Nach langer Pause ist es wieder soweit und ich kann meine Zeit dem Bau einer weiteren E-Gitarre widmen. Da ich die letzten Jahre beruflich viel in Hotels untergebracht war und es mein Job ist, CAD Trainings zu vermitteln, hielt ich es für angebracht, das nächte Projekt auch mit der Hilfe einer CAD-CAM Lösung zu realisieren.
Fast ein komplettes Jahr ging vorüber, bis die Planung im CAD abgeschlossen und - nebenbei gesagt - das nötige Geld für die Anschaffung einer CNC Portalfräsmaschine vorhanden war. CNC Erfahrung hatte ich bis zu dem Zeitpunkt noch keine, was auch die Überlegung, welche Fräsmaschine denn die richtige sei, nicht gerade erleichtert hat.
Ich habe mich letztendlich für einen Bausatz der Firma CNC4all aus Österreich entschieden, aus kostengründen und um durch den Zusammenbau die Maschine kennenzulernen.
Vorweg gesagt - das erste Instrument ("der Prototyp") ist, was die Fräsarbeiten der Maschine betrifft beinahe fertiggestellt und ich würde die Fräse ein zweites Mal kaufen. Eine Empfehlung möchte ich an der Stelle jedoch nicht aussprechen, da die Maschine je nach Anforderungen ausgesucht werden sollte. Sie ist eine gute Hilfe, wenn es um das Fräsen von Inlays und Bundschlitzen geht, ebenso 3D-Konturen, Vorrichtungen und Taschen lassen sich damit problemlos herstellen. Wer aber große Flächen planieren möchte, sollte den Hobel nutzen. Auch das Fräsen eines Griffbrettradiusses würde ich einer Fräse dieser Kategorie nicht überlassen, eher die Vorrichtung für die Oberfräse - wie man sie hier im Forum oft findet - ist vorstellbar.
Der Grund ist ganz einfach und liegt beim ansehen des Fotos auf der Hand: die Z-Achse hängt zur Mitte der Maschine wegen dem Gewicht der Spindel durch (knapp 0,5 mm). Dieses Manko war mir bereits vor dem Kauf bekannt, stört mich persönlich jedoch nicht, da ich dem Instrument gerne durch die nötige Handarbeit die "Seele" verleihe

Der Zusammenbau der Maschine hat inklusive dem Zusammenbau der Steuerung und dem Einrichten der Steuersoftware (Mach3), Schreiben des Postprozessors knapp 3 Tage gedauert. Für die ersten Fräsversuche mussten meine Perlmuttplatten herhalten, welche sich in den letzten Jahren angesammelt hatten. Diese werden zum Inlayfräsen auf ein Stück Postit geklebt, eingescannt und die 2D Konturen möglichst platzsparend ausgerichtet.
Für die Kontur nutze ich einen 0,6mm breiten 2-schneidigen VHM Fräser. Das Ausrichten des Werkstücknullpunkts sollte sehr genau sein, da der Fräser nur 0,25mm eingetaucht wird (mehr habe ich mich bisher nicht getraut). Ebenso wird vor dem Aufkleben des Postits die Auflage plangefräst. Die Spindeldrehzahl liegt bei 16.000 Umdrehungen und der Vorschub bei knapp 200mm/Minute. Vorteil der CNC beim Inlayfräsen ist die Zeitersparnis, der geringe Materialverbrauch und die Möglichkeit, sehr filegrane Elemente zu erzeugen (dünnste Stelle in meinen bisherigen Inlays hat 0,6mm).
Die Inlays wurden mit Adobe Illustrator gezeichnet.