Lissa: Lefthand mit Cutaway
Verfasst: 30.05.2021, 17:25
Liebe Freunde des Gitarrenbaus,
eigentlich wollte ich in meinen nahenden Sommerferien eine White Falcon Variation bauen, aber ich bin mir mit der endgültigen Formgebung noch unschlüssig und möchte die Entscheidung und Ruhe reifen lassen um einen Schnellschuss nicht nach dem Beginn des Baus zu bereuen.
Meine Duke und meine floW bin ich im Moment stetig am finalisieren, auch wenn ich nicht immer dazu komme Fotos zu machen und so die Bauthreads zu aktualisieren (beide sind bei meinen Eltern wo ich momentan werkel).
Nachdem sich Jörg netterweise bereiterklärt hat mir bei einigen Schritten zum Bau einer Akustischen Steelstring zu helfen, die ich mir entweder (für das erste Mal) nicht alleine zutraue, oder nicht das passende Werkzeug dafür habe, wird es demnächst mit dem Bau los gehen. Der Name Lissa fügt sich in die Serie meine Gitarren nach meinen Hunden zu benennen.
Falls nichts dazwischen kommt werde ich am Mittwoch bei Nebelheim das Holz kaufen, dass mir noch fehlt und dann in der nächsten Zeit damit zu Jörg fahren. Er hat netterweise auch angeboten die Innen- und Außenform nach meinen CAD Zeichnungen auf seiner CNC anzufertigen, damit bleibt mir viel manuelle Frickelarbeit erspart.
Ich hatte 2014 schon einmal einen Bauthread eröffnet indem ich eine veränderte Breedlove CM nachbauen wollte. (https://www.gitarrebassbau.de/viewtopic.php?f=64&t=4612)
Nach 7 Jahren bin ich aber nicht mehr so sehr von der Form überzeugt wie damals. Ich habe noch in Illustrator hin und her geschoben, aber keine für mich 100% überzeugende Lösung gefunden. Wenn der Bau dieser Gitarre hier gut glückt probiere ich vielleicht weiter und schiebe das angefangene Projekt auf irgendwann später...
Genauso wie damals beschrieben habe ich irgendwie aber auch keine andere "klassische" Form gefunden, bei der mich nicht irgendwas gestört hat. Ich habe also verschiedene Designs angesehen und versucht herauszufiltern was mein Geschmack bei Akustischen Gitarren eigentlich ist. Dabei habe ich folgende Punkte herausgearbeitet wie eine Form für mich aussehen sollte:
1. Ohne Cutaway geht gar nicht
2. Von den vorhandenen Cutaways hat mir keines so richtig gefallen. Meist lag es daran, dass die Spitze zu rund war. Mit einer spitzen Kante fand ich es auch nicht komplett überzeugend. Am meisten stört mich aber, wenn der Cutaway nach dem Abfallen wieder in eine Steigung geht bevor er die Kurve zur Tallie macht (keine Ahnung ob jemand versteht, was ich meine...)
3. Die Tallie darf nicht zu schlank sein (Parlors zum Beispiel gefallen mir von der Form her gar nicht)
4. Der Abschluss unten sollte nicht abgeflacht sein, sondern die Rundung des Bauches fortführen
5. Der Bauch sollte dabei nicht zu rund und massiv werden, das gefällt mir bei den Jumbos nicht
6. Die Position des Schalllochs sollte nicht zu sehr zwischen der Tallie eingeklemmt sein, aber auch nicht zu weit über dem Cutaway beginnen.
Irgendwann bei meiner Recherche bin ich dann über die Form der Breedlove Concert/Concerto/Concertina mit Cutaway gestoßen, die sehr viel dieser Punkte "richtig macht". Ich habe mir also eine Vorlage in Illustrator geladen, nachgezeichnet und dann Kleinigkeiten an Proportionen und den Rundungen verändert. Irgendwie ist bei der Breedlove eine Art Offset drin, der aber nur sehr gering ausfällt. Ganz nach dem Motto ganz oder gar nicht habe ich den Offset komplett herausgenommen. Übereinandergelegt sieht man die Änderungen sehr deutlich, aber die Anleihen vom Design sind nicht zu übersehen. Die Stegform finde ich so passen, die übernehme ich komplett. Als Kopfplatte bin ich auch hier wieder ganz bei meiner Lieblingsform von der Charvel Surfcaster:
Breedlove Concert im Vergleich: Ich habe dann die Breite des Bauchs an eine OM nach dem Plan von Grellier angepasst und die Beleistung fast 1:1 übernommen. Ich habe nur die Längen der Leisten an die Form angepasst und die beiden Tone Bars einige Millimeter nach unten verschoben, weil meine Form durch den runden Abschluss nach unten etwas länger ist als die abgeflachte OM. Dadurch deckt die Beleistung proportional die Decke besser ab. Bei Breite, Höhe und Scalloping der Leisten werde ich mich an den erprobten Plan von Grellier halten.
Vielleicht schaut jemand von euch Profis darauf und gibt ein Feedback, ob das so funktionieren würde?
Beim Holz für den Body möchte ich mich an einer Gitarre von Gerhard orientieren, die mir in dieser Hinsicht super gefällt: Riegelahorn allover und ebenfalls mit Hartölwachs behandelt. Die Holz-Finish Kombination finde ich einfach wunderschön.
https://www.gitarrebassbau.de/viewtopic ... 9&t=8578&p
Ich möchte dabei natürlich nicht so vermessen und größenwahnsinnig sein und mich auch an der Perfektion der handwerklichen Ausführung versuchen. Daher wird es bei mir wohl auch keinen Arm Rest geben, obwohl mir der aus praktischen und auch ästhetischen Gesichtspunkten sehr gefallen würde. Ich traue es mir nicht zu dabei die Randeinlagen so sauber hin zu bekommen wie Gerhard. Und da es hier ja auf Bruchteile eines Millimeters ankommt sieht eine kleine Abweichung direkt doof aus.
Eine Alternative wäre es noch die Bindings nicht aus Riegelahorn zu machen, sondern aus Zwetschge (siehe unten) und keine s/w/s Zierstreifen zu nutzen. Dann wäre der Armrest viel einfacher sauber hin zu bekommen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob mir der stärkere Kontrast zwischen Binding und Zargen/Decke/Boden und das Fehlen der Zierstreifen gefallen würde. Auch hier wäre eure Meinung hilfreich bei der Entscheidungsfindung.
Der Hals soll auch Ahorn werden, dabei bin ich noch unschlüssig ob geriegelt oder nicht. Der Hals könnte geriegelt dann zu viel werden. Andererseits könnte es auch den Gesamteindruck gut verstärken. Was ist eure Meinung dazu?
Als Griffbrett habe ich noch ein schönes Zwetschgenholz hier, dass ich auf einem Treffen 2014 von Holzkarle mitgenommen habe. Der Steg würde dann ebenfalls aus Zwetschge werden. Für das Kopfplattenfurnier habe ich noch keine Endgültige Lösung. Eventuell auch Zwetschge, da ich eigentlich das Holz nicht zu bunt mischen möchte. Dann noch das Plättchen am Halsfuß aus Zwetschge, und es wäre wirklich nur Fichte, Zwtschge und Ahorn verbaut.
Eine Frage treibt mich momentan noch um was die Beleistung angeht:
Ist es möglich das Scalloping auch vor dem Aufleimen mit einem Spindelschleifer zu shapen? Oder mache ich mir da irgendwie den Faserverlauf kaputt und die Stabilität leidet? Falls es so klappen würde, wäre das für mich deutlich einfacher zu bewerkstelligen.
Da der Text nun doch ziemlich lang geworden ist, habe ich Fragen auf die ich mir eine Antwort erhoffe Fett gesetzt um es etwas übersichtlicher zu machen.
Viele Grüße
Stephan
eigentlich wollte ich in meinen nahenden Sommerferien eine White Falcon Variation bauen, aber ich bin mir mit der endgültigen Formgebung noch unschlüssig und möchte die Entscheidung und Ruhe reifen lassen um einen Schnellschuss nicht nach dem Beginn des Baus zu bereuen.
Meine Duke und meine floW bin ich im Moment stetig am finalisieren, auch wenn ich nicht immer dazu komme Fotos zu machen und so die Bauthreads zu aktualisieren (beide sind bei meinen Eltern wo ich momentan werkel).
Nachdem sich Jörg netterweise bereiterklärt hat mir bei einigen Schritten zum Bau einer Akustischen Steelstring zu helfen, die ich mir entweder (für das erste Mal) nicht alleine zutraue, oder nicht das passende Werkzeug dafür habe, wird es demnächst mit dem Bau los gehen. Der Name Lissa fügt sich in die Serie meine Gitarren nach meinen Hunden zu benennen.
Falls nichts dazwischen kommt werde ich am Mittwoch bei Nebelheim das Holz kaufen, dass mir noch fehlt und dann in der nächsten Zeit damit zu Jörg fahren. Er hat netterweise auch angeboten die Innen- und Außenform nach meinen CAD Zeichnungen auf seiner CNC anzufertigen, damit bleibt mir viel manuelle Frickelarbeit erspart.
Ich hatte 2014 schon einmal einen Bauthread eröffnet indem ich eine veränderte Breedlove CM nachbauen wollte. (https://www.gitarrebassbau.de/viewtopic.php?f=64&t=4612)
Nach 7 Jahren bin ich aber nicht mehr so sehr von der Form überzeugt wie damals. Ich habe noch in Illustrator hin und her geschoben, aber keine für mich 100% überzeugende Lösung gefunden. Wenn der Bau dieser Gitarre hier gut glückt probiere ich vielleicht weiter und schiebe das angefangene Projekt auf irgendwann später...
Genauso wie damals beschrieben habe ich irgendwie aber auch keine andere "klassische" Form gefunden, bei der mich nicht irgendwas gestört hat. Ich habe also verschiedene Designs angesehen und versucht herauszufiltern was mein Geschmack bei Akustischen Gitarren eigentlich ist. Dabei habe ich folgende Punkte herausgearbeitet wie eine Form für mich aussehen sollte:
1. Ohne Cutaway geht gar nicht
2. Von den vorhandenen Cutaways hat mir keines so richtig gefallen. Meist lag es daran, dass die Spitze zu rund war. Mit einer spitzen Kante fand ich es auch nicht komplett überzeugend. Am meisten stört mich aber, wenn der Cutaway nach dem Abfallen wieder in eine Steigung geht bevor er die Kurve zur Tallie macht (keine Ahnung ob jemand versteht, was ich meine...)
3. Die Tallie darf nicht zu schlank sein (Parlors zum Beispiel gefallen mir von der Form her gar nicht)
4. Der Abschluss unten sollte nicht abgeflacht sein, sondern die Rundung des Bauches fortführen
5. Der Bauch sollte dabei nicht zu rund und massiv werden, das gefällt mir bei den Jumbos nicht
6. Die Position des Schalllochs sollte nicht zu sehr zwischen der Tallie eingeklemmt sein, aber auch nicht zu weit über dem Cutaway beginnen.
Irgendwann bei meiner Recherche bin ich dann über die Form der Breedlove Concert/Concerto/Concertina mit Cutaway gestoßen, die sehr viel dieser Punkte "richtig macht". Ich habe mir also eine Vorlage in Illustrator geladen, nachgezeichnet und dann Kleinigkeiten an Proportionen und den Rundungen verändert. Irgendwie ist bei der Breedlove eine Art Offset drin, der aber nur sehr gering ausfällt. Ganz nach dem Motto ganz oder gar nicht habe ich den Offset komplett herausgenommen. Übereinandergelegt sieht man die Änderungen sehr deutlich, aber die Anleihen vom Design sind nicht zu übersehen. Die Stegform finde ich so passen, die übernehme ich komplett. Als Kopfplatte bin ich auch hier wieder ganz bei meiner Lieblingsform von der Charvel Surfcaster:
Breedlove Concert im Vergleich: Ich habe dann die Breite des Bauchs an eine OM nach dem Plan von Grellier angepasst und die Beleistung fast 1:1 übernommen. Ich habe nur die Längen der Leisten an die Form angepasst und die beiden Tone Bars einige Millimeter nach unten verschoben, weil meine Form durch den runden Abschluss nach unten etwas länger ist als die abgeflachte OM. Dadurch deckt die Beleistung proportional die Decke besser ab. Bei Breite, Höhe und Scalloping der Leisten werde ich mich an den erprobten Plan von Grellier halten.
Vielleicht schaut jemand von euch Profis darauf und gibt ein Feedback, ob das so funktionieren würde?
Beim Holz für den Body möchte ich mich an einer Gitarre von Gerhard orientieren, die mir in dieser Hinsicht super gefällt: Riegelahorn allover und ebenfalls mit Hartölwachs behandelt. Die Holz-Finish Kombination finde ich einfach wunderschön.
https://www.gitarrebassbau.de/viewtopic ... 9&t=8578&p
Ich möchte dabei natürlich nicht so vermessen und größenwahnsinnig sein und mich auch an der Perfektion der handwerklichen Ausführung versuchen. Daher wird es bei mir wohl auch keinen Arm Rest geben, obwohl mir der aus praktischen und auch ästhetischen Gesichtspunkten sehr gefallen würde. Ich traue es mir nicht zu dabei die Randeinlagen so sauber hin zu bekommen wie Gerhard. Und da es hier ja auf Bruchteile eines Millimeters ankommt sieht eine kleine Abweichung direkt doof aus.
Eine Alternative wäre es noch die Bindings nicht aus Riegelahorn zu machen, sondern aus Zwetschge (siehe unten) und keine s/w/s Zierstreifen zu nutzen. Dann wäre der Armrest viel einfacher sauber hin zu bekommen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob mir der stärkere Kontrast zwischen Binding und Zargen/Decke/Boden und das Fehlen der Zierstreifen gefallen würde. Auch hier wäre eure Meinung hilfreich bei der Entscheidungsfindung.
Der Hals soll auch Ahorn werden, dabei bin ich noch unschlüssig ob geriegelt oder nicht. Der Hals könnte geriegelt dann zu viel werden. Andererseits könnte es auch den Gesamteindruck gut verstärken. Was ist eure Meinung dazu?
Als Griffbrett habe ich noch ein schönes Zwetschgenholz hier, dass ich auf einem Treffen 2014 von Holzkarle mitgenommen habe. Der Steg würde dann ebenfalls aus Zwetschge werden. Für das Kopfplattenfurnier habe ich noch keine Endgültige Lösung. Eventuell auch Zwetschge, da ich eigentlich das Holz nicht zu bunt mischen möchte. Dann noch das Plättchen am Halsfuß aus Zwetschge, und es wäre wirklich nur Fichte, Zwtschge und Ahorn verbaut.
Eine Frage treibt mich momentan noch um was die Beleistung angeht:
Ist es möglich das Scalloping auch vor dem Aufleimen mit einem Spindelschleifer zu shapen? Oder mache ich mir da irgendwie den Faserverlauf kaputt und die Stabilität leidet? Falls es so klappen würde, wäre das für mich deutlich einfacher zu bewerkstelligen.
Da der Text nun doch ziemlich lang geworden ist, habe ich Fragen auf die ich mir eine Antwort erhoffe Fett gesetzt um es etwas übersichtlicher zu machen.
Viele Grüße
Stephan