vor längerer Zeit habe ich von einem Bekannten eine Treppenstufe bekommen mit den Worten: Du baust doch Gitarren, taugt das was?
Klar taugt das was, dachte ich mir: Die Stufe reicht tatsächlich genau, um zwei Strandberg Sälen zu bauen - inklusive Hälse

Der Plan ist, zwei gleiche Gitarren zu bauen. Einerseits, weil CAD und CAM für eine einzelne Gitarre so lange dauert, wie sie einfach von Hand zu bauen und zwei Stück Holz auf die Maschine zu legen schnell geht, andererseits, weil ich die eine dem edlen Spender als Dankeschön schenken möchte

Es werden also zwei Sälen, Multi-Scale mit dem ersten Bund als neutralen Bund, Mahagoni (jemand eine Idee, was für Mahagoni das sein könnte?) Body und Hals, Rüster Decke und Wengé Griffbrett. Letzteres wird aus einer Kantel geschnitte, die ich vor Jahren auch mal geschenkt bekommen habe. Das Projekt steht also unter dem Motto Resteverwertung.
Zum Thema Hardware und Elektronik kommt zu gegebener Zeit mehr - da habe ich ein paar Ideen, die ich noch nicht verraten möchte

Hier das Ganze nach dem groben Zusägen auf der Bandsäge (und an einigen Stellen mit der Stichsäge mangels Ausladung): Anschließend auf der CNC mit einem langen 10 mm Vierschneider gefügt (und dabei viel Späne produziert, weil der Absaugschuh nicht mehr drunter gepasst hat): Beide Bodies bekamen dann noch zwei Lamellos gegen Verrutschen, anschließend mit großem Besteck und Tidebond verleimt: Vorne im Bild sieht man die Schablonen zum Anzeichnen, auch auf der CNC gefräst. Gerade die halbierte Variante war sehr praktisch, um die Centerline so gut es geht am Faserverlauf auszurichten. Wobei ein Teil etwas windschief zur Faser ist, weil es sonst nicht drauf gepasst hätte.
Nach derm Verleimen ging es wieder auf die CNC: Rückseite planen, Vorderseite fräsen. Gute 45 Minuten später hatte ich zwei Bodies in den Händen: Die Spuren, die man auf der Oberseite noch sieht deuten darauf hin, dass meine Spindel bzw. deren Rotationsachse noch nicht ganz parallel zur Z-Achse steht. Ich muss gestehen, dass ich das nie eingemessen habe, sondern einfach das Gehäuse mit einem Winkel zur Aufspannfläche ausgerichtet habe. Da geht sicher noch was in Sachen Genauigkeit. Mit dem Fingernagel kann man das aber (zumindest bei einem 10er Fräser) nicht spüren. Verleimen kann man das ohne Bedenken.
Ein Body in dieser Form wiegt ca. 1170 g. Das lässt auf eine leichte Gitarre hoffen!
Dann ging es weiter mit den Hälsen. Hierfür erstmal das grob gesägte Stück auf der Kreissäge aufgesägt, so dass ich 2 Rohlinge mit je 17 mm Dicke nach dem Abrichten rausbekomme. Für einen Halsrohling recht dünn, ich hätte lieber 20 mm gehabt, aber die Stufe war nun mal so dick wie sie war und ich wollte möglichst viel von ihr nutzen. Also ab auf die Maschine zum Abrichten und Ausfräsen der Kontur und des Trussrodzugangs: Der obligatorische Halstaschentest: Passt

Als Trussrod nehme ich einen MM-Style Dual-Action, den man durch einen Schlitz zwischen 23. und 24. Bund erreicht. Das habe ich bei der letzten (auch Multi-Scale) Gitarre auch so gemacht und funktioniert prima. Bei Strandberg kommt ja eine Bohrung axial durch die "Kopfplatte", da sind bei meiner Konstruktion allerdings Schrauben im Weg, dazu später aber mehr.
Sieht schon fast nach Gitarre aus: Zum Abschluss noch die vorbereiteten Decken: Das sind die ersten Gitarren, die auf der neuen CNC (siehe https://gitarrebassbau.de/viewtopic.php?f=37&t=10528 für ein paar Infos) entstehen. Ich bin super zufrieden, wie die Maschine läuft. Bei der alten hatte ich immer wieder mit Schrittverlusten und einem zu schwachen Antrieb zu kämpfen und habe deswegen nur geringen Vorschub fahren können. Das hatte dann zur Folge, dass man mehr Staub als Späne produziert. Jetzt kann ich die Fräser tatsächlich in ihrem eigentlich vorgesehenen Bereich fahren. Das ist eine wahre Freude, wenn man mit einem 10 mm VHM Fräser bei 2 m/min 15 mm zustellen kann und es geht durch wie Butter


Jetzt bin ich erstmal für 4 Tage im Urlaub, nächste Woche geht es hoffentlich weiter!
Viele Grüße
Max