{012} [Elektrisch] Simplex

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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#26

Beitrag von Yiti » 02.05.2020, 22:14

Ausgangspunkt für diese Gitarre waren also die "Brettgitarren" Telecaster und Les Paul Junior. Beide Singlecut. Ohne Schnickschnack, ohne .........
Hallo Markus,
die Korpusform deiner "Simplex" und ihre Entstehung finde ich sehr interessant. Auch deine manuellen Arbeitsmethoden sind mir sehr sympathisch.
Noch eine Frage: Welche Mensurlänge bekommt die Gitarre?

Gruß Jan
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#27

Beitrag von Barbarossa » 02.05.2020, 22:18

cabriolet hat geschrieben:
02.05.2020, 22:02
Gute Frage... (think)

Das ist ganz einfach der Standardgriff, den verschiedene Baumarktsägen haben (diese hier ist vom Bauhaus, gibt´s aber auch baugleich bei Globus/hela). Ich finde den Griff praktisch, wenn man nur mit einer Hand sägt; für beidhändiges Sägen ist wohl dein gerader Griff/Stiel besser.
Und eine Ryoba, die ja auf beiden Seiten Zähne hat, ginge mit diesem gebogenen Griff natürlich nicht. Die hat dann auch im Baumarkt einen geraden Stiel.
Oh okay :) dann muss ich wohl mal im Baumarkt vorbeischauen und das mal ausprobieren.

Danke dir
Cheers,
Tobi

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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#28

Beitrag von cabriolet » 02.05.2020, 22:31

Yiti hat geschrieben:
02.05.2020, 22:14
Noch eine Frage: Welche Mensurlänge bekommt die Gitarre?

Gruß Jan
650mm. Das ist sozusagen meine "Standardmensur". Falls du sie in dein Koordinatensystem packen willst, kann ich dir gerne den Entwurf fotokopieren und zuschicken (Scanner habe ich leider keinen, und ob das mit der Kamera parallaxefrei gelingt, wage ich zu bezweifeln).
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#29

Beitrag von Yiti » 03.05.2020, 13:52

.... Falls du sie in dein Koordinatensystem packen willst, kann ich dir gerne den Entwurf fotokopieren und zuschicken
(clap3) Ja :!: Natürlich, gerne ;)

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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#30

Beitrag von cabriolet » 03.05.2020, 14:46

Ein wenig abweichend vom "Simplex"-Gedanken habe ich dem Bodyblank eine Tonnenwölbung verpasst, die Gitarre wird also kein vollständig flaches Brett.
Obwohl eigentlich auch das ganz simpel war: Einfach nach Augenmaß immer nur in Längsrichtung hobeln, dabei von außen nach innen arbeiten und natürlich außen öfter/mehr wegnehmen. Einen vorgegebenen Radius hatte ich nicht, ich habe gehobelt, bis mir das Ergebnis gefallen hat. Dabei habe ich ganz bewusst die dickeste Stelle unterhalb der Mittellinie gelassen, damit der Korpus später oben dünner ist als unten.

Angefangen hatte ich schon gestern abend, das war der Stand nach etwa einer Stunde:
IMG_2318.JPG
IMG_2319.JPG
Heute vormittag war das dann bei Tageslicht besser zu sehen, der später untere Teil des Korpus ist noch nahezu plan, da ich wegen der Zwingen dort icht hobeln konnte.
IMG_2320.JPG
Dann habe ich umgespannt und den verbliebenen Bereich auch noch gehobelt, eine weitere Stunde später war das dann soweit fertig. Die dickste Stelle misst noch immer etwa 37mm, an der oberen Kante sind´s nur 20mm und an der unteren 27mm.
Verwendet hatte ich für´s Grobe den 4er Kunz, später kam dann der kleine Einhandhobel zum Einsatz.
IMG_2321.JPG
IMG_2322.JPG
Dass die Wölbung tatsächlich nur quer und nicht längs zur Mittellinie liegt, lässt sich mit einer aufgelegten Wasserwaage recht gut zeigen:
IMG_2323.JPG
IMG_2324.JPG
Gewogen habe ich auch nochmal, deutlich über 300 Gramm Mahagoni liegen jetzt also in Form von Hobelspänen neben dem Korpusrohling und unter dem Tisch.
IMG_2326.JPG
IMG_2325.JPG
Jetzt ist also erstmal Aufräumen und Saubermachen angesagt, später dann Hobel schärfen, die fingen gegen Ende der Aktion nämlich an zu rupfen.

Gruß
Markus
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#31

Beitrag von ugrosche » 03.05.2020, 14:54

Yippie! (dance a)
Ich finde geshapte Gitarren interessanter als platte. Die Wölbung in nur eine Richtung finde ich konsequent bei der Korpuskontur.
Für die Halstaschenfräsung finde ich es güntiger, die vor dem Shaping der Unterseite zu machen, wegen der Einspannmöglichkeiten. Aber ich bin sicher, das bekommst Du auch mit gewölbtem Boden hin. :D
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#32

Beitrag von Barbarossa » 03.05.2020, 14:58

Sehr beruhigend zu sehen, dass sowas auch ohne kompliziertes Anzeichnen oder Hilfsvorrichtungen klappt :)

Sieht sehr gut aus (clap3)
Cheers,
Tobi

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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#33

Beitrag von cabriolet » 03.05.2020, 15:20

ugrosche hat geschrieben:
03.05.2020, 14:54
Für die Halstaschenfräsung finde ich es güntiger, die vor dem Shaping der Unterseite zu machen, wegen der Einspannmöglichkeiten. Aber ich bin sicher, das bekommst Du auch mit gewölbtem Boden hin. :D
Nee, der Boden bleibt flach. Und gefräst wird wahrscheinlich auch nicht, sondern mit Forstnerbohrer und Beiteln gearbeitet. Aber auch bei gewölbtem Boden gäbe es Tricks, z.B. Keilchen mit Heißkleber unterkleben (lässt sich mit Aceton problemlos wieder lösen), damit alles kippelfrei auf der Arbeitsfläche liegt.
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#34

Beitrag von cabriolet » 23.05.2020, 13:44

Jetzt habe ich tatsächlich drei Wochen hier nix mehr geschrieben :shock: . Der Grund: Eigentlich wollte ich ja noch mehr Theorie zur Konstruktion einer Gitarre liefern, bedingt durch Stress auf der Arbeit (immer wieder ins Leere laufende Diskussionen mit neuen Vorgesetzten und auswärtigen "Beratern") war und bin ich aber zur Zeit ziemlich "erklär-faul" und musste mich dann einfach körperlich abreagieren. Deshalb habe ich auch schon deutliche Baufortschritte gemacht, sie hier aber nicht dokumentiert, weil ich ja erst die Theorie liefern wollte... (whistle)

Heute habe ich den Entschluss gefasst, dass die Theorie nun einfach warten muss, und dass ich erst einmal die Dokumentation der Praxis nachhole.
Einmal abgesehen von der gehobelten Tonnenwölbung hatte ich ja nun einen Haufen Holz vor mir liegen, wie man ihn gewöhnlich hat zu einem Baustart. Nämlich einen Bodyblank, einen Halsrohling und einen Griffbrettrohling.

Aus dem Bodyblank habe ich dann sozusagen den Body "befreit". Was ja schon mit der Tonnenwölbung angefangen hatte. Als nächstes habe ich dann einfach den Umriss meines "Pappkameraden" auf den Korpusrohling übertragen. Dazu hatte ich auf dem Rohling die spätere Mittellinie aufgezeichnet, da ich ja hier einen Dreiteiler und deshalb keine Leimfuge in der Mitte zur Orientierung habe. Daran die Pappschablone ausgerichtet und einfach mit einem dunklen Buntstift herumgefahren. Bleistift ist auf dem Mahagoni schlecht zu erkennen, der Buntstift geht deutlich besser.
IMG_2327.JPG
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Und ja, ich habe das auf der gewölbten Seite gemacht. Das gibt zwar Verzerrungen, die sind aber so gering (im Zehntelmillimeter-Bereich), dass da sogar die Strichbreite größer ist. Fällt also nicht wirklich ins Gewicht.

Hätte ich jetzt eine Bandsäge, wäre das die einfachste Möglichkeit, mit etwas Übermaß den Korpus auszusägen. Stichsäge ginge natürlich auch, wenn man das von der gewölbten Seite aus macht, muss man allerdings berücksichtigen, dass man mehr Abstand von der Linie hält, da das Sägeblatt ja nicht im rechten Winkel läuft und die Zargen dadurch schräg sind. Sowohl für Bandsäge als auch für die Stichsäge setzt man am besten Hilfsbohrungen in engen Radien wie z.B. den Cutaways. Bei meiner Body-Form ist das allerdings nicht nötig.
Ich habe aber wieder einmal zu rein handbetriebenen Werzeugen gegriffen: Mit der Japansäge wird das zwar etwas eckiger, man muss sich einfach nach und nach an die Korpus-Kontur "heranknabbern". An Innenkontouren sind dazu dann Hilfsschnitte nötig, damit man sich dort auch nah an den Umriss heranarbeiten kann.
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Ein Grund, warum ich bei solchen Arbeiten sehr ungern die Stichsäge nehme: Die zieht ja beim Sägen das Blatt nach oben, was gerne zu Ausrissen und Absplitterungen führt, die dann hier auf der Sichtseite liegen.
Die Japansäge arbeitet auch auf Zug, zwar feiner als die Stichsäge, aber deshalb hatte ich hier auch ein weggesplittertes Stückchen. Das habe ich aber sofort bemerkt und das Stück deshalb auch wiedergefunden und mit Sekundenkleber wieder eingeklebt. Bei später zu beizenden Flächen wäre da Knochenleim/Gelatine besser geeignet, hier ist´s aber egal.
IMG_2333.JPG
Fertig "ausgeknabbert" sieht das dann so aus:
IMG_2334.JPG
IMG_2335.JPG
Und wieder sind etwa 900g vom Holzstapel weg :lol:

Jetzt kommt der Punkt, wo wohl die Meisten zur Oberfräse greifen möchten. Dazu braucht man aber eine Schablone, und die in der geforderten Genauigkeit herzustellen ist mMn genauso viel Aufwand, wie den Korpus direkt auszuarbeiten. Denn auch eine Schablone muss ja zunächst ausgesägt, dann auf Maß geraspelt/gefeilt und geschliffen werden. Und auch den damit gefrästen Korpus muss ich dann noch feinbearbeiten.
Wenn ich den gleichen Korpusumriss mehrmals fertigen will, macht so eine Schablone schon Sinn, das hier wird aber ein Einzelstück.
Also habe ich ganz einfach zu meinen Iwasakis gegriffen. Zuerst auf Ober- und Unterseite Fasen angebracht, damit mir das Holz dort nicht wegsplittert. Oben kann man da schon recht nah bis an den angezeichneten Umriss herangehen, da ich auf der Unterseite aber nicht angezeichnet habe, lasse ich die Fase da sicherheitshalber erstmal deutlich geringer und muss sie dann eben rechtzeitig vergrößern.
IMG_2337.JPG
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Mit den Iwasakis habe ich mich dann einfach immer weiter bis an den Korpusumriss herangearbeitet, und dabei immer wieder die Rechtwinkligkeit zur (flachen) Korpusrückseite kontrolliert.
IMG_2339.JPG
Je näher man seinem Ziel kommt, desto schwieriger wird die Sache mit den Sicherheits-Fasen. Zumindest wenn man absolut scharfe Kanten erreichen will. Deshalb mache ich das gegen Ende mit einem kleinen Schleifklotz und nicht mehr mit der Iwasaki. Und was passiert, wenn man die Fase nicht rechtzeitig nacharbeitet, kann man hier gut sehen:
IMG_2340.JPG
Aber auch das habe ich mit einem Tropfen Sekundenkleber wieder behoben.
IMG_2341.JPG
Feinarbeit an den Zargen, auch zum Beseitigen der Iwasaki-Spuren, erfolgt dann später noch mit Ziehklingen und Schleifpapier. Zuerst war aber die Korpus-Oberseite an der Reihe, da waren nämlich noch deutliche Mini-Ausrisse und Rupfer vom Hobeln zu sehen.
IMG_2343.JPG
Auch das erledige ich hauptsächlich mit der Ziehklinge, hier im Bild das einfache Baumarkt-Teil mit 0,8mm Dicke. Wenn ich die Mischung aus Spänchen und Staub so sehe, muss ich mal wieder nachschärfen (whistle) .
IMG_2344.JPG
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Bevor jemand fragt: Ich schärfe immer nur eine Kante, und auch immer nur zu einer Fläche hin, habe also nur eine Schneide. Das verringert die Verletzungsgefahr deutlich, trotzdem habe ich hier die übrigen Kanten mit Kreppband umklebt, weil das meine erste Ziehklinge war und ich damals zu faul war, alles sorgfältig zu verrunden. Wie das eben so ist, Provisorien leben nun mal am längsten ;) .
Das ist nun der aktuelle Stand und damit bin ich im "Hier und Jetzt" angekommen. Und muss mir jetzt erstmal was zu Essen basteln.

Gruß
Markus
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#35

Beitrag von Janis » 23.05.2020, 15:09

Guten Appetit ;) Sehr schön, dass du alle mit der Hand machst und danke für die detaillierte Beschreibung!
Viele Grüße,
Jan

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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#36

Beitrag von Haddock » 23.05.2020, 16:46

Hallo Markus,

schöner Bauthread, weiter so!

Gruss
Urs

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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#37

Beitrag von cabriolet » 12.06.2020, 21:34

Heute habe ich mir dann mal ein bisschen Zeit freigeschaufelt und ein wenig an der "Simplex" weitergebaut.

Zuerst einmal den Halsrohling auf beiden Seiten von der Lasur befreit und im Bereich der späteren Kopfplatte eben gehobelt. Bevor jetzt die ersten Fragezeichen auftauchen, weil das doch Blödsinn ist: Ich mag keine zurückversetzten Kopfplatten, also wird geschäftet. Aber nicht auf die konventionelle Methode.
IMG_2400.JPG
Dazu gleich mehr. Ich brauche hier jedenfalls eine absolut ebene Fläche, sowohl längs als auch quer: Also erst so genau wie möglich gehobelt und dann mit der Ziehklinge nachgearbeitet. So geht´s noch nicht:
IMG_2401.JPG
Aber so ist´s gut:
IMG_2402.JPG
Das Gleiche dann auch noch auf der Rückseite, auch da brauche ich eine absolut ebene Fläche. "Was zum Teufel macht der Markus denn da für einen Blödsinn???" Ok, da sind sie, die Fragezeichen :lol: .
Ich schäfte nach der Methode für DUMMIES, und das nicht zum ersten mal, anscheinend lerne ich nicht dazu (whistle) :lol: ! Ich weiss nicht mehr wo ich das zuerst gesehen habe, es war jedenfalls jemand, der nicht wusste, wie man es "richtig" macht. Und so ganz dumm ist die Idee eigentlich garnicht...
Hier erstmal die beiden üblichen Varianten, bei beiden ergibt sich ein geänderter Faserrichtungsverlauf, was die Bruchgefahr ein wenig verringert. Beide erfordern jedoch eine der planen Flächen auf einer Schräge, die recht kurz und demensprechend schwierig zu bearbeiten ist.
Die zweite Methode hat dann auch noch (je nach Dicke des Kantels und Winkel der Kopfplatte) eine Leimnaht auf der Kopfplattenvorderseite, so dass dann meistens noch ein Kopfplattenfurnier ´drauf kommt.
IMG_2412.JPG
Und das hier ist die "Dummie"-Schäftung, bzw. eigentlich sind´s auch zwei leicht unterschiedliche Varianten: Hier wird sozusagen ein dicker Halskantel für einen einteiligen Hals simuliert, die Faserrichtung läuft durch. Dadurch bleibt zwar die Bruchgefahr einteiliger Hälse bestehen, aber für mein Empfinden ist die Bearbeitung deutlich einfacher.
IMG_2413.JPG
Die vom Kantel abgesägten Stücke werden hier nicht gedreht, sondern einfach unten wieder angeleimt. Bei dünnen Kanteln (oberes Beispiel) muss man dann je nach Halswinkel noch ein zweites Stück absägen und auch unten anleimen, außerdem bleibt auch hier (mindestens) eine sichtbare Leimnaht auf der Kopfplattenvorderseite. Bei meiner "Couch-Gitarre" ist das so:
IMG_1898.JPG
Hier habe ich aber für die "Simplex" einen Kantel mit 27mm Dicke, bei einem nicht allzu großen Kopfplattenwinkel bekomme ich die Leimnnaht aus der Vorderseite heraus, außerdem reicht mir ein einziger Sägeschnitt (unteres Beispiel). Bei eigentlich zu kurzen Halskanteln lässt sich auch noch zusätzliche Länge schinden, indem man den Keil einfach verschiebt; die Grenze ist erst dort erreicht, wo die Kopfplatte dann zu dünn werden würde, die Leimnaht ist dann aber wieder auf der Kopfplattenvorderseite.

Meine Kopfplatte wird etwa 15cm lang, was bei dem 27mm dicken Kantel theoretisch geradeso für einen 10°-Winkel reichen würde. Da ist aber die Breite des Sägeschnittes noch nicht berücksichtigt, ebenswenig späteres Hobeln oder Schleifen.
Aufgezeichnet habe ich es trotzdem mal, mit etwa einem cm Sicherheitsabstand zur ziemlich zerfetzten Stirnseite. Da müsste der Sägeschnitt schon absolut perfekt werden, damit das so aufgeht, also lieber den Winkel auf etwa 8,5° reduziert:
IMG_2403.JPG
IMG_2404.JPG
Auch hier säge ich wieder von Hand, dazu habe ich erstmal mit der kleinen Säge eine Führung für die "wabbelige" große Säge ohne Rücken gesägt, soweit es die Säge zuließ. Und zwar direkt neben der angezeichneten Linie, um ein wenig Sicherheitsabstand zu haben. Dann auf die große Säge umgestiegen, das sieht zwar so aus, als ob ich völlig daneben liege, aber das kommt einfach durch die Sägeblatt-Dicke zustande.
IMG_2405.JPG
IMG_2406.JPG
So sieht das dann aus, wenn der Keil abgesägt ist:
IMG_2407.JPG
Ein Schraubenloch ist auch noch im Weg (ha, das meinte ich wohl mit "eigentlich zu kurzem Halskantel" ;) ), das kann ich aber wie gesagt durch Verschieben des Keils aus dem Weg schieben.
IMG_2408.JPG
Dann habe ich das Verleim-Szenario mal trocken aufgebaut: An den Enden einfach Stoppklötze auf die Arbeitsplatte gezwungen, damit sich die zu verleimenden Teile nicht gegeneinander verschieben können.
IMG_2409.JPG
Dann gründlich mit Bremsenreiniger entfettet (ich wachse Hobel und Säge ja immer), Leim ´drauf und eine Menge Zwingen gesetzt. So darf das jetzt bis morgen bleiben.
IMG_2410.JPG
IMG_2411.JPG
Als Unterlage habe ich hier allerdings wieder Frischhaltefolie benutzt. Das Paketklebeband, das ich beim Body benutzt habe, war zwar ein guter Tipp, ich hätte es aber nicht auf der Tischplatte vergessen dürfen. Nach einer Woche wollte es nämlich nicht mehr herunter, die Klebeschicht blieb auf dem Tisch und nicht am Klebeband. Da hat nur massiver Bremsenreniger-Einsatz geholfen, den Tisch wieder sauber zu bekommen.

Gruß
Markus
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#38

Beitrag von cabriolet » 13.06.2020, 20:15

Und noch ein wenig weiter:

Die Kopfplatten-Vorderseite hatte ja noch die Spuren von der gestrigen Sägeaktion. Die beseitige ich mit dem Hobel, dabei arbeite ich mich bis zur markierten Position vor, an der die Kopfplatte abknickt.
IMG_2433.JPG
IMG_2434.JPG
Dann die spätere Mittellinie aufgezeichnet, daran die Papp-Schablonen ausgerichtet und die Umrisse von Kopfplatte und Hals aufgetragen.
IMG_2435.JPG
Und wieder kommt die Japan-Säge zum Einsatz. Bei dem schwül-heißen Wetter heute wäre eine Bandsäge wohl eher Mittel der Wahl, ich habe aber nunmal keine ;) . Also ist Schwitzen und viiiiel Trinken angesagt.
IMG_2436.JPG
Und, nach etwa einer halben Stunde: Geschafft!
So sieht der mit ordentlich Sicherheitsabstand ausgesägte Hals jetzt aus:
IMG_2438.JPG
Und, was ich ja gerne mal mache: Der Zwischenstand, was das Gewicht angeht. Alle Holzteile auf die Waage geworfen, wieder ist über ein halbes Kilo Holz weg. Spätestens jetzt rückt die 3kg-Marke für die fertige Gitarre in greifbare Nähe (dance a) .
IMG_2439.JPG

Gruß
Markus
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#39

Beitrag von cabriolet » 15.09.2020, 11:11

:shock: Drei Monate später passiert dann hier auch mal wieder ´was...

Nachdem ich die "Couch-Gitarre" mit Ausnahme der Elektrik ja jetzt fertig habe und sie somit erstmal aus dem Weg ist, kann ich hier auch mal weitermachen, ohne immer irgendwas von hier nach da und wieder zurück räumen zu müssen.

Der Hals hatte ja schon grob seine Form bekommen, was noch fehlt, ist die Nut für den Spannstab.
Auch wenn zum "Simplex"-Thema wohl die simpelste Spannstab-Form, ein einfacher und einfach wirkender Kompressionsstab am besten gepasst hätte, habe ich mich hier wieder einmal für einen in beide Richtungen wirkenden Doppelstab entschieden. Auch wenn ich bisher noch keinen Hals mit Backbow mittels Halsstab nach vorne korrigieren musste: Sicher ist sicher.

Dafür ist dann aber die 6mm breite und 9mm tiefe gerade Nut einfacher herzustellen als die für den Einfachstab nötige gewölbte (also doch wieder "Simplex"-Prinzip :lol: ). Zumindest wenn man die Nut fräsen oder auf der Kreissäge sägen möchte. Vor der Kreissägen-Methode möchte ich hier allerdings warnen, da das ja nur ohne jegliche Sicherheitsvorrichtungen an der Säge funktioniert und der Hals damit zum gefährlichen Geschoss werden kann! Wer das unbedingt mit der Kreissäge machen will, sollte dann unbedingt mit Schiebestöcken arbeiten und seitlich neben der Säge stehen!
Sowohl zur Sägen- als auch zur Fräs-Methode wäre natürlich mindestens noch eine parallele Seite am Hals-Kantel erforderlich, oder man müsste sich eine entsprechende Einspann-Vorrichtung bauen.
Mein Hals hat aber schon grob seinen Umriss erhalten, parallele Kanten gibt´s hier nicht. Und, das kennt ihr ja schon von mir, den Lärm und Dreck, den Fräse oder Kreissäge erzeugen, mag ich nicht (beides hätte ich aber). Also wieder mal alles von Hand ;) .

Dazu kommt mir sehr gelegen, dass ich einen Beitel in 6mm Breite habe und der Kanal für den gewählten Stab 6mm breit sein muss.

Also zuerst mal den Stab auf den Hals aufgelegt, um seine Position zu bestimmen. Da so ein Hals ja Richtung Halsfuß immer breiter und auch ein wenig dicker wird, ist er dort auch stabiler. Das heißt (wenn nicht irgendwo Defekte vorliegen), dass die Halskrümmung unter Saitenzug in Richtung Kopfplatte immer stärker wird, dadurch macht es Sinn, den Stab so weit wie möglich in Richtung Kopfplatte zu schieben. "So weit wie möglich" heißt in diesem Fall: Mit dem Einstell-Sechskant bis an den Sattel. Weil ich bei dieser Gitarre kein Trussrod-Cover möchte und der Kanal somit offen bleibt, und ich es nicht mag, wenn dann die Einstellschraube auf den ersten Blick sichtbar ist oder gar herausschaut.
IMG_2576.jpg
Das Halsfuß-seitige Ende habe ich dann markiert, zuerst mit einem Buntstiftstrich, dann mit einer kleinen Kerbe mit dem 6mm-Beitel.
IMG_2577.JPG
IMG_2578.JPG
Kopfplattenseitig habe ich auch eine solche Kerbe im Bereich des Sattels gesetzt, was mir das Markieren der Nutbreite vereinfacht, da ich dann nicht genau messen und mit Stift anzeichnen muss, sondern einfach ein Stahllineal an den Seiten der Kerben anlegen kann und mit einem Cuttermesser anritze.
IMG_2579.JPG
IMG_2580.JPG
Ritzen muss ich sowieso, damit beim Beiteln nicht alles wegsplittert. Da das bei dem verwendeten Mahagoni mit wenig Kraftaufwand geht, habe ich direkt bis auf geschätzt einen Millimeter Tiefe geritzt und dann bis auf ungefähr diese Tiefe ausgebeitelt:
IMG_2581.JPG
Weiter mit dem Cuttermesser auf Tiefe ritzen ist dann aber nicht mehr so einfach und gäbe eine recht wackelige Linie, deshalb bin ich dann auf meinen breitesten Beitel umgestiegen, um saubere Kanal-Ränder zu erhalten. Den Holzhammer im Hintergrund habe ich dazu übrigens nicht gebraucht.
IMG_2582.JPG
Was passieren kann, wenn man dann aber doch mal tiefer ausbeitelt als man die Ränder auf Tiefe sticht, sieht man dann leider hier:
IMG_2583.JPG
Das ausgesplitterte Stück habe ich dann aber einfach mit Sekundenkleber wieder in Position gebracht und versäubert.
Als ich so auf etwa 3mm Tiefe war, bin ich dann wieder zurück zum Cuttermesser für die Kanalränder gewechselt, es ist ja jetzt einigermaßen sauber an den schon bestehenden Rändern geführt.

So grob abschätzen kann man die Kanal-Tiefe ja, irgendwann ist dann aber immer wieder messen, messen und nochmal messen angesagt. Und dabei natürlich auf eine gleichmäßige Nuttiefe zu achten.
So sieht das dann fertig aus, der Stab passt aber trotzdem dort noch nicht hinein, da die Einstellschraube breiter als 6mm ist und der Kanal in dem Bereich dann entsprechend breiter und tiefer sein muss:
IMG_2586.JPG
Anscheinend hat Rockinger seine Stäbe aber gegenüber früheren Versionen ein wenig modifiziert, hatte die Schraube bisher ca. 8mm Durchmesser, so sind es beim hier verwendeten Stab nur noch knappn 7mm. Und da man mit dem Beitel ja doch immer ein wenig kippelt und auch nicht auf´s Zehntel genau anritzt oder vorsticht, hat der Stab schon fast in den Kanal hineingepasst. Man sieht´s auf dem Bild nicht einmal, mit ein paar dünnen Spänen, die ich im Bereich der Schraube noch in Breite und Tiefe weggenommen habe, geht der Spannstab nun sauber hinein:
IMG_2587.JPG
IMG_2588.JPG
Sicherheitshalber habe ich auch die Halsoberseite nochmal auf Planheit überprüft. Wenn ich dort nacharbeiten müsste, muss ja auch die Nuttiefe nachgearbeitet werden. Ist aber alles noch so wie es sein soll, absolut eben. Trotzdem werde ich das später, direkt vor dem Verleimen des Griffbretts, nochmal checken.

Gruß
Markus
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#40

Beitrag von cabriolet » 15.09.2020, 15:05

Um das Griffbrett habe ich mich dann auch noch gekümmert:

Zuerst musste da noch die Baumkante weg, das ging mit wenigen Hobelzügen. Das lange Lineal zeigt mir dann auch, dass die Kante absolut gerade ist.
IMG_2589.JPG
Dann mit Hilfe der Pappschablone die zweite Kante angezeichnet, am Sattel sind 44mm und am 22.Bund 58mm geplant. Grob abgesägt, mit ein wenig Abstand zur aufgezeichneten Linie
IMG_2590.JPG
IMG_2591.JPG
und mich dann wieder mit dem Hobel bis an die angezeichnete Linie herangearbeitet. Auch diese Kante war dann recht schnell absolut gerade, dabei habe ich natürlich die geplanten Breiten immer wieder kontrolliert. Bild dazu hab ich vergesen, aber das Griffbrett war dazu genauso seitlich an den alten Unterstellbock gezwungen wie bei der ersten Kante.
IMG_2592.JPG
Auf Dicke war das Griffbrett ja auch noch nicht, also zunächst die Unterseite absolut plan gehobelt und geziehklingelt, danach von der Oberseite auf Dicke gebracht.
IMG_2593.JPG
Die Dicke kontrolliere ich grob während des Hobelns mit dem Geodreieck.
IMG_2595.JPG
Da kommt es garnicht auf die allerletzten Zehntel an, völlig wurscht, ob das Griffbrett später 5,8 oder sechskommairgendwas mm Dicke hat. Nachmessen hat später im Bereich des ersten Bundes ziemlich genau 6mm ergeben, in der Gegend um den 22 Bund fast 7mm.
IMG_2594.JPG
Das ist mir aber so genau genug, Hauptsache die Oberseite ist zunächst einmal einigermaßen plan.
IMG_2596.JPG
Optisch kann der leichte Keil später sogar von Vorteil sein, da kommt ja noch der Griffbrettradius ´drauf und da das Griffbrett ja am korpusseitige Ende breiter ist, fällt durch den Radius an den Kanten auch mehr Höhe weg. Damit ergibt sich dann mit Radius später eine an den Außenkanten gleichmäßigere Griffbretthöhe.

Das bleibt also so.

Gruß
Markus
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#41

Beitrag von cabriolet » 13.10.2020, 15:52

Hoppla, schon wieder fast einen Monat hier nix mehr geschrieben... und die Erste Halbzeit ist ja auch schon rum :shock: .

Ganz untätig war ich aber nicht, nur (wie schon zuvor gesagt) leider etwas zeige- bzw. erklär-faul. Da sich aber die Sche... auf der Arbeit nicht legt, sondern eher verschlimmert, habe ich umso mehr Lust auf´s Gitarren bauen.
Da das aber ohen Dokumentation im Wettbewerb keinen Sinn macht, muss ich da jetzt eben durch.

Also was in der Zwischenzeit passiert ist (neben Mäuse aus dem Haus vertreiben, Autos reparieren und übern TÜV bringen): Ich habe das Griffbrett geschlitzt.

Die Schlitze habe ich wie schon bei der "Couch-Gitarre" nicht senkrecht zur Griffbrett-Mitte, sondern zur bass-seitigen Griffbrettkante gesägt. Fällt bei einer sowieso "schrägen" oder "offset"-Gitarre überhaupt nicht auf, bei einer absolut symmetrischen Gitte würde ich das aber nicht machen. Mit den von mir verwendeten Mitteln ist´s aber einfacher, passt also voll ins "Simplex"-Prinzip.

Das erste Foto habe ich nach dem Anritzen der Bundpositionen nachstellen müssen, weil ich es einfach vergessen hatte. Deshalb nicht über die schon vorhandenen dünnen Markierungen wundern ;) . Zuerst habe ich die Sattelposition angeritzt, der besseren Erkennbarkeit über die gesamte Griffbrett-Breite. Dazu einfach den Winkel an der basseitigen Griffbrettkante angelegt, geritzt habe ich dann mit einem skalpellartigen Bastelmesser.
IMG_2598.JPG
Von dort aus dann die Bundpositionen abgemessen, das geht mit einem Lineal mit Halbmillimeter-Einteilung sehr genau, man kann sogar auf´s Zehntel abschätzen. Vorausgesetzt, man arbeitet mit Lupenbrille oder ist stark kurzsichtig wie ich und kann ohne Brille mit den Augen auf wenige Zentimeter heran. Auch hier habe ich wieder mit der Skalpellklinge geritzt, da deren Schneide aber mittig an der Klinge sitzt, ist die Markierung dann um die halbe Klingenbreite versetzt.
IMG_2599.JPG
IMG_2600.JPG
Macht aber nix, es sind ja alle Markierungen um das gleiche Maß zu weit vom Sattel entfernt. Anders betrachtet: Die Bundpositionen sind alle richtig, nur die Sattelposition liegt um die halbe Klingenbreite versetzt :lol:

Nachteil meiner Methode: Das Lineal liegt kopfüber, was das Ablesen erschwert. Da vertut man sich gerne mal um einen Millimeter oder gar Zentimeter, deshalb lege ich das Lineal nach dem Ritzen aller Bundpositionen nochmal richtig herum an und kontrolliere alles mehrmals (!) sorgfältig. Dazu lege ich es übrigens nicht mit der Null an die Sattelposition (weil die ja minimal falsch ist), sondern mit mit dem Maß für die Position des ersten Bundes (36,5mm) genau auf den Riss für Bund eins.
IMG_2602.JPG
Das war das erste Mal, dass ich mich nirgends vertan habe (dance a) . Um die Markierungen besser erkennen zu können, hatte ich das Griffbrett wieder einmal mangels Kreide mit Mehl eingerieben (whistle) .
IMG_2601.JPG
Zum Sägen der Schlitze habe ich dann den Winkel so genau wie möglich auf den jeweiligen Riss gelegt und ihn direkt als Führung für die kleine Japansäge mit aufgeklebtem Tiefenanschlag (ein Stück Fichtenleiste mit Sekundenkleber festgebappt) genutzt.
Den Winkel fest auf das Griffbrett drücken reicht dabei aus, ihn für jeden Bund verzwingen möchte ich nicht, da das die Gefahr vergrößert ihn ungewollt zu verschieben.
IMG_2603.JPG
Naja, meistens reicht´s aus... einmal ist mir der Winkel dann doch verrutscht, sowas spürt man aber sofort. Also neu ausgerichtet und sauber nachgesägt. Sieht von oben schlimmer aus als es ist. Von er Seite sieht man dann, dass das halb so wild ist, auf´s Griffbrett kommt ja noch ein Radius.
IMG_2604.JPG
IMG_2607.JPG
Bei den letzten Bünden musste ich dann wieder eine zusätzliche Leiste als Anschlag für den Winkel nehmen, da ich keine Anlagefläche mehr hatte. Winkel umdrehen geht nicht, dann müsste man ja auch auf der anderen Seite sägen und der Schlitz wäre um Schlitzbreite versetzt.
IMG_2605.JPG
22 Schlitze gesägt, fertig (dance a) . Ich hatte zwar 24 markiert, mich aber doch für nur 22 entschieden.
IMG_2606.JPG
Wenn ich doch mal Schlitze im rechten Winkel zur Griffbrett-Mitte säge, richte ich mir einfach den Winkel mit ein paar Lagen Klebeband oder Ähnlichem entsprechend aus, wie z.B. im letztjährigen Wettbewerb:
IMG_1295.JPG
IMG_1296.JPG
Also garnicht mal soooo viel komplizierter ;) .

Gruß
Markus
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#42

Beitrag von cabriolet » 15.10.2020, 16:48

Der Hals durfte heute auch noch ein wenig schlanker werden. Er war ja aus einem Brett mit etwa 27mm Stärke entstanden, zusammen mit dem Griffbrett kommt das Ding dann auf 33-34mm.
IMG_2620.JPG
Deutlich zu viel, auch für den Halsfuß (der Body misst an der dicksten Stelle ja auch nur 37mm). Da darf also fast ein Zentimeter weg, also rundherum auf 18mm Halsdicke angezeichnet. Und wieder einmal von Hand gesägt, anstatt die Fräse anzuwerfen.
Manch einer sägt das auch auf der Bandsäge, das wäre aber im jetzigen Baustadium fast unmöglich geworden, weil die Außenform des Halses ja schon grob fertig und damit keine seitliche Auflagefläche mehr vorhanden ist.
IMG_2621.JPG
IMG_2622.JPG
Nach mehrmaligem Umspannen (ja, manchmal ist mein Werkbank-Dauer-Provisorium richtig praktisch (dance a) ) habe ich etwa in Höhe des späteren ersten Bundes gestoppt.
Dann noch ein schneller Sägeschnitt von der Halsrückseite, und weg war das überflüssige Halsfett. Im Bereich des Kopfplattenübergangs steht aber noch genug Material, um dort später eine Volute auszuformen.
IMG_2623.JPG
Mit Griffbrett bin ich jetzt bei einer Dicke von etwa 24mm.
IMG_2624.JPG
Den späteren Halsfuß habe ich dann noch schnell ein wenig gehobelt, um die Sägespuren zu beseitigen. Noch nicht hundertprozentig plan, aber die Feinheiten mache ich dann beim Einpassen in die Halstasche.
IMG_2625.JPG
IMG_2626.JPG
Gruß
Markus
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#43

Beitrag von cabriolet » 16.10.2020, 16:21

Ein wenig am Zweifeln bin ich noch beim Griffbrett. Eigentlich gefällt mir das Nuss-Holz ja richtg gut, es hat aber kaum Kontrast zum Mahagoni von Korpus und Hals. Das ändert sich leider auch kaum in versuchsweise mal angefeuchtetem Zustand.
Nuss hat ja meistens auch einen recht hohen Gerbstoff-Anteil, sollte sich mit Eisenacetat-Beize (Stahlwolle in Essig, habe ich unter anderem ja bei der "Couch-Gitarre" mit Eiche schon gemacht) ja dann auch dunkler färben lassen. Also gestern abend ma schnell ein Stück Restholz, aus dem das Griffbrett gemacht ist, mit dem Eisenacetat-Gebräu eingepinselt und... hmmm... kaum eine Reaktion, und das bisschen was sich tut ist dann auch noch fleckig :?

Heute dann die Überraschung: Die gesamte Fläche ist gleichmäßig mattgrau.
IMG_2627.JPG
Das kenne ich ja schon von der Eiche, also kurzerhand mal geschliffen und ein Stück der Fläche geölt. Und siehe da: Ein kräftiges Schwarz mit rötlich verbliebenen Poren (dance a) .
IMG_2629.JPG
So könnte das was werden, die Nuss braucht offenbar einfach viel Zeit für die chemische Reaktion.
Nur schade irgendwie, dass von der natürlichen Schönheit des Nuss-Holzes nix mehr übrig bleibt, deshalb bin ich da noch etwas unentschlossen.

Gruß
Markus
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#44

Beitrag von cabriolet » 18.10.2020, 12:18

Das Griffbrett war ja noch viel zu lang, also habe ich es da, wo der Sattel hinkommt, abgesägt. Hört sich einfach an, ist aber ein bisschen tricky. Fest steht jedenfalls, dass ich wieder einen kompensierten Sattel will, diesmal aber nicht in Form eines "Blitz-förmigen" Nullbundes, sondern als "richtigen" Sattel. Einfach deshalb, weil´s einfacher ist ;) und damit besser ins "Simplex"-Konzept passt.
Eine Markierung für die Sattel-Position gab´s ja noch, allerdings war das ja die unkompensierte Position. Und nicht einmal die würde wirklich stimmen, da ich die Bundschlitze ja nicht mittig auf den Markierungen gesägt hatte. Also musste die neue Position gefunden werden.

Bei meinen gezackten Nullbünden bei 650er Mensur und 10-46er Saiten hatten sich ja bisher folgende Maße für die Kompensation bewährt: "Fast nix" für das hohe e, etwa 2,5mm für die g-Saite und etwa 3mm für die tiefe E-Saite. Wenn man es ganz richtig machen möchte, muss man natürlich am fertigen Instrument kompensieren, passend zu Mensur, verwendeten Saiten, Saitenlage, Sattelhöhe, eigener Spielweise etc...
Und bei meiner "Couch-Gitarre" zeigt mir das Stimmgerät sogar eine minimale Überkompensation auf den Bass-Saiten (klingt aber trotzdem bei Weitem stimmiger als ohne Kompensation), so dass ich hier ein bisschen vorsichtiger sein will und eine maximale Kompensation von 2,5mm einplane. Also brauche ich hier statt der unkompensierten 36,5mm zwischen Sattel und 1. Bund nun einen Abstand von 34mm. Das habe ich so genau wie möglich von der (im Bild) linken Bundschlitz-Kante abgemessen. Ausgerechnet der Schlitz für den 1. Bund war aber der verwackelte, deshalb war das genaue Messen ein bisschen blöd, aber diskantseitig passt´s ja. Gesägt habe ich dann wieder genauso wie bei den Bundschlitzen mit dem Winkel als Anschlag.
IMG_2631.JPG
IMG_2632.JPG
Und dann kam noch etwas für mich Neues: Hatte ich bisher bei eingeleimten Hälsen zuerst den Hals in den Korpus geleimt und danach das Griffbrett aufgeleimt, wollte ich diesmal das Griffbrett zuerst auf den Hals leimen und das Halsholz passend zum Griffbrett beiarbeiten. Der Hals wird nämlich ein wenig über den Korpus herausstehen, wie ganz zu Anfang am Fender-Beispiel beschrieben. Das war zwar auch bei der "Couch-Gitarre" der Fall und auch eine beinahe-Falle :| . Der Hals war da nämlich zunächst noch etwas breiter als das Griffbrett und musste dann nach dem Aufleimen des Griffbretts passend zu Korpus und Griffbrett beigearbeitet werden. Ist alles andere als einfach, außerdem bleiben dann Leimnähte im Korpus ein paar Millimeter neben dem Griffbrett. Habe ich da zwar fast unsichtbar hinbekommen, hätte aber auch schiefgehen können.

Gegen Trussrod-Klappern habe ich wieder einmal drei kleine selbstklebende Moosgummistückchen in die Nut geklebt:
IMG_2633.JPG
IMG_2634.JPG
Der Trussrod selbst wurde an den Gewinden sicherheitshalber ein wenig geölt, dann durfte er in seine Nut. Damit er darin aber auch unverrückbar liegen bleibt, habe ich ein kleines Stückchen Holz gegen Verrutschen eingesetzt. Das ist dort nur hingeklemmt und bekommt dann später beim Aufleimen des Griffbretts einen winzigen Tropfen Leim auf die Oberseite, ist also später mit dem Griffbrett verleimt.
IMG_2635.JPG
Da mir bei der "Couch-Gitarre" ja das Griffbrett beim Verleimen ein wenig verrutscht war, wollte ich das diesmal mit Stahlstiften durch die Bundschlitze verhindern. Blöderweise steht aber meine Nagel- und Schrauben-Kiste gerade in meiner Autoschrauberhalle, also etwa 15 km weit weg. Und die einzigen Nägel, die ich hier habe, sind zu dick und deren Löcher würden hinterher unter dem Bunddraht herausschauen.
Also kurzerhand ein paar winzige Stoppklötzchen auf den Hals (der ja noch zu lang ist und Überbreite hat) aufgeleimt
IMG_2636.JPG
und dann Titebond auf den Hals und das Griffbrett festgezwungen. Dazu nehme ich übrigens zwei Fichtenleisten an den Griffbretträndern als Zwischenlage, erstens um den Pressdruck an den Kanten aufzubringen (durch den Feuchtigkeitseintrag über den Leim will sich das Griffbrett ja an den Außenkanten nach oben wölben, das gibt dann unschön sichtbare Leimfugen) und zweitens um das Griffbrett vor Zwingenabdrücken zu schonen.
Übrigens klebe ich den Trussrod nicht ab, ich verwende den Leim einfach sparsam und mit ein wenig Abstand zum Kanal.
IMG_2637.JPG
IMG_2638.JPG
So durfte das dann über Nacht bleiben.
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#45

Beitrag von cabriolet » 18.10.2020, 12:44

Heute dann die Zwingen entfernt und sicherheitshalber den Trussrod auf Funktion getestet. Ohne Gewalt, nur ein bisschen um die Mittellage herum, um zu sehen ob er beweglich ist. Deshalb steckt auch der Inbusschlüssel auf dem Bild noch im Zugang.
IMG_2639.JPG
Dann in dem Bereich, in dem der Hals später im Korpus sitzt, den Hals in der Breite an das Griffbrett angepasst und dabei rechtwinklig gehobelt.
IMG_2641.JPG
IMG_2642.JPG
Sieht im Bild so aus, also ob es da ganz grob Fasern herausgerupft hätte, ist aber in Wirklichkeit weitaus weniger schlimm und liegt sowieso in dem Bereich, der später durch das Halsprofil noch verschwindet.

Auf der anderen Seite des Halses dann das Gleiche, obwohl es da garnicht nötig wäre (ergibt sich durch das Korpus-Design, das erklärt sich später aber noch von selbst ;) )
IMG_2644.JPG
Im Anschluss dann einfach mal im aktuellen Zustand auf die Waage geworfen:
IMG_2645.JPG
Der Hals ist ja auch noch deutlich zu lang, also einmal die spätere Kurve am Halsende angezeichnet und mit ein paar Millimetern Übermaß abgesägt.
IMG_2646.JPG
IMG_2647.JPG
IMG_2650.JPG
Und hier zeigt sich, was ich ja im Thread zur "Couch-Gitarre" schon beschrieben hatte: Auch "totes" Holz (und scheinbar besonders das hier verwendete Mahagoni) ist in der Lage, Flüssigkeiten durch seine Poren zu transportieren. Der Fleck auf der frisch gesägten Kante ist das Öl vom Trussrod-Gewinde. Das war zwar nur ein Tropfen, trotzdem hat´s etwas davon über Nacht etwa 5cm vom Trussrod-Ende bis zur Sägekante gezogen:
IMG_2651.JPG

Gruß
Markus
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#46

Beitrag von cabriolet » 20.10.2020, 18:42

Gestern habe ich dann mal so einen richtig fetten Bock geschossen :evil: : Die Halstasche ist zu tief :? .

Aber alles der Reihe nach: Zunächst wollte ja noch der Umriss der Halstasche aufgezeichnet werden.

Dazu zunächst dem Hals noch eine Mittellinie verpasst (der Korpus hat seine noch) und am Korpusende einen Winkel plaziert. Der steht nicht mittig auf der Linie, sondern mit einer Kante. Damit kann ich dann über den Hals die Kante anpeilen:
IMG_2657.JPG
IMG_2658.JPG
Ein Streifen Klebeband dient mir dann als Markierung für die Flanke der Halstasche.
IMG_2659.JPG
Da das Halsende ja seine spätere Form noch nicht hat, habe ich das Ende der Halstasche mit der Pickguard-Schablone aufgezeichnet. Die hat die Form, die ich für einen 22-Bund-Hals geplant habe und führt den Bogen des Cutaways fort.
Die Halstasche wird also keine richtige Tasche ;)
IMG_2660.JPG
Dann habe ich das grob vorgeforstnert, den Bohrer hatte ich vorher vermessen: Er ist 12mm hoch, die Zentrierspitze misst nochmal 3mm. Macht zusammen 15mm.
Das ging mit der Akkubohrmaschine völlig problemlos, die Tiefe konnte ich ja gut über die Oberkante des Bohrers kontrollieren.
IMG_2661.JPG
IMG_2662.JPG
Geplante Tiefe der Halstasche: etwa 16 bis 17mm, da der Halsfuß etwa 25mm (inclusive Griffbrett) dick ist. Die Rechnung dazu ist einfach: Einen Halswinkel will ich hier nicht, der geplante Steg hat eine minimale Höhe von etwa 9,5mm (eigentlich 10mm, ich muss ihn aber minimal versenken, da der Korpus ja komplett quer gewölbt ist). Die Bundoberkanten sollten also etwa 9,5mm über Korpus-Niveau liegen, Bünde sind aber noch nicht auf dem Griffbrett, also soll die Griffbrettoberkante ca 8mm über dem Korpus liegen.
25mm Halsdicke minus 8mm Überstand macht 17mm. Minimalen Bearbeitungsspielraum wollte ich mir dann noch lassen, also habe ich den Bereich 16-17mm angepeilt. Genaues Anpassen ist dann mit dem Steg geplant.

Soweit die Theorie ;) .

In der Praxis habe ich dann die Halstasche mit Beiteln weiter auf Tiefe gearbeitet, bis auch die Zentrierspitzen-Löcher verschwunden waren. Ich hätte jetzt also auf etwa 15mm Tiefe sein sollen. Sicherheitshalber mal nachgemessen: ich bin erst bei etwa 12mm. Hier hätte ich schon stutzig werden können, wurde es aber nicht. Also fröhlich weiter gebeitelt, wieder nachgemessen: 16mm. Dann den Boden der Tasche schonmal einigermaßen plan gemacht und ein Foto geschossen.
IMG_2663.JPG
Was mir dann aber auf dem Kameradisplay seltsam vorkam, obwoh es mir beim Arbeiten am "lebenden Objekt" garnicht aufgefallen war: Irgendwie sah das nach recht wenig verbliebenem "Fleisch" vor :? . Jetzt wurde ich wirklich stutzig, habe dem Hals ganz grob das Ende zurechtgeraspelt und ihn mal in die Halstasche gehalten. Ich habe blöderweise kein Bild von seitwärts gemacht, so dass es jetzt nicht wirklich zu erkennen ist, aber die Leimnaht zwischen Griffbrett und Holz verläuft unter dem Niveau der Korpusoberseite. Eigentlich hätte sie 1-2mm oberhalb sein sollen :?
IMG_2666.JPG
Also nochmal die Schieblehre geschnappt und die Halstaschen-Tiefe gemessen: 16,8mm. Müsste doch passen. Dann die Halsdicke gemessen: 21,5mm. Hää ??? Der Hals müsste doch etwa 25mm haben ??? Seltsam... Dann die Schieblehre zusammengeschoben, in dem Augenblick in dem ich sie beiseite lege um ein Lineal zu greifen sehe ich -3,5mm auf der Anzeige. Mist. (Wie war das doch: Wer viel misst, misst Mist...)

Ich habe also die ganze Zeit mit einer nicht genullten Anzeige gemessen :evil: . Warum die nicht auf Null war weiss ich nicht, aber dass der Billig-Messchieber schon manchmal gesprungen ist, wusste ich eigentlich.

Naja, zu spät. Also erstmal die tatsächliche Situation überprüft: Korpusseitiges Halsende weiter ausgearbeitet, dann Wasserwaage auf´s Griffbrett gelegt und in der Stegposition den Abstand zur Decke gecheckt: Etwa 5mm, deutlich zu niedrig.
IMG_2665.JPG
Auch das Griffbrett steht nur etwa 5mm aus dem Korpus heraus. Und nochmal die Halstasche gemessen, diesmal mit analogen Messmitteln ;) Sie ist 20,3mm tief.

Zwei Möglichkeiten habe ich jetzt: Den ganzen Mist als Deko fertigbauen und an die Wand hängen. Oder Brennholz draus machen. Quatsch, nochmal von vorn:
Zwei Möglichkeiten habe ich jetzt: Einen Halswinkel einarbeiten oder den Halsfuß aufdoppeln.

Ersteres ist die einfachere Lösung, also mal schnell den Hobel angesetzt. Stegseitig passt´s jetzt, aber irgendwie sieht das zum Teil im Korpus versenkte Griffbrett seltsam aus. Außerdem kommt ja noch ein Pickguard auf die Gitte, da steht das Griffbrett dann nur noch 3mm darüber hinaus. Mal abgesehen vom optischen Aspekt wird das auch spieltechnisch arg knapp, wenn die Saiten dann so dicht über der Oberfläche verlaufen.
IMG_2667.JPG
IMG_2668.JPG
Heute dann der Entschluss: Der Halsfuss muss dicker werden! Und ich hatte ja noch das Brett, das ich auf der Halsunterseite abgesägt hatte, um ihn dünner zu machen. Also davon ein Sück abgesägt und genau das Holz wieder unter den Halsfuß geleimt, das ich vor ein paar Tagen dort weggesägt hatte :lol:
IMG_2669.JPG
Morgen geht´s dann damit weiter, den Halsfuß in seine endgültige Form zu bringen und Fuß und Halstasche aneienander fein anzupassen.

Gruß
Markus
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#47

Beitrag von hatta » 20.10.2020, 19:12

Autsch, ärgerlich :|

Das ist der Grund, warum bei mir nur analoge Schiebelehren existieren. Mir ist sowas einmal bei Metall passiert, da geht dann nix mit dranleimen :lol:

Das Ding, also die digitale Schiebelehre ist ratz fatz im Müll gelandet.
Gruß
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#48

Beitrag von Yiti » 20.10.2020, 19:38

hatta hat geschrieben:
20.10.2020, 19:12
Autsch, ärgerlich :|
Das ist der Grund, warum bei mir nur analoge Schiebelehren existieren. Mir ist sowas einmal bei Metall passiert, da geht dann nix mit dranleimen :lol:
Das Ding, also die digitale Schiebelehre ist ratz fatz im Müll gelandet.
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Re: {012} [Elektrisch] Simplex

#49

Beitrag von ugrosche » 20.10.2020, 21:08

Saubere Korrektur! :D
Ich hätte einfach ein Plättchen in die Halstasche geleimt ...
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#50

Beitrag von cabriolet » 20.10.2020, 21:21

Ob´s wirklich sauber wird, müssen wir erst noch sehen...

Plättchen in die Halstasche leimen war auch mein erster Gedanke, aber am Halsfuß komme ich einfach besser ´dran, um das sauber zu bearbeiten. Und für´s Endergebnis ist´s ja egal, ob das zusätzliche Holz zuerst am Body oder am Hals klebt.
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