SGmaster
Verfasst: 08.09.2015, 18:27
Clonewood hat es erst kürzlich auf den Punkt gebracht: „Man kann nie genug Projekte starten....zumindest erhöht man damit die Chancen auch mal etwas fertig zu stellen......“ (viewtopic.php?f=61&t=5196)
So hat es sich ergeben, dass ich endlich ein Projekt abschließen konnte, das zwar eher beiläufig begonnen hatte, am Ende jedoch (bei wiedereinmal fast exponentieller Lernkurve) guter Nerven bedurfte und mir einiges an Durchhaltevermögen abverlangte.
Anlass für das besagte Projekt war die Verwertung eines Pickguards und eines Strat-Art-Halses, die sich die letzten Jahre spontan angesammelt hatten. Zum Projektstart, vor ca. einem Jahr, wusste ich schon von der Blauglocke/Paulownia, billiger und vor allem halbwegs verwindungsresistenter Bretterware aus dem Baumarkt, die auch noch angenehm leicht ist. Da die Platten nur mit 18mm verkauft werden, beschloss ich zwei Platten zu verleimen, um auf Material zu kommen.
Dann habe ich einen Entwurf erstellt, eine Mischung aus den mir damals liebsten Gitarrenformen, der SG und dazu ein wenig Jazzmaster bzw. Jaguar inspirierter Bauch – also nichts für Puristen.
Natürlich habe ich dazu ein Jig gemacht. Um die Leimfugen zu verdecken, die bei der Plattenbauweise schlecht zu vermeiden sind (zumindest bei klarem Finish), dachte ich an ein Mittelbinding.
Die Platten und das Jig habe ich deshalb zunächst nur verschraubt und die Form ausgesägt. Da die Blauglocke beim Fräsen leicht ausreißt, ist dabei Vorsicht geboten. Ein paar unvermeidliche Ausrisse habe ich mit Polyester verspachtelt, was Konsequenzen beim Finish hatte. Anschließend wurden die Platten verleimt und die Pickguard-cavities und die Halstasche gefräst.
Fürs Mittelbinding fräste ich eine halbe Bindinghöhe auf den zueinander liegenden Innenseiten der Bodyplatten weg. Anschließend wurden die Platten verleimt und die Pickguard-cavities und die Halstasche gefräst. Die Anschlussbuchsenbohrung und den Kabelkanal mittels Schlangenbohrer hergestellt. Das Binding habe ich mit Aceton eingepasst und wo die Fräsung zu breit war, die Lücke mit einer Leim/Schleifstaub Mischung
geschlossen. Konturen abgerundet mit Fräser und Schleifer. Und die Seiten samt Binding bündig geschliffen. Was ebenfalls Konsequenzen haben sollte. Dann noch Halsschraubenlöcher gebohrt und damit war die SGmaster eigentlich schon beinahe fertig.
Aber nur beinahe.
Nun zum Finish. Da die Maserung nicht schlecht aussah, wollte ich, zum weißen Pickguard passend, dunkelrot beizen und getönten Klarlack sprühen. Nach dem Beizen kam rot getönter Porenfüller, da Paulownia sehr saugfähig ist und der Klarlack für die hochglanz Polierung nicht einsinken sollte.
Um Erfahrung zu sammeln, habe ich die eine Seite mit Epoxy, die andere mit 2K Klarlack gefüllt. Um den Füller zu färben, habe ich jeweils ein wenig gelöster Wasserbeize zugemischt, was interessanterweise weder auf den Lack noch auf das Epoxy merkbaren Einfluss (bei der Aushärtung) hatte. Retrospektiv betrachtet, war der Füllerfolg eher bescheiden. Wahrscheinlich habe ich die Saugfähigkeit des Holzes stark unterschätzt bzw. wurde zu früh ungeduldig. 4 x Lack bzw. Epoxy mit Zwischenschliff schienen jedenfalls nicht vollständig zu füllen. Ich dachte damals, das geht schon und machte weiter. Dabei übersah ich ein paar häßliche Flecken der Beize und einige Schleifspuren, die der Klarlack so richtig schön herausbrachte. Aber auch, dass die Idee, mit dem Spindelschleifer bündig zu schleifen, nicht so gut war, zeigte der Klarlack deutlich. Das Binding war total zerkratzt und in den Kratzern hatte sich Beize und roter Porenfüller gefangen. Ich versuchte mir einzureden, dass das fleckige Binding gut aussah, was mit aber nicht gelang. Also schabte ich eine ganze Weile und tatsächlich wurde es dadurch besser. Leider ruinierte ich bei der Schaberei das Binding am oberen Horn, das offenbar sehr dünn war. Ich versuchte eine Reparatur mit in Aceton gelöstem Binding, was aber wegen des Farbunterschiedes scheiterte (Im Internet sah das ganz einfach aus). Nachdem ich das kaputte Binding ersetzt hatte, musste ich mich der Tatsache stellen, dass die Polyesterspachtelflecken, mit denen ich ein paar beim Fräsen ausgerissene Stellen geschlossen hatte, durch den getönten Klarlack nicht verschwinden würden (Siehe obere Korpushälfte). Also klebte ich das inzwischen (fast ganz saubere) Binding ab und sprühte in Burst-Manier Schwarz über die Fehlerstellen, was viel besser war als Polyester Flecken. Dann kamen 6 Schichten 2K Klarlack auf Hals und Body (nass in nass), ordentlich trocknen gelassen.
Die Löcher, die sich durch schlecht gefüllten Poren ergaben, sollten mich nur solange stören, bis ich bemerkte, dass ich mir irgendwie ein Horn abgestoßen hatte. Dieser Schaden war nur durch einen kompletten Spot-Repair Durchgang zu beheben, also abkleben, schleifen, Polyspachtel, schleifen, grundieren, Schwarz lackieren... Dann fiel mir auch noch auf, dass der naturbelassene Ahorn Headstock des stratartigen Halses nicht zum schwarz-roten Körper passte, daher noch eine Designänderung: schwarz lackierter Headstock. Das gefiel mir viel besser.
Weil ich inzwischen schon ungeduldig war und ein Vintage-Look ohnehin nicht mehr zu vermeiden, malte ich die Logos einfach mit weißem Edding auf. Ein paar Schichten Zappon Klarlack verhinderten ein verschmieren durch den 2K Klarlack.
Dann schliff ich den gesamten Lack mit 240er an und sprühte ungetönten Klarlack darüber. Nunmehr vollends von der Vintage-Look Ausrede überzeugt, schliff und polierte ich Halsplatte und Korpus so gut es ging und beließ es dabei.
Nun folgte die Hochzeit von Hals und Körper, wobei ich wieder erkannte, wie es sich bezahlt macht nachzumessen. Also fräste ich die Halstasche tiefer, um der Brücke entgegen zu kommen und bohrte die Halsschraubenlöcher. Nachdem ich dann auch noch die Mechaniken gebohrt und montiert hatte, wurde endlich Hochzeit gefeiert. Das Braupaar passte herrlich zusammen. Damit auch das Pickguard im Halsbereich passte, musste ich aber ein paar Millimeter wegschaben. Und der Drei-WegeSchalter erforderte eine Vertiefung des Elektronikfaches. Ich habe zwar nachgemessen, aber vergessen einzukalkulieren, dass der Korpus gegen den Rand hin ja abgeschrägt ist und schmäler wird. Prompt ist der Fräser durchgekommen. Und irgendwie habe ich mit dem Fräser auch noch einen kreisförmigen Lackschaden am Rand des Elektronikfaches verursacht. Das war hart. Aber schon wenig später war ich wieder so weit, an dem Fehler zu arbeiten. Dazu vergrößerte ich das Loch und montierte dann eine Art Elektronikfachdeckel darüber. Den Lackschaden am Rand habe ich mit schwarz gefärbtem Polyspachtel verschlossen, wobei 98% davon vom Pickguard verdeckt werden.
(Ja, das ist das beste Foto davon. Bessere wird es davon nicht so bald geben ) Es folgte die Brücke, deren Position ich nun mit umso größerer Sorgfalt bestimmte. Nachdem ich rechtzeitig an die Saitenerdung gedacht und diese gebohrt hatte, prüfte ich mit extra aufgezogenen Saiten (E und e´) die Position der Brücke in Relation zum Griffbrett, bohrte die Löcher und schraubte das Ding endlich an. Die Drähte vom Pickguard zur Anschlussbuchse waren zu kurz und wurden ersetzt, verdrillt und eingefädelt. Danach wurde die Anschlussbuchse verlötet und diese und das Pickguard verschraubt, die Gurtpins gebohrt und eingeschraubt und dann kam schon der immer spannende Augenblick, wenn man zum ersten Mal Saiten aufzieht.
Hat alles funktioniert? Wie wird Sie klingen? War alles umsonst? Kann ich damit bei der nächsten Probe angeben? Solche Fragen schießen mir durch den Kopf, während ich an den Mechaniken kurbel, um die Saiten zu spannen. Und dann der große Augenblick:
Schrumm - es funktioniert! Immer wieder beindruckend, wie robust die Technologie der eGitarre doch ist…
Inzwischen fertig eingestellt, hat sich der SGmaster auch im Probealltag bewährt. Leicht wie eine Feder und ziemlich laut...
Neues Projekt habe ich auch schon begonnen, eigentlich zwei, aber man kann ja nie genug Projekte haben
BG, P
So hat es sich ergeben, dass ich endlich ein Projekt abschließen konnte, das zwar eher beiläufig begonnen hatte, am Ende jedoch (bei wiedereinmal fast exponentieller Lernkurve) guter Nerven bedurfte und mir einiges an Durchhaltevermögen abverlangte.
Anlass für das besagte Projekt war die Verwertung eines Pickguards und eines Strat-Art-Halses, die sich die letzten Jahre spontan angesammelt hatten. Zum Projektstart, vor ca. einem Jahr, wusste ich schon von der Blauglocke/Paulownia, billiger und vor allem halbwegs verwindungsresistenter Bretterware aus dem Baumarkt, die auch noch angenehm leicht ist. Da die Platten nur mit 18mm verkauft werden, beschloss ich zwei Platten zu verleimen, um auf Material zu kommen.
Dann habe ich einen Entwurf erstellt, eine Mischung aus den mir damals liebsten Gitarrenformen, der SG und dazu ein wenig Jazzmaster bzw. Jaguar inspirierter Bauch – also nichts für Puristen.
Natürlich habe ich dazu ein Jig gemacht. Um die Leimfugen zu verdecken, die bei der Plattenbauweise schlecht zu vermeiden sind (zumindest bei klarem Finish), dachte ich an ein Mittelbinding.
Die Platten und das Jig habe ich deshalb zunächst nur verschraubt und die Form ausgesägt. Da die Blauglocke beim Fräsen leicht ausreißt, ist dabei Vorsicht geboten. Ein paar unvermeidliche Ausrisse habe ich mit Polyester verspachtelt, was Konsequenzen beim Finish hatte. Anschließend wurden die Platten verleimt und die Pickguard-cavities und die Halstasche gefräst.
Fürs Mittelbinding fräste ich eine halbe Bindinghöhe auf den zueinander liegenden Innenseiten der Bodyplatten weg. Anschließend wurden die Platten verleimt und die Pickguard-cavities und die Halstasche gefräst. Die Anschlussbuchsenbohrung und den Kabelkanal mittels Schlangenbohrer hergestellt. Das Binding habe ich mit Aceton eingepasst und wo die Fräsung zu breit war, die Lücke mit einer Leim/Schleifstaub Mischung
geschlossen. Konturen abgerundet mit Fräser und Schleifer. Und die Seiten samt Binding bündig geschliffen. Was ebenfalls Konsequenzen haben sollte. Dann noch Halsschraubenlöcher gebohrt und damit war die SGmaster eigentlich schon beinahe fertig.
Aber nur beinahe.
Nun zum Finish. Da die Maserung nicht schlecht aussah, wollte ich, zum weißen Pickguard passend, dunkelrot beizen und getönten Klarlack sprühen. Nach dem Beizen kam rot getönter Porenfüller, da Paulownia sehr saugfähig ist und der Klarlack für die hochglanz Polierung nicht einsinken sollte.
Um Erfahrung zu sammeln, habe ich die eine Seite mit Epoxy, die andere mit 2K Klarlack gefüllt. Um den Füller zu färben, habe ich jeweils ein wenig gelöster Wasserbeize zugemischt, was interessanterweise weder auf den Lack noch auf das Epoxy merkbaren Einfluss (bei der Aushärtung) hatte. Retrospektiv betrachtet, war der Füllerfolg eher bescheiden. Wahrscheinlich habe ich die Saugfähigkeit des Holzes stark unterschätzt bzw. wurde zu früh ungeduldig. 4 x Lack bzw. Epoxy mit Zwischenschliff schienen jedenfalls nicht vollständig zu füllen. Ich dachte damals, das geht schon und machte weiter. Dabei übersah ich ein paar häßliche Flecken der Beize und einige Schleifspuren, die der Klarlack so richtig schön herausbrachte. Aber auch, dass die Idee, mit dem Spindelschleifer bündig zu schleifen, nicht so gut war, zeigte der Klarlack deutlich. Das Binding war total zerkratzt und in den Kratzern hatte sich Beize und roter Porenfüller gefangen. Ich versuchte mir einzureden, dass das fleckige Binding gut aussah, was mit aber nicht gelang. Also schabte ich eine ganze Weile und tatsächlich wurde es dadurch besser. Leider ruinierte ich bei der Schaberei das Binding am oberen Horn, das offenbar sehr dünn war. Ich versuchte eine Reparatur mit in Aceton gelöstem Binding, was aber wegen des Farbunterschiedes scheiterte (Im Internet sah das ganz einfach aus). Nachdem ich das kaputte Binding ersetzt hatte, musste ich mich der Tatsache stellen, dass die Polyesterspachtelflecken, mit denen ich ein paar beim Fräsen ausgerissene Stellen geschlossen hatte, durch den getönten Klarlack nicht verschwinden würden (Siehe obere Korpushälfte). Also klebte ich das inzwischen (fast ganz saubere) Binding ab und sprühte in Burst-Manier Schwarz über die Fehlerstellen, was viel besser war als Polyester Flecken. Dann kamen 6 Schichten 2K Klarlack auf Hals und Body (nass in nass), ordentlich trocknen gelassen.
Die Löcher, die sich durch schlecht gefüllten Poren ergaben, sollten mich nur solange stören, bis ich bemerkte, dass ich mir irgendwie ein Horn abgestoßen hatte. Dieser Schaden war nur durch einen kompletten Spot-Repair Durchgang zu beheben, also abkleben, schleifen, Polyspachtel, schleifen, grundieren, Schwarz lackieren... Dann fiel mir auch noch auf, dass der naturbelassene Ahorn Headstock des stratartigen Halses nicht zum schwarz-roten Körper passte, daher noch eine Designänderung: schwarz lackierter Headstock. Das gefiel mir viel besser.
Weil ich inzwischen schon ungeduldig war und ein Vintage-Look ohnehin nicht mehr zu vermeiden, malte ich die Logos einfach mit weißem Edding auf. Ein paar Schichten Zappon Klarlack verhinderten ein verschmieren durch den 2K Klarlack.
Dann schliff ich den gesamten Lack mit 240er an und sprühte ungetönten Klarlack darüber. Nunmehr vollends von der Vintage-Look Ausrede überzeugt, schliff und polierte ich Halsplatte und Korpus so gut es ging und beließ es dabei.
Nun folgte die Hochzeit von Hals und Körper, wobei ich wieder erkannte, wie es sich bezahlt macht nachzumessen. Also fräste ich die Halstasche tiefer, um der Brücke entgegen zu kommen und bohrte die Halsschraubenlöcher. Nachdem ich dann auch noch die Mechaniken gebohrt und montiert hatte, wurde endlich Hochzeit gefeiert. Das Braupaar passte herrlich zusammen. Damit auch das Pickguard im Halsbereich passte, musste ich aber ein paar Millimeter wegschaben. Und der Drei-WegeSchalter erforderte eine Vertiefung des Elektronikfaches. Ich habe zwar nachgemessen, aber vergessen einzukalkulieren, dass der Korpus gegen den Rand hin ja abgeschrägt ist und schmäler wird. Prompt ist der Fräser durchgekommen. Und irgendwie habe ich mit dem Fräser auch noch einen kreisförmigen Lackschaden am Rand des Elektronikfaches verursacht. Das war hart. Aber schon wenig später war ich wieder so weit, an dem Fehler zu arbeiten. Dazu vergrößerte ich das Loch und montierte dann eine Art Elektronikfachdeckel darüber. Den Lackschaden am Rand habe ich mit schwarz gefärbtem Polyspachtel verschlossen, wobei 98% davon vom Pickguard verdeckt werden.
(Ja, das ist das beste Foto davon. Bessere wird es davon nicht so bald geben ) Es folgte die Brücke, deren Position ich nun mit umso größerer Sorgfalt bestimmte. Nachdem ich rechtzeitig an die Saitenerdung gedacht und diese gebohrt hatte, prüfte ich mit extra aufgezogenen Saiten (E und e´) die Position der Brücke in Relation zum Griffbrett, bohrte die Löcher und schraubte das Ding endlich an. Die Drähte vom Pickguard zur Anschlussbuchse waren zu kurz und wurden ersetzt, verdrillt und eingefädelt. Danach wurde die Anschlussbuchse verlötet und diese und das Pickguard verschraubt, die Gurtpins gebohrt und eingeschraubt und dann kam schon der immer spannende Augenblick, wenn man zum ersten Mal Saiten aufzieht.
Hat alles funktioniert? Wie wird Sie klingen? War alles umsonst? Kann ich damit bei der nächsten Probe angeben? Solche Fragen schießen mir durch den Kopf, während ich an den Mechaniken kurbel, um die Saiten zu spannen. Und dann der große Augenblick:
Schrumm - es funktioniert! Immer wieder beindruckend, wie robust die Technologie der eGitarre doch ist…
Inzwischen fertig eingestellt, hat sich der SGmaster auch im Probealltag bewährt. Leicht wie eine Feder und ziemlich laut...
Neues Projekt habe ich auch schon begonnen, eigentlich zwei, aber man kann ja nie genug Projekte haben
BG, P