Erstlingswerk mit "ohne Kopfplatte"

Wie baue ich mir eine elektrische Gitarre?

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Rattlehead
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Erstlingswerk mit "ohne Kopfplatte"

#1

Beitrag von Rattlehead » 05.04.2021, 15:07

Moin!
Ich hatte vor inzwischen über einem Jahr mal einen Vorstellungsthread angelegt und meinen Wunsch, eine Headless-Gitarre zu bauen, kundgetan ( https://www.gitarrebassbau.de/viewtopic.php?f=8&t=8929 ).
Ich habe zugegebenermaßen wenig Erfahrung mit Holzarbeiten, habe im vergangenen Jahr aber meine kompakte CNC-Fräse (350x350mm Verfahrweg) besser kennenlernen können, sodass ich mitte letzter Woche spontan angefangen habe, einfache Headlesstuner zu konstruieren.
Diese würde ich einfach im nächsten Beitrag gerne zeigen, um den Eröffnungspost kürzer zu halten.

Die Gitarre soll primär ein Bastelprojekt mit einfacherem Budget sein; wenn etwas spielbares bei rauskommen sollte, wäre das natürlich ein Plus :-)
Die Außenkontur soll sich grob an der hier ( http://www.waghornguitars.com/electric/ah6.php ) orientieren. Die teure Optik und die Kopfplatte natürlich nicht!

Die Specs, die bisher angedacht sind wären
  • Bolt-On
  • 6 Saiten, normale 648mm Mensur
  • keine oder einfache Inlays
  • Ein Humbucker an der Brücke, Singlecoil oder Humbucker am Hals
  • Tune-O-Matic in Verbindung mit den Eigenbaumechaniken
  • Einfache Matte Lackierung oder Öl, Hochglanz muss nicht sein
Fürs Holz würde ich für den Anfang entweder auf die gängigen Baumarktmöglichkeiten zurückgreifen oder gucken, ob ich preiswert was von einem Freund kaufen kann. Der hat meines Wissens nach momenten Ami-Nuss, Eiche und vielleicht bald Maserahorn da.
So bleiben die Erwartungen auf dem einfach...


Da ich speziell vor der Arbeit an den Bünden und Bundschlitzen respekt habe, würde ich mich später besonders bei diesem Thema sehr über Hilfe aus dem Forum freuen :?
Viele Grüße,
Jannis
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Re: Erstlingswerk mit "ohne Kopfplatte"

#2

Beitrag von Rattlehead » 05.04.2021, 15:34

Der bisherige Stand der Tuner ist jetzt seit Beginn der Planungen am Mittwoch und Baubeginn am Donnerstag so wie auf den Bildern:-)
Eigentlich alle Teile kommen aus dem Baumarkt oder 3D-Drucker.
Ich habe die Mechaniken sehr notdürftig (zu lange/falsche Schrauben, Adapterplatte unterm Headpiece usw.) mal auf ein Brett mit etwas über 65cm Abstand gespannt und eine 9er A & H Saite aufgezogen. Beide kann man mit recht moderater Kraft mindestens einen Ganzton über die Zielnote bringen.

Das Headpiece ist aus einem 10x10mm Alustück gefräst mit drei vertieften 3mm Befestigungsbohrungen und 6 M4 Bohrungen für die Saiten. Der Plan ist, dieses angewinkelt hinter dem Sattel zu platzieren. Die Saite wird zweimal um die Schraube gewickelt und dann zwischen zwei Unterlegscheiben festgeklemmt. Das hat bisher ziemlich gut gehalten.
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Die Tuner sind aus der gleichen Alustange und etwas Blech entstanden. In die 3D-gedruckten Knöppe habe ich jeweils eine M4 Mutter "reingebrutzelt", die über eine kurze Gewindestange die Saitenblöckchen zieht. Die Saite wird dann durch die einzelnen Alublöckchen gezogen und durch das Ball-End festgehalten. Damit die Reibung halbwegs niedrig bleibt, sind zwischen Knöpfen und Alu je eine Metall-und eine Kunststoffunterlegscheibe befestigt. Unter die Blöckchen habe ich ein kleines "Hütchen" gefräst, auf welches ursprünglich eine Stückchen PTFE, jetzt erstmal 3D-gedrucktes PLA raufgeklipst wird.
Unter der Saitenspannung verdrehen die Saitenblöckchen vergleichsweise wenig, auch wenn mir das ein bisschen Sorge bereitet.
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Mein Plan ist nun, entweder einen Steg selbst zu konstruieren oder eine Tune-O-Matic (Roller?) Brücke zu verbauen. Konstruktionsbedingt muss ich leider darauf achten, dass die Saiten von der gebauten Mechanik aus nicht nach oben weggezogen werden, da die Blöckchen vertikal nicht fixiert sind. Womöglch müsste ich also eine Art Saitenniederhalter verbauen.


Ich hoffe das ganze ergibt so weit erstmal Sinn :-)
Noch einen schönen Nachmittag!
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Re: Erstlingswerk mit "ohne Kopfplatte"

#3

Beitrag von Titan-Jan » 09.04.2021, 12:00

Hi Jannis,

cooles Projekt!
Ich bin seit einiger Zeit an was ähnlichem dran: https://www.gitarrebassbau.de/viewtopic ... 97#p161997

Hab aber gerade ein längere Pause eingelegt. Aber vlt hilft es dir, meine Erfahrungen und Gedanken mal zu lesen. Haben ja durchaus ähnliche Ansätze.
Bin gespannt, wie es bei dir weitergeht und drücke dir die Daumen. Halt uns auf dem Laufenden!

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Re: Erstlingswerk mit "ohne Kopfplatte"

#4

Beitrag von Rattlehead » 11.04.2021, 11:17

Moin Jan,
danke sehr für den Link! Inzwischen habe (glaube ich) fast alle Threads mit Eigenbau-Headless-Geschichten mindestens drei mal durchgelesen, es gibt wirklich sehr coole Threads dazu. Der erste Prototyp, den ich gebaut hatte, sollte in etwa so werden wie deine vorherige mit den Hebelmechaniken. Angeleitet von deinem Thread werde ich mal gucken, ob man auch mit herkömmlichen 3D-Druckern einzelne Brückenteile drucken kann. Das wäre deutlich weniger aufwändig, als den Kram aus Alu zu schnitzen.
An deiner Konstruktion finde ich vor allem die Saitenerdung und die Integration der Mechanik in einen Grundkörper sehr cool umgesetzt!

Sind die selbstgefeilten Saitenhalter final? Ich hatte bei so einer Konstruktion Angst gehabt, dass die Saite beim Stimmen "hakelt". Wenn das klappt, wäre das eine ziemlich elegante Umsetzung...



Unabhängig davon habe ich in der vergangenen Woche Experimente mit Salmiakgeist gemacht und bin mit der geräucherten Eiche optisch sehr zufrieden. Wenn alles klappt, wollte mir mein Freund im Verlauf der Woche ein Stück Eiche für den Hals sägen, sodass ich den schonmal klimatisch an mein Zimmer gewöhnen kann.
Inzwischen hat er auch einen großen Haufen Ahornbohlen (40mm stark) mit Asteinschlüssen und teils leichter Flammung gekauft. Je nach Feuchtigkeit würde ich daraus ganz gerne den Korpus bauen.

Momentan ist noch Abivorbereitung angesagt, dann hab ich hoffentlich Zeit, die Brücke fertigzubauen.
Schönen Restsonntag noch,
Jannis

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Re: Erstlingswerk mit "ohne Kopfplatte"

#5

Beitrag von Rattlehead » 12.04.2021, 20:49

Heute war ich bei meinem Holzfreund:-) Nachdem wir uns durch einen Haufen Bohlen gewühlt haben, hab ich mich am Ende für die hier entschieden. Der Plan ist, dass ich aus der Bohle zwei Flügel für den Korpus fräse, die einen Centerblock (oder Thru-Neck) aus Eiche umrahmen. Das hätte den Vorteil, dass alle Frästeile nur in maximal einer Raumachse zu groß für meine Fräse sind und ich sie idealerweise "durchschieben" könnte...

Laut Verkäufer haben die Bohlen noch etwa 9% Feuchtigkeit, ich versuche also sie diese Woche zuzusägen und schon mal bei mir im Zimmer zu lagern. Bookmatchen geht leider nicht, da alle Bohlen nur 40mm Stärke haben.
Ich finde die Flammung ehrlich gesagt recht schick. Bin gespannt, wie die geölt oder lackiert aussieht...
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Re: Erstlingswerk mit "ohne Kopfplatte"

#6

Beitrag von MusikMaxx » 12.04.2021, 21:44

coole Bohlen (clap3), bin gespannt wie sie am Ende aussehen
Viele Grüsse

Martin

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Re: Erstlingswerk mit "ohne Kopfplatte"

#7

Beitrag von Simon » 12.04.2021, 22:08

Mega Holz!! So einen Freund hätte ich auch gerne ;)

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Re: Erstlingswerk mit "ohne Kopfplatte"

#8

Beitrag von Titan-Jan » 13.04.2021, 16:58

Wow, schickes Holz!!!
Rattlehead hat geschrieben:
11.04.2021, 11:17
Sind die selbstgefeilten Saitenhalter final?
Nein... gefühlt sind (für mich) die Saitenhalter ein bisschen der Endgegner, wenn es um Headless DIY geht. Gibt viele gute Ideen aber so richtig ästhetisch, klein, leicht, stabil, leicht zu bedienen (am besten werkzeuglos) und mit Heimwerkermethoden herstellbar oder günstig zu beschaffen, das scheint schon schwierig zu sein ;-) Bin gespannt, wie du das löst!

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Re: Erstlingswerk mit "ohne Kopfplatte"

#9

Beitrag von Rattlehead » 13.04.2021, 21:23

Danke sehr, für die Beglückwünschung zum Holz; bin selber extrem zufrieden mit dem Aussehen! Preislich liegt die nicht so viel höher als Baumarktholz, sodass ich die halbwegs guten Gewissens verhunzen kann... So viel mehr zeigen kann ich leider nicht, weil die CAD-Arbeit wenigstens halb-fertig sein soll, bevor die ersten Holzspäne fallen. Leider zieht die sich ziemlich hin.
Titan-Jan hat geschrieben:
13.04.2021, 16:58
Nein... gefühlt sind (für mich) die Saitenhalter ein bisschen der Endgegner, wenn es um Headless DIY geht. Gibt viele gute Ideen aber so richtig ästhetisch, klein, leicht, stabil, leicht zu bedienen (am besten werkzeuglos) und mit Heimwerkermethoden herstellbar oder günstig zu beschaffen, das scheint schon schwierig zu sein ;-) Bin gespannt, wie du das löst!
Mein bisheriger Plan wäre eine TOM-Brücke oder ein toploaded Hardtail gewesen. Leider finde ich beide Lösungen nicht wirklich elegant, die erste ist mir zu klobig, die zweite hat vermutlich zu viel Reibung.
Ich bin ein bisschen am Überlegen, ob ich mir so eine Chinesische All-In One Lösung mit Tremolo anschaffe. Für 30€ kriegt man ja die mäßig verarbeitete, aber professioneller aussehende R-Trem-Kopie.
Für den ersten Bau glaube ich, dass die Gitarre selbst schon Baustelle genug sein könnte. So könnte ich loslegen, ohne auf gut Glück meine DIY-Lösung an die Gitarre zu schrauben.


Viele Grüße & einen schönen Abend,
Jannis

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Re: Erstlingswerk mit "ohne Kopfplatte"

#10

Beitrag von Rattlehead » 22.04.2021, 18:40

Leider habe ich das Holz bis jetzt noch nicht aufgesägt, weil ich mir unschlüssig war, wie ich es denn fügen kann. Inzwischen habe ich mir dafür einen Plan mit der Fräse gemacht, somit sollte es damit bald los gehen.

Stattdessen habe ich die Brücke noch einmal überarbeitet. Mir gefiel die offene Alukonstruktion nicht. Die neue Variante ist jetzt abgedeckt und hat 3D gedruckte "Saitenzieher". Da das belastete Gewinde mit einer Hammermutter ausgeführt ist, könnte ich mir vorstellen, dass die Teile aus dem PLA-Hobbydrucker ausreichen könnten. Neben der deutlich einfacheren Herstellung hat die neue Variante außerdem keine scharf pieksenden Gewindestangen "am Heck" mehr.
Die im Bild eingespannte Saite ist eine A-Saite aus einem 9er-Satz auf D hochgestimmt. Danach wird es etwas unangenehm für die Finger :roll:
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Für den Steg werde ich mir eine klassische Tele-Brücke kaufen und kleine Dellen reinfeilen, sodass ich wie bei einer Bigsby-Tele die Saiten da durchlaufen lassen kann. Das ist hoffentlich recht einfach und günstig. Außerdem habe ich noch keine Gitarre mit Telebridge & -pickups :)

Viele Grüße!

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Re: Erstlingswerk mit "ohne Kopfplatte"

#11

Beitrag von Rattlehead » 13.05.2021, 21:19

Viel neues gibt es wegen des Abis leider immer noch nicht, es hat sich lediglich rausgestellt, dass das geflammte Bodyholz vermutlich zu leicht für Ahorn ist (irgendwo bei 400-450kg/m^3).

Inzwischen ist allerdings ein Sapeli-Halsrohling und ein Stück Wenge fürs Griffbrett angekommen, die sich seit zwei Wochen bei mir akklimatisieren. Außerdem habe ich versucht den Body zu fügen (mal gucken, wie das geleimt aussieht). Zwischen die beiden Stücke kommt ein Trennstreifen aus einem exotischeren Holz, das in der Restekiste lag.
Außerdem habe ich mal versucht ein paar Inlays aus (diesmal echtem) Ahorn zu fräsen. Ich bin mir noch unschlüssig, ob die mittig, offset oder gestaggered werden sollen.
Viele Grüße,
Jannis
Dateianhänge
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