Die Zweite
Verfasst: 23.08.2016, 01:46
Wie bereits in meinem ersten Bauthread (http://gitarrebassbau.de/viewtopic.php?f=64&t=6187) schon erwähnt, ist meine zweite Gitarre bereits in Arbeit.
Es wird wieder eine Konzertgitarre nach Ramirez, aber diesmal mit 64er Mensur, da die besser zu meiner Handgröße passt.
Als Besonderheit habe ich mich entschlossen, die Gitarre komplett mit Fischleim zu verleimen. Erstens weil ich Titebond zu rutschig finde. Fischleim greift viel schneller und wird genauso hart. Und zweitens, weil ich Fischleim einfach selbst kennenlernen will. Nach dem, was ich bisher so gehört habe, hat Fischleim alle Eigenschaften von Knochenleim, inklusive dem Zuziehen der Leimfuge. Dafür muss er nicht erhitzt werden, sondern ist direkt gebrauchsfertig. Allerdings ist die Trockenzeit höher als beim Titebond. Bisher bin ich aber sehr zufrieden.
Da außerdem meine Solera fertig ist, sollte die Gitarre diesmal ordentlich in die Solera hineingebaut werden. Die Füße habe ich übrigens genau so hoch gemacht, wie die Backen meiner Leimzwingen. Dadurch kann ich die Leimzwingen einfach unter die Solera schieben und oben zumachen. Kein Spiel, kein Anheben.
Vom Bau des Halses gibt es nicht viel zu berichten. Meine Methode, den Stoßkantenwinkel der Kopfplatte sauber hinzubekommen wollte ich aber kurz beschreiben. Vielleicht findet der eine oder andere diese ja hilfreich.
Die Furnierschichten der Kopfplatte verleime ich separat, d. h. ohne sie dabei gleichzeitig auf den Kopf zu leimen. Dann markiere ich auf dem Kopf und dem Hals, sowie auf der Kopfplatte die Mittellinie. Die Kopfplatte lege ich dann, an der Mittellinie ausgerichtet, aber deutlich Richtung Hals verschoben auf den Kopf und fixiere sie mit mehreren Zwingen.
Mit einem Putzhobel, mit rechtwinkligen Seiten, kann ich nun in die Kante der Kopfplatte einen Winkel hobeln, der exakt dem Winkel des Kopfes zum Hals entspricht und damit genau rechtwinklig zum Hals ist. Als Vorbereitung "panzere" ich die Oberseite der Kopfplatte vorher mit ein paar Schichten Schellack. Damit vermeide ich das Ausbrechen von Spänen beim Hobeln der Stirnseite. Es empfiehlt sich auch, die Ecken der Kopfplatte gut anzufasen, sofern sie breit genug ist. Dadurch wird verhindert, dass der Hobel an der zur Kamera gerichteten Kante einen Span ausbricht. Die Kopfform wurde wieder, wie bei meiner ersten Gitarre, der "Schraubenschlüssel"... Schlicht, ein wenig grobschlächtig, aber schön. Zmindest mir gefällts. Nachdem ich den Hals an die Decke geleimt habe, kamen beide in die Solera. Anschließend habe ich die Zargen eingepasst.
Verleimt wurden die Zargen aber nur in mit dem Hals. Die Verleimung Decke/Zarge geschah erst danach über das Einleimen der Reifchen. Ich habe wieder meine selbstgesägten, etwas breiteren Reifchen verwendet. Diese habe ich auf dem Biegeeisen vorgebogen und dann in mehreren Einzelsegmenten zwischen die Deckenbalken geleimt. Vor den Reifchen im unteren Korpus, habe ich aber noch den Endklotz eingeleimt. Dieser ist diesmal deutlich kleiner geworden. Dummerweise habe ich vergessen, die Kanten zu verrunden. Das musste ich dann später im eingeleimten Zustand nachholen. Ging aber.
Anschließend habe ich die Gitarre probeweise aus der Solera gehoben, um sie zu inspizieren. Der Rosshaarbesen, rechts im Bild, ist übrigens eines meiner am häufigsten verwendeten Werkzeuge. Ich habe immer Angst, die Gitarre mit Decke oder Boden auf einen Holzspan zu legen und mir dann eine Kerbe hinein zu drücken. Bei meiner ersten Gitarre ist mir genau das mit dem Boden passiert. Jetzt wird immer gefegt!
Für den Boden habe ich mir Reifchen bei Rall bestellt. Da die Randeinlage am Boden nicht so breit wird, wie an der Decke, spare mir so das langweilige Reifchensägen. Die Deckenbalken habe ich diesmal mit richtigen Podesten gegen Druck von oben abgesichert. Außerdem habe ich mich für eine Innenlackierung entschieden. Natürlich in Schellack. Allerdings muss die Innenlackierung nicht so perfekt sein, wie die Außenlackierung. Der Hauptzweck besteht ja schließlich darin, die Gitarre etwas besser gegen Feuchtigkeitsschwankungen zu schützen. Links unten im Bild sieht man eine mit Bleistiftstrichen markierte Ecke. Dort habe ich überhaupt keinen Lack aufgetragen. Dadurch stelle ich sicher, dass die Decke überhaupt noch Feuchtigkeit mit der Umgebung austauschen kann. Sie soll ja nicht versiegelt sein. Ach ja, die Bodeninnenseite ist natürlich auch lackiert. Danach habe ich die Gitarre aus der Solera genommen und, wie in meinem ersten Bauthread, in der Wölbungsschüssel die Bodenwölbung in die Zarge geschleift. Und nun kam der Moment, in dem die Schachtel geschlossen wurde. Halbzeit! Und ich habe vergessen, innen zu unterschreiben...
Aber es wird sowieso langsam Zeit, dass ich mir einen Aufkleber für in das Schalloch ausdenke.
Sven
Es wird wieder eine Konzertgitarre nach Ramirez, aber diesmal mit 64er Mensur, da die besser zu meiner Handgröße passt.
Als Besonderheit habe ich mich entschlossen, die Gitarre komplett mit Fischleim zu verleimen. Erstens weil ich Titebond zu rutschig finde. Fischleim greift viel schneller und wird genauso hart. Und zweitens, weil ich Fischleim einfach selbst kennenlernen will. Nach dem, was ich bisher so gehört habe, hat Fischleim alle Eigenschaften von Knochenleim, inklusive dem Zuziehen der Leimfuge. Dafür muss er nicht erhitzt werden, sondern ist direkt gebrauchsfertig. Allerdings ist die Trockenzeit höher als beim Titebond. Bisher bin ich aber sehr zufrieden.
Da außerdem meine Solera fertig ist, sollte die Gitarre diesmal ordentlich in die Solera hineingebaut werden. Die Füße habe ich übrigens genau so hoch gemacht, wie die Backen meiner Leimzwingen. Dadurch kann ich die Leimzwingen einfach unter die Solera schieben und oben zumachen. Kein Spiel, kein Anheben.
Vom Bau des Halses gibt es nicht viel zu berichten. Meine Methode, den Stoßkantenwinkel der Kopfplatte sauber hinzubekommen wollte ich aber kurz beschreiben. Vielleicht findet der eine oder andere diese ja hilfreich.
Die Furnierschichten der Kopfplatte verleime ich separat, d. h. ohne sie dabei gleichzeitig auf den Kopf zu leimen. Dann markiere ich auf dem Kopf und dem Hals, sowie auf der Kopfplatte die Mittellinie. Die Kopfplatte lege ich dann, an der Mittellinie ausgerichtet, aber deutlich Richtung Hals verschoben auf den Kopf und fixiere sie mit mehreren Zwingen.
Mit einem Putzhobel, mit rechtwinkligen Seiten, kann ich nun in die Kante der Kopfplatte einen Winkel hobeln, der exakt dem Winkel des Kopfes zum Hals entspricht und damit genau rechtwinklig zum Hals ist. Als Vorbereitung "panzere" ich die Oberseite der Kopfplatte vorher mit ein paar Schichten Schellack. Damit vermeide ich das Ausbrechen von Spänen beim Hobeln der Stirnseite. Es empfiehlt sich auch, die Ecken der Kopfplatte gut anzufasen, sofern sie breit genug ist. Dadurch wird verhindert, dass der Hobel an der zur Kamera gerichteten Kante einen Span ausbricht. Die Kopfform wurde wieder, wie bei meiner ersten Gitarre, der "Schraubenschlüssel"... Schlicht, ein wenig grobschlächtig, aber schön. Zmindest mir gefällts. Nachdem ich den Hals an die Decke geleimt habe, kamen beide in die Solera. Anschließend habe ich die Zargen eingepasst.
Verleimt wurden die Zargen aber nur in mit dem Hals. Die Verleimung Decke/Zarge geschah erst danach über das Einleimen der Reifchen. Ich habe wieder meine selbstgesägten, etwas breiteren Reifchen verwendet. Diese habe ich auf dem Biegeeisen vorgebogen und dann in mehreren Einzelsegmenten zwischen die Deckenbalken geleimt. Vor den Reifchen im unteren Korpus, habe ich aber noch den Endklotz eingeleimt. Dieser ist diesmal deutlich kleiner geworden. Dummerweise habe ich vergessen, die Kanten zu verrunden. Das musste ich dann später im eingeleimten Zustand nachholen. Ging aber.
Anschließend habe ich die Gitarre probeweise aus der Solera gehoben, um sie zu inspizieren. Der Rosshaarbesen, rechts im Bild, ist übrigens eines meiner am häufigsten verwendeten Werkzeuge. Ich habe immer Angst, die Gitarre mit Decke oder Boden auf einen Holzspan zu legen und mir dann eine Kerbe hinein zu drücken. Bei meiner ersten Gitarre ist mir genau das mit dem Boden passiert. Jetzt wird immer gefegt!
Für den Boden habe ich mir Reifchen bei Rall bestellt. Da die Randeinlage am Boden nicht so breit wird, wie an der Decke, spare mir so das langweilige Reifchensägen. Die Deckenbalken habe ich diesmal mit richtigen Podesten gegen Druck von oben abgesichert. Außerdem habe ich mich für eine Innenlackierung entschieden. Natürlich in Schellack. Allerdings muss die Innenlackierung nicht so perfekt sein, wie die Außenlackierung. Der Hauptzweck besteht ja schließlich darin, die Gitarre etwas besser gegen Feuchtigkeitsschwankungen zu schützen. Links unten im Bild sieht man eine mit Bleistiftstrichen markierte Ecke. Dort habe ich überhaupt keinen Lack aufgetragen. Dadurch stelle ich sicher, dass die Decke überhaupt noch Feuchtigkeit mit der Umgebung austauschen kann. Sie soll ja nicht versiegelt sein. Ach ja, die Bodeninnenseite ist natürlich auch lackiert. Danach habe ich die Gitarre aus der Solera genommen und, wie in meinem ersten Bauthread, in der Wölbungsschüssel die Bodenwölbung in die Zarge geschleift. Und nun kam der Moment, in dem die Schachtel geschlossen wurde. Halbzeit! Und ich habe vergessen, innen zu unterschreiben...
Aber es wird sowieso langsam Zeit, dass ich mir einen Aufkleber für in das Schalloch ausdenke.
Sven