In einem Artikel über das Instrument "Rekord" von Richard Jakob Weißgerber (ist einfach zu finden im Netz)
ist die Rede vom Einfärben von Fichtendecken per Gasflamme:
"Die Tochter Richard Jacobs bemerkt hierzu: ,Die Decken meines Vaters haben einen schönen warmen, bräunlichen Farbton,
den er mit einer schwelenden Gasflamme aus einer gewissen Entfernung erzeugte.' "
Frage(n): Wie macht man das genau oder wie könnte er das gemacht haben?
Unter einer schwelenden Gasflamme kann ich mir nichts so recht vorstellen, Gas brennt ja eher nicht rußig...
Ist das eine Flamme wie von einem Bunsenbrenner oder ein großeres Kaliber?
Wurde das an der fertigen Schachtel oder vor dem Fügen der Decke gemacht?
Ich würde mich über Erfahrungsberichte und Beispielbilder sehr freuen
Fichtendecke mit Gasflamme behandeln/einfärben?
- Gerhard
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Re: Fichtendecke mit Gasflamme behandeln/einfärben?
Ich hab zwar jetzt keine direkte Antwort auf deine Frage, aber Thermofichte hat auch einen sehr schönen, warmen honigbraunen Farbton.
- Sven
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Re: Fichtendecke mit Gasflamme behandeln/einfärben?
Tja, ich würde sagen versuch macht kluch...ValentinS hat geschrieben: ↑27.10.2020, 21:13In einem Artikel über das Instrument "Rekord" von Richard Jakob Weißgerber (ist einfach zu finden im Netz)
ist die Rede vom Einfärben von Fichtendecken per Gasflamme:
"Die Tochter Richard Jacobs bemerkt hierzu: ,Die Decken meines Vaters haben einen schönen warmen, bräunlichen Farbton,
den er mit einer schwelenden Gasflamme aus einer gewissen Entfernung erzeugte.' "
Frage(n): Wie macht man das genau oder wie könnte er das gemacht haben?
Unter einer schwelenden Gasflamme kann ich mir nichts so recht vorstellen, Gas brennt ja eher nicht rußig...
Ist das eine Flamme wie von einem Bunsenbrenner oder ein großeres Kaliber?
Wurde das an der fertigen Schachtel oder vor dem Fügen der Decke gemacht?
Ich würde mich über Erfahrungsberichte und Beispielbilder sehr freuen
Wenn es im einzelnen keine genaueren Aufzeichnungen zu seiner Methodik des Feuer-Färbens gibt, hilft wohl nur Reverse-Engineering. Also solange an einem Stück Testholz üben, bist du den Dreh raus hast.
Aber mal eine Gegenfrage. Geht es dir darum, beim Bau dieser Methode zu folgen oder willst du einen entsprechenden Farbton erreichen?
Fichtendecken werden mit der Zeit ja gelb im Ton, abhängig davon, wieviel Licht sie ausgesetzt sind. Wenn du Deine Fichtendecke dann zusätzlich noch mit einem dunklen Schellack polierst, z.B. Komet oder Superior, dann könntest du gewünschten Farbton bekommen.
Sven
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Re: Fichtendecke mit Gasflamme behandeln/einfärben?
Das stimmt, leider ist Thermofichte aber auch deutlich spröder, als unbehandelte Fichte. Ich hatte eine optisch sehr schöne "schokobraun" Decke bearbeitet, die mir während der Bearbeitung mehrfach riss, wirklich sehr empfindlich. Habe dann nach mehreren Rettungsversuchen entschieden sie auszumustern und so extrem geröstetes Holz (ja, sie richt sogar etwas kokelig) nicht mehr zu verwenden.
Mit den Resten habe ich mal etwas herumgespielt, das Holz bricht in Faserrichtung sehr untypisch ab, so "stumpf", bei Naturfichte sind die Fasern deutlich länger.
Habe noch eine deutlich hellere Thermodecke, der ich irgendwann nochmal ne Chance gebe, aber skeptisch bleibe ich.
Sorry, etwas am Thema vorbei, aber es wollte raus
Ich würde noch normales Sonnenlicht in den Raum werfen, dauert zwar etwas, aber führt zum Erfolg.
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Re: Fichtendecke mit Gasflamme behandeln/einfärben?
Das mit der Sprödigkeit kann ich bestätigen, ist auch bei den helleren Decken so. Nichts desto Trotz kann man daraus sehr gute Gitarren bauen.taxman hat geschrieben: ↑29.10.2020, 03:33
Das stimmt, leider ist Thermofichte aber auch deutlich spröder, als unbehandelte Fichte. Ich hatte eine optisch sehr schöne "schokobraun" Decke bearbeitet, die mir während der Bearbeitung mehrfach riss, wirklich sehr empfindlich. Habe dann nach mehreren Rettungsversuchen entschieden sie auszumustern und so extrem geröstetes Holz (ja, sie richt sogar etwas kokelig) nicht mehr zu verwenden.
Mit den Resten habe ich mal etwas herumgespielt, das Holz bricht in Faserrichtung sehr untypisch ab, so "stumpf", bei Naturfichte sind die Fasern deutlich länger.
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Re: Fichtendecke mit Gasflamme behandeln/einfärben?
Danke an Euch drei,
@ Sven: Zum einen interessiert mich, ob ich aus vermeintlich verschollenem Wissen etwas sinnvolles für mich übernehmen kann;
Zum anderen bin ich auf der Suche nach geeignetem Aging, damit meine TOPP geölte Decke nicht bald so wüst verschmutzt wird wie der Ahornhals einer meiner Gitarren.
Dazu mach ich aber einen neuen Fred auf, da anderes Thema.
LG Val
@ Sven: Zum einen interessiert mich, ob ich aus vermeintlich verschollenem Wissen etwas sinnvolles für mich übernehmen kann;
Zum anderen bin ich auf der Suche nach geeignetem Aging, damit meine TOPP geölte Decke nicht bald so wüst verschmutzt wird wie der Ahornhals einer meiner Gitarren.
Dazu mach ich aber einen neuen Fred auf, da anderes Thema.
LG Val
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Re: Fichtendecke mit Gasflamme behandeln/einfärben?
Hallo Val,
unter dem Begriff Shou Sugi Ban findet man die japanische Technik des Holz-Flammbieren.
Ein befreundeter Architekt ist, Achtung Wortwitz, Feuer und Flamme für diese Art der Oberflächengestaltung.
Das ist aber schon ein heftiger Akt. Wenn man versucht, das Holz nur oberflächlich zu bräunen, wird es ungleichmäßig und
sieht halt nach Wild-West-Kulisse aus.
Schön wird es, wenn man die oberste Schicht karbonisiert und dann zurück schleift.
Dabei hat man dann allerdings einige mm Verlust!
Ob die Stabilität und Eigenschaften der Decke darunter leiden, muss man mal testen.
Traditionell lässt man die verkohlte Schicht als "Sperrschicht" drauf.
Das wäre, wenn man es dann versiegelt,
auch mal eine reizvolle Gestaltung eines Tops einer Solid-Body-Gitarre.
Zum Thema Rösten, Backen, Torrefizierung, Karamellisieren habe ich einige Versuche gemacht.
Im Backofen bei 180-190° wird Holz nach einigen Stunden schön karamellig braun
(Fichte hate ich bisher nicht, also bitte selber testen!)
Wenn man das ganze im Vakuum macht, reagiert das Holz wohl anders.
Kann ich halt zu hause nicht testen.
Optisch ist es bei den Versuchen immer wie kommerzielle Ware geworden, geölt dann echt zum anbeißen.
Deine Feststellung bzgl. etwas erhöter Sprödheit kann ich bestätigen.
Angeblich sind die gerösteten Decken dann ja so wie 100 Jahre eingespielt,
was ich nicht vergleichen kann. Das bedeutet sie sind wie ihre in Echt gealterten Verwandten
fragil, aber die zerfallen bei Reparaturen etc. ja auch nicht direkt zu Staub.
Thema Oberfläche, du kannst mit Schellack zum einen sehr schönen warmen Farbton erreichen und
dabei mechanisch etwas mehr Schutz erreichen, du kannst Hartöl nehmen oder eine Kombi aus beidem.
Wenn das Öl wirklich gut und komplett durchgehärtet ist, kann man da mit Schellack drüber.
Bitte auch das vorher testen!
Ich denke eine Decke wird nicht so verschmutzen wie ein Hals. Den begrabbelt man ganz anders.
Mein geölter Küchentisch aus Fichte hält auch mehr aus, als ich dieser dünnen Schicht zutrauen würde
und wird eher zu einem Charakterstück, als zu einem beschmutzen Weichholz-Gebilde.
unter dem Begriff Shou Sugi Ban findet man die japanische Technik des Holz-Flammbieren.
Ein befreundeter Architekt ist, Achtung Wortwitz, Feuer und Flamme für diese Art der Oberflächengestaltung.
Das ist aber schon ein heftiger Akt. Wenn man versucht, das Holz nur oberflächlich zu bräunen, wird es ungleichmäßig und
sieht halt nach Wild-West-Kulisse aus.
Schön wird es, wenn man die oberste Schicht karbonisiert und dann zurück schleift.
Dabei hat man dann allerdings einige mm Verlust!
Ob die Stabilität und Eigenschaften der Decke darunter leiden, muss man mal testen.
Traditionell lässt man die verkohlte Schicht als "Sperrschicht" drauf.
Das wäre, wenn man es dann versiegelt,
auch mal eine reizvolle Gestaltung eines Tops einer Solid-Body-Gitarre.
Zum Thema Rösten, Backen, Torrefizierung, Karamellisieren habe ich einige Versuche gemacht.
Im Backofen bei 180-190° wird Holz nach einigen Stunden schön karamellig braun
(Fichte hate ich bisher nicht, also bitte selber testen!)
Wenn man das ganze im Vakuum macht, reagiert das Holz wohl anders.
Kann ich halt zu hause nicht testen.
Optisch ist es bei den Versuchen immer wie kommerzielle Ware geworden, geölt dann echt zum anbeißen.
Deine Feststellung bzgl. etwas erhöter Sprödheit kann ich bestätigen.
Angeblich sind die gerösteten Decken dann ja so wie 100 Jahre eingespielt,
was ich nicht vergleichen kann. Das bedeutet sie sind wie ihre in Echt gealterten Verwandten
fragil, aber die zerfallen bei Reparaturen etc. ja auch nicht direkt zu Staub.
Thema Oberfläche, du kannst mit Schellack zum einen sehr schönen warmen Farbton erreichen und
dabei mechanisch etwas mehr Schutz erreichen, du kannst Hartöl nehmen oder eine Kombi aus beidem.
Wenn das Öl wirklich gut und komplett durchgehärtet ist, kann man da mit Schellack drüber.
Bitte auch das vorher testen!
Ich denke eine Decke wird nicht so verschmutzen wie ein Hals. Den begrabbelt man ganz anders.
Mein geölter Küchentisch aus Fichte hält auch mehr aus, als ich dieser dünnen Schicht zutrauen würde
und wird eher zu einem Charakterstück, als zu einem beschmutzen Weichholz-Gebilde.
Viele Grüße,
Jan
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- hatta
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Re: Fichtendecke mit Gasflamme behandeln/einfärben?
Zum verkokeln von Holz: Chrimson Guitars hat das mal gemacht und ich kann mich erinnern, dass er sagte, dass eine Propangasflamme dazu nicht sonderlich gut geeignet ist, weil sie zu lange benötigt die Oberfläche anzukohlen.
Der hat dann glaube ich einen Propangas/Sauerstoff Brenner genommen, also quasi eine Autogenschweißanlage aber halt mit Propangas anstatt Acetylengas.
Und ich kann vom Autogenschweißen berichten, dass diese Flamme Holz un nullkommanix ankokelt sogar meine Flammhemmende Arbeitsjacke hatte binnen 0.000001 Sekunde ein handgroßes Loch
Der hat dann glaube ich einen Propangas/Sauerstoff Brenner genommen, also quasi eine Autogenschweißanlage aber halt mit Propangas anstatt Acetylengas.
Und ich kann vom Autogenschweißen berichten, dass diese Flamme Holz un nullkommanix ankokelt sogar meine Flammhemmende Arbeitsjacke hatte binnen 0.000001 Sekunde ein handgroßes Loch
Gruß
Harald
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