Erste Gitarre, viele Fragen. Teil 3: ölen, wachsen, beizen

Wie baue ich mir eine elektrische Gitarre?

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dolly.buster
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Erste Gitarre, viele Fragen. Teil 3: ölen, wachsen, beizen

#1

Beitrag von dolly.buster » 25.02.2022, 15:56

Hallo zusammen,

die Gitarre ist jetzt soweit fertig, dass sie geschliffen und Oberflächen-behandelt werden kann.
Da tun sich jetzt natürlich einige Fragen auf…

Ich dachte, dass ich den Korpus (Roterle) in einem dunklen Grün beizen möchte, den Hals (Ahorn) Ölen und wachsen und das Griffbrett (Kirsche) auch

Zum Griffbrett:
Ich dachte an gekochtes Leinöl, ich habe gelesen, dass das ein sehr gutes und natürliches Produkt sein.
Aber ist das auch für ein Griffbrett geeignet?
Vorher müsste ich aber auch noch ein bisschen feinschleifen, Problem dabei ist aber, dass jetzt schon die Bünde drauf sind.
Ich kann also nur quer zur Maserung schleifen, ist das ok?
Wird ein Griffbrett nach dem Ölen auch noch gewachst, oder macht man das in der Regel nicht?

Zum Hals:
Eventuell wieder das gekochte Leinöl, allerdings wäre auch ein Öl denkbar, dass das helle Ahorn etwas abdunkelt.
Tung-Öl vielleicht? Danishoil? Ist das geeignet dafür?
Nach dem Ölen würde ich den Hals gerne wachsen. Welches Wachs nehmt Ihr dafür?

Zum Korpus:
Beizen mit Lösungsmittel oder auf Wasserbasis? Mir ist letzteres irgendwie sympathischer, hört sich ökologischer an 😊
Nach dem Beizen sollte man das Holz noch ölen, stimmt das?
Dann würde wieder das gekochte Leinöl zum Einsatz kommen (oder das Tung-Öl, Danishoil???)
Sollte man den Korpus danach auch wachsen?

So, das waren meine Vorstellungen in Verbindung mit vielen Fragen.
Ihr seht, ich habe keine Ahnung…
Vielleicht könnt Ihr ja ein bisschen Licht ins Dunkel bringen.

Vielen Dank vorab!

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Re: Erste Gitarre, viele Fragen. Teil 3: ölen, wachsen, beizen

#2

Beitrag von MusikMaxx » 25.02.2022, 20:05

Ich kann zum Griffbrett antworten dass das schleifen schon in Maserrichtung erfolgen sollte, am besten das Schleifpapier mit einem Blech verstärken und immer von Bund zu Bund. Evtl. auch die Bünde abkleben zum Schutz.
Beim Griffbrett ölen scheiden sich die Geister, ich hab gute Erfahrungen damit gemacht.
Mit Danish Öl gehts ganz gut, das eignet sich auch für Hals und Body
Viele Grüsse

Martin

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Re: Erste Gitarre, viele Fragen. Teil 3: ölen, wachsen, beizen

#3

Beitrag von zappl » 26.02.2022, 00:32

dolly.buster hat geschrieben:
25.02.2022, 15:56
Zum Hals:
Eventuell wieder das gekochte Leinöl, allerdings wäre auch ein Öl denkbar, dass das helle Ahorn etwas abdunkelt.
Tung-Öl vielleicht? Danishoil? Ist das geeignet dafür?
Die meisten Öle erzeugen einen leichten Gelbstich. Bedenke auch, dass das Holz durch den UV Anteil im Sonnenlicht mit der Zeit etwas nachdunkelt. Mit Danishoil hab ich gute Erfahrungen gemacht.
dolly.buster hat geschrieben:
25.02.2022, 15:56
Nach dem Beizen sollte man das Holz noch ölen, stimmt das?
Dann würde wieder das gekochte Leinöl zum Einsatz kommen (oder das Tung-Öl, Danishoil???)
Wenn gebeiztes Holz schon geölt werden soll, dann am besten ein schichtbildendes hernehmen. Ansonsten kann es leicht passieren, dass die Beize abfärbt. Mit Truoil z.B. hab ich das schon erfolgreich praktiziert. Könnte mir vorstellen, dass Danish Oil dafür auch geeignet ist.

Das Wachsen ist meinem Empfinden nach nicht unbedingt notwendig.

Wenn es dir beim Ölen vorallem um die vergleichsweise einfache Vorgehensweise beim Auftragen geht, dann zieh mal Holzsiegel in Betracht. Das ist ähnlich wie Öl mit einem Lappen auftragbar, bietet aber deutlich beständigeren Schutz.
dolly.buster hat geschrieben:
25.02.2022, 15:56
Ich kann also nur quer zur Maserung schleifen, ist das ok?
Wird ein Griffbrett nach dem Ölen auch noch gewachst, oder macht man das in der Regel nicht?
Auf keinen Fall quer zur Maserung schleifen. Die Riefen bekommst du nie wieder raus.
Für's Griffbrett kannst du das gleiche Öl wie für den Hals oder Body hernehmen.

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Re: Erste Gitarre, viele Fragen. Teil 3: ölen, wachsen, beizen

#4

Beitrag von helferlain » 26.02.2022, 07:59

Moin,

Leinölfirnis (gekochtes Leinöl) hat für mich 2 entscheidende Nachteile: 1. die sehr lange Trockenzeit und 2. der dabei entstehenden unangenehme Geruch. Es wird Wochen dauern bis du deine Gitarre geruchsneutral in der Wohnung aufbewahren kannst.

Wie es mit der Beständigkeit (Gitarrenhals / Griffbrett -> Haukontakt) aussieht kann ich nicht beurteilen, weil ich es nicht verwende.

Bei handelsüblichen Holzölen werden deshalb Stoffe zugegeben, die den Trockenvorgang beschleunigen. Klingt nicht sehr ökologisch, hat aber seine Berechtigung.

Das du sowieso eine Wachs / Öl Kombination anstrebst: Ich habe mit "Osmo Hartwachsöl" schon mehrere Gitarren behandelt. Davor hatte ich diverse Öle ausprobiert, bei denn mich die Trockenzeit und der Geruch immer gestört haben.

Es ist gut geeignet für Korpus, Hals und Griffbrett. 2 Aufträge an 1 Tag (morgens und abends), und 3 Tage später ist es fertig. Der Geruch ist unaufdringlich und verfliegt schnell. Und es ist am Ende sehr belastbar (speichel- und schweißecht, für Kinderspielzeug geeignet).

Gibt's in diversen Baumärkten, die Rapid Variante ist etwas schneller trocken:

https://www.osmo.de/farbe/farbe-fuer-de ... -original/
https://www.osmo.de/farbe/farbe-fuer-de ... oel-rapid/

Viel Erfolg!
Grüße, helferlain
"Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist." - Henry Ford

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Re: Erste Gitarre, viele Fragen. Teil 3: ölen, wachsen, beizen

#5

Beitrag von Janis » 26.02.2022, 08:51

Hartwachsöl kann ich auch empfehlen! Leinöl und Firnis sind tatsächlich sehr langsam trocknend und weniger widerstandsfähig.
Wie grob bzw rau ist denn das Griffbrett jetzt? Man kann das auch bundierr schleifen, das ist halt eine Sisyphusarbeit. Und ja, nur in Faserrichtung.
Statt Schleifpapier kann man auch feiner werdend mit Stahlwolle arbeiten. Damit kommt man besser zwischen die Bünde. Das Hartöl kannst du dann damit am Ende des Prozesses auch direkt damit einreiben, sprich nass in nass schleifen.
Viele Grüße,
Jan

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Re: Erste Gitarre, viele Fragen. Teil 3: ölen, wachsen, beizen

#6

Beitrag von darkforce » 26.02.2022, 09:09

Mein letztes Griffbrett habe ich mit Holzsiegel lackiert, so dass es einige Male geschliffen werden musste. Was ganz gut geht sind kleine Holzleisten mit etwas Schleifpapier umwickelt. Am Ende spürt man aber trotzdem seine Hände ;).

Wenn geölt werden soll würde ich auch eher zu einem der schnell trocknenden und schichtbildenden Hartöle greifen. Leinölfirnis bleibt im schlimmsten Fall ziemlich lange leicht klebrig, vor allem wenn es in mehreren Schichten über kurze Zeit aufgetragen wird.

Noch ein Sicherheitshinweis (falls bekannt einfach ignorieren): Oxidativ trocknende Produkte wie Hartöle, Leinölfirnis etc. erwärmen sich beim trocknen, was zur Selbstendzündung der zum Auftrag verwendeten Lappen und ähnlichem führen kann. Also entsprechend kontaminierte Lappen draussen durchtrocknen lassen oder in einer luftdichten Dose aufbewahren (alternativ einfach direkt in den Ofen damit ;)).

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Re: Erste Gitarre, viele Fragen. Teil 3: ölen, wachsen, beizen

#7

Beitrag von dolly.buster » 26.02.2022, 16:16

Vielen, vielen Dank für die vielen hilfreichen Antworten!
Jetzt hab ich die Qual der Wahl...
Von Danishoil hab ich schon öfter gelesen aber auch Truoil scheint eine Wunderwaffe zu sein...
Vielleicht kaufe ich auch einfach beide und teste es vorher.
Beizen werde ich wohl mit Clou Pulverbeize.
Danke!!!!

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