Beim Aufräumen meiner Werkstatt habe ich zum wiederholten Mal den Korpus und den Hals meines Erstlingswerkes in die Finger bekommen und dachte dabei, dass man daraus doch eigentlich noch was machen können müsste. Dazu kam noch der Blick auf die Teilekiste die auch schon recht voll war.
Also reifte der Gedanke aus der alten Gitarrenleiche eine Gitarre und einen Bass zu bauen und zwar mit möglichst nur mit bereits vorhandenen Teilen.
Hier ein Bild vom Urzustand:
Im Prinzip war die Gitarre fürs erste auch gar nicht schlecht, nur die Proportionen waren so ungünstig, dass sie einfach sehr unbequem zu spielen war. Der Korpus war zu groß, der Hals zu weit links, deshalb habe ich sie letztendlich ausgeschlachtet und eingelagert.
Zuerst habe ich mich dem Hals angenommen und ein Gitarrenprojekt gestartet.
Den Hals selbst habe ich etwas dünner gemacht, die Kopfplatte etwas verändert und lackiert, sonst war da nicht viel zu tun.
Den Korpus habe ich aus einer Mahagonitreppenstufe gebaut. Die Form ist eine ziemlich exakte Kopie einer Musicman Axis, lediglich mit einer abgeschrägten Armauflage.
Soweit lief der Bau ziemlich problemlos, bis es zum Lackieren kam...
Der verwendete Lack ist ein Dupli Acryl Farblack und ein (billiger) Mipa Winner Acryl Klarlack.
Ich habe mich zwar an die auf den Dosen angegeben Ablüftzeiten gehalten, aber wahrscheinlich gelten diese nur für 1 bis max. 2 Schichten.
Bei mir sind es deutlich mehr Schichten, und so kam es dass der Lack zwar fest aussah, es aber noch lange (sehr lange) nicht war.
Nach zwei Wochen habe ich den Korpus kurz auf ein weiches Molton-Tuch gelegt. Das Tuch hat Abdrücke auf der Lackschicht hinterlassen...
Ein anderes Mal habe ich mich gefragt woher dieser seltsame schwarze Streifen plötzlich kommt.
Er kam von einem Kabel auf dem die Gitarre kurz lag: Die Lösungsmittel aus dem Lack haben anscheinend die Isolierung angegriffen.
Danach habe ich etwa ein halbes Jahr die Gitarre nur hängend aufbewahrt und penibel darauf geachtet, dass sie nichts berührt.
Der Lack wurde dann nach und nach fester und hat auch nicht mehr ausgedünstet.
Inzwischen passt aber alles.
Korpus: Mahagonitreppenstufe
Hals: Ahorn mit Ziricote Griffbrett, TruOil Finish
Mensur: 25,5"
Mechaniken: Kluson
Pickups: Rockinger Alnico Humbucker, Artec Alnico Tele Humbucker
Bridge: NoName Tele
Lack: Acryl
Decal von Jockomo
Neu gekauft sind nur der Artec Pickup, sowie Lack und Decal.
Danach war der alte Korpus dran. Für eine Gitarre zu groß, könnte er doch für einen Bass passen.
Also ein wenig an die CAD gesetzt und letztendlich eine Kombination mit einem 32" Hals für optisch passend befunden.
Da natürlich die Fräsungen und Löcher allesamt nicht gepasst haben, wurden alle Löcher mit Holzdübeln gefüllt
und die Tonabnehmerfräsungen mit passenden Holzklötzen gestopft.
Hier hätte ich sorgfältiger/großzügiger spachteln müssen, denn leider sieht man bei ungünstigem Licht die Konturen durch den Lack.
Dann musste noch der alte Lack runter was mit einer Mischung aus schleifen und aufweichen mit Aceton ganz gut funktioniert hat.
Letztendlich hätte ich bei gleichem Aufwand auch locker einen neuen Korpus bauen können, aber mir ging es ja ums recyclen.
Beim Hals gab es wenig aufregendes. Am längsten hat die Auswahl des Griffbrettmaterials gedauert. Es ist dann Pao Ferro geworden,
weil ich es einfach mal verwenden wollte. Und glücklicherweise war es keine Fehlentscheidung.
Lackiert habe ich den Bass ausschließlich mit 2K Lack aus Spraymax Dosen.
Der war zwar etwas teurer als der Lack der Gitarre, hat aber im Endeffekt ein deutlich besseres Ergebnis geliefert.
Den G&L Pickup habe ich gebraucht gekauft und bin von dessen Output (positiv) überrascht.
Meine übliche Gaineinstellung am Verstärker musste ich deutlich reduzieren!
Korpus: Erle
Hals: Ahorn mit Pao Ferro Griffbrett, TruOil Finish
Mensur: 32"
Mechaniken: Gotoh
Pickup: G&L
Bridges: NoName Single
Lack: 2K Spraymax
Neu gekauft: Griffbrett, Inlays, Pickup, Lack
Am Ende sind bei dem Projekt zwei, für meine Verhältnisse, richtig gute Instrumente entstanden die ich sehr gerne spiele. Und die Restekiste ist auch wieder etwas leichter.
Aus 1 mach 2: Die recycelte Gitarre
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Re: Aus 1 mach 2: Die recycelte Gitarre
Handwerklich und optisch einfach top. Wobei mir die Gitarre noch am besten gefällt.
Wie hast du die Höhenverstellung des Neck-HB realisiert?
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Re: Aus 1 mach 2: Die recycelte Gitarre
Danke
Die Fräsung für den Humbucker ist wesentlich tiefer und breiter als es aussieht. Ich habe sie mit einem Schlitzfräser unter der Decke erweitert, so dass eine Höhle entsteht die groß genug ist, dass man den Pickup reinfummeln kann. Die Decke habe ich ca. 5mm stark gelassen und den Pickup ganz normal mit Federn wie unter einem Pickguard oder Rahmen befestigt.
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Schönen Gruß
Jörg
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