Lichtenberg-Figuren

wie und womit erreiche ich das gewünschten Finish?
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Lichtenberg-Figuren

#1

Beitrag von Titan-Jan » 03.01.2021, 09:03

Für einen Freund hab ich ein "Lichtenberg-Gerät" gebaut und getestet. Er will so ein Finish auf seiner Gitarre und das machen wir zusammen.
Er hatte dieses Video gesehen:
https://www.youtube.com/watch?v=QZK5Jet ... WL&index=7

Dafür habe ich eine Mikrowelle geschlachtet (die coolen Stoffummantelten Kabel hab ich auch geräubert) und den Trafo ausgebaut.
IMG-20201223-WA0002.jpeg
Die Mikrowelle gab es bei ebay.kleinanzeigen zu verschenken, die Starterkabel hatte ich noch übrig. Alles andere ist ebenfalls aus der Restekiste. Mit einem Freund zusammen, der Elektriker ist, habe ich den Trafo analyisiert und beim dritten Mal (warum klappt etwas neues NIE beim ersten Mal?) auch die richtige Primär- und Sekundärspule gefunden. Ich zeige mal kein Bild vom Aufbau, wer sich mit Elektrik ausreichend auskennt, kriegt das problemlos selber hin. Möchte aber nicht unwissende Unvorsichtige zur spontanen Nachahmung ermutigen ;-)
Der Trafo macht aus den 230V aus der Steckdose ca. 2000 Volt. Da ist also schon ganz schön was los!

Dann das Restholz mit einer Backpulver-Wasser-Mischung eingepinselt, die Kontakte aufgelegt (bzw. die Schrauben etwas ins Holz eingedreht), dann Kabel eingesteckt, ein paar Schritte zurück und den Schalter umgelegt. Und dann geht's richtig ab, sag ich euch. Macht schon ziemlich Spaß ist aber auch etwas furchteinflößend. Es brutzelt schon ordentlich und es gibt teilweise krasse Flammen.
20210101_150804.jpg
Dann immerwieder Stecker ziehen, Schrauben umsetzen, Stecker wieder rein, Schalter an, ab und zu mal neue Flüssigkeit auftragen und wenn genug gebrutzelt ist das Ergebnis mit einer Drahtbürste ausbürsten und dann mit einer Schleifmaschine leicht anschleifen. Sieht schon ganz cool aus:
20210101_164240.jpg
20210101_164256.jpg
Nur so als Anregung für die, die das noch nicht kannten.
Allerdings muss natürlich dazu gesagt werden, dass die 2.000 Volt extrem gefährlich sind. Ich habe ein paar Sicherheitsvorkehrungen getroffen und kann mit dem Risiko leben aber überlegt es euch gut, ob ihr sowas auch bauen wollt. Spätestens im Betrieb kriegt man dann schon gehörig Respekt davor.

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Re: Lichtenberg-Figuren

#2

Beitrag von Yaman » 03.01.2021, 09:45

Erinnert mich an Frankenstein :).

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Re: Lichtenberg-Figuren

#3

Beitrag von Rallinger » 03.01.2021, 09:48

Dazu als Lektüre passend: The green mile von Steven King ...

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Re: Lichtenberg-Figuren

#4

Beitrag von Poldi » 03.01.2021, 10:02

Hammermässig.

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Re: Lichtenberg-Figuren

#5

Beitrag von hatta » 03.01.2021, 13:40

Hammer! 8)

Ich hätte gerne nen Tisch der so behandelt wurde und dann Epoxy...
Ich lass aber die Finger von diesem Projekt (whistle)
Gruß
Harald

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Re: Lichtenberg-Figuren

#6

Beitrag von Sven » 03.01.2021, 17:30

Krasse Aktion! Aber ein interessantes Ergebnis. :shock:
Das geht übrigens auf Georg Christoph Lichtenberg zurück.
Hast du eine Ahnung, wieviel Strom da fließt? Es könnte nämlich sein, dass Dein Trafo soviel Leistungsaufnahme nicht lange überlebt.

Hast du die Holzfläche mal angehobelt?

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Re: Lichtenberg-Figuren

#7

Beitrag von Haddock » 03.01.2021, 17:58

Hallo Jan,

sensationell! Ich hätte einen zu grossen Respeckt von dem Teil.

Gruss
Urs

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Re: Lichtenberg-Figuren

#8

Beitrag von Sven » 03.01.2021, 19:34

Ein Kumpel hat mich übrigens gerade darauf hingewiesen, dass Starthilfekabel nur für 12V isoliert sind, nicht für 2000V.

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Re: Lichtenberg-Figuren

#9

Beitrag von cabriolet » 03.01.2021, 20:14

Sven hat geschrieben:
03.01.2021, 19:34
Ein Kumpel hat mich übrigens gerade darauf hingewiesen, dass Starthilfekabel nur für 12V isoliert sind, nicht für 2000V.
Ja, ganz wichtig: Hochspannungskabel nehmen, beispielsweise Zündkabel.

Gruß
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Re: Lichtenberg-Figuren

#10

Beitrag von raumneun » 03.01.2021, 20:31

Ohne noch mehr verwirren zu wollen:
Für die Durschlagsfestigkeit ist die Isolation entscheidend, das gibt an, wieviel (kilo)Volt anliegen dürfen, ohne dass es durch die Isolation zu einem Funkenüberschlag kommt. Meist angegeben entweder in kV/mm für Materialien (Luft hat etwa 3 kV/mm unter Normbedingungen) oder für Kabel in kV, weil man hier ja die Dicke der Isolation kennt.
2 kV ist zwar schon nicht ganz wenig, aber auch noch nicht so schrecklich viel.
Die andere Frage ist, wieviel Strom da drüber fließt, dafür ist dann der Querschnitt wichtig. Ich kenne mich weder mit den typischen Spezifikationen von Zündkabeln und Starthilfekabeln aus, aber das erste klingt nach guter Spannungsfestigkeit bei kleinen Strömen und das zweite klingt nach Niederspannung mit hohen Strömen.
Ohne zu wissen, wieviel Leistung im Spiel ist, kann man nur raten, was man für ein Kabel braucht. Im blödesten Fall schmilzt die Isolierung durch hohe Wärmeentwicklung weil das Kabel einen zu kleinen Querschnitt für den Strom hat, es gibt einen Funkenüberschlag durch die hoge Spannung und es brennt daraufhin an unerwarteter Stelle. Da man an anderer Stelle Feuer aber durchaus erwartet, sollten entsprechende Vorkehrungen ja schon getroffen worden sein ;)
In jedem Fall: sieht schon sehr schön aus. Ich würde es probieren. Wenn ich mich recht entsinne, habe ich auch mal ein youtube Video gesehen, wo einer mit so einem trafo ein Punktschweißgerät gebaut hatte....auch eher so MyGyver mäßig.

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Re: Lichtenberg-Figuren

#11

Beitrag von cabriolet » 03.01.2021, 20:49

Die üblichen Zündkabel im KFZ-Bereich sind genormt und haben einen Querschnitt von 1 qmm, das sollte bei den meist für den Lichtenberg-Kram üblichen Microwellen-Trafos locker reichen. Die "können" bei alten Geräten so etwa 700-800 mA, bei modernen extrem leistungsstarken Geräten auch mal das doppelte, aber selbst da reicht der Querschnitt.
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Re: Lichtenberg-Figuren

#12

Beitrag von hatta » 03.01.2021, 21:20

Zündkabel müssen spannungen von 50.000 V abkönnen. So hoch sind die Spannungen bei modernen Zündanlagen.
Gruß
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Re: Lichtenberg-Figuren

#13

Beitrag von penfield » 03.01.2021, 21:53

Cool, wenn auch zu gefährlich für mich.
SGmaster, Peacemaster 3P90, Double neck fretless/fretted,
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