Hallo,
hier ein nachträglicher Bauthread zu meiner ersten Semi Hollow-Gitarre, die ich "Wes" genannte habe, da ihre Korpusform von der Yamaha CV820WB, dem ehemaligen Signature-Modell von Wes Borland, inspiriert ist.
Hier geht es zum Galerie-Thread.
Mit der Planung habe ich im Mai 2018 begonnen. Ich hatte mal wieder eine gebrauchte Yamaha CV820WB in den Kleinanzeigen gesehen und war am Überlegen, sie zu kaufen. Dann habe ich aber daran gedacht, dass sie eigentlich gar nicht richtig zu mir passt – die Materialien, die Größe, die Farbe, die Kopfplatte, die Pickups... Eigentlich finde ich nur die Form des Korpus schön. Somit fing ich an, mir in 3D meine Version dieser Gitarre vorzustellen. Grün sollte sie werden, wieder mit Jumbo-Bundstäbchen ohne Radius und einem entnehmbaren Nullbund. Damals dachte ich noch an ein Kunststoff-Binding.
Als ich zufrieden war, habe ich aus Renderings dieses 3D-Modells Skizzen und dann Schablonen erstellt.
Ich habe Holz bestellt. Body, Halskantel und Ahorn-Decke haben zusammen 120 Euro gekostet. Jetzt konnte es endlich losgehen. Der Body wurde grob ausgesägt und dann gefräst.
Die Ahorn-Decke habe ich auf meiner Fräs-Lade zusammengefügt.
Ich wollte gerne ein Logo-Inlay aus Perlmutt haben. So habe ich mir eine starke Supermarkt-Brille zugelegt und mit der Laubsäge die Einzelteile ausgesägt. Ich habe schnell festgestellt, dass das mit meiner Baumarkt-Laubsäge eine ziemliche Qual ist.
Die Decke habe ich in den Kammern dünner gefräst.
Dann die F-Löcher gesägt, die Löcher gebohrt und schonmal das E-Fach mit Kupferfolie beklebt.
Hier leime ich die Decke auf den Body. Ich habe vorher ausprobiert, ob ich den recht großen 3-Wege-Toggle-Schalter durch das Loch gewinkelt bekomme, weil ich an der Stelle keine zusätzliche Klappe wollte.
Zufrieden mit dem Ergebnis...
Decke und Body bündig gefräst.
Hier sieht man die Zutaten für den Hals. Vom Halsbau habe ich anscheineind keine Fotos gemacht,
In der Zwischenzeit hatte ich mir eine kleine Juwelier-Laubsäge und einen kleinen USB-Ventilator zugelegt und damit lässt sich das Perlmutt wesentlich besser sägen. Der Ventilator bläst den Staub weg, damit man mit Maske arbeiten kann und freie Sicht hat. Ich habe den Schriftzug nochmal neu ausgesägt.
...und mit Bleistift angezeichnet. Gefräst habe ich es mit einer umgebauten Dremel-Kopie. Ich habe mir dafür einen kleinen Oberfräsen-Ständer aus Acrylresten gebaut. Einfache Konstruktion und sie funktioniert super. Schon mein erster Versuch war gut. Damit habe ich dann auch das Griffbrett-Inlay im 12. Bund eingelegt, das aus den beiden verdrehten Teilen meines Logo-"T"s besteht.
Dann habe ich die Halstasche gefräst, angepasst und ausprobiert, ob der Hals sitzt.
Die kleinen Schaller-Mechaniken finde ich richtig schön.
Wes
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Re: Wes
Noch eine kleine Impression von der Werkbank.
Jetzt habe ich die Bodenplatte der Messing-Brücke angefertigt. Ich habe dazu einfach Messing in 40 x 10 mm bestellt, das habe ich schon bei meiner letzten Gitarre so gemacht. Gefräst habe ich es in einem Proxxon Bohrständer mit einem einfachen Kreuztisch. Nicht sehr genau, aber ich musste ja auch nur einen Winkel herausarbeiten.
Nachdem ich bei der letzten Gitarre noch die Saitenreiter auf die gleiche Weise hergestellt hatte und in der Zwischenzeit durch fertige, einfache Saitenreiter aus Messing ersetz hatte, habe ich diesmal gleich damit geplant.
In der Zwischenzeit habe ich die Bünde gesetzt. Hier sieht man schön das Griffbrett ohne Radius.
Jetzt habe ich die letzten Fräsungen für die Pickup-Taschen ausgeführt. Für das Setzen der Saitenbuchsen habe ich eine Anleitung im Internet gefunden. Bei der letzten Gitarre fand ich das Ergebnis nicht sehr gut, aber mit dieser Anleitung funktioniert es sehr gut. Ich hatte mich außerdem dazu entschlossen, diesmal keine Abflachung für den Halsübergang zu fräsen. Ich habe gemerkt, dass ich sie nicht wirklich benötige und ein Interview mit Paul Gilbert gelesen, der darauf schwört, an dieser Stelle so viel Holz wie möglich zu lassen . In dieser Bauphase habe ich auch beschlossen, statt des Kunststoff-Bindings ein Faux-Binding zu machen, also die Ränder der Ahorn-Decke herauszuarbeiten.
Man sieht hier schon die vernickelte Brücke. Ich habe diesmal eine chemische Methode verwendet, weil es galvansich nicht gut geklappt hat. Bei "Dr. Galva" bekommt man ein Set, mit dem man chemisch vernickeln kann. Das Ergebnis ist wesentlich besser.
Dann habe ich Saiten aufgezogen und getestet, ob es überhaupt eine Gitarre geworden ist. Ich mochte sie kaum aus der Hand legen...
Aber dann war die Zeit gekommen. Nachdem ich bei meinen früheren Gitarren die Farbe mit Nitrolack aus der Sprühdose auf die Decke gebracht habe, hatte ich im Vorfeld Experimente mit Beize und Tru-Oil gemacht, die mir sehr gut gefielen. Ich habe mir aus Grün und Gelb ein sattes Grün angemischt, dass ich "Blood Of Emeralds" nenne. Bin eben ein alter Gary Moore Fan.
Bei der Kopfplatte hatte ich die Schwierigkeit, dass ich die kleinen Abstände, die beim Einpassen des Inlays geblieben waren, ja nicht vorher ausbessern konnte. So musste zuerst die Beize drauf und dann später so lange geölt und geschliffen werden, bis sie plan waren. Dauerte aber nicht lange, ich hatte es mir aufwendiger vorgestellt.
Frisch gebeizt. Ich habe aufgepasst, dass keine Beize den Rand herunterläuft oder in die Taschen und Kammern gerät.
Die erste Schicht Tru-Oil. Man sieht sehr schön, wie das inzwischen trockene und somit matte, gebeizte Holz zum Leben erweckt wird.
Toll daran finde ich, dass man es in aller Ruhe auftragen kann.
Den Hals habe ich wie immer mit nur einer Schicht Tru-Oil versehen und dann eine Schicht Wachs aufgetragen. Fühlt sich großartig an und ist pflegeleicht.
Hier eine Nahaufnahme, die sehr schön zeigt, dass man durch die Kombination Beize/Öl die Vertiefungen sauber behält. Das sieht bei der fertigen Gitarre in meinen Augen sehr edel aus, da man es bei lackierten Instrumenten ja so nie sieht.
Die fertige Gitarre – ich habe mich für einfache Vintage-Alnico2-Humbucker von Donlis entschieden, die gefallen mir sehr gut. Den Neck-Humbucker habe ich umgedreht, damit er ein wenig mehr Biss behält.
Hier sieht man gut die transparenten Poti-Kappen. Für den Switch habe ich mir kurzerhand aus einem Stück Acrylstange eine Kappe erstellt. Einfach ein Loch reingebohrt, Gewinde geschnitten, auf einer abgesägten Schraube in den Bohrständer gespannt und dann mit Feile, Sandpapier und Politur in Form gebracht.
Die Abdeckung wird wieder von kleinen Neodym-Magneten gehalten.
Endlich mal keine Tone-Regler – Gruß an Eddie Van Halen .
Ich hoffe, dass euch mein kleiner nachträglicher Bauthread gefallen hat. Wenn ich in nächster Zeit nochmal eine Gitarre baue, wird es mit ziemlicher Sicherheit eine Flying V mit ähnlichen Merkmalen (Hals, Bünde etc.).
Viele Grüße
Thorsten
Jetzt habe ich die Bodenplatte der Messing-Brücke angefertigt. Ich habe dazu einfach Messing in 40 x 10 mm bestellt, das habe ich schon bei meiner letzten Gitarre so gemacht. Gefräst habe ich es in einem Proxxon Bohrständer mit einem einfachen Kreuztisch. Nicht sehr genau, aber ich musste ja auch nur einen Winkel herausarbeiten.
Nachdem ich bei der letzten Gitarre noch die Saitenreiter auf die gleiche Weise hergestellt hatte und in der Zwischenzeit durch fertige, einfache Saitenreiter aus Messing ersetz hatte, habe ich diesmal gleich damit geplant.
In der Zwischenzeit habe ich die Bünde gesetzt. Hier sieht man schön das Griffbrett ohne Radius.
Jetzt habe ich die letzten Fräsungen für die Pickup-Taschen ausgeführt. Für das Setzen der Saitenbuchsen habe ich eine Anleitung im Internet gefunden. Bei der letzten Gitarre fand ich das Ergebnis nicht sehr gut, aber mit dieser Anleitung funktioniert es sehr gut. Ich hatte mich außerdem dazu entschlossen, diesmal keine Abflachung für den Halsübergang zu fräsen. Ich habe gemerkt, dass ich sie nicht wirklich benötige und ein Interview mit Paul Gilbert gelesen, der darauf schwört, an dieser Stelle so viel Holz wie möglich zu lassen . In dieser Bauphase habe ich auch beschlossen, statt des Kunststoff-Bindings ein Faux-Binding zu machen, also die Ränder der Ahorn-Decke herauszuarbeiten.
Man sieht hier schon die vernickelte Brücke. Ich habe diesmal eine chemische Methode verwendet, weil es galvansich nicht gut geklappt hat. Bei "Dr. Galva" bekommt man ein Set, mit dem man chemisch vernickeln kann. Das Ergebnis ist wesentlich besser.
Dann habe ich Saiten aufgezogen und getestet, ob es überhaupt eine Gitarre geworden ist. Ich mochte sie kaum aus der Hand legen...
Aber dann war die Zeit gekommen. Nachdem ich bei meinen früheren Gitarren die Farbe mit Nitrolack aus der Sprühdose auf die Decke gebracht habe, hatte ich im Vorfeld Experimente mit Beize und Tru-Oil gemacht, die mir sehr gut gefielen. Ich habe mir aus Grün und Gelb ein sattes Grün angemischt, dass ich "Blood Of Emeralds" nenne. Bin eben ein alter Gary Moore Fan.
Bei der Kopfplatte hatte ich die Schwierigkeit, dass ich die kleinen Abstände, die beim Einpassen des Inlays geblieben waren, ja nicht vorher ausbessern konnte. So musste zuerst die Beize drauf und dann später so lange geölt und geschliffen werden, bis sie plan waren. Dauerte aber nicht lange, ich hatte es mir aufwendiger vorgestellt.
Frisch gebeizt. Ich habe aufgepasst, dass keine Beize den Rand herunterläuft oder in die Taschen und Kammern gerät.
Die erste Schicht Tru-Oil. Man sieht sehr schön, wie das inzwischen trockene und somit matte, gebeizte Holz zum Leben erweckt wird.
Toll daran finde ich, dass man es in aller Ruhe auftragen kann.
Den Hals habe ich wie immer mit nur einer Schicht Tru-Oil versehen und dann eine Schicht Wachs aufgetragen. Fühlt sich großartig an und ist pflegeleicht.
Hier eine Nahaufnahme, die sehr schön zeigt, dass man durch die Kombination Beize/Öl die Vertiefungen sauber behält. Das sieht bei der fertigen Gitarre in meinen Augen sehr edel aus, da man es bei lackierten Instrumenten ja so nie sieht.
Die fertige Gitarre – ich habe mich für einfache Vintage-Alnico2-Humbucker von Donlis entschieden, die gefallen mir sehr gut. Den Neck-Humbucker habe ich umgedreht, damit er ein wenig mehr Biss behält.
Hier sieht man gut die transparenten Poti-Kappen. Für den Switch habe ich mir kurzerhand aus einem Stück Acrylstange eine Kappe erstellt. Einfach ein Loch reingebohrt, Gewinde geschnitten, auf einer abgesägten Schraube in den Bohrständer gespannt und dann mit Feile, Sandpapier und Politur in Form gebracht.
Die Abdeckung wird wieder von kleinen Neodym-Magneten gehalten.
Endlich mal keine Tone-Regler – Gruß an Eddie Van Halen .
Ich hoffe, dass euch mein kleiner nachträglicher Bauthread gefallen hat. Wenn ich in nächster Zeit nochmal eine Gitarre baue, wird es mit ziemlicher Sicherheit eine Flying V mit ähnlichen Merkmalen (Hals, Bünde etc.).
Viele Grüße
Thorsten
- Haddock
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Re: Wes
Guten Morgen Thorsten,
ich bin von Deiner Arbeit und Vorgehensweise sehr beeindruckt! Richtig sauber, bravo. Danke dür das nachreichen.
Und jetzt noch den passenden Koffer dazu?
Gruss
Urs
ich bin von Deiner Arbeit und Vorgehensweise sehr beeindruckt! Richtig sauber, bravo. Danke dür das nachreichen.
Und jetzt noch den passenden Koffer dazu?
Gruss
Urs
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