Aging ohne kaputtmachen Teil 2: Es grünt so grün

[the schweinhorn]

Wie versprochen nunmehr ne andere Sorte Oxidationsimitation: die kupferbasierte Rückvergrünung, also der Grünspan.
Als unverbesserlicher Retrofan hatte ich mich spontan in 2 IKEA-Lampen- die Hängelampe ist bereits discontinued, die Schreibtischlampe wird gerade abverkauft- verliebt, aber die waren in der Version ab Laden einfach zu glatt und makellos: eine Hängelampe, die in der Form unglaublich Oldschool war, aber in "silbrig glatt" schlicht unpassend aussah und eine Schreibtischlampe, die zwar schon mal schwarz war, aber trotzdem noch kräftig aufgebrezelt werden konnte.
Angefangen mit beiden hab ich mit nem Anschliff, damit da sowas wie ne mechanische Haftvermittlung mit Acryl machbar war. Die folgende Grundierung erfolgte mit Schwarz mittels grobem Pinsel übersatt getupft in 2 Durchgängen, um eine möglichst organisch unregelmäßige Oberfläche herzustellen, dann wurden mit Gold- bzw. Kupferfarbe vorher bestimmte Regionen trockengebürstet. Es stellte sich im Verlauf der ersten- der Schreibtischlampe- heraus, daß ausnahmslos alle handelsüblichen Kupferacrylfarben- und ich hab schon die rotstichigsten gekauft-gerne trotzdem noch ein paar Tropfen Rot vertragen, sonst sieht's einfach aus wie dunkleres Messing und setzt sich zu wenig von als Messing gedachten Teilen ab.
Der Grünspan selbst ist eigentlich total einfach: Grundfarbe ist ein dunkles Grün, welches eher zu Türkis als zu Giftgrün tendiert, welches in 2-3 Schritten mit Weiß dezent aufgehellt immer trockener überarbeitet wird. Je trockener, desto unmerklicher werden Abstufungen, was aber nicht überall ratsam ist, da es schnell wie auch beim Rost dazu tendiert, wieder zu glatt und unnatürlich rüberzukommen. Und natürlich aufpassen, daß das nicht allzu hell wird.
Im Anschluß natürlich Mattklarlack. Als weitere kleine stilbildende Elemente hab ich das Glas der Hängelampe mit ner Kerze verrußt, ihr Kabel mit nem beigen, ebenfalls trockenbürstgealtertem Schnürsenkel überzogen und der Schreibtischlampe anstatt dem langweiligen Druckschalter einen der großen Conrad-Kippschalter mit dem schicken schwarzroten ein-aus-Schild verpaßt.
Beide existieren doppelt, einmal bei meiner Herzdame, einmal bei mir. Die Reflektorflächen sind mit Perlmuttacryl getupft, irisieren wunderbar, kriegt man aber leider nicht fotografiert.
LED-Filamentbirnen am besten in antiken Formen sind natürlich Pflichtprogramm.

Edit, bevor ich's vergesse:
Da Grünspan nicht so voluminös am Aufblühen wie Rost ist, sondern eine meist feinkörnig samtige Oberfläche bildet, die sich kaum von der "gesunden Umgebung" plastisch abhebt, ergibt die Vogelsandgeschichte, die den Rost erst richtig "echt" macht, hier kaum einen Sinn. Die farbauftraginduzierte unregelmäßige Oberfläche ist aber trotzdem Voraussetzung für vernünftiges Drybrushing. Die bleibt aber durch die plastisch ansatzlos fortgesetzte "gesunde" Umgebung als fabrikationsbedingt erklärbar. Einzelne absichtlich simulierte Beschädigungen wie zb. die Placken am Bördelrand der Schreibtischlampe- vorsichtig wäre ich jedoch mit reingekloppten Beulen- wo sich der Grünspan schön festbeißen kann, erhöhen natürlich die Credibility...