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Meine erste Akustikgitarre aus Resten
Verfasst: 24.11.2017, 09:45
von Yaman
Nachdem ich mit dem Gitarrenbau aus Holzresten im Bereich E-Gitarre tätig war (
http://www.gitarrebassbau.de/viewtopic.php?f=9&t=6203), möchte ich meinen ersten Versuch einer Akustikgitarre auch mit Resten beginnen. Nur diesmal sind die Holzreste nicht so klein. Eigentlich sind es auch eher Akustikgitarren-Reste aus der Verwertung von zwei defekten Akustikgitarren.
Die eine Gitarre (Dreadnought-Form) war eine Billig-Gitarre (Red Hill) mit massiver Mahagoni-Decke, bei der der Korpus einige Risse hatte, der Boden gesplittert und der Hals völlig verzogen war. Aber sie klang trotz des Zustands sehr gut (so weit das in diesem Zustand zu beurteilen war). Also habe ich die Decke gerettet.
Die zweite Gitarre (Jumbo-Form) war die einfachste Furch-Gitarre mit laminiertem, gewölbtem Boden, die durch einen Sturz nur noch Reste einer Decke hatte. Der Hals davon lebt jetzt weiter in Bärbel (
http://www.gitarrebassbau.de/viewtopic.php?f=9&t=6899). Den Boden (Mahagoni-Laminat) werde ich für dieses Projekt verwenden. Die Zargen kann ich hier nicht verwenden, da die Decke der ersten Gitarre zu klein ist.
Mein Plan: eine Mischform zwischen Jumbo und Dreadnought finden, bei der ich sowohl den Boden als auch die Decke verwenden kann. Die Zargen muss ich dann natürlich neu bauen. Den Hals baue ich auch komplett neu. Aber ich habe schon eine beleistete Decke, somit ist der erste Versuch einer Akustik-Gitarre etwas einfacher. Wie das Ergebnis wird, weiß ich natürlich nicht, aber es ist trotzdem eine gute Übung.
Re: Meine erste Akustikgitarre aus Resten
Verfasst: 24.11.2017, 10:59
von Rallinger
Klingt nach einem echten Abenteuer. Ich glaub dieser Thread wird Spaß machen. Bin gespannt! Dir viel Spaß und Erfolg beim Bau!
Re: Meine erste Akustikgitarre aus Resten
Verfasst: 24.11.2017, 11:39
von AsturHero
Man dir kann man echt nur gratulieren, du zeigst momentan eine Baulust, da werd ich neidisch
Re: Meine erste Akustikgitarre aus Resten
Verfasst: 24.11.2017, 11:56
von Yaman
AsturHero hat geschrieben: ↑24.11.2017, 11:39
Man dir kann man echt nur gratulieren, du zeigst momentan eine Baulust, da werd ich neidisch
Wenn man sonst nichts hat...
Nein, so ist es nicht. Ich brauche einfach einen handwerklichen Ausgleich für meine digitale Haupttätigkeit.
Re: Meine erste Akustikgitarre aus Resten
Verfasst: 24.11.2017, 13:09
von Poldi
Rallinger hat geschrieben: ↑24.11.2017, 10:59
Klingt nach einem echten Abenteuer. Ich glaub dieser Thread wird Spaß machen. Bin gespannt! Dir viel Spaß und Erfolg beim Bau!
dito.
Re: Meine erste Akustikgitarre aus Resten
Verfasst: 24.11.2017, 13:41
von jhg
Also - erst mal herzlichen Glückwunsch und willkommen im Lager der Akustikgitarrenbauer!
Die Bastelei mit den Resten ist ja ganz nett - aber mal ehrlich: Warum schmeißt du den alten Kram nicht in den Ofen und baust eine Gitarre ganz? Wenn du schon Zargen und Hals neu baust - dann ist der Rest auch nicht mehr so schwierig. So wird das ja auch nur ein Kompromiss und vom Ergebnis eher überschaubar gut.
Re: Meine erste Akustikgitarre aus Resten
Verfasst: 24.11.2017, 23:40
von Sven
Yaman hat geschrieben: ↑24.11.2017, 11:56
Nein, so ist es nicht. Ich brauche einfach einen handwerklichen Ausgleich für meine digitale Haupttätigkeit.
Jetzt bin ich aber neugierig. Was ist denn Deine digitale Haupttätigkeit?
Ich sitze nämlich selbst den ganzen Tag am Bildschirm und code. Und das Gitarre bauen ist der ideale Kontrast, um abends zu bremsen.
Sven
Re: Meine erste Akustikgitarre aus Resten
Verfasst: 25.11.2017, 00:54
von bea
jhg hat geschrieben: ↑24.11.2017, 13:41
Die Bastelei mit den Resten ist ja ganz nett - aber mal ehrlich: Warum schmeißt du den alten Kram nicht in den Ofen und baust eine Gitarre ganz?
Mir gefällt die Recycling-Idee sehr gut. Auch hier- wenn die Decke massiv ist, kann man sie doch sogar akustisch optimieren (Tap-Tuning; bei Flattops gibt es m.W. von einem Gitarrenbauer namens Allan Carruth einiges an Material). Bei meinem ersten Sorgenkind wurde mir auch geraten, das Teil zu entsorgen. Ich bin froh, das nicht getan zu haben.
Re: Meine erste Akustikgitarre aus Resten
Verfasst: 25.11.2017, 07:48
von Yaman
Sven2 hat geschrieben: ↑24.11.2017, 23:40
Jetzt bin ich aber neugierig. Was ist denn Deine digitale Haupttätigkeit?
Ich sitze nämlich selbst den ganzen Tag am Bildschirm und code. Und das Gitarre bauen ist der ideale Kontrast, um abends zu bremsen.
Ich sitze den ganzen Tag am Bildschirm und beschreibe das, was andere coden.
Re: Meine erste Akustikgitarre aus Resten
Verfasst: 25.11.2017, 10:48
von Yaman
bea hat geschrieben: ↑25.11.2017, 00:54
Mir gefällt die Recycling-Idee sehr gut. Auch hier- wenn die Decke massiv ist, kann man sie doch sogar akustisch optimieren (Tap-Tuning; bei Flattops gibt es m.W. von einem Gitarrenbauer namens Allan Carruth einiges an Material). Bei meinem ersten Sorgenkind wurde mir auch geraten, das Teil zu entsorgen. Ich bin froh, das nicht getan zu haben.
Danke für den Zuspruch. Ich habe einige Mahagoni-Gitarren unterschiedlicher Preisklasse gespielt und diese Decke klang (in Berücksichtigung des Zustands der Gitarre) im Vergleich wirklich gut, auch wenn es eine Billig-Gitarre war. Deswegen will ich auch den Versuch wagen, ihr ein schönes neues Zuhause zu geben.
Allan Carruth kannte ich bisher nicht. Ich habe dieses Buch von Roger H. Siminoff:
https://www.amazon.de/Luthiers-Handbook ... 0634014680
Re: Meine erste Akustikgitarre aus Resten
Verfasst: 29.11.2017, 12:49
von Yaman
Den Hals habe ich von der Decke entfernt. Dabei haben sich die zwei oberen Leisten auch gelöst und die werde ich dann ersetzen.
Der Boden hat keine Beleistung, weil er gewölbt aus mehreren Schichten verleimt ist.
Als nächstes werde ich eine Schablone herstellen, die beide Formen einschließt und dann mal sehen, ob das mit der vorhandenen Beleistung realisierbar ist.
Re: Meine erste Akustikgitarre aus Resten
Verfasst: 30.12.2017, 17:26
von Yaman
Ich fange mal mit einem Neubau bei dieser Recycling-Gitarre an, dem Hals. Da die Decke und der Boden aus Sapele sind, habe ich mich für einen farblich passenden Hals aus Sipo-Mahagoni entschieden. Von diesem Holz hatte ich noch ein kleines Brett, das für den Hals und die Kopfplatte reicht. Ich habe drei Streifen aus dem Brett gesägt und trenne diese mit Ahorn-Furnier.
Re: Meine erste Akustikgitarre aus Resten
Verfasst: 01.01.2018, 15:08
von Yaman
Peinlich, peinlich, nachdem ich die Streifen für den Hals zusammengeleimt hatte, stellte ich fest, dass der Hals zu schmal war. Ich weiss nicht, was ich da gemessen habe. Ich habe zwar noch einen Streifen Sipo-Mahagoni, den ich außen an den Hals anleimen könnte, aber dann werden beim fertigen Hals die beiden äußeren Mahagoni-Streifen am Kopf sehr schmal und das sieht blöd aus. Also musste eine andere Lösung her. So habe ich den Hals in der Mitte durchgesägt und einen schmalen Streifen Bloodwood eingeleimt, getrennt durch jeweils ein Ahorn-Furnier. Das Bloodwood hatte ich eigentlich als Griffbrett gedacht, aber beim Aufsägen kam ein quer durchlaufender Ast zu Tage. So hat es doch noch eine Verwendung gefunden (natürlich ohne Ast).
Ich wünsche euch für dieses Jahr viele spannende Projekte und immer genug Holz unter der Fräse (oder ging der Spruch anders?).
Re: Meine erste Akustikgitarre aus Resten
Verfasst: 01.01.2018, 16:22
von Rallinger
Ich würde mal sagen Glück im Unglück. So wie der Halskantel jetzt ist gefällt er mir deutlich besser als vorher! Schönes Projekt!
Re: Meine erste Akustikgitarre aus Resten
Verfasst: 01.01.2018, 20:27
von thoto
Re: Meine erste Akustikgitarre aus Resten
Verfasst: 10.01.2018, 15:32
von Yaman
Den Halskantel habe ich erst mal gerade gefräst. Als nächstes stand die Anschäfftung der Kopfplatte an. Da ich keine Bandsäge habe und es händisch mit Japansäge letztes Mal viel Nacharbeit brauchte, habe ich den Winkel (15 Grad) mit der Kreissäge gesägt. Leider hat meine Kreissäge nur eine Schnitttiefe von 5 cm, das reicht nicht für die Halskantel und erst recht nicht für die Kopfplatte. So musste ich also von beiden Seiten sägen, was mit der Winkeleinstellung auch nicht so einfach ist, wenn sich die beiden Sägeschnitte treffen sollen. Es hat aber super geklappt. Der Winkel an der Halskantel:
Den fehlenden Rest des Sägeschnitts an der Kopfplatte musste ich noch mit Hand sägen:
Die fertigen Teile:
Dank des tollen Tipps mit dem Zahnstocher ist das Verleimen der schrägen Flächen jetzt auch kein Problem mehr. Das abgesägte Stück von der Halskantel habe ich zusätzlich als Pressbeilage verwendet, da sonst die Leimfuge am dünnen Übergang sichtbar ist.
Re: Meine erste Akustikgitarre aus Resten
Verfasst: 10.01.2018, 17:20
von Haddock
Guten Abend,
ouuuuuuu
bei der Unterlage wird es kritisch mit Capricky! Ich sprech da aus Erfahrung
Schöne, saubere Arbeit die Du uns hier zeigst!
Gruss
Urs
Re: Meine erste Akustikgitarre aus Resten
Verfasst: 10.01.2018, 19:38
von DoppelM
Toll. Das Holz, die Arbeit und die Unterlage. Lass dich mal nicht vom Zylindermann unterdrücken
Re: Meine erste Akustikgitarre aus Resten
Verfasst: 10.01.2018, 19:40
von Yaman
Haddock hat geschrieben: ↑10.01.2018, 17:20
ouuuuuuu
bei der Unterlage wird es kritisch mit Capricky! Ich sprech da aus Erfahrung
Da habe ich ja bisher Glück gehabt, das er mich noch nicht damit erwischt hat. Ich werde nur noch heimlich darauf arbeiten und beim Fotografieren schnell austauschen. Was hat denn Capricky gegen die Unterlage?
Re: Meine erste Akustikgitarre aus Resten
Verfasst: 10.01.2018, 19:44
von Yaman
thoto hat geschrieben: ↑01.01.2018, 20:27
Welche Geheimorganisation steckt denn jetzt wieder dahinter?
Lidl
Re: Meine erste Akustikgitarre aus Resten
Verfasst: 10.01.2018, 19:47
von Yaman
Eine Frage an die erfahrenen Akustiker: muss ich oberhalb des Schallochs zwei Leisten (wie sie auf dem Foto im Originalzustand vorhanden waren) verwenden, wenn ich einen Hals baue, der das Griffbrett im Deckenbereich unterstützt?
Den Steg habe ich inzwischen auch entfernt, da die Bohrungen für die Bridge-Pins nicht in einer Linie waren. In die alten Löcher habe ich Holzdübel eingeleimt.
Re: Meine erste Akustikgitarre aus Resten
Verfasst: 11.01.2018, 07:02
von headstock
Moin,
guckst du hier - Thema Unterlage. Wir hatten einen kurzen , lustigen Wortwechsel...
Ich schrieb:
Edith: Hab mir übrigens Haddock`s Arbeitsunterlage abgekupfert.
Ich hab die Dinger schon ewig in meinem Mobil und freue mich immer, das der Dreck da so schön durchfällt und man nix sieht.
Hier hab ich statt dessen immer mit nem alten Handtuch als Unterlage gearbeitet und mich immer geärgert, daß die Holzspäne da ständig drin fest hingen
Danke Haddock - hätte ich nicht so oft in deinen Thread schauen müssen, würde ich noch heute versuchen, Handtücher auszuschütteln...
... und dann ging es so weiter:
http://www.gitarrebassbau.de/viewtopic. ... &start=175
Gruß Martin
Re: Meine erste Akustikgitarre aus Resten
Verfasst: 11.01.2018, 09:00
von Yaman
So, die Zwingen sind ab. Es ist wirklich nichts verrutscht (wie auch).
Nach dem Absägen der Schrägen an der Kopfplatte sieht es so aus:
Re: Meine erste Akustikgitarre aus Resten
Verfasst: 11.01.2018, 09:35
von AsturHero
ich glaub ich muss mir auch demnächst so eine Badematte beim Tedox holen..sonst wird man ja hier nicht als ernsthafter Gitarrenbauer anerkannt
Re: Meine erste Akustikgitarre aus Resten
Verfasst: 11.01.2018, 10:02
von Drifter
AsturHero hat geschrieben: ↑11.01.2018, 09:35
ich glaub ich muss mir auch demnächst so eine Badematte beim Tedox holen..sonst wird man ja hier nicht als ernsthafter Gitarrenbauer anerkannt
So wie ich es verstanden habe, sollte die grün sein, dann hast Du auch Meisters Segen!
lG
Norbert