Vintage, Voodoo und andere Mythen

die Plauderecke für Instrumente, Verstärker und Zubehör von der Stange
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pfromg
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Re: Vintage, Voodoo und andere Mythen

#51

Beitrag von pfromg » 19.08.2010, 15:57

capricky hat geschrieben:@chicago
Ich finde das so ausserordentlich weise, was Du da geschrieben hast!

capricky
Richtig!

Im Grundsatz ist die Musik nichts, ohne die Emotionen und Gefühle welche sich darin verstecken oder auftauchen, meiner Meinung nach...

Das schätze ich auch an diesem Forum, die Leute bauen ihr Ding und stecken viel Arbeit und Herzblut in die Projekte. Schlussendlich spielt man ein Solo auf seiner eigenen Gitarre, Bass oder was auch immer und vergisst das Ganze drum her rum und geniesst den Augenblick!

Was will man mehr?

Chicago (clap3)

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Chicago
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Re: Vintage, Voodoo und andere Mythen

#52

Beitrag von Chicago » 19.08.2010, 16:33

vrooom hat geschrieben:Es ist klug, seine Empfindungen nicht den Scharlatanen / der Scharlatanerie zu überlassen
Ja das ist es in der Tat, das bezweifle ich auch nicht. Aber Kopf und Herz sind zwei unterschiedliche Sachen.
Der Kopf sagt: Scheiß auf die 1200€ Vollröhre, das wäre mit nem 300€ Line6 auch gegangen
Aber das Herz ist mir beim spielen aufgegangen und hat gesagt: so muss es klingen.

Wo liegt nun das Problem bei der Sache? Der Kampf zwischen Kopf und Herz ist etwas, was einem vermutlich des öfteren im Leben begegnet. Wer in seiner Jugend (oder auch später, will da nichts unterstellen) schonmal unsterblich verliebt war, weiß, dass das Herz immer stärker ist als der Kopf. Der Kopf lässt sich erklären und ergründen man stimmt ihm zu, weil es Sinn macht. Das Herz lässt sich nicht ergründen, weshalb man ihm nicht richtig zustimmen kann. Man weiß, man will etwas, auch wenn man nicht weiß warum. Doch weil es keine Gründe für seine Entscheidungen vorgibt, wie Rationalität oder dergleichen, kann man ihm genauswenig wiedersprechen. Es liegt nicht in unserer Macht darüber zu bestimmen, was uns begeistert und was nicht.

Um den Bogen zurückzuspannen:
Natürlich hilft mein Standpunkt keinen millemeter weiter, wenn man auf der Suche nach der Wahrheit ist. Versteh mich nicht falsch, auch mich würde es interessieren, ob eine Röhre WIRKLICH wärmer klingt, oder ob eine Vintage Gitarre WIRKLICH ausgeglichener klingt und schwingt.... wir kennen alle genug Beispiele bei denen es interessant wäre, die ultimative Wahrheit zu kennen.
Aber der springende Punkt bei der Sache ist: Die Wahrheit ist Kopfsache, Musik nicht.
Deswegen reden wir über zwei völlig unterschiedliche Dinge.
Was fängst du mit dieser Wahrheit an? Und viel wichtiger: spielst du besser und beruhigter MIT diesem Wissen?
Prinzipiell sollte man aber diesem Appetit auf Luxus widerstehen lernen, wie ich finde.
Dem würde ich absolut zustimmen: Mein gesetztes Ziel ist es, mit dem Verstärker und der Box, die ich habe, die nächsten 10 Jahre glücklich zu sein, bis es Zeit ist, was neues auszuprobieren. Bis dahin übe ich mich im Dauergrinsen und Gänsehaut haben.
Der Tenor ist nämlich: "Wenn ich mich nur mit teuren Voodoo-Anlagen wohl fühle, dann will ich den ganzen Voodoo-Kram!"
Ich denke nachdem ich versucht habe meinen Standpunkt noch etwas deutlich zu machen, sollte klar sein, dass gerade das nicht der Tenor ist.
Ich empfinde bei diesem Voodoo-Mist vor allem Eines: Empörung. Das würde mich beim Spielen echt behindern.
Ich habe ja auch nie gesagt, man soll sich Voodoo Kram kaufen, sondern einfach das, was sich richtig anfühlt... das kann Voodoo sein, muss aber nicht.

Aber versteh mich nicht falsch, ich baue keine 50 jahre alten Kondensatoren in meine Gitarren und halte auch nichts von Vintage Gitarren (außer vllt vom look her). Ich zähle mich eigentlich auch zu den Verfechtern der Wahrheit... aber die ist halt einfach emotionslos, manchmal sollte man davon abstand nehmen.

Wer Musik erklären will, landet bei Amplituden und Frequenzen, wer sie fühlt bei Gänsehaut und Emotionen.

Make your choice
"You know what? If you don't like it, go on the internet and complain"

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Re: Vintage, Voodoo und andere Mythen

#53

Beitrag von Reverend Sykes » 20.08.2010, 00:35

Chicago hat geschrieben:Deswegen wollte Rory auch keine neue Fender.
Das hatte einen anderen Grund! Siehe meine Signatur. ;)
Chicago hat geschrieben:Es liegt nicht in unserer Macht darüber zu bestimmen, was uns begeistert und was nicht.
Obwohl ich grundsätzlich mit Dir übereinstimme, möchte ich Dir gerne in diesem Punkt widersprechen. Dazu muß ich aber ein wenig ausholen.

Ich hab fast 20 Jahre lang die tollsten Bemühungen unternommen um so zu klingen wie Wolf Hoffmann oder Steve Rothery, wie Peter Green oder eben auch wie Rory Gallagher. Jegliche Liebesmüh war vergebens. Ich konnte Sultans of Swing oder Another Brick in the Wall Note für Note spielen, aber es klang immer nach einem drittklassigen Amateurgitarristen und nie nach Mark Knopfler oder David Gilmour.

Ich wechselte mein Equipment wie andere Leute die Unterwäsche. Vom Transistorcombo über den Vollröhren-Halfstack bis zur Dynachord-Gesangsanlage mit Ibanez Tubescreamer davor (war ne interessante Kombination, sehr townshendig).
Desgleichen zappte ich durch die Gitarrenvielfalt: Fender Strat, Fender Tele, Epiphone Sheraton II und Flying V, Tokai Love Rock, B.C. Rich Warlock, Hopf Telstar (die einzige die mir geblieben ist).

Bis ich vor etwa eineinhalb Jahren meine erste Epiphanie hatte: Ich hatte immer geglaubt, ich müßte eine Fender Stratocaster in die Hand nehmen, um wie Rory klingen zu können. Oder eine Flying V, um Living For Tonight authentisch nach Accept klingen zu lassen.

Nein, das war noch nicht die erleuchtende Erkenntnis, von der ich sprach. Das war der vorausgegangene Irrtum. Die Erkenntnis kommt jetzt.

Ich hatte seit Jahren keine Gitarre mehr angefaßt, mein komplettes Equipment, bis auf die Telstar verkauft, und befand mich in einer Situation wie Karate Kid Ralph Macchio in dem Film Crossroads, als seine kleine Freundin davongelaufen ist und sein greiser Begleiter Willie Brown ihm erklärt, daß man den Blues nicht spielen kann, wenn man ihn nicht fühlt.

Nun, ich fühlte ihn gerade, und zwar deutlicher, als mir lieb war.

Im Fernsehen lief gerade eine Dokumentation über den Süden der USA mit entsprechend bluesiger Hintergrundmusik. Ohne groß darüber nachzudenken griff ich zu meiner (einzigen) Gitarre, die Telstar, und begann, mangels Verstärker, unplugged und von der Doku-Hintergrundmusik begleitet ein paar Blueslicks zu spielen. Da ich jahrelang keine Gitarre mehr angefaßt hatte, kriegte ich zunächst garnix auf die Reihe. Ich konnte mich nichtmal an die einfachsten Pentatoniken erinnern.

Und weil viele Töne einfach falsch klangen weil sie schlicht fehl am Platze waren, und weil ich nicht in der Lage war sie durch die richtigen Töne zu ersetzen, ließ ich sie einfach weg, die falschen Töne.

Übrig blieben ein paar verwaiste, einsame Töne und Licks. Ich konzentrierte mich also nicht mehr darauf, viele Töne zu spielen, sondern nur noch darauf, die wenigen Töne, die ich spielte, schön zu spielen. Und zu meiner vollständigen Überraschung funktionierte das sehr gut.

Das half mir nicht nur, meine damalige Stimmungslage zu bessern, sondern motivierte mich auch, wieder ein paar (wenige) Riffs zu lernen. Hierfür wollte ich mir auch wieder die eine oder andere Gitarre zulegen und natürlich einen Verstärker. Aus schierer Geldnot war und ist Low-Budget Pflicht. Also spiele ich derzeit eine Epoch von Gibson, ähnlich einer LP Junior, weil ich sie billig (sehr!) bekam.

Ausgerechnet ich und Les Paul. Das ist die Strafe für meine gehässigen Bemerkungen über diesen Unfall der Gitarrengeschichte. :badgrin:

Und obwohl ich es nicht abwarten kann, diese Un-Gitarre schnellstens durch eine schöne Gitarre zu ersetzen, muß ich zugeben, daß es mir großen Spaß macht, mit der Billig-Gitarre zu spielen.

Hier komme ich wieder zu Deiner Behauptung zurück, daß wir nicht bestimmen, was uns begeistert. Mein Herz zieht mich noch immer von der Paula weg zur Tele oder Strat. Aber ich mußte mir beim Spielen der Paula eingestehen, daß es auch gewisse Vorteile bietet, wenn das Plektrum nicht ständig an diesem überflüssigen mittleren Strat-PU hängen bleibt oder wenn man bei heftigem Anschlag nicht ständig den PU-Wahlschalter der Strat oder Tele unbeabsichtigt umschaltet.

Und da kam mir wieder der Rory in den Sinn. Bluesspieler machen eben kein Theater um die Gitarre, sie hauen einfach rein.

Gruß

Rüdiger
Liebe Grüße
Rüdiger


"Blues players don't mess around with the guitar, they hit the bloody thing." (Rory Gallagher)
…m;les to go before I sleep…
Für Eile hab ich keine Zeit.

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Re: Vintage, Voodoo und andere Mythen

#54

Beitrag von taxman » 20.08.2010, 10:45

Ich glaube Chicago wollte mit seinem Beitrag nicht ausdrücken, daß nur teuer auch gut ist, ich finde er hat es recht gut beschrieben.
Das Gefühl ist nunmal etwas sehr Wichtiges bei der Musik, ich muß ihm da zustimmen. Man kann das ganze auch von dem Preis auf Style umlenken. Würde Slash mit einer pinken Paula mit Goldhardware spielen? Ich denke nein, auch wenn die Farbe nunmal absolut keinen Einfluß auf den Sound hat, das Gefühl wäre hier wohl etwas im Eimer :lol:

Hier nochmal ein interessanter Vergleich, passt irgendwie auch ins Vodoogebiet...

http://www.youtube.com/watch?v=aQSBOz2r ... 1&index=61

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Re: Vintage, Voodoo und andere Mythen

#55

Beitrag von vrooom » 20.08.2010, 14:45

Tja, ihr Gefühlssklaven, dann seht mal zu, dass ihr euch nie in eine Hure verliebt, denn dann seid ihr nicht nur euer Herz los, sondern auch euer Geld. Auch wenn ihr euch echt gut fühlt, so ganz ohne Verstand :lol:
Nix für ungut,
Vernünftlerooom

PS: Mit Hure meine ich jetzt keine alte Gibson-Gitarre oder sowas (obwohl das auch passen würde), sondern die Liebesdienerinnen, die vor allem jung gefährlich sind. Die Vintage-Damen sind da eher etwas für Spezialisten :)

PPS: Das Kopf und Herz im Widerstreit stehen, ist so ein Oberschülernonsens a la Fritz Langs "Metropolis".
Bei mir vertragen sich die beiden echt gut:
Herz: "Boah! Geil, ej! Ich will das! Jetzt! Sofort!"
Kopf: "Moment mal... Ich check' das eben kurz."
Herz: "Naaa, alter Langweiler! Das ist so rattenscharf. Ich MUSS das haben!!"
Kopf: "Noch nicht. Ich habe da einen kritischen Eintrag in meiner Datenbank."
Herz: "Hmpf... ... ... Und jetzt? Darf ich jetzt? Ist es endlich soweit?"
Kopf: "Nope! Stop it! Blendwerk! Scharlatanerie! Lug und Trug! Wir lassen die Finger davon!"
Finger: "Ok. Wir bleiben in den Taschen."
Herz: "Och Menno..."
Kopf: "Komm' her Herzilein, kriegst einen Keks zum Trost."
Herz: "Au fein! Gib her!"

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Re: Vintage, Voodoo und andere Mythen

#56

Beitrag von DoubleC » 20.08.2010, 16:28

Bei all den Wünschen & Gefühlen (Feeling, nothing more than Feeling) sollten wir nicht vergessen, dass diese auch von geheimnisvollen Mächten gesteuert werden (Dieser neue Film...mit Leo DiCaprio.....Inception.....gibt ein ganz gutes Bild davon, wie sich "fremde Mächte" in die Träume von anderen Individuen und z.T. Kollektiven einklinken). So funktionieren nun mal Werbung und Marketing............AIDA: Attention-Interest-Demand-ACTION!

Und mal ehrlich: Die Konstellation, LIVE jemanden konzertieren zu hören, dessen Guitare (egal wie alt) nehmen zu dürfen und selber wie der Teufel auf dem Fremden WImmerholz brillieren zu können, beinhaltet zwar den ECHTEN Nachahmungswunsch, ist aber derartig unrealistisch, dass wir das getrost ad Acta legen können.

Man beginnt doch schon seine Karriere als Amateuroderwattweeßick-Gitarrist mit einem Traumbild bzw. einem geistigen Filmchen, welches man bei Bedarf immer wieder abspult (vor allem, wenn mal wieder alles so richtig Sch..sse ist). In diesem Traumfilm geht das Gitarrespielen wie von selbst, es klingt wie auf dem jeweiligen Lieblingstonträger, ist immer richtig (kein Drummer stört), es sieht aus wie auf diesen geilen Standphotos der Ketarrenhelden mit spritzendem Schweiss und halbgerauchter Kippe im Mundwinkel (OHNE Rauch im Auge), das Equipment ist selbstverständlich das von Bildern, Berichten etc. und hinterher bumst man simultan mit mindestens 100 Fans (ob DoubleX oder XY sei der sexuellen Orientierung überlassen) und hat ein Rohr von den Ausmassen einer italienischen Mortadella......... :oops:.

Die passenden Bilder für den Traum liefert die Musikindustrie (INCEPTION!!!) und wenn einem die alte Framuswandergitarre mal wieder so richtig die Fingerkuppen gerillt hat, das Lehrmaterial von Carulli sich anhört 3 Tage alter Filterkaffee schmeckt, dann, ja dann träumt man den Traum von oben............

Und die Bilder in den Träumen folgen auch gewissen modischen Trends............so in den 80igern träumte man als junger Mann von einer Pudeldauerwelle (Minipli), Spandexhosen mit Cowboystibbeln (Schnellfickerstiefel), einer 28-bündigen Superstrat aus Linde mit Bratbucker in Stegpostion, einem Bobbradshawrack mit Stereosoldanoverstärkung und erbrach beim Gedanken an alte (59er) LPs oder mittsechziger Stratocasters (um dann wie Jimi H, John Bonham oder Bon Scott an seiner eigenen Kotze zu ersticken). Ich denke auch das Kapitel Endstufenzerre und effektfreies Spielen führte beim jeweiligen Träumer zum Spontanausbruch von Genitalherpes (auch 'ne Mode der 80iger....).

Der Vintage-Traum ist vor dem Hintergrund zu verstehen, dass sich durch Bobbradshawsoldano wassweissichwas Effektgeschwurbel die Gitarre in Klang, Dynamik und Ansprechverhalten (High Gain) eher wie ein Keyboard verhalten hat und selbst Metal keine Gitarrenmusik mehr war. Da in der Massenfertigung eigentlich nur noch Verstärker mit mindestens zwei Vorstufen (Clean & Lead) konzipiert wurden, die klangregelungstechnisch einen mächtigen Spagat machen müssen, wurden die alten One-Trick-Ponies ganz schön verherrlicht. Nix gegen einen alten 7ender Twin-Reverb (mein Lieblingsamp).......aber wenn's mal zerren soll, braucht man entweder einen riesigen Raum (wegen der irren Lautstärke) und für unverzerrt noch eine Batterie andere Verstärker oder es klingt halt nach Bodentreter und ist wieder ein Kompromiss......und wer kann sich das heute noch leisten.......

Naja, und die Industrie nährt die Wünsche (Mann, mehr als € 1.500,-- ist doch irre.....und € 25.000,-- o.ä. für eine künstlich gealterte LP aus dem Customshop.....das ist Schwachsinn!!) und man ist gegen diese ausgefeilte Psychologie der Werbefuzzis echt wehrlos.......................und kaufen ist geil........

Ich habe mir nach sorgfältigen Preisvergleichen auch ein paar dieser postsozialistischen Kondensatoren gekauft. Habe bei meiner ersten echten Gitarre (Ibanez AS 100 von 1981) die gesamte Elektronik ausgetauscht (was 'ne Fummelei) und bin zufrieden.......ob's jetzt sooooo viel anders ist, als wenn ich andere Caps verlötet hätte.....weiss nicht. Nun kruspelt nix mehr, die Schalter tun's einwandfrei und die Ketarre ist nur noch von der hölzernen Basis her vintitsch........aber es war halt meine erste und ist immer noch gut.

Ach ja: Wintitsch (Winnitatsch???)........Ich habe vor JAHREN mal ein Konzert von Bruce Willis (Jippijeiyeah Schweinebacke) und seiner Band im Rahmen der Filmfestspiele in Berlin gesehen & gehört. Die hatten alle Fender-Verstärker vom feinsten (Tweed-Twins, Bassmans und einen Vibroking), alte Gitarren (SGs und Strats)...und was soll ich sagen? Es war so laut, dass sich mein Innenohr vor Schreck zugeklappt hat und nur noch dumpfes Gedröhne durch den Schmerz drang. Das hätten die auch mit billigsten Chinaklampfen und 70iger-Carlsbro-Verstärkern hinkriegen können. Für'n ARSCH!!!!

SO, jetzt habe ich so heftig geofftopict, dass es Zeit für ein kurzes Fazit wird:

EInkaufen macht Spass. Je mehr Geld man (im Rahmen seiner Möglichkeiten) ausgibt, desto intensiver ist der Shoppingorgasmus. Und by the way: Es gibt nicht nur Vintage-Schwachsinnbei Gitarren. Bei der Weltfirma Hermès aus Paris kann mann sog. Kelly- bzw. Birkin-Bags (Vintage - Handtaschen) bestellen (2 Jahre Wartezeit) und kann dafür, je nach Ausstattung bis zu € 120.000,-- auf den Tisch legen.............(Das gibt Pflaumenstürze, wenn die Tasche endlich da ist......oder man vor der Reihe eine bekommt)

Ich gehe jetzt einfach mal Gitarre spielen..........bisschen Bach (hypervintage)


Ciao


2C

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Re: Vintage, Voodoo und andere Mythen

#57

Beitrag von vrooom » 21.08.2010, 08:08

Bei dem ganzen dunklen und unergründlichen Geherze darf man nicht vergessen, das Gitarrespielen schlicht ein gutes Stück Handwerk - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes - ist. Ich spiele immer am besten, wenn ich tüchtig geübt habe. Zwischen "Feeling" (Herz) und "Sound" (Anlage) liegt nämlich noch die "Technique" (Finger). Ein nicht zu vernachlässigender Faktor!

Vrooom Kopfler

Jetzt kommts: Keine meiner selbstgebauten oder selbstgekauften Gitarren war je so gut, wie die Mexiko-Strat, die ich vor etwa zwei Jahren verkaufte. Trotzdem spiele ich auf meinen Selbstbaugurken und Squier-Teles lieber. Das ist ebenfalls sehr irrational. Wenn auch zur anderen, nämlich zur billig-punkigen Seite hin. - Auch ich bin vermutlich Sklave irgendwelcher künstlerischen Punk- und DIY-Attitüden, aber wenigstens kann mein Grips das verantworten. Es gibt da keine Konflikte der Art "Ich weiß, das es idiotisch und geldverschwenderisch ist, aber ich fühl' mich sonst einfach minderwertig.". - Puh! Hab' ich voll Glück gehabt 8)

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Re: Vintage, Voodoo und andere Mythen

#58

Beitrag von DoubleC » 21.08.2010, 11:10

@vroom Knopfler: Sach ich doch IMMER: Spielen muss man selber (Finger gerillt von Wandergitarre & Carulli). Und Tonbildung (tone) lernt man eigentlich nur auf der Akustik-Gitarre. Wenn's da klappt, dann gehts auch auf der E-Geige wie von selbst!

Ob eine Gitarre gut oder schlecht ist, vermag ich trotz langer Spielpraxis nicht zu entscheiden (mal abgesehen von so Kleinigkeiten wie Saitenlage & Nebengeräuschen). Der Rest ist: "Gefällt mir!" oder "Gefällt mir NICHT". Der Faktor Gefallen beinhaltet die unterschiedlichsten rein subjektiven Kriterien wie Klang, Dynamik, Ansprechverhalten, Lautstärke (Bei Naturgitarren), Farbe, Form, Selbstwertgefühl MIT umgehängter Gitarre und zum Schluss den Preis (How much bang for the buck).


Gruss


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Re: Vintage, Voodoo und andere Mythen

#59

Beitrag von vrooom » 23.08.2010, 10:59

Mein wichtigstes Kriterium ist mittlerweile "Selbstgebaut oder gekauft".
Bei Gekauften ist das Anti-Voodoo-Scharlatanerie-Kriterium "Will mir da jemand Euros für mondlichtgefertigte und schamanenbeschworene Potiknöpfe abluchsen?" am wichtigsten. Selbst wenn so ein Instrument oder so ein Verstärker wunderbar verarbeitet ist, würde ich das nicht kaufen. Meine Empörung wäre zu groß. Ich käme mir wie ein Idiot vor.
Mein Wohlgefühl ist ganz wesentlich an mein Kritikvermögen gekoppelt. Und ich würde empfehlen: "Lernt das auch!" :)

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Re: Vintage, Voodoo und andere Mythen

#60

Beitrag von DoubleC » 23.08.2010, 13:22

Ja, genau das ist eines der Hauptargumente dafür gewesen, dass ich mich, zunächst als rein geistige Übung, mit dem Instrumentenbau beschäftigt habe. Ich fand es einfach empörend, dass mir so ein Musikladenangestellter in Berlin (der Laden hat nun auch Dépendancen in HH und M) allen ernstes gesagt hat, dass man unter € 3.500,-- keine anständige E-(!)-Gitarre mehr bekommen könnte (dies mit Seitenblick auf diese PRS-Geigen). Ja wo sind wir denn? Wer soll denn derartig viel verdienen, um sich so etwas leisten zu können?
Als ich dann mal eine ähnlich teure Gibson-Geige in der Hand hatte und die jämmerliche Verarbeitung sah, dachte ich mir, dass man für den Preis so einer Lester Pollfusz-Standard auch viele tolle Werkzeuge kaufen kann und sich intensiver mit der Materie beschäftigen kann.

Wenn man dann im Vergleich noch die einschlägigen Musiker (Instrumentenkäufer)-Foren betrachtet, kann man unschwer feststellen, dass in den Instrumentenbauerforen ein erheblich höheres geistiges Niveau vorherrscht, ja viele Artikel mit einem gewissen Esprit geschrieben wurden UND das man etwas lernt. Voll der Ü-Ei-Effekt (Macht Spass, ist lecker, beinhaltet Abenteuer, Kalorien & lehrreiches)......................Und humorig sind auch viele der Bastler........


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Re: Vintage, Voodoo und andere Mythen

#61

Beitrag von taxman » 23.08.2010, 15:06

Der Instrumentenhandel, von dem du schreibst, ist mir auch nicht sonderlich sympathisch (HH). Auch ich war dort sehr erschrocken über die "Qualität" der Gibbis, es hangen dort noch böse Chinapaulas der Tochterfirma, die waren zumindest optisch weitaus besser verarbeitet.
Solch lustige Aussagen über die Preisgrenze von guten Gitarren hab ich zwar noch nicht gehört, jedoch schon Aussagen über akustische aus Fernost. Begründung war dort, es sei kein "echtes" Mahagonie verbaut, weswegen das Instrument minderwertig sei. Diese Aussage kam von einem anderen bekannten Händler, gleich um die Ecke.
Na ja, aber woher soll der durchschnittliche Käufer auch wissen, was wichtig oder unwichtig für den Instrumentenbau ist. Nicht jeder ist da so sorgfältig mit der Recherche.
Gut das wir hier eine andere Herangehensweise pflegen als bekannte andere Musikerforen, hier ist die Stimmung wirklich sehr harmonisch und die Meinungsbildung wird einem nicht "verboten".

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Re: Vintage, Voodoo und andere Mythen

#62

Beitrag von khal » 23.08.2010, 16:34

taxman hat geschrieben: Solch lustige Aussagen über die Preisgrenze von guten Gitarren hab ich zwar noch nicht gehört, jedoch schon Aussagen über akustische aus Fernost. Begründung war dort, es sei kein "echtes" Mahagonie verbaut, weswegen das Instrument minderwertig sei. Diese Aussage kam von einem anderen bekannten Händler, gleich um die Ecke.
Das erinnert mich an den Kauf meiner ersten E-Gitarre. 1981, ich war 17 und hatte nicht mal den Ansatz einer Ahnung was eine gute Gitarre ausmacht. Ich wusste nur, dass Richie Blackmore und David Gilmour Strats spielten. Also mit dem aus Ferienjobs erarbeiteten und von Muttern aufgestockten Geld zum örtlichen Musikalienhändler. Weltstadt Bielefeld. Das besagte Musikhaus hat (kein Verlust meiner Meinung nach) mittlerweile geschlossen.
Zwei Strats hingen da. Eine (wie ich heute weiss) Eschestrat in Naturfinish, die andere postgelb. Auf die Frage warum die transparent lackierte teurer sei, Kopfkratzen des Verkäufers und dann die weise Aussage: auf’n Korpus mustu gucken. Der hier ist aus Holz, bei der hier (und zeigt auf die Gelbe, billigere) ist der Korpus aus Kunststoff. (wall)
Da dem 17 jährigen angehenden Rocker die “Hölzerne” aber zu bieder war, die Gelbe ja aber aus Kunststoff war, kaufte er dann die dort auch hängende Telecaster…. Warum auch nicht...
taxman hat geschrieben: Gut das wir hier eine andere Herangehensweise pflegen als bekannte andere Musikerforen, hier ist die Stimmung wirklich sehr harmonisch und die Meinungsbildung wird einem nicht "verboten".
Ich kann Dir nur zustimmen... In diesem Bereich das netteste Forum.
So what...?....

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Re: Vintage, Voodoo und andere Mythen

#63

Beitrag von Poldi » 24.08.2010, 05:59

12stringbassman hat geschrieben:
khal hat geschrieben:.... beim Höreindruck immer ganz viel Unmeßbares dabei ist.
Einspruch! Alles ist messbar, es kommt nur auf die Messmethode und die Interpretation des Messergebnisses an.


BTW: ich benutze als Sicherung für meine Gitarrengurte Flaschengummis (die Schaller-Security-Locks sind zwar auch ned schlecht, sind mir aber zu teuer und klappern tun sie auch). Und ich muss schon sagen, dass die blauen besser klingen als die roten :lol: 8)
quote]

Ich benutze die grünen, die haben mehr Mitten. :D

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Re: Vintage, Voodoo und andere Mythen

#64

Beitrag von taxman » 24.08.2010, 09:33

Ich benutze gar keine, um den Sound gar nicht erst zu verfälschen. Besonders gut "unplugged" zu hören ;)

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Re: Vintage, Voodoo und andere Mythen

#65

Beitrag von 12stringbassman » 24.08.2010, 10:03

taxman hat geschrieben:Besonders gut "unplugged" zu hören ;)
Wenn der Gurt vom Pin ploppt und die Klampfe auf dem Boden aufschlägt :badgrin: :lol:
"Denken ist wie googeln, nur krasser!"

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Re: Vintage, Voodoo und andere Mythen

#66

Beitrag von vrooom » 24.08.2010, 14:49

Meine erste Gitarre war auch voodooisiert: Ich war 18 oder 19, als mein alter Herr mir eine Ibanez Musician spendierte. Solidbody, durchgehender Hals, zwei PUs, etliche Kippschalter, messinggüldene Hardware, gute 5 Kilo schwer. Da ich Punk machen wollte, war mir dieses Gerät viel zu edel und ich kaufte mir von meinem eigenen Geld eine Stratkopie von Cimar (Ibanez-Ableger. Wusste ich damals aber nicht.). Auf der traute ich mich dann zu spielen und sofort machte es Spass und wurde gut. Das Ibanez-Geschütz staubte vor sich hin und wurde irgendwann verkauft. Anti-Voodoo sozusagen... :lol:

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Re: Vintage, Voodoo und andere Mythen

#67

Beitrag von DoubleC » 24.08.2010, 17:24

@ Vrooooom: Wie, Dein alter Herr hat Dir quasi ungefragt eine Spät70iger/Früh80iger Edelgeige spendiert???? :shock: Das hätte ich auch gerne gehabt.

Mein Erstling war eine gebrauchte Maya-LP-Kopie in einem Nikotinzahnbörst, die mir spiessig und dumpf vorkam. Mein Verstärker: EIn altes Röhrenradio........Das Riff von "Sex & Drugs & Rock'n Roll" kam damit super.......den Radio-Sound (mit magischem Auge) habe ich so nie wieder gefunden..........
Aus der Maya fielen die PUs irgendwann raus (angeblich waren es Di Marzios der ersten Stunde) und ich habe versucht eine andere Gitarre 'draus zu machen...........Humbucker spalten führt nicht automatisch zu einem knackigen Single-coil............Und ein Sperrholz-LP-Korpus lässt sich nicht so ohne weiteres in einen Firebird/Explorerartigen Korpus umbauen (vor allem, wenn man weder über Geld, Ahnung und passendes Werkzeug verfügt...... :( )

Aber für die echten Voodoo-Geigen hatte ich nie die nötige Barschaft.....................

ALs ich dann künstlerischer tätig werden wollte (Gymnasiastenjazzrock) hatte es mir der ESdreihundertnochwas-Clon von Ibanez angetan, den ich immer noch habe (DIe Scofieldvariante habe ich nicht genommen, weil ich die Farbe doof fand, die Abalone-Inlays im Griffbrertt zuhälterig und last but not least die Gitarre nicht richtig eingestellt war...........soll heissen, die Saiten lagen auf dem Griffbrett auf.......DM 300,-- gespart)

Und dann habe ich Tonabnehmer gewechselt....................die SuperVoodoo-Teile von Ibanez, die angeblich so toll sind (ich fand sie erbärmlich) flogen schnell 'raus, bald war auch ein Bigsby aufgeschraubt und so weiter.............Die hölzerne Basis stimmt, und das Gerät gehört mir bald seit 30 Jahren.........das ist SELBSTGEMACHTER VINNITATSCH!!!!! (whistle)

Ab & zu zünde ich schwarze Kerzen an, schlachte ein Hühnerbrustfilet, nehme mir my own Voodoo-Vintage-Holz und stecke Nadeln in Modelle & Bilder von 1959er LPs, 1949er Teles, 1952er Stratocasters...............1984er PRS............jepp, das rockt



Grusz VoodooC


Edit: Going Home habe ich erst in den letzten Jahren gelernt...........vor 30 Jahren war es nur ein Traum das auch nur ansatzweise gniedeln zu können

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Re: Vintage, Voodoo und andere Mythen

#68

Beitrag von 12stringbassman » 24.08.2010, 19:50

DoubleC hat geschrieben:Mein Verstärker: EIn altes Röhrenradio........
Hihi, hatte ich auch. Die Endröhre wurde mit dickem Kupferdraht umwickelt als Kühlkörper.
Mein erster Bass war eine billig-Jazz-Bass-Kopie, schwarz, dem ich mit rotem und weißem Isolierband ein Frankenstrat-ähnliches Muster verpasste (player2)
"Denken ist wie googeln, nur krasser!"

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Re: Vintage, Voodoo und andere Mythen

#69

Beitrag von reinhard » 24.08.2010, 20:12

mein erster Bass war ein Jetson ... sah aus wie eine Telecaster und hatte auch ne ähnliche Mensur :-)
als ich damit beim Basslehrer ankam, sah er sehr verwundert aus ...
dazu gab's noch einen Dynacord Röhrenverstärker ....

.... aber eigentlich war ich damals nur scharf aufs Bassspielen :D


....

82 oder so...
Erich Zann Trio - Temporary Music

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Re: Vintage, Voodoo und andere Mythen

#70

Beitrag von vrooom » 24.08.2010, 21:38

Wenn ich an meine Verstärker denke, die ich allesamt wieder verkauft habe, dann treibt es mir die Tränen in die Augen: Roland JC-120, VOX-AC30 (mit diesen alten silbernen Speakern) und Fender Princeton Reverb. Natürlich hätte ich sie alle drei behalten sollen (und die amerikanische Paisley-Telecaster, die heute ein Schweinegeld wert ist, obendrein). Alle klangen phantastisch, hatten Stil und waren bezahlbar. Die paar Mark, die ich dafür bekam, zerannen wie Sand zwischen den Fingern... Krrchch... Ich halte es nicht aus... :roll:

PS: Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen "Stil haben" und Voodoo? (think) Ich glaube, ich mochte dieses Ibanez-Eisen auch deswegen nicht, weil es so protzig und neumodisch und stillos war. Es passte so gar nicht zu meiner künstlerischen Ausrichtung. Mit irgendeiner überteuerten Voodoo-Anlage wäre ich aber genauso unzufrieden gewesen, weil auch das nicht meine Tasse Tee war. - Mit solchen Dingern spielt man nicht schlecht, weil man schlicht gar nicht mit ihnen spielt. Wer Hardrock macht, kauft sich keines von diesen dicken Jazz-Babies, und der Hardcore-Jazzer ist normalerweise auch nicht mit so einer Metal-Axt anzutreffen. Sind solche "Szenen-Stilzwänge" schon Voodoo? Nein, oder?
Gibt es auch "Live-Repräsentationszwänge" derart, dass sich kein regelmäßig auftretender Musiker traut, mit einem Amp-Simulator auf die Bühne zu gehen? Hat das schonmal jemand gesehen? Würden die dann ihr Publikum vergraulen? Vielleicht sind wir alle voodooisierter, als wir denken... (think)
Das geht jetzt so ein bischen in die Richtung, die Chicago wohl meinte. Nur dass ich hier eher von Zwängen, als von irrationalen Empfindungen und Süchten rede. Moden- und Szenen-Zwänge führen zwar nicht notwendig dazu, dass man Voodoo akzeptieren muß, belassen einen aber auch nicht mehr ganz frei im Kopf. - Ob man sich da so ganz frei von machen kann!? Hat vielleicht auch etwas mit vertraut- und zuhause-sein zu tun oder sowas...

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Re: Vintage, Voodoo und andere Mythen

#71

Beitrag von Simon » 24.08.2010, 23:11

Farin Urlaub von den Ärzten spielt immer eine Amp- Simulation; aber mehr fallen mir auf die Schnelle nicht ein!

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Re: Vintage, Voodoo und andere Mythen

#72

Beitrag von taxman » 24.08.2010, 23:36

Jetzt geht es aber nicht mehr wirklich um Vodoo, eher um Geschmäcker und Stil, wie erwähnt. Ich denke die musikalischen Helden tragen auch ihren Teil dazu bei, das sind Bilder und Sounds die prägen.
Für mich hat eine Vintagepaula einfach einen schönen Look, selbst gespielt hab ich so ein Ding noch nie, finde sie aber zumindest optisch einfach sehr viel reizvoller als eine aus heutigen Jahrgängen. Die sehen einfach "unperfekter" aus, rau und doch irgendwie stilvoll.
Das so ein Teil nun grundsätzlich besser klingt als eine neugebaute Gitarre glaube ich nicht, was ja eh Geschmackssache ist.
Ruokangas hat in seinem Videodiary einen Vergleich zwischen seiner unicorn, verschiedenen Historics und originalen ´59ern.
Zumindest über youtubeton gefiel mir eine der Historics am Besten.
Entscheidend ist also letztendlich dann oft noch der persönliche Geschmack.

Meine erste E-Gitarre war übrigens eine schwarze Mexico-Strat mit Humbucker und Singlecoil Bestückung. Dazu noch ein fürchterlich nerviges Floyd Rose 2 Tremolo. Der Hals ist ein Einteiliger Ahornhals, also kein aufgeleimtes Griffbrett. Ich glaube die ist Baujahr 91, bin mir aber nicht sicher.
Ich habe sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr gespielt, sonderlich gut geklungen hat sie auch nicht und ich müßte mal die Bünde neu machen.
Trotzdem liebe ich das olle Ding irgendwie, wohl weil es die Erste war.

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Re: Vintage, Voodoo und andere Mythen

#73

Beitrag von bigherb » 25.08.2010, 07:23

neulich erzählte ich einem interessierten Menschen, dass man für teuer Geld künstlich gealterte Instrumente neu kaufen kann......er übertrug dieses Phänomen auf Autos und packte sich an den Kopf......

irjenswie auch Voodoo.......aber eben kein Mythos !

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Re: Vintage, Voodoo und andere Mythen

#74

Beitrag von vrooom » 25.08.2010, 08:34

Tatsächlich? Farin Urlaub? Das ist ja schon ein ziemlicher Bigshot. Hätte ich nicht gedacht.
Ich finde, das Mode- und Szenen- und andere Zwänge zwar nicht selber Voodoo sind, aber an diesen Bereich mindestens direkt angrenzen und das man sich darüber auch ruhig mal ein wenig den Kopf zerbrechen kann. - Heutigentags, wo ich eine viel größere Freiheit im Schädel habe, würde ich eine moderne Gitarre behalten und spielen. Die Ibanez damals war hervorragend verarbeitet, ließ sich wunderbar spielen und hatte ein korrektes Preis-Leistungsverhältnis. Es gab überhaupt keinen objektiven Grund sie links liegen zu lassen, und heute würde ich es auch nicht mehr tun. Damals hingegen sorgten diese genannten Zwänge dafür, dass das Instrument für mich nicht tragbar - im wahrsten Sinne des Wortes - war. Ist schon eigenartig...

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Re: Vintage, Voodoo und andere Mythen

#75

Beitrag von DoubleC » 25.08.2010, 13:23

Ääääh, ich glaube mich erinnern zu können, dass Jan Vetter Alias Fahr in Urlaub die Präproduktion seiner Solowerke (Farin Urlaub Racing Team) mit einem Modelliergerät aufnimmt. Ich glaube, dass er Live irgendwelche Monsterverstärker aus Marktneukirchen (Framühs) nutzt. Die Boxen mit dem Metallgitter sind's auf jeden Fall. Und davor bei den Ärzten hatte er irgend so eine Kombi aus Marshall Vor- und Endstufen mit Effekzeuchs.

Dafür sind seine Ketarren mit Polyesterlack beschichtet. Herr Harm(s) von Cyan Guitars sagt, dass das Polxy-Zeugs die Gitarren besser vor den Folgen von Schlägen, Stürzen & Körperflüssigkeiten schützen täte...............Uäääääääh, Keine Nitrocellulosebeschichtung..........die Dinger können gar nicht klingen.........

Ich habe mal Stevie Ray Vaughan auf irgend so einem Übungsverstärker im Rahmen eines Interviews rumdudeln sehen.........Das klang aber sowas von fäkal..........ein klitzkleines bisschen macht der Verstärker schon aus. Oder diese REH-Videos aus den 80igern. Albert Collins klang im pädagogischen Teil der Videos (Learn to play guitar like a REAL Cottonpicker) über so einen Übungsverstärker (Roland Cube oder eine ähnliche 80ies Transenquäke) sowas von blöde...man möchte es kaum glauben......der brauchte eben seine 1 - 2 Fender Twins Reverbs (Ob Blackface, Silverface oder die mit den roten Knöppen war egal) und dann volle Lotte auf die 12........

"Stil" und "Mode" sind natürlich immens wichtig........Ich beschrub weiter oben schon den Minipli-Spandexhosentraum........Ngeblich hat Joe Pass seine Scheibe "Sounds of Synanon" auf einem Fenderbrett (Ob Jazzmaster oder Stratocaster weiss ich jetzt nicht) eingespielt und klang dabei wie immer...........Es gibt ein paar Photos von George Benson mit einer SG.........Und wenn man sich den Western Swing der 40iger/50iger anhört, kann man feststellen, dass Jimmy Bryant mit der Telecaster näher an Django Reinhardt oder Charlie Christian dran ist, als am "klassischen" CTelecastercountrytwang..........Ist sicherlich auch eine Frage der Aufnahmetechnik.

Ted Fascho Nugent exerziert seinen Deppenhartrock ja seit Jahrzehnten auf einer Byrdland........wenn die Teile bei heftigster Verst#ärkung & Verzerrung nicht so losjaulen würden, täten sicherlich mehr Metaller da drauf 'rumhämmern......(John5 nimmt ja auch Telemodelle für diese komische Musik.....)

Ach, da kann man endlos 'drüber fabulieren. Tatsache ist, dass wir alle von den Massenmedien mit bestimmten Bildern & Vorstellungen versorgt und indoktriniert werden und es darum sehr schwer ist, tatsächlich objektiv zu sein.



Grusz


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