seit Jahren warte ich auf den Moment in dem ich eine vernünftige Werkstatt mein Eigen nenne kann um mir dort eine CNC Fräse aufstellen zu können. Wie vielleicht einige mitbekommen haben ist der Moment nun gekommen, die Werkstatt nimmt Gestalt an. Wäre da nur nicht das liebe Geld... Nach Haussanierung und noch einigen Dingen, die auf dem Grundstück anstehen (Terasse pflastern, 12.000m2 in Schach halten...) sieht es in der Kasse relativ mau aus. Daher habe ich mir in den letzten Monaten keine wirkliche Hoffnung auf eine baldige CNC Fräse gemacht.
Um Neujahr herum war es dann aber wieder mal so weit. Der Newsletter von CNC14, für den ich mich irgendwann mal angemeldet habe kam auf meiner Mailadresse eingetrudelt mit einem Workshop Angebot in Bochum, also in erreichbarer Entfernung. Als meine Frau mich da so träumend auf dem Sofa sitzen sah und nachfragte was los sei habe ich mit einem wohl etwas zu pathetischen "ich hasse es arm zu sein" geantwortet (was angesichts eines gerade gekauften Hauses absolut dekadent ist und wirkliche Armut, die es in Deutschland zu genüge gibt, auf eine echt doofe Weise relativiert...). Ihr wunderbarer Vorschlag: "Guck die Umzugskartons durch, die du noch nicht ausgepackt hast, weil du sagst, dass nur Zeug drin ist das du nicht mehr brauchst und verkauf es. Das Geld legst du dir in eine Dose und das ist dann dein Fräsen-Budget. Und das Geld der Nebenjobs, die in der nächsten Zeit anfallen (Bierbraukurse bei der VHS) kannst du ja auch dazu legen." Sie sagte diesen Satz wohl in der vollen Überzeugung, dass sich in den Kisten nur Schrott befindet, der kaum was wert ist und ihr der Einzug einer CNC-Teufelsmaschine noch für einige Jahre erspart bleiben würde. Aber was soll man sagen, mehrere verkaufte Spielkonsolen, eine VR-Brille, eine Flachdübelfräse, Lautsprecherchassis und noch einiges an Kleinkram, was alles in mir geradezu unverständlicher Geschwindigkeit bei Kleinanzeigen neue Besitzer gefunden hat (ich mache scheinbar zu gute Preise...) liegt das Fräsenbudget nun 1,5 Wochen später schon bei ca. 900€.

In der Zwischenzeit habe ich einige Recherchen angestrengt und festgestellt, dass es wohl doch keine CNC14 wird. Ich gehe davon aus, dass der Workshop sein Geld wert ist und auch die Fräsen gut laufen, aber habe mich doch gegen ein Konzept mit Riemen entschieden. Auch die Konzepte von einigen kommerziell verfügbaren Bausätzen haben mich aufgrund von Preis/Leistung nicht überzeugt. Nach einem kurzen Schlenker über die Volksfräse, die es mittlerweile auch mit HGR Führungen und Kugelumlaufspindeln gibt musste ich feststellen, dass die Teile die man dafür benötigt aufgrund von Inflation und von für das Update deutlich aufwendigeren Aluteilen SEHR WEIT über den damals (2020) veranschlagten 1000€ für das Gesamtpaket liegen. Sie ist zwar immernoch günstiger aufzubauen, als ein vergleichbarer Bausatz, aber einige Dinge gefallen mir daran konzeptionell nicht genug um dann doch recht viel Geld dafür auszugeben.
Im Endeffekt bin ich nun dazu übergegangen eine Fräse aus Holz zu bauen, wie die 48 Stunden Fräsen von Urs, Gerhardt und Simon und die Fräse von Jörg. Alex hat sich netterweise bereiterklärt mir die Zeichnungen zu schicken, falls er sie noch auf seinem Rechner findet, daran werde ich mich orientieren.
Der Plan ist nun schrittweise Material zu kaufen wenn das Geld gerade da ist und mit der Steuerung zu beginnen um im Laufe der Zeit am Plan der der Mechanik noch sinnvolle Änderungen vornehmen zu können, wenn ich bei weiteren Recherchen welche finden sollte.
Dass mein Vater Elektriker für Steuerungselektronik war hilft natürlich ungemein was die Verkabelung angeht. Wie heißt es so schön: "Schuster bleib bei deinen Leisten." Und meine Leisten als Lehrer sind das eigene Unwissen im bezug auf Strom einzugestehen und nicht lebensmüde mit 230V Spannung zu arbeiten ohne, dass mir jemand über die Schulter schaut. Mein Vater ist also schon ins Boot geholt worden und wird die Steuerung mit mir zusammen aufbauen. Schön, dass sein erster Kommentar nicht war was der Mist jetzt schon wieder soll, sondern welche Verfahrwege ich denn wohl eingeplant habe


Hier soweit die Momentane Planung für eine Fräse mit ca 1000x600x150mm Verfahrwegen:
1. Die Fräse soll mit Estlcam laufen. Da ich immer wieder über USB Probleme gelesen habe, die bei manchen die Fräse quasi nicht nutzbar werden lassen und bei anderen so gut wie gar nicht auftreten, habe ich mich entschieden einen Klemmenadapter mit galvanisch getrenntem USB Anschluss zu kaufen, der mit 95€ zwar ca. das Doppelte eines normalen Estlcam Klemmenadapters kostet, aber ich denke ich würde mich später nur ärgern, wenn ich Abstürze habe, die sich hätten vermeiden lassen. https://shop.cnc-technics.de/Breakoutbo ... 5-244.html
2. Gleichzeitig werde ich in dem Shop auch das Estcam Handrad bestellen. Das ist zwar nicht unbedingt notwendig für eine funktionierende Fräse, aber nachdem ich das Teil bei Jörg in Aktion gesehen habe war klar, dass ich so Eins auch haben möchte, wenn ich irgendwann eine Fräse bekomme. Das Teil wäre zwar einfach nachzurüsten, aber nachdem Christian von Estlcam die Fertigung der Hardware eingestellt hat sind die Handräder deutlich teurer geworden und wer weiß ob ich da in 1-2 Jahren noch so "günstig" dran komme wie im Moment bei CNC-technics. Bei Sorotec ist es beispielsweise im Moment noch mal ca. 60€ teuerer.
https://shop.cnc-technics.de/product-15-229.html
3. Nach einigem Abwägen von Vor- und Nachteilen verschiedener Modelle und Konzepte von Fräsmotoren bin ich dann auf einem Teknomotor 0,4kW hängengeblieben. Da waren für mich die Vor- und Nachteile am besten ausgewogen. Einen passenden Frequenzumrichter und einen Netzfilter habe ich schon günstig bei Kleinanzeigen besorgt, den Motor selber werde ich dann bei Sorotec bestellen.
https://www.sorotec.de/shop/HF-Motor-Te ... 10054.html
4. Für die Antriebsmotoren werde ich Jörgs Beispiel folgen und Closed Loop Motoren mit 3nm von Stepperonline kaufen. Der Aufpreis zu normalen Schrittmotoren mit vernünftigen Endstufen ist zwar spürbar, aber ich finde die Vorteile von Closed Loop recht überzeugend. Auch hier will ich später nicht bereuen die Euros mehr nicht ausgegeben zu haben. Lieber spare ich dann etwas länger für die anderen Komponenten.
https://www.ebay.de/itm/314811928812?ha ... R97D8rOdYw
5. Es werden HGR20 Linearführungen und 1605 Kugelumlaufspindeln auf allen Achsen verbaut werden. Wo genau ich die besorge muss ich noch mal sehen. Ich brauche einen guten Mittelweg zwischen günstig und trotzdem die Möglichkeit eines Umtausches, wenn sie nicht präzise gearbeitet sind. Das ist bei Aliexpress ja nicht unbedingt immer so einfach gegeben.
Ich denke in den nächsten Wochen werde ich den CNC Profis hier noch mit der ein oder anderen Frage auf die Nerven gehen... Aber auch ungefragte Kritik oder Verbesserungsvorschläge sind mir natürlich willkommen!
Die erste Frage habe ich auch schon:
Was macht euerer Meinung nach mehr Sinn: mechanische (überfahrbare) Endschalter oder induktive Näherungssensoren? Ich habe noch nicht so richtig raus was die Vor- und Nachteile der einzelnen Konzepte ist.
PS: Wer sich fragt was der Titel soll:
Das Haus, dass wir uns gekauft haben ist der letzte Überrest von einem alten Gehöft, dass schon 1530 das erste mal urkundlich erwähnt wurde unter dem Namen "Isernbiters Land" daraus hat sich im Laufe der Jahrhunderte der Name Isernbitter gebildet, der bis heute in Katasterkarten eingetragen ist. Woher genau der Name kommt ist unklar, wohl am ehesten aus dem Mittelhochdeutschen für Eisenkraut (Isern) Beißer (biter). Da Eisenkraut einige heilsame Wirkungen hat könnte der Ursprung darin begründet liegen. Meine Frau und ich wollen das in den nächsten Jahren/Jahrzehnten hier in der Region wieder geläufig machen, wenn Aktionen wie die offenen Gartenpforten oder ähnliches stattfinden. Daher wird es nun die Isernbitter CNC.
Viele Grüße und auf einen für Alle interessanten und (vor allem für mich) lehrreichen Thread.
Stephan