MysteryGuitar - "Historischer" Bauthread meiner Allerersten
Verfasst: 18.12.2015, 20:31
Werte Freundinnen und Freunde des Gitarrenbauens.
Wenn man meinen Thread zum SGMaster liest (viewtopic.php?f=61&t=5424), könnte man aufgrund der Fehler und Pannen, die dort beschrieben werden, meinen, der Master sei meine erste selbstgebaute Gitarre gewesen. Ich muss jedoch gestehen, dies war nicht so...
Vor nicht ganz 4 Jahren fand ich im Internet das Bild einer eGitarre, die mir so gut gefiel,
dass ich sie unbedingt haben musste. (Das Bild trug den Namen MysteryGuitar und wenn ich es finde, poste ich es).
Ich war so entschlossen, dass ich bei diversen Gitarrenhändlern nachfragte,
was für ein Modell diese Gitarre wäre und ob und wo man eine kaufen könnte.
Niemand kannte das Modell, aber einer der Befragten meinte, es sehe wie ein Selbstbau aus.
Und da war sie, die Idee, diese Gitarre selbst zu bauen.
Eine wahnwitzige Idee, denn ich hatte keine Ahnung von Holzbearbeitung,
jenseits des Zusammenbaues von schwedischem Möbelersatz.
Und ich hatte kein Werkzeug.
Aber gerade, wenn man keine Ahnung hat, ist das alles kein Hindernis
Das war der Beginn einer ziemlich steilen Lernkurve. Ein Freund hatte sich einen Bausatz gekauft und das Koch Buch dazu, das er mir borgte. Und dann war da noch das Internet, ohne das ich wohl alsbald frustriert aufgegeben hätte. Dort stieß ich auch auf das hiesige Forum, das durch die Qualität der Informationen und den sachlich-freundlichen Umgangston überzeugte - vom ansteckenden Enthusiasmus seiner Mitglieder und ihren unglaublichen Bauleistungen ganz zu schweigen.
Mein Plan war, für den Anfang nur einen Korpus zu bauen und den Hals zu kaufen, was sinnvoll war. Um an die Bauteile zu kommen, besorgte ich mir einen günstigen Bausatz.
Werkzeug hatte ich nicht besonders viel zur Verfügung und das Wenige gehörte nicht mir:
eine Stichsäge und eine Bohrmaschine (mit Kreissägenaufsatz!), ein paar Bögen Schleifpapier
mit Schleifklotz, eine Raspel, und ein paar alte Feilen. Immerhin besaß ich einen Lötkolben.
Es war Anfang 2012, als ich begann, sinniger Weise mit dem Entwurf. Das Bild der Mystery-Gitarre als Grundlage war aber, auf die richtige Größe gebracht, gar nicht mehr so überzeugend. Somit begann mein erstes Projekt gleich mit dem, was meine Bauprojekte auch heute regelmäßig bereichert: Designflexibilität.
Grundlegendes Design war Les Paul, mit Decke und entsprechenden Fräsungen, aber geschraubtem Hals. Korpus Buche, Decke Paulownia, Hals/Griffbrett vermutlich Ahorn/Palisander.
Nach einigem Hin und Her schaffte ich es, eine Schablone zu erstellen. Hier auf der 4cm Buchenholz Arbeitsplatte aus dem Baumarkt zu sehen, die ich für den Korpus verwendete.
Weil ich es so gelesen und im Internet gesehen hatte, wusste ich, dass ab hier nur noch gefräst werden kann. Also kaufte ich mir eine Oberfräse und wagte damit einen ersten Fräsversuch, der so aussah:
Ja, inzwischen kann ich darüber herzlich lachen.
(Und säge mit meiner Bandsäge ganz genau, um ja nicht zu viel fräsen zu müssen. )
Mit viel Mühe und Glück habe ich es dann doch geschafft (mit Hilfe der Stichsäge), wenn auch das Ergebnis durch zahlreiche Höcker und Rillengetrübt war.
Die Silverline Billigfräser waren danach leicht angekokelt, aber sie sind mir nicht um die Ohren geflogen (was ein Wunder war). Nach meiner ersten großen Schleiforgie war der Unterteil des Korpus fertig.
Ich machte Frässchablonen fürs Elektronikfach mittels Dekupiersäge und diversen Schleifwerkzeugen. Statt Vorlagen aus dem Internet zu verwenden, zeichnete ich die Umrisse nach den Abdeckungen aus dem Bausatz und empfand alles andere nach, so gut ich konnte - Warum ich es mir so schwer machte, weiß ich nicht mehr, vor allem bei der exzellenten Sammlung an Vorlagen im Forum...
Wie man sehen kann, hatte ich mir inzwischen aber immerhin das Vorbohren mit Forstnerbohrern vor dem Fräsen der Ränder zu eigen gemacht. So fräste ich vor mich hin, bis es so weit war:
Wie man am Bild oben schon sehen kann, gibt es bereits eine gefräste Halstasche. Offenbar habe ich in die Decke, die ich auch als Frässchablone verwendete, die Halstasche geschnitten und dieses einschneidende Erlebnis nicht fotografiert (-genauso wenig wie das Ausschneiden der Ausnehmungen für die Humbucker). Da ich den Hals aus dem Bausatz verwenden wollte und der Boden der Halstasche des beiliegenden Korpus geneigt war, hielt ich es für sinnvoll, die Halstasche möglichst genau nachzuempfinden.
Wie man hier sehen kann, habe ich die Decke/Schablone mit recht einfachen Mitteln so justiert, dass eine geneigte Halstasche gefräst werden konnte (ich habe es später digital nachgemessen und war überrascht, wie genau das geworden ist).
Und weil das Grundkonzept eine LesPaul war, blieb es nicht nur bei der Halstasche: es musste auch unbedingt eine gewölbte Decke sein. So wie im Internetz gesehen, zeichnete ich also Höhenlinien auf die verschraubte Decke/Schablone. Die "Symmetrie" des Entwurfes machte das für einen Erstversucht nicht gerade einfach. Ich erhielt schließlich Folgendes:
Dann kam der Fräser zum Einsatz und nach viel Hin und Her:
Tagelanges Schleifen später war ich dann so weit:
Und, ich muss es gestehen, ich war wahnsinnig stolz.
In der Decke fehlten allerdings noch ein paar Löcher.
Dann habe ich mit dem Forstnerbohrer die Potis und den Schalter auf Höhe eingepasst.
Geschafft.
Warum die Decke zu diesem Zeitpunkt noch nicht aufgeleimt war, weiß ich nicht mehr.
Vielleicht für das Foto hier , von fertigem Korpus (Mit Gewichsteinsparungsbohrung) und Decke.
Die anstehende Verleimung, für die ich erst Zwingen kaufen musste...
Auf dem Präsentierhandtuch (mit Verspachtelungen)
Ein wenig Bodyshaping mit Raspel und Schleifpapier. Die Buche war (nicht nur beim Fräsen) ein zäher Gegner.
Dann fand ich heraus, dass der komplette Korpus mit aufgeleimter Decke zu dick für die Schauben der Halsbefestigung war. Also erfolgte eine kleine Anpassung (i.e. Designänderung ).
Mit Hals sah das Ganze einer Gitarre schon ähnlich.
Fehlte noch die Brücke und der Saitenhalter. Gewarnt durch das Internet zog ich Saiten auf, um die Brücke genau zu justieren.
Dann markierte und bohrte ich die entsprechenden Löcher, natürlich erst nachdem ich mir einen entsprechenden Bohrer besorgt hatte.
Dann stand eine, wie ich erfahren musste, der schwierigsten Disziplinen an: Headstock Design. Nach einigem Überlegen fand ich die Lösung in der Nachahmung der Kurve des Hinterteils vom Korpus. In Prä-Bandsägezeiten mit der Dekupiersäge geschnitten.
Mehr zum Finish im nächsten Post.
BGP
Wenn man meinen Thread zum SGMaster liest (viewtopic.php?f=61&t=5424), könnte man aufgrund der Fehler und Pannen, die dort beschrieben werden, meinen, der Master sei meine erste selbstgebaute Gitarre gewesen. Ich muss jedoch gestehen, dies war nicht so...
Vor nicht ganz 4 Jahren fand ich im Internet das Bild einer eGitarre, die mir so gut gefiel,
dass ich sie unbedingt haben musste. (Das Bild trug den Namen MysteryGuitar und wenn ich es finde, poste ich es).
Ich war so entschlossen, dass ich bei diversen Gitarrenhändlern nachfragte,
was für ein Modell diese Gitarre wäre und ob und wo man eine kaufen könnte.
Niemand kannte das Modell, aber einer der Befragten meinte, es sehe wie ein Selbstbau aus.
Und da war sie, die Idee, diese Gitarre selbst zu bauen.
Eine wahnwitzige Idee, denn ich hatte keine Ahnung von Holzbearbeitung,
jenseits des Zusammenbaues von schwedischem Möbelersatz.
Und ich hatte kein Werkzeug.
Aber gerade, wenn man keine Ahnung hat, ist das alles kein Hindernis
Das war der Beginn einer ziemlich steilen Lernkurve. Ein Freund hatte sich einen Bausatz gekauft und das Koch Buch dazu, das er mir borgte. Und dann war da noch das Internet, ohne das ich wohl alsbald frustriert aufgegeben hätte. Dort stieß ich auch auf das hiesige Forum, das durch die Qualität der Informationen und den sachlich-freundlichen Umgangston überzeugte - vom ansteckenden Enthusiasmus seiner Mitglieder und ihren unglaublichen Bauleistungen ganz zu schweigen.
Mein Plan war, für den Anfang nur einen Korpus zu bauen und den Hals zu kaufen, was sinnvoll war. Um an die Bauteile zu kommen, besorgte ich mir einen günstigen Bausatz.
Werkzeug hatte ich nicht besonders viel zur Verfügung und das Wenige gehörte nicht mir:
eine Stichsäge und eine Bohrmaschine (mit Kreissägenaufsatz!), ein paar Bögen Schleifpapier
mit Schleifklotz, eine Raspel, und ein paar alte Feilen. Immerhin besaß ich einen Lötkolben.
Es war Anfang 2012, als ich begann, sinniger Weise mit dem Entwurf. Das Bild der Mystery-Gitarre als Grundlage war aber, auf die richtige Größe gebracht, gar nicht mehr so überzeugend. Somit begann mein erstes Projekt gleich mit dem, was meine Bauprojekte auch heute regelmäßig bereichert: Designflexibilität.
Grundlegendes Design war Les Paul, mit Decke und entsprechenden Fräsungen, aber geschraubtem Hals. Korpus Buche, Decke Paulownia, Hals/Griffbrett vermutlich Ahorn/Palisander.
Nach einigem Hin und Her schaffte ich es, eine Schablone zu erstellen. Hier auf der 4cm Buchenholz Arbeitsplatte aus dem Baumarkt zu sehen, die ich für den Korpus verwendete.
Weil ich es so gelesen und im Internet gesehen hatte, wusste ich, dass ab hier nur noch gefräst werden kann. Also kaufte ich mir eine Oberfräse und wagte damit einen ersten Fräsversuch, der so aussah:
Ja, inzwischen kann ich darüber herzlich lachen.
(Und säge mit meiner Bandsäge ganz genau, um ja nicht zu viel fräsen zu müssen. )
Mit viel Mühe und Glück habe ich es dann doch geschafft (mit Hilfe der Stichsäge), wenn auch das Ergebnis durch zahlreiche Höcker und Rillengetrübt war.
Die Silverline Billigfräser waren danach leicht angekokelt, aber sie sind mir nicht um die Ohren geflogen (was ein Wunder war). Nach meiner ersten großen Schleiforgie war der Unterteil des Korpus fertig.
Ich machte Frässchablonen fürs Elektronikfach mittels Dekupiersäge und diversen Schleifwerkzeugen. Statt Vorlagen aus dem Internet zu verwenden, zeichnete ich die Umrisse nach den Abdeckungen aus dem Bausatz und empfand alles andere nach, so gut ich konnte - Warum ich es mir so schwer machte, weiß ich nicht mehr, vor allem bei der exzellenten Sammlung an Vorlagen im Forum...
Wie man sehen kann, hatte ich mir inzwischen aber immerhin das Vorbohren mit Forstnerbohrern vor dem Fräsen der Ränder zu eigen gemacht. So fräste ich vor mich hin, bis es so weit war:
Wie man am Bild oben schon sehen kann, gibt es bereits eine gefräste Halstasche. Offenbar habe ich in die Decke, die ich auch als Frässchablone verwendete, die Halstasche geschnitten und dieses einschneidende Erlebnis nicht fotografiert (-genauso wenig wie das Ausschneiden der Ausnehmungen für die Humbucker). Da ich den Hals aus dem Bausatz verwenden wollte und der Boden der Halstasche des beiliegenden Korpus geneigt war, hielt ich es für sinnvoll, die Halstasche möglichst genau nachzuempfinden.
Wie man hier sehen kann, habe ich die Decke/Schablone mit recht einfachen Mitteln so justiert, dass eine geneigte Halstasche gefräst werden konnte (ich habe es später digital nachgemessen und war überrascht, wie genau das geworden ist).
Und weil das Grundkonzept eine LesPaul war, blieb es nicht nur bei der Halstasche: es musste auch unbedingt eine gewölbte Decke sein. So wie im Internetz gesehen, zeichnete ich also Höhenlinien auf die verschraubte Decke/Schablone. Die "Symmetrie" des Entwurfes machte das für einen Erstversucht nicht gerade einfach. Ich erhielt schließlich Folgendes:
Dann kam der Fräser zum Einsatz und nach viel Hin und Her:
Tagelanges Schleifen später war ich dann so weit:
Und, ich muss es gestehen, ich war wahnsinnig stolz.
In der Decke fehlten allerdings noch ein paar Löcher.
Dann habe ich mit dem Forstnerbohrer die Potis und den Schalter auf Höhe eingepasst.
Geschafft.
Warum die Decke zu diesem Zeitpunkt noch nicht aufgeleimt war, weiß ich nicht mehr.
Vielleicht für das Foto hier , von fertigem Korpus (Mit Gewichsteinsparungsbohrung) und Decke.
Die anstehende Verleimung, für die ich erst Zwingen kaufen musste...
Auf dem Präsentierhandtuch (mit Verspachtelungen)
Ein wenig Bodyshaping mit Raspel und Schleifpapier. Die Buche war (nicht nur beim Fräsen) ein zäher Gegner.
Dann fand ich heraus, dass der komplette Korpus mit aufgeleimter Decke zu dick für die Schauben der Halsbefestigung war. Also erfolgte eine kleine Anpassung (i.e. Designänderung ).
Mit Hals sah das Ganze einer Gitarre schon ähnlich.
Fehlte noch die Brücke und der Saitenhalter. Gewarnt durch das Internet zog ich Saiten auf, um die Brücke genau zu justieren.
Dann markierte und bohrte ich die entsprechenden Löcher, natürlich erst nachdem ich mir einen entsprechenden Bohrer besorgt hatte.
Dann stand eine, wie ich erfahren musste, der schwierigsten Disziplinen an: Headstock Design. Nach einigem Überlegen fand ich die Lösung in der Nachahmung der Kurve des Hinterteils vom Korpus. In Prä-Bandsägezeiten mit der Dekupiersäge geschnitten.
Mehr zum Finish im nächsten Post.
BGP