Nachdem ich diesen Bauthread so lange unbeendet liegen gelassen habe, möchte jetzt doch noch einen Abschluß schreiben.
Zunächst mal gibt es hier eine Galerie, mit Bildern der fertigen Gitarre:
http://gitarrebassbau.de/viewtopic.php?f=9&t=6764
Was war
Nach dem Bau meiner ersten Gitarre, war mir klar, dass ich nicht aufhören könnte. Obwohl ich sehr stolz auf die erste bin, war ich klanglich nicht wirklich zufrieden. Und darüber hinaus hat mir das Bauen viel zu viel Spaß gemacht.
Um so erstaunter war ich, als ich beim Bauen der zweiten gemerkt habe, dass ich viele Handgriffe und Vorgehensweisen schon wieder vergessen hatte. Also sind mir einige Patzer erneut passiert. Ich musste sogar meinen eigenen Bauthread lesen, um mich an die Reihenfolge bestimmter Arbeitsschritte zu erinnern. Sicherheit kommt eben durch Routine und Routine kommt durch Wiederholung. Doch dazu gleich mehr.
Die Verwendung von Fischleim für diese Gitarre hat sich gelohnt. Fischleim klebt wie die Hölle, greift schnell und rutscht nicht so rum wie Tightbond. Allerdings härtetet er langsam aus, was je nach Arbeitschritt Vor- oder Nachteile hat. Für mich als Hobbybauer ist es aber eh normal, eine Verleimung bis zum nächsten Tag liegen zu lassen.
Zum Thema Schellack habe ich auf die harte Tour lernen müssen, dass man alten Schellack nicht verwenden soll. Wenn Schellack länger als ein halbes Jahr in gelöster Form steht, wird er nicht mehr richtig hart, und den Schellack hatte ich schon für die erste Gitarre angesetzt. Schnell zeigten sich eingedrückte Stoffmuster an Boden und Zargen, und am Kopf waren vorne und hinten zwei Kerben vom Stimmgerät. Frustriert musste ich den Lack erneuern. Das war wohl auch der Grund, warum ich den Bauthread nicht weitergeschrieben habe.
Klanglich ist Die Zweite absolut umwerfend. Sie ist laut, ihr Ton ist gleichmäßig über alle Saiten, d.h. man hört kaum, wenn man von einer umwundenen Saite auf eine nicht umwundene Saite wechselt. Sie hat eine schnelle Ansprache und der Ton ist klar und löst sich federleicht vom Instrument. Selbst wenn man weit oberhalb des Oktavbunds greift, hört man kein näseln. Sie hat genau diesen rauhen Schmelz, den man von einer Gitarre erwartet. Ein "großer Ton".
Mir ist klar, dass das ein absoluter Glückstreffer ist. Ob ich in der Lage bin, einen solchen Ton wieder zu erreichen, werden die nächsten Instrumente zeigen.
Was wird
Um das Problem mit der fehlenden Routine und der handwerklichen Sicherheit in den Griff zu bekommen, baue ich nun vier Gitarren parallel. Den positiven Lerneffekt kann ich jetzt schon bestätigen.
Außerdem habe ich nun begonnen auch Knochenleim zu verwenden und kann jetzt schon sagen, das Knochenleim grandios ist. Wenn man sich erstmal an den Geruch gewöhnt hat.
Als ich meinen winzigen Keller zur Werkstatt umfunktioniert habe, habe ich viele alte Sachen weggeworfen, um Platz zu schaffen. Das werde ich jetzt nochmal ausweiten, um noch mehr Platz zu gewinnen. Insbesondere an meine Bandsäge komme ich nicht so gut ran, um wirklich sicher arbeiten zu können.
Ich werde in letzter Zeit auch immer öfter gefragt, ob ich meine Gitarren denn auch verkaufen will. Meine Antwort ist dabei immer ein klares "Nein". Ich könnte meine Schätzchen gar nicht hergeben. Aber mit den vier Gitarren die ich aktuell baue, werden sich bereits Lagerungsprobleme ergeben, und ich glaube, ab der 10. oder 11. Gitarre werde ich den Gedanken ernsthaft in Erwägung ziehen müssen. Ich will ja schließlich nicht zum Gitarren-Messi werden.
Sven