Split-Coil Singlecoils

Potis, Schalter, Tonabnehmer, Kondensatoren und Platinen;
wie verschalte ich was richtig?
Benutzeravatar
MiLe
Luthier
Beiträge: 2809
Registriert: 28.12.2013, 13:51
Wohnort: Fasnia - Tenerife
Hat sich bedankt: 130 Mal
Danksagung erhalten: 177 Mal
Kontaktdaten:

Split-Coil Singlecoils

#1

Beitrag von MiLe » 11.02.2016, 10:33

moin,

ich hätte gerne einen Pickup im Humbucker-Format, der sich sowohl als Humbucker als auch als Singlecoil mit halbwegs authentischem Charakter einsetzen lässt. Dabei sollte er als Singlecoil auch brummarm sein. Klingen wären optisch nett, ich verspreche mir aber auch Vorteile davon bei bendings in den oberen Lagen, bei denen die Saite sonst schon ordentlich aus dem Magnetfeld von Polepieces herauswandert.

Ein Lösungsweg wären 2 Spiltcoil-Singlecoils nebeneinander gesetzt wie z.B. die Vintagerails von SD. Allerdings kommt mir da der Widerstand mit 2,5 KOhm verdächtig niedrig vor - weiss jemand, ob da die beiden Spulen eventuell parallel verschaltet sind? SD gibt ja einen mittleren Output an - das würde sonst nur schwer zusammenpassen.

2 dieser Teile als HB zusammenfassen würde aber auch einen saftigen Preis bedeuten. Ist also selberwickeln angesagt oder gibt's für die Anforderung günstigere Alternativen?

Vielen Dank!!
Liebe Grüße,
Michael

Benutzeravatar
MiLe
Luthier
Beiträge: 2809
Registriert: 28.12.2013, 13:51
Wohnort: Fasnia - Tenerife
Hat sich bedankt: 130 Mal
Danksagung erhalten: 177 Mal
Kontaktdaten:

Re: Split-Coil Singlecoils

#2

Beitrag von MiLe » 11.02.2016, 10:41

OK, gerade schon bei sd gefunden: Die Standardverschaltung der Vintagerails ist wohl parallel, es ließe sich also auch seriell mit 10 KOhm verschalten. Bleibt die Frage: Gibt's was Vergleichbares, ohne gleich ein Vermögen hinzulegen (360.- € für 2 Fullsize-Humbucker) oder lohnt eher selberwickeln?
Liebe Grüße,
Michael

Benutzeravatar
capricky
Moderator
Beiträge: 11556
Registriert: 23.04.2010, 13:43
Wohnort: In Karl seinem Adlernest
Hat sich bedankt: 771 Mal
Danksagung erhalten: 1286 Mal

Re: Split-Coil Singlecoils

#3

Beitrag von capricky » 11.02.2016, 15:04

Probier mal Artec Hot rails

capricky

Benutzeravatar
MiLe
Luthier
Beiträge: 2809
Registriert: 28.12.2013, 13:51
Wohnort: Fasnia - Tenerife
Hat sich bedankt: 130 Mal
Danksagung erhalten: 177 Mal
Kontaktdaten:

Re: Split-Coil Singlecoils

#4

Beitrag von MiLe » 11.02.2016, 15:20

Danke, die Preise sind ja wirklich attraktiv - hätte ich von den Preamps her wissen müssen.
Ich suche aber eher was splitcoil-mäßiges, um eine schmale Apertur zu bekommen. Ob das einen hörbaren Unterschied macht?
Ausserdem gefallen mir die beiden engen Klingen nicht so wirklich - als Humbucher sieht das dann ja so aus wie http://www.gitarre-bestellen.de/product ... hwarz.html :oops:
Liebe Grüße,
Michael

Benutzeravatar
Walterson
Ober-Fräser
Beiträge: 663
Registriert: 14.06.2011, 11:57
Hat sich bedankt: 2 Mal
Danksagung erhalten: 5 Mal

Re: Split-Coil Singlecoils

#5

Beitrag von Walterson » 11.02.2016, 15:35

VG
Walterson

Benutzeravatar
MiLe
Luthier
Beiträge: 2809
Registriert: 28.12.2013, 13:51
Wohnort: Fasnia - Tenerife
Hat sich bedankt: 130 Mal
Danksagung erhalten: 177 Mal
Kontaktdaten:

Re: Split-Coil Singlecoils

#6

Beitrag von MiLe » 11.02.2016, 15:40

ja schon, aber mit so was habe ich dann wieder keinen brummfreien SC ;)
Die Teile gibt's übrigens auch bei der o.g. Quelle (momentan leider nicht lieferbar) für weniger Öre und ohne Versand- und Zollstress ;)
Liebe Grüße,
Michael

Benutzeravatar
Walterson
Ober-Fräser
Beiträge: 663
Registriert: 14.06.2011, 11:57
Hat sich bedankt: 2 Mal
Danksagung erhalten: 5 Mal

Re: Split-Coil Singlecoils

#7

Beitrag von Walterson » 11.02.2016, 15:51

MiLe hat geschrieben:ja schon, aber mit so was habe ich dann wieder keinen brummfreien SC ;)
Das war nur der erste Treffer einer Suche bei google......

Wegen dem brummfreien SC: beiden Spulen parallel schalten. Ja, das Saitenfeld ist größer. Aber den Klang eines "echten Singlecoils" ala Strat erreichst Du eh mit keinem Humbucker. Auch keinem stacked PU, selbst die klingen etwas anders.
VG
Walterson

Benutzeravatar
MiLe
Luthier
Beiträge: 2809
Registriert: 28.12.2013, 13:51
Wohnort: Fasnia - Tenerife
Hat sich bedankt: 130 Mal
Danksagung erhalten: 177 Mal
Kontaktdaten:

Re: Split-Coil Singlecoils

#8

Beitrag von MiLe » 11.02.2016, 16:03

Das es mit einem stacked SC schwierig wird dachte ich mir, deshalb ja die Suche nach einem Split-Coil, also 2 nebeneinander liegenden Spulen für je 3 Saiten. Ich wüsste momentan noch keinen Grund, warum so ein Teil nicht halbwegs authentisch nach SC klingen sollte, wenn die Wicklung entsprechend ausgelegt ist, also in Richtung 2x 3 KO seriell geschaltet. Parallel geschaltet dürfte es schwierig werden, auf die halben Spulen je 12 Ko gewickelt zu bekommen ;)
Liebe Grüße,
Michael

Benutzeravatar
capricky
Moderator
Beiträge: 11556
Registriert: 23.04.2010, 13:43
Wohnort: In Karl seinem Adlernest
Hat sich bedankt: 771 Mal
Danksagung erhalten: 1286 Mal

Re: Split-Coil Singlecoils

#9

Beitrag von capricky » 11.02.2016, 16:52

Vielleicht wären ja p-rails die geigeigneten Pickups für Dich?

capricky

Benutzeravatar
MiLe
Luthier
Beiträge: 2809
Registriert: 28.12.2013, 13:51
Wohnort: Fasnia - Tenerife
Hat sich bedankt: 130 Mal
Danksagung erhalten: 177 Mal
Kontaktdaten:

Re: Split-Coil Singlecoils

#10

Beitrag von MiLe » 11.02.2016, 18:46

nochmal Danke, aber a) als singlecoil nicht noiseless und klanglich haben die mich nicht wirklich begeistert. Titan-Jan hatte ja ein Exemplar für die Pickup-Datenbank zur Verfügung gestellt, da hat mich das Teil nicht wirklich überzeugt. Selbst parallel kommt das Teil mit Last nicht über 3,7 KHz, jeder PU für sich alleine noch niedriger, das ganze noch bei relativ schwach ausgeprägter Resonanz.
Neenee - ich denke, die Splitcoil-PUs die Du in einem anderen Thread mal gepostet hat, wären eher mein Ding, also Fender Splitcoil, CurtisNovak, LindyFralin, SD Vintagerails, aber wenn ich von den Teilen 4 Stück für eine 2HB-Gittr brauche, bin ich ja arm.

Ich fürchte, ich werde nicht drumherum kommen, mir Ferritklingen zu besorgen, diese in Form zu bringen und dann je 4 kurze Spulen mit je 30 mm Klinge und rund 3 je KOhm zu wickeln - mal sehen, was dabei rumkommt.
Zumindest faszinierende und am Ende unüberschaubare Verdrahtungsmöglichkeiten mit 4 Spulen je Humbucker x2 :shock:

Ich vermute mal seriell verschaltet eine Resonanzfrequenz von ca. 5 KHz bei 512 pf Last und eine Ausprägung zwischen 6 und 8 dB bei 512 KOhm Last - das wäre in etwa das wovon ich aktuell glaube, daß ich es so will. 2 davon wieder seriell geschaltet dann entsprechend niedriger, Humbucker-mäßiger mit 12 KOhm. Den Rest macht dann der C-Switch ;)

Ich werde jedenfalls messen und berichten ;)
Liebe Grüße,
Michael

Benutzeravatar
MiLe
Luthier
Beiträge: 2809
Registriert: 28.12.2013, 13:51
Wohnort: Fasnia - Tenerife
Hat sich bedankt: 130 Mal
Danksagung erhalten: 177 Mal
Kontaktdaten:

Re: Split-Coil Singlecoils

#11

Beitrag von MiLe » 12.02.2016, 13:14

OK, folgender Plan:

ich will einen Pickup im HB-Format. Als Singlecoil geschaltet soll er brummunterdrückend sein und Richtung Strat-PU gehen mit schmaler Apertur und ca. 6 KOhm, als 2Spuler doppelte Apertur und ca. 12 KOhm.

Zielwerte: Resonanzfrequenz als Singlecoil 5 KHz bei 512 pf Last und eine Ausprägung zwischen 6 und 8 dB bei 512 KOhm Last

Ausführung als 2x Splitcoil je 3 KOhm pro Einzelspule. Die Magneten sollen als Klingen ausgeführt sein, um beim Ziehen von Saiten in hohen Lagen nicht allzu sehr in schwächere Bereiche der Magnetfelder abzudriften.
Um die Apertur breit genug zu machen und dennoch genügend Raum für die Wicklung zu haben plane ich, die 30 mm langen Teilklingen 25° schräg zu stellen. Mit 0,06er Draht sollte ich damit die 3 KOhm Draht auf eine Spule bekommen, Wickelhöhe sind 10-11 mm.

Damit es im Magnetfeld zwischen d- und g-Saite kein Chaos gibt, habe ich das Pattern der Polungen wie in der Zeichnung angeordnet.
PU1.jpg
Verschaltungsmöglichkeiten: Beide Einzelspulen eines SC parallel dürfte wenig Sinn machen, es sei denn, man will die Resonanzfrequenz weit nach oben treiben. Dennoch werde ich die Option mal testen. Wären dann 1,5 KOhm pro SC, beide parrallel 0,75 KOhm (vielleicht doch interessant um akustik-ähnliche Klänge zu erzeugen), seriell wieder 3 KOhm. Aber insgesamt schon eine recht extreme Schaltung.

Grundverschaltung eines SC dürfte also der Seriell-Betrieb sein mit 6 KOhm, "Einzelapertur" Das sollte einem durchschnittlichen Strat-Sound recht nahe kommen.

Beide SCs seriell: Sollte mit 12 KOhm und "Doppelapertur" einem durchschnittlichen HB recht nahe kommen. Der Abstand zwischen beiden Abnahmepunkten liegt wie auf der Skizze unten bei ca. 16 mm, also einen Tick weniger als beim Durchschnitts-HB. Verringern ist in begrenztem Rahmen noch drin, Vergrößern wird bei der 25°-Schrägstellung der Spulen schwierig, wenn ich im Standard-HB-Bauraum bleiben will. Ich will meine Maple-Walnut ja nicht wieder umfräsen.

Beide SCs parallel: Wieder 3 KOhm mit doppelter Apertur: Höhere Resonanzfrequenz als ein einzelner SC, jedoch auch Verluste in den Höhen durch den Kammfilter-Effekt der Doppelabtastung. Aus meiner bisherigen Erfahrung heraus vermute ich, dass ein einzelner SC da "besser klingt", und humbucking ist der ja auch ;)
Mir ist klar, daß durch die Schrägstellung der Klingen die Abtsatpunkte etwas anders sind als bei regulären PUs. Da mir bei diesen aber oft die hohen Saiten etwas zu scharf und die tiefen etwas zu schwammig sind, könnte die Abtastung der hohen Saiten etwas mehr vom Steg weg meinem Geschmack sogar entgegenkommen.

Dann fällt mir noch ein: Ich erwarte eine sehr deutliche Resonanzausprägung der Pickups - eventuell zu hoch. In den verbleibenden Platz auf der HB-Grundfläche könnte man also noch 2 Trimmpotis setzen, um diese dem Bedarf anzupassen. Gleichzeitig findet vielleicht noch ein kleiner Schalter Platz, mit dem die interne Verschaltung jedes SC von seriell auf parallel umgeschaltet werden kann. Da man diese Dinge wohl eher selten einstellt, wäre die Bedienung von oben durch die Saiten mit einem kleinen Schraubendreher akzeptabel.

Materialien sind beim Trashcontainer bestellt, dann geht's erst mal an das Zurechstutzen der Magnete.

Wenn ich in meinen gerade etwas wirren Gedanken einen Fehler habe, wäre ich für Hinweise dankbar.
Liebe Grüße,
Michael

Benutzeravatar
capricky
Moderator
Beiträge: 11556
Registriert: 23.04.2010, 13:43
Wohnort: In Karl seinem Adlernest
Hat sich bedankt: 771 Mal
Danksagung erhalten: 1286 Mal

Re: Split-Coil Singlecoils

#12

Beitrag von capricky » 12.02.2016, 19:20

Ich denke, Du "hoffst" vielleicht auch auf mich, aber ich habe momentan nicht mal die Zeit Deinen Text zu lesen... :cry:

capricky

Benutzeravatar
MiLe
Luthier
Beiträge: 2809
Registriert: 28.12.2013, 13:51
Wohnort: Fasnia - Tenerife
Hat sich bedankt: 130 Mal
Danksagung erhalten: 177 Mal
Kontaktdaten:

Re: Split-Coil Singlecoils

#13

Beitrag von MiLe » 12.02.2016, 20:29

Klar hoffe ich auf Dich, aber keine Hast, es brennt ausnamsweise mal nicht ;)
Liebe Grüße,
Michael

Benutzeravatar
bea
GBB.de-Inventar
Beiträge: 6002
Registriert: 06.05.2011, 11:28
Hat sich bedankt: 164 Mal
Danksagung erhalten: 376 Mal

Re: Split-Coil Singlecoils

#14

Beitrag von bea » 12.02.2016, 21:13

an Deiner Stelle würde ich keine Ferritklingen nehmen, zumindest solange Du nicht Metall spielen möchtest. An dieser Stelle geht es weniger um die Höhen als vor allem um die Mitten - und da spielen die Wirbelströme, die in den Magneten induziert werden (-> Alnico!) und die Eigenschaften irgendwelcher Stahlklingen schon recht deutlich eine Rolle.
LG

Beate

Benutzeravatar
MiLe
Luthier
Beiträge: 2809
Registriert: 28.12.2013, 13:51
Wohnort: Fasnia - Tenerife
Hat sich bedankt: 130 Mal
Danksagung erhalten: 177 Mal
Kontaktdaten:

Re: Split-Coil Singlecoils

#15

Beitrag von MiLe » 13.02.2016, 00:16

Hi Bea,
Danke für Deinen Hinweis. Momentan bin ich aber gerade auf dem Trip, ex PU erst mal die Höhen erhalten zu wollen, um sie dann bei Bedarf per R und C nach Wunsch biegen zu können. Inwieweit sich das Endergebnis von per Wirbelströmen reduzierten Höhen unterscheidet, kann ich aber noch nicht sagen. Vorsorglich habe ich mal Ferrit- und Alnico-Bars bestellt und werde erst mal ein Pärchen jeder Sorte identisch wickeln, dann sehen wir weiter. Muss ja auch erst noch sehen, wie sich die Feldstärke auf Saitenebene unterscheidet.

Wenn's richtig gut läuft schaffe ich es vielleicht, die Klingen sogar austauschbar zu machen, ich denke da an Teflonband als Trennschicht. Noch verwegener, aber erst später geplant: Statt 1 Balken für 3 Saiten für jede Saite eine eigene Platte 1 cm breit, dann wäre sogar staggered als Klinge möglich.
Liebe Grüße,
Michael

Benutzeravatar
kehrdesign
Zargenbieger
Beiträge: 1998
Registriert: 05.06.2011, 02:06
Hat sich bedankt: 153 Mal
Danksagung erhalten: 466 Mal
Kontaktdaten:

Re: Split-Coil Singlecoils

#16

Beitrag von kehrdesign » 13.02.2016, 00:56

Diese Soundbasteleien am PU finde ich schon ziemlich cool und die (zusammengefassten) Ergebnisse interessieren mich sehr. Dennoch kann ich mich nicht so intensiv daran beteiligen, da sonst aufgrund meines Zeitfonds die Fertigstellung meiner aktuellen Projekte das Nachsehen hätte.

Ein Problem, welches mich immer berührt, ist der Umstand, dass ich bisher keine brummbefreiten SCs gefunden habe, die sich akustisch auch wie richtige Strat-SCs anfühlen. Sowohl die EMG-Select als auch die Lace Sensors bzw. die American Noiseless haben mich nicht überzeugt. Vielleicht entwickeln sich Deine Bemühungen auch in diese Richtung. :p

Benutzeravatar
MiLe
Luthier
Beiträge: 2809
Registriert: 28.12.2013, 13:51
Wohnort: Fasnia - Tenerife
Hat sich bedankt: 130 Mal
Danksagung erhalten: 177 Mal
Kontaktdaten:

Re: Split-Coil Singlecoils

#17

Beitrag von MiLe » 13.02.2016, 01:50

na klar klinge ich bei meinem ersten Versuch fendriger als Fender - wäre doch gelacht ;)
Liebe Grüße,
Michael

Benutzeravatar
bea
GBB.de-Inventar
Beiträge: 6002
Registriert: 06.05.2011, 11:28
Hat sich bedankt: 164 Mal
Danksagung erhalten: 376 Mal

Re: Split-Coil Singlecoils

#18

Beitrag von bea » 13.02.2016, 09:55

Hi Michael,
MiLe hat geschrieben: Momentan bin ich aber gerade auf dem Trip, ex PU erst mal die Höhen erhalten zu wollen, um sie dann bei Bedarf per R und C nach Wunsch biegen zu können.
es ist wirklich ein Trip, weil es bei der Geschichte mit den Wirbelströmen eben gerade nicht auf den Höhenpeak ankommt, zumindest nicht allein.
Den kannst Du natürlich mit RC-Gliedern runterziehen und bedämpfen - aber das ist nicht mal die halbe Miete. Die Wirbelstöme in den leitfähigen Komponenten des Tonabnehmers (allen!) wirken sich aus wie eine frequenzabhängige Induktivität. Für diese Frequenzabhängigkeit habe ich leider noch keine Modelle gefunden. Außerdem spielt da noch die Hysteresis der Teile hinein, die aus Stahl sind, also Klingen, Polschrauben und ggf der Boden des Tonabnehmers. Mit anderen Worten: die Kennlinie eines Tonabnehmers ist keineswegs linear - sie ist durch die Hysteresiskurve der Stahlteile moduliert, und das bedeutet, dass Oberwellen erzeugt werden.

Das kann so weit gehen, dass normale Gitarrenhumbucker trotz üblicher Windungen ausgesprochen mittenbetont klingen, also nur sehr entfernt nach PAF (Duncan-Design-Humbucker und ältere koreanische Billigtonabnehmer).

Dieses Zusammenwirken erscheint mir ein wenig als Geheimwissenschaft, vielleicht vergleichbar damit, den Ton einer Gitarre durch das Zusammenspiel von Decke und Bebalkung steuern zu wollen.

Ergänzung: die oben gezeigten Klingentonabnehmer gibt es zu vernünftigen Kursen bei ML-Factory. Außerdem hat er allem Anschein nach eine Ladung Billighumbucker aus China im Haus, die er zu ähnlichen Konditionen wie der Schmuckshop88 vertickt.
LG

Beate

Benutzeravatar
MiLe
Luthier
Beiträge: 2809
Registriert: 28.12.2013, 13:51
Wohnort: Fasnia - Tenerife
Hat sich bedankt: 130 Mal
Danksagung erhalten: 177 Mal
Kontaktdaten:

Re: Split-Coil Singlecoils

#19

Beitrag von MiLe » 13.02.2016, 10:38

ich habe in dem Zusammenhang mal versucht, mich durch die entsprechenden Kapitel bei Zollner durchzuarbeiten - mangels ausreichender Grundlagen-Kenntnisse für mich aber ein halbwegs hoffnungsloses Unterfangen. Immerhin sind ein paar Zusammenhänge hängengeblieben, aber insbesondere bei der ganzen Magnet- und Induktionsgeschichte wäre ich schon froh, wenn ich wenigstens "Bahnhof" verstehen würde.

Die Klingen-PUs von ML hatte ich ja oben schon verlinkt ;)

Nach der Geschichte mit dem Speaker für den Basscombo bin ich sehr vorsichtig geworden wenn es darum geht, Deine Hinweise zu missachten oder zu glauben, eine bessere Lösung gefunden zu haben ;) Dennoch versuche ich zweiteres natürlich weiter, nur etwas vorsichtiger.
Was die Wirbelstom- und Hysterese-Effekte angeht: Die sollten sich doch eigentlich auch in den PU-Messungen per Geberspule zeigen, oder ist es auch in dieser Hinsicht relevant, ob das Magnetfeld von Saiten oder von einem anderen magnetischen Wechselfeld geschwurbelt wird? Messen kann ich ja, und damit im Idealfall einen FGang eines PU mit hoher und stark ausgeprägter Resonanz recht genau an einen beliebigen anderen mit niedrigeren Werten angleichen. Eben weil das umgekehrt passiv nicht geht, ziele ich ja auf die genannte Eigenschaftskombination ab.

Dabei kann ich mich eigentlich nur auf meinen Geschmack bzw. einige Klangbilder die ich im Ohr habe verlassen, den original vintätsch Singlecoils oder PAFs stehen mir zum Vergleich gar nicht zur Verfügung. Ich will da ja auch nix kopieren sondern einen PU bauen, der für mich ein möglichst breites Spektrum brauchbarer Klänge aus der Gitte holt.

Dass die Spulen-Kernmaterialien hier eine starke Auswirkung haben, zeigt ja meine Vergleichsmessung im Thread viewtopic.php?f=32&t=5770 , insbesondere der Vergleich eines Singlecoil mit untenliegendem Magnet und dann dem gleichen Keramikmagnet als Klinge. Dabei ändert sich ja sowohl die Resonanzfrequenz von 6 auf 10 KHz als auch deren Ausprägung von 2 auf 9 dB, somit deutlich stärker, als ich es erwartet hätte. Aber auch diese gemessenen Unterschiede lassen sich per parallel-RC reproduzieren. (think)

Nicht erfassen kann ich mit der Messmethode z.B. den Unterschied zwischen einem oder 2 Abnahmepunkten und unterschiedlich breiten Aperturen. Deswegen orientiere ich mich ja in diesen Punkten auch an bekannten Verdächtigen, weil ich gelernt habe, daß ein HB mit gleichem gemessenen FGang eben nicht klingt wie ein typischer SC.
Liebe Grüße,
Michael

Benutzeravatar
MiLe
Luthier
Beiträge: 2809
Registriert: 28.12.2013, 13:51
Wohnort: Fasnia - Tenerife
Hat sich bedankt: 130 Mal
Danksagung erhalten: 177 Mal
Kontaktdaten:

Re: Split-Coil Singlecoils

#20

Beitrag von MiLe » 11.03.2016, 10:24

Seltsam - das erste Mal konnte ich das Ende eines Urlaubes kaum abwarten, weil während diesem die Materialien für die PUs geliefert wurden (think)

Das erste Pärchen ist gewickelt - je 6000 Wicklungen 0,05er Draht, je Einzelspule 3,7 KOhm. Dabei habe ich zuerst mal einen Ferrit-Magneten genommen, auf den Klingen 122 mT :shock: - vielleicht doch 'n bissl heftig. Der 0,05er Draht war nötig, um die 6000 Wicklungen überhaupt auf die kleinen Spulenkörper (Magnet/Spulenkern 30x5x8 mm) zu bekommen. Dabei war das Wickeln mit der Drehbank erstaunlich einfach, nur bei der ersten Spule ist mir 2x der Draht gerissen (gelötet), bis ich die Drahtrolle mittels Bohrmaschinenhalter in einem günstigeren Winkel zur Drahtführung anordnen konnte. Den Draht habe ich mit einem Baumwoll-Handschuh von Hand geführt. Drehzzahl um die 15U/sec = 900 U/min. Eine Spule wickelt sich somit in rund 7 Minuten. Ging für's erste Mal erstaunlich gut. Seltsamerweise ist die 2. Spule deutlich lockerer gewickelt als die erste (think) , eine Erklärung habe ich dafür noch nicht.
Die Spulenhalter muss ich nochmal neu machen. Die ersten waren quick 'n dirty und haben eine leichte Dezentrierung, was das halbwegs gleichmäßige Wickeln nicht erleichtert.

Etwas erschrocken war ich über die ersten Messungen (folgen noch): Ich wollte ja eine hochliegende und stark ausgeprägte Resonanz, aber das Produkt schlägt meine Erwartungen noch um Längen: Selbst mit 500 pF Last liegt die Spitze noch bei 6 KHz mit einer Ausprägung von > 10 dB bei 328 KOhm Lastwiderstand. Das gibt reichlich Arbeit für den C-Switch und das Parallel-Poti.
Mal sehen, wie sich das Ganze mit Alnico5-Magneten macht.

2 Fragen bleiben mir momentan noch offen, wo ich Eure Hilfe benötige:

1. Die geschnittenen Magneten habe ich per Sekundenkleber in das transparente Plexiglas-Flatwork eingeklebt. Leider hinterlässt Sekundenkleber ganz schnell weißliche Spuren, was man durch das Plexi sieht. Wie kann man Magnet und Plexi ohne solche Spuren verkleben?

2. Interne Beschaltung Split-Coil:
Eine Spule hat Norden oben und ist rechtsrum gewickelt, die andere hat Süden oben und ist linksrum gewickelt.
Als Spuleneingang definiere ich den Drahtanfang beim Wickeln der Spule, also den Teil, der am Ende innen in der Spule ist.
In der seriellen Schaltung habe ich nun den Ausgang der ersten Spule an den Eingang der 2. geschaltet, zumindest messtechnisch liefert diese Schaltung recht wenig Pegel. Pegelmessung ist aber mit der Geberspule so eine Sache. Wenn ich die 2. Spule reversed anschließe, liegt der Pegel bei Geberspulenmessung deutlich höher. Habe ich da mit RWRP und der dazugehörigen Schaltung etwas falsch verstanden oder ist die Beobachtung auf die fragewürdige Pegelasnzeige bei der Geberspulenmessung zurückzuführen? (think)
Liebe Grüße,
Michael

Benutzeravatar
Poldi
GBB.de-Inventar
Beiträge: 9160
Registriert: 26.04.2010, 06:46
Wohnort: Wanne-Eickel
Hat sich bedankt: 1034 Mal
Danksagung erhalten: 1020 Mal

Re: Split-Coil Singlecoils

#21

Beitrag von Poldi » 11.03.2016, 10:28


Benutzeravatar
MiLe
Luthier
Beiträge: 2809
Registriert: 28.12.2013, 13:51
Wohnort: Fasnia - Tenerife
Hat sich bedankt: 130 Mal
Danksagung erhalten: 177 Mal
Kontaktdaten:

Re: Split-Coil Singlecoils

#22

Beitrag von MiLe » 15.03.2016, 23:22

Hi Micha,

Bingo, Dein Tip funktioniert wunderbar!!
Zuerst war ich skeptisch, weil der Glaskleber für einen Sekundenkleber sehr lange braucht um anzuziehen, aber dann verbindet er Magnet und Plexi wunderprächtig. Vorteil: Notfalls bleibt noch etwas Zeit zum korrigieren.
Die Verklebung ist schön transparent ohne störende weiße Fahnen.

Ich habe parallel auch den Kunststoff-Sekundenkleber von Pattex probiert (im gleichen Regal gefunden). Ebenfalls schön transparent, etwas schneller als der Glaskleber, benötigt aber einen Aktivator, der als eine Art Filzstift mitgeliefert wird. Nur komme ich mit dem nicht in die Klebeflächen des Plexis rein.

Der Trick bei der Sache ist dann noch, den Kleber sehr dünn und nicht bis an die Kante aufzutragen, damit beim Einpressen nichts an die Oberfläche gedrückt wird. Eben ein Paar Spulen so gebastelt - Ergebnis sehr erfreulich.

Nochmal Danke für den Tip!!

Mittlerweile habe ich auch wirklich rund laufende Plexiglas-Spulenhalter für die Drehbank hergestellt - mal sehen, ob das Wickelergebnis damit besser wird.
Liebe Grüße,
Michael

Benutzeravatar
Jan.Odd
Planer
Beiträge: 91
Registriert: 24.05.2013, 13:06
Wohnort: Homburg (Saar)
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 2 Mal

Re: Split-Coil Singlecoils

#23

Beitrag von Jan.Odd » 16.03.2016, 01:19

Wow,

Ich bin beeindruckt was da in Steinwurfweite von mir so entsteht! (clap3)
Wenn du mal ne Hand brauchst, oder einfach jemanden der deine Arbeit bestaunt... :D

Grüße, Jan

Benutzeravatar
capricky
Moderator
Beiträge: 11556
Registriert: 23.04.2010, 13:43
Wohnort: In Karl seinem Adlernest
Hat sich bedankt: 771 Mal
Danksagung erhalten: 1286 Mal

Re: Split-Coil Singlecoils

#24

Beitrag von capricky » 16.03.2016, 10:12

Gerade gefunden - Splitcoilsinglecoils anno 1975:
splitcoils.JPG
capricky

Benutzeravatar
MiLe
Luthier
Beiträge: 2809
Registriert: 28.12.2013, 13:51
Wohnort: Fasnia - Tenerife
Hat sich bedankt: 130 Mal
Danksagung erhalten: 177 Mal
Kontaktdaten:

Re: Split-Coil Singlecoils

#25

Beitrag von MiLe » 16.03.2016, 10:27

Mist - bin ich mal wieder zu spät ;)

Aber Du als Großmeister hast doch auf diese Frage sicher die passende Lösung parat?
MiLe hat geschrieben: 2. Interne Beschaltung Split-Coil:
Eine Spule hat Norden oben und ist rechtsrum gewickelt, die andere hat Süden oben und ist linksrum gewickelt.
Als Spuleneingang definiere ich den Drahtanfang beim Wickeln der Spule, also den Teil, der am Ende innen in der Spule ist.
In der seriellen Schaltung habe ich nun den Ausgang der ersten Spule an den Eingang der 2. geschaltet, zumindest messtechnisch liefert diese Schaltung recht wenig Pegel. Pegelmessung ist aber mit der Geberspule so eine Sache. Wenn ich die 2. Spule reversed anschließe, liegt der Pegel bei Geberspulenmessung deutlich höher. Habe ich da mit RWRP und der dazugehörigen Schaltung etwas falsch verstanden oder ist die Beobachtung auf die fragewürdige Pegelasnzeige bei der Geberspulenmessung zurückzuführen? (think)
@ Jan: Es gibt ja bei uns im Saarland sogar richtige Pickup-Bauer, nicht nur so Gelegennheits-Bastler wie mich :)
Wenn's Wetter mal wieder besser ist und man auch draußen ein Bierchen trinken kann, kannst Du aber gerne mal vorbeikommen. Nur zu staunen gibt's da wenig - höchstens, wie man in dem Chaos, das ich "Werkstatt" nenne, überhaupt noch eine Spule Draht findet ;)
Liebe Grüße,
Michael

Antworten

Zurück zu „Gitarren/Bass-Elektronik“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 26 Gäste