man aber auf den folgenden Bildern erkennen, ich habe mich nämlich dazu entschieden, die Bünde jetzt schon abzurichten.
Da ich diesmal ja deutlich flacheren Bunddraht genommen habe als sonst, wollte ich da so wenig wegnehmen wie möglich. Deshalb habe ich nicht mit der Feile abgerichtet, sondern zuerst mal nach zu hohen Bünden gesucht. Mein "Fret-Rocker" dafür ist ein kleiner Haarwinkel. Damit komme ich zwar nur bis zum 19. Bund, dann werden die Bundabstände zu gering, aber das soll reichen.
IMG_2811.JPG
Für diejeneigen, die das Prinzip der "Fret-Rockerei" nicht kennen: Ein absolut gerades Stück Stahl liegt über drei Bünden. Lässt sich das Ding kippeln (man spürt und hört da auch wenige Hundertstel Millimeter), ist der mittlere dieser drei Bünde im Vergleich zu seinen Nachbarn zu hoch. Dabei sollte man aber immer nicht nur in der Mitte der Bünde, sondern möglichst im Bereich aller Saiten "rocken" (rocking) . Das macht man für alle (!) Bünde und kann so gezielt nur einzelne nachbearbeiten.
Eigentlich dient das Verfahren dazu, bei einer Gitarre mit Saitenscheppern die eventuell dafür verantwortlichen Bünde ausfindig zu machen; ich habe das hier sozusagen ein bisschen zweckentfremdet.

Zu hohe Bünde habe ich hier mehrere ausmachen können. Eigentlich nicht verwunderlich vor dem Abrichten (dafür richtet man ja ab, um alle Bünde gleich hoch zu machen ;) ), interessant war hier aber, dass sie nicht über ihre gesamte Länge zu hoch waren, sondern immer nur kleine Bereiche. Das hatte ich so noch nie, es könnte aber entweder daran liegen, dass der Sintoms-Draht ungleichmäßiger gefertigt ist als der sonst von mir verwendete Rockinger-Draht. Oder dass ich ihn, weil er diesmal so viel dünner ist, beim Einhämmern verdengelt habe.

Egal, die Buckel müssen weg. Als zu hoch ausgemacht habe ich den 10., 12., 14., und 19. Bund. Dabei war der 14. über die ganze Länge zu hoch, die anderen jeweils nur stellenweise. Die zu hohen Stellen habe ich mir auf dem jeweiligen Bund markiert.
Diese Bünde habe ich nun einzeln bearbeitet. Für die "Couch-Gitarre" hatte ich mir da einen kleinen Schleifklotz gebastelt, der in der Mitte einen Streifen Schleifpapier aufgeklebt hat, und jeweils daneben das gleiche Papier, jedoch mit der Schleiffläche auf das Holz geklebt. Den bewegt man dann gleichzeitig in Bunddraht-Richtung über den zu hohen Bund und gleichzeitig über die beiden benachbarten Bünde, heruntergeschliffen wird dabei nur der mittlere, zu hohe, Bund. Da ich hier aber auch verschiedene Verfahrensweisen zeigen will, habe ich diesmal aber zu einer feinen flachen Schlüsselfeile gegriffen und die markierten Bereiche ein wenig heruntergefeilt. Immer in Bund-Richtung, die Feile dabei aber etwas angewinkelt.
IMG_2813.JPG
Das muss man natürlich immer wieder mit dem Fret-Rocker kontrollieren, da hier ja kein "automatischer Stopp" wie bei meinem Schleifklötzchen vorhanden ist. So bearbeitet man den Bund immer weiter, bis nix mehr kippelt.
Danach ist der Bund aber auf der Oberseite stellenweise oder ganz abgeflacht. Da kann man dann entweder mit der Bundkronen-Verrundungsfeile ´drübergehen. Dazu den Bund mit Edding anmalen und solange verrunden, bis nur noch ein haarfeiner kaum erkennbarer Strich übrig ist. Oder man greift zu feinem Schleifpapier und verrundet mit Fingerdruck. Weil die Bünde hier sehr flach sind und meine Verrundungsfeile eher für hohe Bünde gedacht ist, habe ich hier die Schleifpapier(1000er)/Finger-Methode gewählt.
IMG_2814.JPG
Damit hatte ich alle Bünde einigermaßen auf gleicher Höhe und ich brauchte zum eigentlichen Abrichten dann keine (doch recht aggressive) Feile nehmen, sondern habe das einfach mit einem ebenen Schleifbrettchen gemacht. Da habe ich das Schleifpapier (wieder das 1000er) bewusst nicht aufgeklebt, sondern nur darumgefaltet, mit einer Zwischenlage Küchenkrepp (Nur eine Lage, nicht gefaltet). Zum Abrichten schleift (oder feilt) man ja in Richtung des Saitenverlaufs, auf Bünden mit Radius würde man dann aber fast keinen Kontakt haben, man würde nur punktuell auf allen Bünden schleifen. Mit der minimal flexiblen Küchenkrepp-Zwischenlage wird der Druck ein wenig verteilt, das Ergebnis wird gleichmäßiger und es geht schneller. Trotzdem: Mit sehr wenig Druck schleifen!
IMG_2815.JPG
Da ich die deutlich zu hohen Bünde ja vorher bearbeitet und auch verrundet hatte, gibt es jetzt nahezu keine ebenen Bundoberflächen, die noch verrundet werden müssten. Die letzten Feinheiten erledigt später das Polieren der Bünde, das mache ich aber ein anderes Mal.

Dass jetzt alle Bünde wirklich gleich hoch sind, kontrolliere ich mit einem Blick längs über das Griffbrett. Ich hab´s mal versucht, in zwei Fotos mit unterschiedlichem Fokus einzufangen:
IMG_2819.JPG
IMG_2821.JPG

Gruß
Markus

Edit hat mich gerade darauf aufmerksam gemacht, dass ich kein Bild von meinem Bundschleifbrettchen, das nur mittig schleift, gemacht habe. Wird nachgereicht.
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#77

Beitrag von penfield » 03.11.2020, 18:57

cabriolet hat geschrieben:
03.11.2020, 18:20
Danke!
penfield hat geschrieben:
02.11.2020, 16:33
Furnier ist da sicher schöner, sofern man überhaupt etwas davon sieht.
Da sieht man nix (und ob das helle Furnier wirklich schöner wäre (think) ?):
Fast alles Holz ist schöner als ein Buchen oder Fichtenholzdübel 8) ;)
Aber im Regelfall sieht man ja nichts mehr davon.
SGmaster, Peacemaster 3P90, Double neck fretless/fretted,
Quickbird, Basslownia, FrameBird, Violin Bass Bausatz, Mystery Guitar, Semmelblonden JMs, Les Paulownia. Hab ausgemistet und eine Flying V begonnen, die liegt jetzt aber auch schon länger...

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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#78

Beitrag von MattB90 » 03.11.2020, 21:01

Barbarossa hat geschrieben:
02.05.2020, 21:45
Nicht schlecht, alles von Hand. Das wäre bei mir vermutlich krumm und schief geworden^^

Was mir aufgefallen ist, ist dein Griff an der Japansäge. Was bietet der für Vorteile? Meine Japansägen haben nur diese "normalen" bambusumwickelten Stiele.
Ein Trick der dir vielleicht helfen könnte. Zeichne dir rundherum die Linie an, entlang der du Sägen möchtest. Dann fängst du mit dem Sägen an allen Ecken an und sägst vielleicht 2-3 cm tief in die Ecken rein. Dann fängst du an, aus der Ecke kommend, in einem sehr flachen Winkel entlang deiner Linie zu sägen. Nicht zu tief in das Holz rein, sondern versuchen, dass du schön entlang der Linie einen Sägekanal sägst. Wenn an allen Seiten (bei längeren Halskanteln mach ichs nur von zwei Seiten und arbeite mich dann die Halskantel entlang, bei Bodyblanks arbeite ich von allen 4 Seiten/Ecken in die Mitte hinein) die Sägekanäle sind, kannst du wieder bei den Ecken anfangen und hier tiefer rein sägen. Die Säge sollte sich nun schön in den Kanälen entlang führen und du bekommst auch bei langen und breiten Hölzern eine schöne Trennfläche. Braucht ein bisschen Übung, aber das klappt ganz gut ;)

Außer du hast ne Bandsäge, dann nimm die Bandsäge :lol:

Moment mal, ich seh gerade, dass der Post schon etwas her ist :lol: aber egal, vielleicht hilfts dir ja trotzdem :D

Und btw: sehr schöne Arbeit (clap3)
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#79

Beitrag von Poldi » 04.11.2020, 05:40

cabriolet hat geschrieben:
03.11.2020, 18:20
..... interessant war hier aber, dass sie nicht über ihre gesamte Länge zu hoch waren, sondern immer nur kleine Bereiche. Das hatte ich so noch nie, es könnte aber entweder daran liegen, dass der Sintoms-Draht ungleichmäßiger gefertigt ist als der sonst von mir verwendete Rockinger-Draht. Oder dass ich ihn, weil er diesmal so viel dünner ist, beim Einhämmern verdengelt habe.
.....
Das habe ich auch schon öfters gehabt, ich nehme aber meist den Bunddraht von Boston.
Aber mit der Fret-Rocker Methode bekommt man das ganz gut raus.

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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#80

Beitrag von cabriolet » 06.11.2020, 17:26

Hier noch, wie versprochen, Bilder von meinem Schleifklotz zum Bearbeiten einzelner Bünde: In der Mitte ein Streifen Schleifpapier, daneben jeweils ebenfalls Schleifpapier, aber falsch herum aufgeklebt.
IMG_2854.JPG
IMG_2855.JPG
Das Ding passt ab etwa Bund 10 aufwärts, darunter würde er nicht mehr auf mindestens drei Bünden gleichzeitig aufliegen. Deshalb habe ich noch einen breiteren.

Ich bin inzwischen noch ein Stück weiter, der Steg ist positioniert und "tiefergelegt". Dazu aber morgen mehr, mit einem Haufen Bilder. Heute fehlt mir einfach die Zeit, das ausführlich zu beschreiben.

Gruß Markus
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#81

Beitrag von cabriolet » 07.11.2020, 20:43

Beim Positionieren des Stegs verlasse ich mich sicherheitshalber nicht auf die vor Urzeiten auf den Body gezeichnete Mittellinie, sondern orientiere mich an den Verlängerungen der tatsächlichen Griffbrettkanten.

Dazu habe ich zuerst nach Augenmaß zwei Streifen Klebeband auf den Korpus geklebt (weil darauf die Linien besser zu erkennen sind als auf dem blanken Mahagoni), ein langes Stahllineal seitlich an´s Griffbrett gelegt und eine Verlängerung der Kante aufgezeichnet. Und das für beide Griffbrett-Seiten.
IMG_2822.JPG
IMG_2823.JPG
Dann die genaue Mensurlänge eingezeichnet. Da ich ja minimal schiefstehende Bünde habe (ich hatte sie ja im 90°-Winkel zur Griffbrettkante und nicht zur Mittelllinie gesägt), orientiere ich mich hier an der Diskantseite des Griffbretts, da ja die hohe e-Saite fast keine Kompensation benötigt und ich deshalb dort das Maß möglichst genau treffen sollte.
Außerdem messe ich nicht vom Sattel aus, weil ich dort ja das Griffbrett gekürzt habe, um später auch am Sattel zu kompensieren. Die sattelseitige Griffbrettkante liegt hier also nicht auf der theoretischen Null-Positon. Ich lege das Lineal mit der halben Mensur genau auf den 12. Bund, bei meiner 650mm-Mensur hier also auf 325mm:
IMG_2826.JPG
IMG_2827.JPG
Um den Steg dann im 90°-Winkel zur Mittellinie auszurichten, kann ich mir dann entweder mithilfe meiner beiden Griffbrett-Verlängerungslinien die neue Mittellinie suchen. Oder ganz einfach die alte Mittellinie nehmen, wenn kein allzu großer Winkelfehler vorliegt. Ich hatte hier mal nachgemessen: einen Winkelfehler habe ich hier nicht, aber der komplette Hals ist etwa einen Millimeter richtung Bass-Seite verschoben. Das macht garnix, hier geht´s ja nur um den 90°-Winkel, also kann ich die alte Mittellinie verwenden. Wer auf dem Bild genau hinschaut, sieht den Millimeter Versatz, die Mittellinie des Geodreiecks liegt auf der alten Body-Mittellinie.
IMG_2828.JPG
Jetzt habe ich also meine theoretische Mensurlinie (die aber hier zur Bass-Seite hin zunehmend nicht stimmt, der "schiefen" Bünde wegen) und kann daran den Steg positionieren.
Im Normalfall macht man das so, dass man den Reiter der hohen e-Saite (die ja am wenigsten, meist fast keine, Kompensation braucht) ganz nach vorne schraubt und den Saitenauflagepunkt genau auf die Mensurlinie legt. Das deshalb, weil eine Kompensation am Steg IMMER eine Verlängerung der Saite bedeutet. Man braucht also Einstellspielraum nur in eine Richtung, nämlich weg vom Hals. Viele Stege haben einen sehr kurzen Einstellweg, allen voran TOMs und alte Tele-Bridges, auf diese Weise kann ich ihn am besten ausnutzen.
Hier hat das verwendete ABM-Teil aber eine Besonderheit: Der Verstellweg ist besonders groß, in der vordersten Reiter-Position ist das Ganze aber extrem hässlich, u.a. durch die hinten herausragende Einstellschraube.
Hier einmal ein Reiter ganz nach vorne geschraubt, bis die Schraube fast herausfällt:
IMG_2831.JPG
Nach hinten lassen sich die Reiter bis knapp über die hintere Kante verstellen, bevor die Schraube nach innen herausfallen würde. Der gesamte Einstellweg beträgt damit fast 15mm!
Ich habe jetzt mal einige Gitarre nachgemessen, bei durchschnittlich hoher Saitenlage braucht´s an maximaler Kompensation (tiefe E-Saite) etwa 6mm, bei zusätzlicher Sattel-Kompensation und sehr niedriger Saitenlage etwa 3-4mm. Alles natürlich auch abhängig von der Saitenstärke. Da ja auch ein kompensierter Sattel kommen wird, habe ich mich hier getraut, von dem möglichen Verstellweg tatsächlich nur 6mm übrig zu lassen und das Ganze optisch gefälliger zu machen. Das heißt, ich habe den Reiter für die hohe e-Saite von der Hinterkante der Grundplatte 6mm nach vorne geschraubt und setze dessen Saitenauflage-Punkt jetzt genau auf die Mensurlinie. Das sieht dann so aus:
IMG_2832.JPG
Das Ganze liegt so aber noch arg kippelig auf dem Korpus. Nicht nur, weil der Korpus leicht gewölbt ist, sondern auch weil die Klemmschrauben der Reiter auf der Unterseite der Grundplatte herausstehen. Deshalb habe ich den Steg zuerst nur an beiden seitlichen Linien und der Mensurlinie möglichst genau ausgerichtet und nur zwei Ecken markiert, dann alle Reiter abgebaut erst danach den kompletten Umriss aufgezeichnet. Letzteres ist zwar nicht zwingend nötig, da der Steg aber beim Anzeichnen auf der Body-Wölbung doch gerne noch verrutscht, dient das der besseren Orientierung. Dann habe ich alle Bohrlöcher markiert: Die drei Löcher für die Befestigungsschrauben, die Saitendurchführungen und auch die Gewindelöcher der unten herausstehenden Klemmschrauben.
IMG_2833.JPG
IMG_2834.JPG
Die Befestigungsschrauben haben, ungewöhnlich für Holzschrauben, einen relativ dicken Kerndurchmesser und wenig Gewinde. Mit einem 3mm-Bohrer wäre mir das zu eng geworden, mit 4mm hätte ich aber Bedenken, dass die Schrauben noch Halt finden. Also musste ein Bohrer für Metall herhalten, da ich keine Zwischenngrößen als Holzbohrer parat habe. 3,5mm sollten passen.
IMG_2835.JPG
Da der Body recht dünn ist, bleiben unterhalb der Schrauben nur wenige Millimeter Holz stehen, um nicht durchzubohren habe ich dem Bohrer ein Markierungsfähnchen für die Schraubenlänge verpasst und mit dem Akkubohrer gebohrt. Unter die Ständerbohrmaschine passt der Body nicht, dazu wäre eine Maschine mit deutlich größerer Ausladung nötig als mein kleines Billig-Ding.
IMG_2836.JPG
Danach waren die Saitendurchführungen an der Reihe, zunächst aber nur die beiden äußersten. Der 3er Bohrer ist dafür etwas zu kurz, ich habe ihn deshalb nicht ganz ins Bohrfutter gespannt.
IMG_2838.JPG
Die beiden Bohrungen kommen dann auf der Body-Rückseite heraus, und natürlich ist an einer Bohrung mal wieder ein bisschen ´was weggesplittert :? .
Naja, nicht wirklich schlimm, wenn man das später nach dem Schleifen der Korpus-Rückseite noch zu sehr sieht, wird das dann mit Schleifstaub und Sekundenkleber gefüllt.
IMG_2837.JPG
Danach waren dann die weiteren vier Bohrungen an der Reihe, die aber nicht durch den Body durchgehen sollten. Die werden dann von der Rückseite fertig gebohrt, damit sie dort möglichst gleichmäßig sitzen. Da kam mir der eigentlich zu kurze Bohrer dann aber ganz recht, ich habe ihn jetzt einfach im Futter bis auf Anschlag geschoben.
Auch die Bohrungen für die überstehenden Klemmschrauben habe ich mit dem 3mm-Bohrer gemacht, da habe ich die Tiefe nach Augenmaß gemacht, die Schräubchen stehen maximal 2mm über.
Auf der Vorderseite sieht das jetzt so aus:
IMG_2840.JPG
IMG_2841.JPG
Auf der Rückseite habe ich dann die Saitendurchführungsbohrungen ausgemessen und vorgestochen
IMG_2842.JPG
und dann direkt mit einem 7er Bohrer gebohrt. 7mm deshalb, weil ich die mit dem Steg mitgelieferten Hülsen nicht verwenden will, sondern wieder mit 7mm-Unterlegscheibchen arbeite, wie schon bei der "Couch-Gitarre". Da hatte ich zwar mit 8mm gebohrt, weil ich ursprünglich Hülsen verwenden wollte. Hier mache ich die Bohrungen so klein wie möglich, dann fallen eventuelle Unterschiede in den Abständen nicht so sehr in´s Auge.
Und das ging gleich bei der ersten Bohrung (ich habe mit den vorgestochenen Bohrungen begonnen, die beiden äußeren durchgebohrten habe ich zum Schluss gemacht) im wahrsten Sinne des Wortes schief: Ich hatte mir wieder ein Tiefenmarkierungsfähnchen für 10mm Tiefe angeklebt, der Bohrer ging schön gerade hinein bis er das 3mm-Loch von der Vorderseite erreichte und schlagartig in dieses hineingezogen wurde. Ich konnte zwar rechtzeitg bremsen, so dass die Tiefe ungefähr stimmt, aber es hat den Bohrer schief gezogen, da die 3mm-Bohrung ja freihand gebohrt und damit nicht hundertprozentig mittig war. Das war mir dann eine Warnung und entsprechend vorsichtig war ich bei den anderen 3 Bohrungen. Die haben alle, trotz Hineinzieh-Effekt , problemlos funktioniert, die beiden Äußeren dann sowieso, da ich den Bohrer ja mit der Zentrierspitze im 3mm-Loch positionieren konnte. Mit zusammengerolltem Schleifleinen habe ich die Kanten der Löcher dann noch ein wenig versäubert.
Wenn man´s nicht weiss, fällt das schiefe Loch (das zweite von links im Bild) garnichmal auf, da der Eintritt ja noch einigermaßen passt und es nur nach innen hin aufgeweitet und schief ist:
IMG_2844.JPG
IMG_2845.JPG

Den Steg habe ich dann auch noch "tiefergelegt":

So sieht das vorher aus: Ebene Grundplatte auf gewölbtem Korpus.
IMG_2846.JPG
Da ich die Klebebänder mit den Markierungen blöderweise wieder entfernt hatte, musste ich mir den Umriss der Bridge neu markieren. Dazu habe ich sie jetzt an den Bohrungen ausgerichtet und als Umriss einfach Klebebandstreifen aufgeklebt.
IMG_2847.JPG
An den beiden langen Seiten habe ich dann vorgeritzt
IMG_2848.JPG
und dann eben gebeitelt.
IMG_2849.JPG
IMG_2850.JPG
Jetzt passt´s:
IMG_2851.JPG
IMG_2852.JPG
Und auch die Höhe der Bundebene, also der (nicht vorhandene) Halswinkel, stimmt.
IMG_2856.JPG
Worüber ich mir jetzt noch klar werden will: Wohin mit dem Volume-Knopf? Habe zur Visualisierung mal eben die Schlagbrett-Schablone und einen wahllos gegriffenen Humbucker ´draufgelegt.
Auf´s Schlagbrett, dann brauche ich kein E-Fach mt Deckel auf der Rückseite?
IMG_2858.JPG
Oder doch weiter hinten?
IMG_2857.JPG
Wahrscheinlich wird´s die zweite Variante, sowohl weil´s mir optisch besser gefällt, als auch weil mir weit vorne sitzende Potis immer irgendwie im Weg sind.



Gruß
Markus
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#82

Beitrag von jonneck » 08.11.2020, 10:20

Mach den Volumenknopf auf's Schlagbrett - die alternative Position ist viel zu weit hinten.

Wie kommst Du denn von Deiner Buchsenposition zum noch nicht vohandenem Hohlraum unter dem Schlagbrett?
Selbige Frage für die Saitenerdung?
Gruß

Frank

Handwerk ist Pfusch, aber gut gemachter Pfusch gereicht zur Ehre...…

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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#83

Beitrag von cabriolet » 08.11.2020, 10:39

Saitenerdung zum Pickup oder E-Fach, Buchse mit Schlangenbohrer zum E-Fach. So zumindest der Plan, also nix Ungewöhnliches ;) .
Zur Position: Ich habe bisher bei allen meinen Eigenbauten die Potis weit nach hinten gesetzt, alles was vor dem Steg ist, ist mir irgendwie immer im Weg. Und ich gehöre auch zu denen, die meistens "voll aufgerissen" spielen, das Poti also garnicht in Finger-Reichweite brauchen. Ist aber, wie so vieles, Geschmackssache.

Gruß
Markus
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#84

Beitrag von cabriolet » 08.11.2020, 18:12

Heute ist nicht viel passiert, außer dem Polieren der Bünde.

Dazu habe ich das Griffbrett und die nähere Umgebung sauber abgeklebt, das dauert blöderweise immer deutlich länger als das eigentliche Polieren :roll: .
IMG_2859.JPG
Da sich beim Abrichten und beim Bundenden abschrägen ja auch wieder leichte Kanten an den Bundenden gebildet haben, bin ich zuerst mit 1000er Schleifpapier am Finger ein paarmal längs an den Griffbrettkanten über die Bundenden gefahren.
IMG_2861.JPG
Poliert habe ich dann mit "Stahlfix" und einem festen Baumwoll-Lappen, immer in Bund-Richtung. Mit kräftigem Fingerdruck ist das in wenigen Sekunden pro Bund erledigt.
Andere Poliermittel wie z.B. "Unipol" oder die Chrompolitur von Rot-Weiss funktionieren natürlich auch, ich habe aber den Eindruck, dass es mit "Stahlfix" am schnellsten geht. Mit dem Dremel und Filzscheibe habe ich das nur einmal versucht, das gibt aber ordentlich Sauerei durch umherfliegendes Poliermittel. Deshalb bleibe ich bei Finger und Lappen, langsamer ist das auch nicht.
IMG_2862.JPG
Nach dem Entfernen des Klebebands sieht das jetzt so aus:
IMG_2865.JPG
IMG_2868.JPG
Fühlt sich ohne Saiten super an, ich hoffe mal, dass sich das dann später auch wirklich so spielt wie erwünscht. Falls ich aber nochmal die Bünde so flach auslaufen lasse, werde ich mir aber wohl das sorgfältige Verrunden im Vorfeld sparen, da ist ja wirklich (wie schon vermutet) nichts mehr von übrig. Ich denke, es reicht, vorher die scharfen Ecken zu verrunden.

Gruß
Markus
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#85

Beitrag von cabriolet » 09.11.2020, 15:49

Heute war dann die Aussparung für den Tonabnehmer an der Reihe. "Fräsung" kann ich´s ja nicht nennen, da ich auch hier mal wieder nicht fräse :lol: .

Neulich hatte ich ja mal einen gewöhnlichen Humbucker in´s Bild geworfen, und etwas in dieser Größenordnung soll es auch hier werden. Aber, wie auch für die "Couch-Gitarre" geplant, ohne Befestigungs-Ohren, das Teil soll später von der Rückseite her verschraubt werden.
Und, da mal wieder selbst gewickelt wird, eben kein gewöhnlicher Humbucker, aber dazu dann mehr, wenn ich das Teil baue.

Auch hier habe ich mir wieder auf Klebeband die Verlängerung des Halses aufgezeichnet, diesmal auch noch die tatsächliche Mittellinie neu gesucht, und die Umrisse mittels Geodreieck aufgezeichnet. Die Mitte des Pickups liegt hier übrigens 4cm von der theoretischen Mensurlinie entfernt, 1cm weniger als beim "Hohlen Ding" aus dem letzten Wettbewerb. Hier will ich klanglich ein wenig mehr in die Richtung "Alarm" gehen, ein heißer Pickup nah am Steg, ein Lautstärke-Poti, fertig.
IMG_2872.JPG
Die "Ecken" habe ich mit einem 8mm-Bohrer gebohrt, damit sie eben nicht eckig sind ;) , dazu 4mm von den jeweils beiden Kanten vorgestochen, um die Zentrierspitze genau ansetzen zu können. Außerdem auf den Außenlinien schonmal mit dem Skalpell vorgeritzt, aber nur bis an die Rundungen heran, also bis 4mm vor den Enden.
IMG_2874.JPG
Zum Bohren habe ich mir eine Tiefenmarkierung bei 20mm auf den Bohrer geklebt, unter meine Ständerbohrmaschine mit Tiefenanschlag passt das Ding ja nicht und ich musste wieder mit dem Akkubohrer ´ran.
IMG_2875.JPG
Danach dann auf einen Forstnerbohrer umgestiegen (auf die Größe habe ich garnicht geschaut, wird ein 22er oder 25er gewesen sein, beide liegen noch vom Electrosocket der Couch-Gitarre auf dem Tisch), den auch mit Tiefenmarkierungs-Fähnchen versehen, und ausgeforstnert.
IMG_2876.JPG
Danach schonmal mit Beiteln grob ausgearbeitet, dann ging das Tageslicht wieder einmal zur Neige. Deshalb will ich die Feinarbeit dann morgen machen.
IMG_2877.JPG

Einen Humbucker habe ich trotzdem schonmal hineingeworfen, und zwar kopfüber, wegen der Befestigungohren.
IMG_2878.JPG
Und jetzt fühle ich mich ein wenig wie Urs: Diese Gitarre will sich einfach nicht bauen lassen :evil:
Nach der zu tiefen Halstasche, dem falsch herum angeleimten Halsfuß-Stück jetzt eine zu große Pickup-Aussparung...
Was ist da passiert? Die Maße habe ich im Kopf (und auch vorher nochmal an einem Pickup-Rahmen nachgeprüft: 39x70mm.
Nachgemessen, und: Ich habe die Tasche 80mm lang gemacht, anstatt 70mm. Keine Ahnung warum, diesmal kann ich keinem digitalen Messschieber die Schuld in die Schuhe schieben. Also eigene Blödheit :? .
Immerhin aber symmetrisch zur Mittellinie und nicht um 10mm versetzt.

Aber das Ding hat nicht mit mir gerechnet :badgrin: , ich baue den Pickup doch selber. Auch wenn ich zuerst einen riesen Schreck bekommen und mich dann tierisch geärgert habe: Ich bin doch mit den Maßen da völlig frei, dann wird der Pickup eben ein wenig größer :lol:

Gruß
Markus
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#86

Beitrag von cabriolet » 09.11.2020, 16:58

Die Bohrung für die Saitenerdung habe ich dann noch bei Lampenlicht gemacht. Diesmal mit der Bohrwinde und nicht mit dem Akku-Ding. Das wäre nämlich einfach zu dick und damit der Winkel zu steil. Oder man hätte einen extra langen Bohrer verwenden müssen, habe aber keinen.
Als Anfang habe ich eine der schon vorhandenen Bohrungen genutzt, da lässt sich der Bohrer am saubersten ansetzen. Natürlich hätte ich auch ein extra Loch ein paar Millimeter weit senkrecht als Ansatz bohren können, weiter an der Steg-Vorderkante, um dem Bohrer den Weg ins Pickup-Fach zu verkürzen. Sollte aber auch so passen.
Den Winkel habe ich nach Augenmaß abgeschätzt, die Säge liegt als Schutz auf dem Body, damit ich mir nicht (wie bei der Couch-Gitarre) mit dem Bohrfutter das Holz vermacke.
IMG_2879.JPG
War auch dringend nötig (whistle) :
IMG_2880.JPG
Und da isser (dance a) :
IMG_2881.JPG

Die Pickup-Aussparung sieht im Lampenlicht und aus der Nähe ja gruselig aus, aber die wird ja noch feiner ausgearbeitet.

Gruß
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#87

Beitrag von jonneck » 09.11.2020, 17:41

Da wäre ich jetzt nicht drauf gekommen - warum bist Du mit der Saitenerdung nicht in das E-Fach gegangen? Durch die Potiposition "hinten" brauchst Du doch eins?

Gruß

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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#88

Beitrag von cabriolet » 10.11.2020, 09:35

Ist doch eigentlich völlig wurst, ob zum Pickup oder in´s E-Fach. Was aber, egal wo es hinkommt, ein "Fächelchen" wird, es muss ja nur ein einsames Poti ´rein.

Gruß
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#89

Beitrag von cabriolet » 11.11.2020, 18:52

Gestern war dann das E-Fach an der Reihe.

Für das Poti habe ich mich jetzt für die (schon vorher favorisierte) hintere Position entschieden.

Dazu den Potiknopf nochmal auf die Decke aufgelegt, die Position markiert, sicherheitshalber den Poti-Gewindedurchmesser gemessen, und direkt bis auf die Korpusrückseite durchgebohrt. Damit ich auch senkrecht zur gewölbten Decke bohre, habe ich mir einen Winkel zu Hilfe genommen.
IMG_2882.JPG
IMG_2883.JPG
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IMG_2886.JPG
IMG_2887.JPG
Auf der Rückseite habe ich dann das Poti in´s Bohrloch gesteckt und seinen Umriss grob aufgezeichnet. Mehr kommt in´s E-Fach ja auch nicht hinein, deshalb braucht es nicht viel größer werden als das Poti.
IMG_2888.JPG
IMG_2889.JPG
Für den Deckel will ich es mir einfach machen. Der wird rund, für die Vertiefung habe ich einen 60mm-Forstnerbohrer. Die Mitte für den Deckel habe ich mir mittels Geodreieck gesucht, so dass das Poti sicher Platz hat und auch genug Rand zur Deckelauflage übrig bleibt.
IMG_2890.JPG
Gebohrt habe ich dann auf der Ständerbohrmaschine, so große Bohrungen sind von Hand nicht möglich. Leider ist die Bohrung trotzdem nicht ganz so sauber geworden wie gewünscht, als der Bohrer gegriffen hat, hat´s den Korpus trotz Zwingen ein wenig verschoben. Das konnte ich aber mit dem Beitel nacharbeiten, jetzt wird der Deckel eben 62mm im Durchmesser ;)
IMG_2891.JPG
IMG_2893.JPG
Das eigentliche E-Fach hat sich dann völlig problemlos bohren lassen: Drei Bohrungen mit dem 25er Forstner, zwei davon nur etwa 3mm versetzt, damit das Poti auch sicher Platz hat (24mm Außendurchmesser), und eine für die Anschlüsse. Die Bohrungen noch mit dem Beitel miteinander verbunden und der Poti-Verdrehsicherungs-Gussnase auch noch ein 4mm-Löchlein spendiert (vorsichtig, dass ich nicht auf der Decke herauskommt).
IMG_2894.JPG
Dann das Poti anprobiert. Reicht noch nicht ganz, die Mutter geht noch nicht auf´s Gewinde. Also alle Bohrungen etwa 2mm nachgesetzt, jetzt passt´s:
IMG_2895.JPG
Ein direkter Kabelkanal zwischen Pickup und E-Fach wäre sich vom Winkel her nicht ausgegangen, also habe ich den weiten Weg gewählt: Von der Buchse durch´s E-Fach zum Pickup.

Dazu musste aber erstmal ein Buchsenloch her :lol: .
Dazu habe ich die Pickup-Position auf der Vorderseite ausgemessen und auf die Body-Rückseite übertragen, ein Lineal angelegt, so das es das E-Fach gerade so schneidet, und die Position für die Buchse mit Klebeband markiert.
IMG_2896.JPG
Da ich hier wieder einen Electrosocket verwenden werde, habe ich zuerst für dessen Bund mit einem 25er Forstnerbohrer etwa 2mm tief gebohrt, dann mit einem 22er auf Tiefe. Bilder dazu habe ich leider vergessen, ich hatte diesmal die Bohrmaschine auf dem Tisch festgezwungen (und den "Gashebel" mit einer Zwinge gedrückt) und den Korpus auf Unterlagen in passender Höhe bewegt. Auf gewölbten Flächen wie einer Zarge mit der Maschine in der Hand verreißt´s sonst gerne den Bohrer, sobald die erste Schneide greift.
Hier nur ein Bild vom Ergebnis:
IMG_2897.JPG
Der Kabelkanal war dann völlig problemlos: Bohrer in´s Buchsenloch, kurz angebohrt, dann den Bohrer passend unterstützt damit er auch waagerecht bohrt, das PU-Fach angepeilt, und Gas gegeben.
IMG_2898.JPG
Passt, Bohrer ist angekommen, wo er sollte. Und hat auch das E-Fach angeschnitten.
IMG_2899.JPG
IMG_2901.JPG
IMG_2902.JPG

Da jetzt alle Holzarbeiten soweit abgeschlossen sind, ging´s heute ans Schleifen, bis 600er reicht meiner Meinung nach bei so grobporigem Holz wie Mahagoni und einem Mattlack-Finish.
Bilder davon gibt´s nicht viele, kennt ja jeder ;) . Auf der Rückseite habe ich dann die schon begonnene Fase mit Schleifklötzen fertig ausgearbeitet, auf der Vorderseite sind die Kanten nur minimal verrundet.
IMG_2903.JPG
IMG_2904.JPG
IMG_2907.JPG
IMG_2906.JPG
IMG_2905.JPG
Die nächsten Tage werde ich dann mal an Reststücken testen, wie sich das matte Clou Holzsiegel bei Ballenauftrag so verhält.

Gruß
Markus
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#90

Beitrag von penfield » 12.11.2020, 11:19

schaut gut aus
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#91

Beitrag von jonneck » 12.11.2020, 19:44

Gefällt mir, wie Du arbeitest.
Gruß

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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#92

Beitrag von cabriolet » 23.11.2020, 10:13

Vor einer Woche habe ich dann mal an ein paar Reststücken vom Body und Hals mit dem seidenmatten Clou Holzsiegel herumexperimentiert. Erste Erkenntnis: Auf der Dose steht, dass man es nicht unter 15°C verarbeiten soll, bei den 12° in meinem Bastelraum zeigt sich, warum. Das Zeug ist dann so zähflüssig, dass man es garnicht vernünftig hätte streichen können. Auch nicht mit den angegebenen 10% EV-Verdünner.
Also die Heizung angeworfen, und siehe da: bei etwa 18° Raumtemperatur ist das Zeug richtig flüssig. Da ich aber eine wirklich hauchdünne Versiegelung angestrebe, die auch die Poren versiegelt (aber nicht füllt) und sich trotzdem noch möglichst "holzig" anfühlt, war mir das immer noch zu dick. Mit dem Pinsel wurde mir die Schichtdicke zu stark, mit einem Lappen kam es nicht in die Poren.
Also hab ich einfach weiter verdünnt, angekommen bin ich schließlich bei einem Verhältnis von etwa 2:1 Lack zu Verdünner.

So habe ich das dann auch bei der Gitarre verwendet, die und den Lack hatte ich dazu im Wohnzimmer gut durchwärmen lassen (damit ich den Bastelraum nicht dauerhaft heizen muss).
Jeweils nur ein paar Tropfen auf einen Microfaserlappen gegeben und damit auf das Holz aufgetragen:

Nach ein paar Minuten war das dann jeweils so weit eingezogen, dass das Holz wieder hell wurde. Ich habe dann so lange weiter aufgetragen, bis es dunkel, wie angefeuchtet, blieb.
Zunächst nur auf der Vorderseite von Body und Kopfplatte, dann die Gitarre umgedreht, am Hals konnte ich sie ja noch anfassen, und mit Klötzen in der PU-Tasche und unter´m Griffbrett unterstützt und auch die Rückseite, den Hals und die Zargen so behandelt.
IMG_2908.JPG
IMG_2911.JPG
Am nächsten Tag das gleiche Spiel nocheinmal, da alles ein wenig fleckig geworden war. Besonders an den Zargen gab es Hirnholz-Bereiche, die hatten soviel aufgesaugt, dass es dort wieder aussah wie trocken und unbehandelt.
Wieder einen Tag später brauchten die Hirnholz-Bereiche noch ein paar Tropfen Lack, dann konnte die Gitarre zum Aushärten beiseite geräumt werden. Damit war dann die Werkbank erst einmal für andere Basteleien frei. Ähmmmm jaaaa.... meinen Lötplatz sollte ich auch mal wieder aufräumen (whistle) .
IMG_2913.JPG
Laut Dose braucht das Holzsiegel etwa zwei Wochen zum kompletten Aushärten, mag aber sein, dass das in meinem nicht durchgängig beheizten Bastelraum auch länger dauert. Griffest ist es allerdings schon am nächsten Tag (wobei ich das lieber an den Teststücken als an der Gitarre probiert habe ;) )

Trotzdem habe ich mich gestern dann getraut, die Gitarre dann mal ausführlich anzufassen. Griffest ist das auf jeden Fall. Und fühlt sich auch genauso an wie ich mir das gewünscht hatte: Ich spüre da keinen Unterschied zu geöltem Holz. So sieht das jetzt aus (leider bei Lampenlicht):
IMG_2929.JPG
IMG_2930.JPG
IMG_2932.JPG
Bei genauem Hinsehen erkennt man auf dem letzten Bild sogar einen Sattel. Den habe ich gestern gemacht, das war auch der Grund, warum ich die Gitarre schon in die Hand nehmen wollte. Dazu schreibe ich aber heute abend mehr, wenn ich von der Spätschicht zurück bin.

Gruß
Markus
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#93

Beitrag von Haddock » 23.11.2020, 18:51

Hallo Markus,

der Finish schaut Top aus, mega! (clap3)

Gruss
Urs

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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#94

Beitrag von penfield » 23.11.2020, 21:32

Ja, das schaut sehr gut aus. (clap3)
Schönes Holz auch.
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#95

Beitrag von cabriolet » 23.11.2020, 23:58

Danke, mir gefällt das Holz auch richtig gut. Vor allem die Dreidimensionalität und die Bewegung, die sich in den Streifen ergibt, wenn man die Gitarre bewegt. Kommt auf den Bildern natürlich nicht so richtig ´rüber, aber man kann es erahnen, wenn man die beiden Bilder der Vorderseite vergleicht: Angefangen am linken Eck am Unterbug ist die Spitze auf einem Bild hell, auf dem anderen Bild dunkel. Und so setzt sich das fort: Die Streifen, die in einem Bild dunkel sind, sind auf dem anderen hell golden. Und umgekehrt. 8)

Nachdem gestern die chinesische Billigst-Gitte, die in einem Bild zu sehen ist, mit wieder aufgeleimtem Steg, neuen Bünden und Knochen-Sattel und -Steg die Werkbank vorübergehend wieder verlassen hat (gut spielbar ist sie zwar jetzt, aber da stehen noch ein paar andere Arbeiten an), kam dann gestern die "Simplex" wieder an die Reihe:
Ich habe den Sattel geschnitzt. Wieder einmal aus Büffelhorn, wobei ich diesmal ein nicht ganz so schwarzes Stück verwendet habe wie für das "hohle Ding aus dem Baumarkt" und die "Couch-Gitarre". Die haben ja beide ein schwarzes Finish, da musste der Sattel auch tiefschwarz sein. Hier reicht mir das grau-gestreifte Horn, wobei auch das erfahrungsgemäß nahezu schwarz wirkt, wenn es poliert ist.

Wer also auf der Suche nach dunklem Sattel- und Steg-Material ist: Büffelhorn gibt´s oft schon zu Platten mit 6-8mm Stärke gesägt als Material für Messer-Griffschalen und ist im Vergleich zu Knochen und erst recht zu so Sachen wie Tusq spottbillig. Lässt sich ähnlich bearbeiten und polieren wie Knochen (und stinkt auch fast genauso :badgrin: ), ist nur etwas splitterfreudiger.
Also zunächst von einem Reststück
IMG_2919.JPG
einen Stattel-Rohling abgesägt:
IMG_2920.JPG
Den Rohling habe ich dann an´s Griffbrett angehalten und mit einem Cuttermesser die Griffbretthöhe angeritzt. Also nicht die übliche "halbierter Bleistift"-Methode, um die Höhe der Bundoberkante zu markieren. Die Griffbrett-Ebene brauche ich hier deshalb, weil ich den Sattel ja kompensieren will. In meinem Fall möchte ich den Steg in der bekannten Zickzack-Form gestalten, damit der Absatz (oder Boden, ich hoffe ihr wisst, was ich meine) unter dem Zickzack nicht irgendwo ist, sondern das Griffbrett fortführt, brauche ich diese Linie. Die eigentliche Form habe ich dann knapp oberhalb dieser Linie entlang ausgebeitelt. Man kann das auch dremeln, ich hatte das im Vorfeld mal versucht, ist aber eine ziemlich wackelige Angelegenheit. Und mit einer Feile kommt man zumindest beim bassseitigen Teil ja garnicht hin. Zum "Wieviel" an Kompensation hatte ich ja schon ´was geschrieben, als ich das Griffbrett gekürzet hatte.
IMG_2921.JPG
Fertig ausgebeitelt sieht das dann so aus:
IMG_2922.JPG
Dann habe ich auf der Unterseite vorsichtig so viel Material weggenommen (mit der flachen Iwasaki), bis die Höhe des Zickzack-Bodens auf Griffbrett-Höhe liegt und auf der Oberseite ebenfalls Material weggeraspelt, so dass diskantseitig noch etwas mehr als 1,5mm und bassseitig 2mm Höhe über der Griffbrett-Ebene übrig bleiben. Auch an den Seiten habe ich mich dann ungefähr auf Griffbrett-Breite herangearbeitet.
An seinen Platz gelegt, sieht das dann so aus:
IMG_2923.JPG
Die endgültige Form habe ich dann mit 400er Schleifpapier gemacht, das Papier lag dazu auf der nachgiebigen Arbeitsunterlage (Isomatte), damit lassen sich schön gleichmäßig runde Formen erzeugen. Unterseite und die dem Griffbrett zugewandte Seite habe ich auf der auf dem Tisch liegenden Iwasaki vorsichtig geglättet.
Dann mit 1000er Papier feiner geschliffen, in den Zacken mit gefaltetem Papier.
IMG_2924.JPG
Die Kerben für die Saiten habe ich mit leichten Strichen mit einer kleinen Dreikant-Feile "angezeichnet", dann jeweils mit einem Feilenstrich die Kerben endgültig festgelegt und dabei minimal korrigiert. Von E zu e sind´s hier 36mm, das heisst, ich musste auf möglichst genau7,2mm anzeichnen. Kaum möglich, aber Unterschiede zwischen den Abständen erfasst das Auge dann sofort . Auf den Bildern wirkt das aus der Nähe recht grob, in Wirklichkeit sieht das aber viel filigraner aus.
IMG_2925.JPG
Die Kerben habe ich dann, ebenfalls mit der Dreikantfeile, ungefähr auf Tiefe gefeilt. Ich kenne ja meine Bund-Höhe (knapp über 1mm) und habe hier die Griffbrett-Ebene ja auch als Kante am Sattel, von dort aus kann ich messen (oder auch von der Sattel-Oberseite aus, das hohe e etwa 0.5mm tief gefeilt, das tiefe E fast 1mm, die Oberseite hatte ich ja entsprechend auf Höhe gebracht). Sicherheitshalber immer mal wieder den Sattel ans Griffbrettende gehalten und über die Bünde angepeilt. Das erkennt man besser als man denkt, ich habe jetzt alle Kerben geschätzt zwei bis drei Zehntel über Bund-Niveau, ganz genau gefeilt (und für die umwickelten Saiten der Schlitz-Grund verrundet) wird dann, wenn Saiten ´drauf sind.
Poliert habe ich mit ganz wenig Stahl-Fix auf einem Baumwoll-Lappen. Da ginge glanz-mäßig zwar noch mehr, mir reicht das aber so. Dann habe ich das Ding mit zwei winzigen Klecksen Titebond in Position geklebt, dabei zeigt sich, dass die Enden noch ein wenig überstehen. Da muss ich nochmal ´ran, das mache ich aber dann, wenn auch die Kerben feinbearbeitet werden.
IMG_2926.JPG
IMG_2928.JPG
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#96

Beitrag von porojan » 25.11.2020, 10:47

Was haltet ihr von Fretless Gitarre? Ich mag die sehr, klingt sehr gut. Habt ihr da nen Favoriten? Ich spiele schon auch seit 2 Jahren, aber nur Elektrisch zur Zeit. Von der Fretlessworld mag ich Fountainhead sehr. Der kennt seine Sache gut, hat eine klasse Spieltechnik - https://youtu.be/2V5cIx8XiZA

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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#97

Beitrag von atomicxmario » 25.11.2020, 11:24

Markus, hast du die Saitenschlitze nur mit einer Dreikantfeile geschlitzt und nicht mit Sattelfeilen?
Gruß Mario

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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#98

Beitrag von cabriolet » 25.11.2020, 11:57

Ja, das mache ich immer nur mit der Dreikantfeile. Wenn ich die Schlitze dann endgültig auf Tiefe feile, verrunde ich für die umwickelten Saiten durch leichtes Kippen der Feile und mit gefaltetem Schleifpapier.
Wenn für meinen Geschmack dann oberhalb der Saiten noch zu viel Material übrig ist (und die Dreikant-Kerbe dann natürlich unschön breit ist), nehme ich auf der Sattel-Oberseite noch ´was weg.

Gruß
Markus
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#99

Beitrag von cabriolet » 29.11.2020, 20:07

Heute war dann "Kleinkram"-Tag.

Zuerst die Saitenerdung verlegt, dazu hatte ich ein Stück Litze etwa 3cm weit abisoliert und verzinnt. Blanke Kupferlitze oxidiert schnell, dann geht eventuell der Kontakt verloren. Deshalb das Zinn.
IMG_2944.JPG
IMG_2945.JPG
Da dann einfach die Steg-Grundplatte ´draufgeschraubt, die Schrauben wie immer dazu ein wenig gewachst.
IMG_2946.JPG
Da ich mich der Einfachheit halber ja gegen String-Ferrules entschieden hatte, mussten in die Bohrungen auf der Body-Rückseite noch kleine Unterlegscheibchen (Außendurchmesser 7mm). Die habe ich einfach mit jeweils einem Tropfen Sekundenkleber eingeklebt.
IMG_2947.JPG
IMG_2948.JPG
Am anderen Ende mussten noch die Mechaniken montiert werden. Die habe ich, genau wie schon bei der Probemontage, zunächst nur mit dem Schraubhülsen von der Vorderseite aus verschraubt, nur leicht festgezogen und dann ausgerichtet. Verdrehen lassen sie sich ja in diesem Zustand noch.

Ich habe sie versuchsweise mal parallel zur Mittelachse ausgerichtet, wie ich das bisher bei allen 3+3 Kopfplatten gemacht hatte:
IMG_2950.JPG
Gefällt mir hier aber nicht, also wieder so ausgerichtet wie bei der Probemontage: Parallel zu den Kopfplattenkanten (bzw. an der geschwungenen Seite in einer Linie).
Die Löcher für die Verdrehsicherungs-Schräubchen bohre ich immer bei montierten Mechaniken, dann kann ich die Laschen gleich als "Schablone" benutzen. Etwas knifflig ist die Bohrtiefe, das Bohrfutter setzt nämlich nicht an den Laschen auf, sondern schon auf dem Zahnrad (bzw bei geschlossenen Mechaniken auf dem Gehäuse). Lässt man den Bohrer aber zu weit aus dem Futter ragen, kommt man schnell auf der Kopfplattenvorderseite wieder heraus. Deshalb halte ich die Bohrmaschine seitlich an die Kopfplatte, um die Bohrerlänge zu ermitteln:
IMG_2951.JPG
Gebohrt habe ich hier mit 1,5mm Durchmesser. Die Hipshot-Schräubchen sind etwas dicker (und zum Glück stabiler) als die meistens mitgelieferten. Bei anderen hatte ich es schon, dass sie mir bei 1mm-Bohrung abgerissen sind, bei 1,5mm aber wieder herausfielen. In dem Fall hilft aber Einkleben mit Titebond. Die Schräubchen sind ja nur Verdrehsicherung und nicht auf Zug belastet.
Auch hier das Wachs nicht vergessen. Auch bei Titebond-Einsatz, damit sie im Notfall wieder herausgehen.

Fertig verschraubt:
IMG_2952.JPG
Dann noch die Saitenreiter montiert und schonmal grob voreingestellt.
IMG_2953.JPG
Zu den Gurtknöpfen gibt´s nicht viel zu sagen, außer dass die von mir verwendeten einen ungewöhnlichen 2,5mm-Bohrer benötigen. Den hinteren Knopf habe ich außermittig angebracht, da diese Gitarre (trotz Mini-E-Fächelchen) oberhalb der Mitte deutlich mehr Material hat als unterhalb und ich so den Schwerpunkt unterhalb der Gurtknopf-Linie zu liegen bekomme. Das nimmt ein wenig an "Kippeligkeit"; zu viel an Außermittigkeit lässt die Gitarre dann aber auch unhandlich wirken. Schwer zu beschreiben, muss man halt mal ausprobieren. Ich hoffe, das gut getroffen zu haben.
IMG_2954.JPG
IMG_2955.JPG
Nochmal ein schneller Check, ob der Hals gerade geblieben ist: Passt, das Stahllineal liegt sauber auf allen Bünden, gerader geht´s nicht.
Und schon können Saiten ´drauf, damit ich schonmal einstellen und testspielen kann, auch wenn die Elektrik noch fehlt.
IMG_2956.JPG


Was soll ich sagen: Die niedrigen flach auslaufenden Bünde spielen sich genau so geschmeidig, wie ich mir das vorgestellt habe (dance a).

Aber ansonsten will der Funke noch nicht so recht überspringen... also erstmal weiteres Setup:
Zuerst die Sattelkerben: Außer der d-Saite durften alle noch ein wenig tiefer. Ich mache das immer so, dass nur wenig Luft (etwa ein Zehntel mm) über dem ersten Bund bleibt, wenn man die Saite im dritten Bund drückt. Dazu darf man aber nicht vergessen, bei frischen Saiten vorher den "Buckel" direkt am Sattel vorsichtig wegzudrücken.
Die d-Saite ist genau dort wo ich sie haben will, einen Spalt sieht man fast nicht mehr, aber zwischen Sattel und Finger gezupft ergeben sich noch sauber zwei unterschiedliche Töne, je nachdem ob ich im dritten oder zweiten Bund greife.
Alle anderen Saiten habe ich auch in ihren Sattelschlitzen "tiefergelegt", dabei die Schlitze für die umwickelten Saiten am Grund mit zusammengefaltetem Schleifpapier ein wenig verrundet. Bei gegriffenem dritten Bund bleibt jetzt jeweils noch etwa ein Zehntel Millimeter Luft zum ersten Bund.
Die Saitenlage passt schon ganz gut, ich hatte die Reiterchen bei Montage nach Augenmaß ja schon etwa 2-3mm hochgekurbelt. Tiefes E hat knapp über 1,5mm, hohes e knapp darunter im 12.Bund. Als Maß muss da ein 1,5mm dickes Plektrum herhalten. Alle anderen Saiten nach Augenmaß dem Griffbrettradius angepasst.
Die Intonation hat auch fast auf Anhieb gepasst, auf allen Saiten brauchte ich etwa einen Millimeter weniger an Kompensation als ich voreingestellt hatte.

Nevig an der ganzen Aktion ist, dass man für jeden Einstellvorgang die Saiten entspannen und danach wider neu stimmen muss, damit man keine Schräubchen beschädigt. Deshalb hat das ganze Prozedere auch fast 2 Stunden benötigt, obwohl es nur Kleinigkeiten waren.

Was jetzt noch nicht passt, ist die Halskrümmung. Auch unter Saitenzug bleibt der Hals absolut gerade, aber ich habe auch nur 9-42er Saiten ´drauf. Da ich den Sattel aber so tief wie möglich gefeilt habe, klirrt´s jetzt minimal zwischen Sattel und Greifhand. Ein wenig "Relief" brauche ich also, mal sehen, ob der Hals noch von selber nachgibt (eventuell mit einem 10er Saitensatz), notfalls muss ich mit dem Trussrod nachhelfen (der ist übrigens tatsächlich locker, das wenige Spiel in den Gewinden ist ohne Belastung deutlich spürbar).

Ein wenig noch zum Thema "Relief" und Sattelhöhe:

Theoretisch gibt´s da zwei Extreme:
-Erstens ein absolut ebenes Griffbrett. Greift man jetzt irgendwo, schlagen die Saiten auf allen Bünden zwischen Sattel und Greifhand auf, wenn die Sattelkerben auch auf Bundhöhe liegen. Also darf man in diesem Fall den Sattel nicht so tief kerben.
-Zweitens einen Sattel, bei dem die Kerben bis auf Bundniveau heruntergefeilt sind. Ist dann das Griffbrett absolut eben, haben wir wieder die Situation, dass beim Greifen die Saiten zwischen Sattel und Greifhand auf den Bünden aufschlagen. In diesem Fall braucht der Hals ein wenig "Relief", muss sich also ein wenig nach vorne krümmen.

Beides hat Vor- und Nachteile, und beide Varianten haben dementsprechend ihre Befürworter und Gegner ;):
-Das gerade Griffbrett ermöglicht eine schön niedrige Saitenlage, da ja in Richtung der hohen Bünde keine "Sprungschanze" kommt, die ein Saitenscheppern erzeugen könnte. Dafür liegen die Saiten aber in den niedrigen Bünden durch den hohen Sattel bedingt recht hoch, erfordern dementsprechend dort einen erhöhten Kraftaufwand (vor allem spürbar beim berüchtigten Barree-F) und dadurch auch mehr Kompensation, falls man den Steg denn kompensiert.
-Die niedrigen Sattelkerben ermöglichen einen schön geringen Kraftaufwand in niedrigen Lagen, will man aber in hohen Lagen auch eine niedrige Saitenlage erreichen, kommt einem dann das Griffbrettende scheppernd in die Quere.

Ich für mich persönlich versuche dann immer einen Kompromiss aus beidem: Ein wenig Relief, und ein wenig Sattelhöhe über Bundniveau.
Um eben möglichst einfach Spielbarkeit in tiefen Lagen mit möglichst niedriger Saitenlage auch in hohen Lagen zu kombinieren. Also leichtes Spiel über das gesamte Griffbrett zu erreichen.
Aber was heißt "wenig"? Ich greife dazu im letzten Bund und messe im Bereich 7. oder 8. Bund den Abstand Bund zur Saite. Vorausgesetzt die Bünde sind wirklich sauber abgerichtet, reichen dort 2-3 Zehntel Millimeter, damit alles schepperfrei ist. Natürlich wie immer auch abhängig von der eigenen Spielweise und auch Stimmung und Saitenstärke. Das ist mein persönlicher Richtwert, egal nach welcher der obigen beiden Varianten oder einem Kompromiss aus beiden.

Blöd ist´s dann halt bei der vorliegenden Gitarre: Der Sattel ist schon recht tief, das Griffbrett aber absolut gerade.
Jetzt hoffe ich erstmal, dass der Hals noch ein bisschen "kommt", im Notfall muss dann der Trussrod helfen. Gut, dass ich einen Zwei-Wege-Stab verbaut habe 8) .

Gruß
Markus
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

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Beitrag von ugrosche » 29.11.2020, 20:28

Schicke Bridge, so etwas hätte ich bei meinem Projekt auch brauchen können. :D
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