Proberaum isolieren, bauliche Maßnahmen.

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Fobbel
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Proberaum isolieren, bauliche Maßnahmen.

#1

Beitrag von Fobbel » 28.05.2010, 16:25

Hey Forum,

schon omisch, das mein erster Beitrag auf dieser neuen Plattform nicht direkt um Gitarren geht, aber ich bin zur Zeit dabei mein Haus zu sanieren und habe einen Raum übrig, der fortan das "Musikzimmer" sein Soll.

In diesem Raum möchte ich meine Instrumente lagern und sie spielen. Es soll auch ein Schlagzeug eines Freundes aufgestellt werden und ich möchte hier ohne jemanden zu stören zu jeder Tageszeit "Krach" machen können.

Dadurch, das das ganze Haus im Moment saniert wird, habe ich die Freiheit alles nur erdenkliche in diesem Raum umsetzen zu können. Wiealso kann ich den Raum preparieren, sodaß er quasi "Schalldicht" wird?

Ich brauche insbesondere Tipps zur Fußboden- und Deckengestaltung. Was macht man mit Fenstern und Türen?

Hinweise, Erfahrungen und Links sind willkommen.

Gruß Fobbel

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Re: Proberaum isolieren, bauliche Maßnahmen.

#2

Beitrag von helferlain » 28.05.2010, 18:29

Ich habe mich vor einiger Zeit auch mit dem Thema Schalldämmung befasst.

Grundsätzlich gilt: den Raum möglichst vollständig "entkoppeln". Jede feste Verbindung zum Mauerwerk des eigentlichen Hauses wird Schall übertragen, vor allem tiefere Frequenzen (Schlagzeug!). Deshalb sollte sämtliche Schalldämmung "schwimmend" verlegt werden. Kennt man vom Fußboden, hier also auch an Wänden und Decke.

Falls Du bei Dir in der Nähe einen dieser großen Musikläden hast mit Probekabinen für Schlagzeug, Gitarren etc. einfach mal hinfahren und "Ideen klauen"

Grüße
h.
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Re: Proberaum isolieren, bauliche Maßnahmen.

#3

Beitrag von expo » 28.05.2010, 18:49

wie helferlein angedeutet hat, um wirklich Schalldicht zu bauen müsstest Du einen Raum in Raum bauen.

zB. Ein auf Sylomergummi gelagerter Fussboden..der durchaus aus Estrich gegossen, jedenfalls schwer sein sollte und über das Gummi vom eigentlichen Boden entkoppelt ist. Darauf Rigipswände und eine neue Decke..alles darf keine Berührung zur Aussenwand haben. Fenster und Türen dann doppelt..sozusagen in den Inneren Raum nochmal.

Entkopplung ist erstmal das wichtigste
http://www.rrg.dewww.rrg.de/sylomer.php


..ansonsten muss 12stringbassman mal aus dem Nähkästchen plaudern. ;)

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reinhard
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Re: Proberaum isolieren, bauliche Maßnahmen.

#4

Beitrag von reinhard » 28.05.2010, 19:00

wie vorher schon gesagt, wenn es schalldicht sein soll dann hilft nur ein Raum-im-Raum Konzept, sprich vollkommene Entkoppelung des Proberaums von den Wänden. Noppenschaumstoff oder ähnliches, was immer man dir erzählt dämmt nicht sondern dämpft nur und ist von daher wichtig für die Raumakkustik, aber nicht für die Schalldämmung. Ich glaube letztes oder vorletztes Jahr gab es in "Gitarre & Bass" mal eine sehr interessante Artikelreihe über Proberaumbau mit allen Einzelheiten. Ich habe leider die Ausgaben im Augenblick nicht zur Hand. Vielleicht kennst Du ja jemanden der die hat. Wenn nicht kann ich gerne bis nächstes Wochenende mal nachsehen und dir die Artikel evtl. auch scannen.

Grüße
Reinhard
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Re: Proberaum isolieren, bauliche Maßnahmen.

#5

Beitrag von mlg » 28.05.2010, 19:49

Ich habe mal in so einem Raum-in-Raum Ding geprobt. Der war ungefähr 9 Quadratmeter groß.
Wir haben da zu fünft geprobt und mussten alle halbe Stunde die Probe unterbrechen, weil uns schwindelig wurde. :D

Also bau bitte irgendeine Möglichkeit zur Belüftung ein!

Grüße
Matze

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Re: Proberaum isolieren, bauliche Maßnahmen.

#6

Beitrag von Gerhard » 28.05.2010, 20:44

mlg hat geschrieben:Also bau bitte irgendeine Möglichkeit zur Belüftung ein!
braucht ein "normaler" Proberaum auch ;)

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Re: Proberaum isolieren, bauliche Maßnahmen.

#7

Beitrag von 12stringbassman » 29.05.2010, 10:08

expo hat geschrieben:..ansonsten muss 12stringbassman mal aus dem Nähkästchen plaudern. ;)
Viel plaudern muss ich da nicht mehr, es wurde eigentlich alles wichtige schon gesagt.

Rechne damit, dass Du durch die "Raum-in-Raum"-Konstruktion locker 20cm an Raumhöhe verlieren wirst, je nach Aufwand.

Ein Elastomer-gelagerter Estrich ist allerdings schon eher die Luxus-Variante (evt. noch auf einzelnen Streifen in verlorener Schalung?).

Steht das Haus allein und muss "nur" die eigene Familie vor dem "Geräusch" geschützt werden? Oder ist es ein Reihen-Mittelhaus mit militanten Nachbarn?

Eine einigermaßen bezahlbare und in normal-große Räume gerade noch einbaubare Lösung könnte folgendermaßen aussehen:

Alten Estrich raushauen.

Von Rohboden bis zur Decke ringsrum eine mindestens doppelt beplankte Vorsatzschale aus Gipskarton einbauen, hinterlegt mit mindestens 60mm Mineralfaser-Dämmstoff. Die Vorsatzschale darf nur an Boden und Decke am Rohbau befestigt sein. Alle erforderlichen Durchdringungen (für Heizrohre, Lüftungskanäle etc.) müssen dicht, aber elastisch angeschlossen sein. Tür- und Fenster-Öffnungen so auslegen, dass darin jeweils ein zweites Tür- bzw. Fenster-Element eingebaut werden kann. Wenn Außenwände betroffen sind, ist der Einbau eine Dampfsperre ratsam, sonst kann warmer, dampfiger Mief durch den Gipskarton in den Dämmstoff hinein-diffundieren und kondensiert an der kühleren Außenwand und dann muffelt's (baierisch "es graawelt" ;) ) So eine Vorsatzschale ist ja wie eine innenliegende Wärmedämmung zu betrachten, und das ist der bauphysikalisch ungünstigste Fall. Dampfdichte Anschlüsse an allen Durchdringungen, Wand-, Decken- und Laibungsanschlüssen nicht vergessen! Nachträgliches Bilderaufhängen mittels Hohlraumdübel etc. ist verboten, sonst ist die Dampfsperre nur noch eine schwache Dampfbremse!

An die Rohbaudecke kommt ebenfalls eine mindestens doppelte Gipskartonbeplankung, befestigt an Federabhängern und mit Dämmstoffauflage, Rest analog zur Vorsatzschale an den Wänden.

Der neue Estrich wird innerhalb der Vorsatzschale eingebaut, auf mindestens 60mm Trischalldämmung, und >150kg/m² schwer, also ca. 70mm Zement- oder Anhydrit-Estrich. Vorsicht: die Trockenzeit steigt bei derart dicken Estrichen exponentiell an. Bis die Belagreife erreicht ist kann es sich also mehrere Wochen lang hinziehen! Ringsrum muss ein sauber verlegter Randdämmstreifen eingebaut sein; Schallbrücken durch auslaufende Schlämpe wären ganz blöd. Höhensprung am Übergang zum Bestand beachten.

Doppelte Türen und Fenster sind zwar unpraktisch, aber sinnvoll, können aber evt. später nachgerüstet werden.

Wenn im Bestand eine übliche Zimmertüre eingebaut ist (Türblatt aus Röhrenspan, Zarge nur punktuell angeschäumt) muss diese durch eine ordentliche Schallschutztüre ersetzt werden (mindestens Klasse 2 = bewertetes Schalldämmmaß Rw,P>37dB, mehr ist natürlich besser, wird aber gleich richtig teuer). In die Vorsatzschale kann dann eine etwas schwächere Türe rein. Fenster analog behandeln oder besser ganz zumachen.

Eine Lüftungsanlage sollte unbedingt eingebaut werden, sonst ist der nicht nur schall-"dichte", sondern auch Luft- und Dampf-dichte Raum nur kurzzeitig zu bespielen. Das wäre den Aufwand nicht wert.
Zu- und Abluftkanäle müssen großzügig dimensioniert sein, sonst pfeift's. In Wand-Durchdringungen müssen Kulissen-Schalldämpfer eingebaut werden (keine billigen Rohrschalldämpfer, die taugen nix). Am besten zwei hintereinander, der eine im Rohbau, der andere in der Vorsatzschale, mit einem Segeltuchstutzen getrennt, mit versetzt angeordneten Kulissen, außen doppellagig mit Gipskarton und Mineralfaserdämmstoff verkoffert.

Soll sich in dem Raum eine größere Anzahl Wärme produzierender Gerätschaften befinden, was eigentlich fast immer der Fall sein wird, also Verstärker-Türme, Mischpult, Computer, sonstige Audio- und Video-Technik mit mehreren hindert oder gar tausend Watt Anschluss-Leistung, ist eine Kühlung ratsam. Diese kann entweder in die Lüftungsanlage integriert werden (teuer, aber leise) oder als sog. Splitgerät an die Wand gehängt werden (etwas billiger, aber laut und zugig, muss eventuell mit schalldämmender Haube und Luftführung versehen werden).

Alles zusammen kann leicht mehrere 10k€ kosten, selbst wenn einige Arbeiten wie Trockenbau und Estrich in Eigenleistung ausgeführt werden. Und das ist "nur" die Basis-Ausführung!

Ganz wichtig: Schalldämmung ist immer endlich. Das heißt, dass es einen absolut schall-"dichten" Raum niemals geben kann. Auch bei großem Aufwand an Schalldämmung wird es außen immer noch einen gewissen Rest an Schalldruck geben, je nach Randale innen ;)

Schau mal alternativ, ob es in der Nähe ein Gewerbegebiet gibt, wo z.B. ein Handwerksbetrieb froh ist, einen leerstehenden Raum zu vermieten. Das kann selbst über mehrere Jahre gerechnet billiger sein. Ist halt nicht daheim, ich weiß, aber.....
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Re: Proberaum isolieren, bauliche Maßnahmen.

#8

Beitrag von expo » 29.05.2010, 12:11

Eine günstige Schallschutztür stellt zB eine normale T30 Feuerschutztür da....nicht schön aber selten :D
Die sollte so 39 dB können, aber natürlich nur wenn die Dichtung rundumlaufend drinbleibt. Davon je eine in Innenschale und Aussenwand..dann ist es billig und dicht.
Sowas gibts ja von diversen Herstellern ab 179 Euro brutto...dafür bekommt man im Vollspanbereich nichts.....der Rest des Aufbaus bleibt aber so teuer wie in der Vorpost erwähnt.

Eine günstigere Variante wäre statt Elastomer nur Bautenschutzmatten aus geschredderten Autoreifen benutzen. Darauf ein Bohlenaufbau schön mit Dämmung auffüllen..oben OSB Platte drauf und dann mit Pflasterplatten belegen um Gewicht ins Feder Masse Prinzip zu bekommen. Natürlich alles entkoppelt ohne Berührung zu den Aussenwänden. Darauf den Raum in Raum stellen.
Das ist aber dann schon mehr Bastelstube, weil es für solche Materialien keine Berechnungen gibt....Vorteil gegenüber dem Estrich es ist einfacher rückbaubar...die o.g. anderen Probleme sind aber dieselben.....

Kannst natürlich auch nur die Amps in so eine Kabine stellen und oder den Schlagzeuger auf so ein Podest..das hilft dann im kleinen etwas gegen den Körperschall...

Problem ist: es gibt keine wirkliche halbe Lösung..ein kleines Loch in der Schale macht 99% der Wirkung zu Nichte.
Gibt ja auch keinen fast dichten Tank. :D
Nur eine bessere Tür einbauen bringt nichts, weils dann durchs Fenster kommt, wenn nicht durchs Fenster dann durch die Wand, dann durch den Boden.....über die Heizungsrohre....Sprich ohne Gesamtkonzept ist dat nix.

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