Ölen, aber richtig! Wie mache ich das?

wie und womit erreiche ich das gewünschten Finish?
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triple-U
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Ölen, aber richtig! Wie mache ich das?

#1

Beitrag von triple-U » 23.03.2020, 11:09

Hallo, zusammen!

Vorgeschichte:
Ich habe vor Jahrzehnten einen Bass aus Nussbaum und Jazzbass-Hals gebaut. Ein Finish hat er nie bekommen - warum auch, er hat ja auch so gemacht was er sollte (whistle). Nun habe ich einen zweiten PU besorgt, und für diesen (und die Batterie für die Aktivschaltung) die entsprechenden Fräsungen vorgenommen.

Jetzt bekommt er noch ein Finish; das Ergebnis soll ein Seidenglanz werden :) .
Ich habe mir Tru Oil besorgt und auf einem kleinen Reststück mal ausprobiert. Das Ergebnis gefiel mir sehr gut, da es den Grauton vollständig aus dem Nussbaum heraus nimmt und eine rötliche Farbkomponente hervor hebt. Außerdem wird die Maserung des Holzes deutlicher sichtbar.
Ich habe den Body und die Abdeckungen abgeschliffen, ich bin dabei bis auf 600-er Schmirgelpapier runter gegangen.
Die erste Ölung habe ich gestern abend gemacht - satt eingeölt, eine Weile gewartet, nachgerieben, eine Weile gewartet, noch mal mit deutlich weniger Öl eine dünne Schicht aufgebracht.

Jetzt meine Frage: Wie mache ich weiter? (think) Ich will ja nichts verkehrt machen.

In verschiedenen YT-Videos wird ab hier auch verschieden vorgegangen.
Der eine legt ohne Behandlung der Flächen 10 bis 15 weitere dünne Schichten im Abstand von 8 Stunden auf, der nächste schmirgelt mit 600-er und Öl nass und wartet 24 Stunden, und der dritte bearbeitet die Flächen mit Stahlwolle und macht anschließend eine satte Ölung.

Könnt ihr mir bitte auch Tipps zum polieren geben, das habe ich noch nie gemacht. Reicht mir da so ein Polierset für Autolack oder brauche ich hier was spezielles?

Ich danke euch schon mal für die Antworten!
Liebe Grüße und bleibt gesund!
Uli

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Re: Ölen, aber richtig! Wie mache ich das?

#2

Beitrag von Rallinger » 23.03.2020, 13:24

triple-U hat geschrieben:
23.03.2020, 11:09
Der eine legt ohne Behandlung der Flächen 10 bis 15 weitere dünne Schichten im Abstand von 8 Stunden auf, der nächste schmirgelt mit 600-er und Öl nass und wartet 24 Stunden, und der dritte bearbeitet die Flächen mit Stahlwolle und macht anschließend eine satte Ölung.
Tja, viele Wege führen nach Rom. Der Vorteil ist, dass du mit dem Zeug nicht viel grundlegend falsch machen kannst. :D

Ich persönlich bin einer von den "nächsten", nur dass ich kein 600er nehme sondern noch feineres (Nass-)Schleifpapier. Meist 1200er. Und zwar ab den beiden ersten, satt saugenden Aufträgen. Meiner Erfahrung nach trägst du mit dem Schleifpapier "hohe Stellen" der vorherigen Schicht ab und transportierst diesen Schleifstaub zusammen mit dem neuen Öl in die Vertiefungen. Damit verbinden sich die Schichten wesentlich besser, als ich das mit anderen Methoden hinbekommen habe. Und es wird gleichmäßiger. Ich bin meist mit 3 bis maximal 4 Schichten zu einem fast beängstigenden Glanzgrad gekommen.

Die Stahlwolle-Methode wird von Birchwood Casey selbst empfohlen, allerdings mit einer anschließenden dünnen Ölung. Funktioniert auch. Aber in offenporigem Holz, also insbesondere auch Nussbaum, hatte ich öfter mal Probleme die Fusseln der Stahlwolle aus den Poren zu bekommen. Daher bin ich davon abgekommen.

10-15 Schichten kann man machen. Aber ich sehe keinen vernünftigen Grund es zu tun. Besser wird's dadurch eher nicht. Und wesentlich stabiler auch nicht. Tru Oil ist ein schönes und einfach zu realisierendes Finish. Besonders robust und kratzfest ist es aber nicht.
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Re: Ölen, aber richtig! Wie mache ich das?

#3

Beitrag von triple-U » 23.03.2020, 13:49

Rallinger hat geschrieben:
23.03.2020, 13:24
Tja, viele Wege führen nach Rom. Der Vorteil ist, dass du mit dem Zeug nicht viel grundlegend falsch machen kannst. :D
Da habe ich mich ja intuitiv für das zu meinen Fähigkeiten passende Finish entschieden (paint) !

Danke für die Antwort, lieber Ralf!
Dann werde ich heute abend die nächste Ölschicht mit feinem Schmirgelpapier auflegen.

Es soll am Ende ja ein Seidenglanz werden. Wenn ich als Letztes mit Stahlwolle trocken drüber gehe, erreiche ich dann dieses Ziel oder mache ich dann was kaputt?

Liebe Grüße und bleibt gesund,
Uli

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Re: Ölen, aber richtig! Wie mache ich das?

#4

Beitrag von Rallinger » 23.03.2020, 14:47

Wenn du über eine Schicht Tru Oil mit Stahlwolle drübergehst verkratzt du sie. Als "Finish" der letzten Schicht kommt das auf keinen Fall infrage.

Von Birchwood Casey gibt's für den finalen Seidenglanz ein extra Produkt, den "Stock Sheen & Conditioner". Den hab ich allerdings noch nicht ausprobiert. Ich hab meine letzten beiden Instrumente, weil mir der Tru Oil Glanz too much war, am Ende mit Antikwachs behandelt. Funktioniert dauerhaft gut und ist als letzte Schicht in der Summe robuster als reines Ölen.

Solltest du dich dafür entscheiden - ich hab gute Erfahrungen damit gemacht - dann empfehle ich dir 2 satt saugende Aufträge Tru Oil zu Beginn, im Abstand von 12-24 Stunden. Lass das Holz saufen was es kriegen kann. Dann im Abstand von je 24h zwei Schichten Tru Oil dünn, mit feinem Schleifpapier eingearbeitet. Massiere das Öl dann jeweils so lange ein bis du merkst, dass sich die Konsistenz ändert. Es wird nach ein paar Minuten klebriger, zäher. An dem Punkt aufhören und ruhen lassen.

Wenn diese beiden "Deckschichten" drauf sind mindestens 24h warten (wenn du die Geduld hast, gerne auch drei Tage) und dann Antikwachs drauf. Nach Minimum 24h noch eine Schicht drauf. Das reicht. Dann würde ich zwei Tage warten und mit dem Polieren beginnen. Ich verwende dafür Baumwollhandschuhe und poliere das Instrument direkt "per Hand". Wenn du es glänziger haben willst solltest du es maschinell machen.

Bis das Wachs dann richtig durchgehärtet ist, dauert es allerdings locker eine Woche. In der Zeit solltest du es höchstens für eine kurze Tastkontrolle mit der nackten Hand anfassen. Auf keinen Fall damit spielen!

Gutes Gelingen! Und zeig her das Teil!
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Re: Ölen, aber richtig! Wie mache ich das?

#5

Beitrag von triple-U » 23.03.2020, 15:11

Hallo, Ralf,

Vielen Dank für die ausführliche Antwort!!!

So werde ich das machen.
Die Fotos gibt es dann hier.
Aber bitte dann nur das Finish begutachten, denn im Fräsen war genau so unsicher - und das sieht man an einigen Stellen.

LG, Uli

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Re: Ölen, aber richtig! Wie mache ich das?

#6

Beitrag von JürgenLut » 23.03.2020, 20:32

Ich rege an das Schleifpapier durch Bimsmehl, Tripel, Bolus und Wiener Kalk zu ersetzen. Beim Schleifpapier setzt sich das Korn auf geölten Flächen sehr schnell zu. Das Schleifmehl im/auf dem Ballen wird m.E. nur feiner, was den Fortschritt entspricht. Es werden allerdings die Poren auch etwas gefüllt, was sowohl positiv als auch negativ gesehen werden kann. Ein Test hilft. Die Preise sprechen deutllich für die Schleifmittel.
Bleibt gesund!
Gruß
Jürgen
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Re: Ölen, aber richtig! Wie mache ich das?

#7

Beitrag von triple-U » 24.03.2020, 09:35

Hallo, Jürgen,

danke für deinen Input.
Klingt kompliziert, was du da beschreibst. Bei meinem momentanen Wissensstand hättest du diese Zutaten auch für irgend ein exotisches Kochrezept nennen können ... nie was von gehört (think) .
Ich werde wohl die Nass-Schleifmethode nehmen, denn Schleifpapier habe ich im Keller, und aus dem Haus gehe ich derzeit nicht (Covid-19).
Du kannst aber für alle mal aufschreiben, wo man diese Zutaten bekommt.
Vielleicht mag ja der eine oder andere nach deiner Methode arbeiten ;)

Liebe Grüße und bleib gesund!
Uli

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Re: Ölen, aber richtig! Wie mache ich das?

#8

Beitrag von Yaman » 24.03.2020, 09:39

Ich habe Bimsmehl für wenig Geld in der Apotheke gekauft. Die haben ja noch geöffnet.

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Re: Ölen, aber richtig! Wie mache ich das?

#9

Beitrag von JürgenLut » 24.03.2020, 15:03

All die Schleifmittel bekommt man für recht wenig Geld im Fachhandel für Geigenbauer (z.B. bei Hammerl).
https://www.joha.eu/de/lackierzubehoer/ ... eifmittel/
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Re: Ölen, aber richtig! Wie mache ich das?

#10

Beitrag von Rallinger » 24.03.2020, 15:38

JürgenLut hat geschrieben:
23.03.2020, 20:32
Ich rege an das Schleifpapier durch Bimsmehl, Tripel, Bolus und Wiener Kalk zu ersetzen. Beim Schleifpapier setzt sich das Korn auf geölten Flächen sehr schnell zu. Das Schleifmehl im/auf dem Ballen wird m.E. nur feiner, was den Fortschritt entspricht. Es werden allerdings die Poren auch etwas gefüllt, was sowohl positiv als auch negativ gesehen werden kann.
Mir ist die Vorgehensweise nicht ganz klar. Könntest du das etwas näher erläutern? Und ist dieses Schleifmittel dann transparent, oder bleibt es sichtbar? Ein stärkeres Porenfüllen sähe ich jedenfalls als durchaus positiv. Danke!

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Re: Ölen, aber richtig! Wie mache ich das?

#11

Beitrag von JürgenLut » 24.03.2020, 22:40

Die Schleifmittel sind nicht transparent, mischen sich aber mit Öl und Holzstaub in der Regel zu unsichtbaren Porenfüllern. Bei extremen Poren und sehr dunklen Hölzern rate ich zu Proben.
Das Schleifmittel kann auf oder in den Ballen gegeben werden. Ersteres ist intensiver und kann auch bei rohem Holz vor dem ersten Auftrag von Öl (oder Lack) eingerieben werden. Dann mischt sich die Holzfarbe stärker mit dem Schleifmittel. Die Schleifmittel werden immer feiner verwendet. Ich benetze den Ballen nach der Grundierung zudem mit zwei Tropfen Vaselinöl.
Weiterfühend: https://www.amplifier.cd/Technische_Ber ... turen.html
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Re: Ölen, aber richtig! Wie mache ich das?

#12

Beitrag von triple-U » 25.03.2020, 23:14

Danke, Jürgen!
Ich habe mir gerade den weiterführenden Link aus deinem vorhergehenden Betrag durchgelesen.
Faszinierend, aber sehr verständlich geschrieben und gute Aufnahmen der Arbeitsergebnisse.
Das ist nicht nur für Anfänger wie mich lesenswert!
LG, Uli

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Re: Ölen, aber richtig! Wie mache ich das?

#13

Beitrag von Rallinger » 26.03.2020, 07:59

Danke für den weiterführenden Link @JürgenLut, das ist das ausführlichste und verständlichste was ich zu diesem Thema bisher gesehen habe (bisher leider nur quer gelesen, aber ich habe mir ein Bookmark gesetzt). Eine "Schellackpolitur" (wenn ich die beschriebenen Methoden mal laienhaft unter diesem Begriff zusammenfassen darf) gehört schon zum Schönsten was man einem schönen Holz angedeien lassen kann. Und ich kann mir auch lebhaft vorstellen dass ein Instrument, wenn man es mit so viel Hingabe mit einem Finish versieht, deutlich im ideellen Wert steigt.

Man kann wohl aber auch festhalten dass es eine sehr zeitaufwändige Prozedur ist. Wenn man das Finishen eines Instruments an sich (mit einigem Fug und Recht) als Prozedur wertschätzt, ist das eine Option. Man muss oder sollte aber auch das passende Instrument dafür haben. Hier geht es um ein Erstlingswerk, das laut Aussage auch einige Macken und Kanten hat und zudem auch schon mindestens zwei Schichten Tru Oil abbekam, bevor dieser Thread überhaupt eröffnet wurde.

Mit Tru Oil lassen sich ähnlich gute Ergebnisse erzielen wie mit Schellack. Nicht ganz, aber man kommt nahe ran. Es ist genauso "natürlich". Nur ist der Aufwand, der zu einem befriedigenden Ergebnis führt, weitaus geringer. @triple-U: wenn du mit Tru Oil und Wachs weitermachst, dann machst du auf keinen Fall was falsch - im Gegenteil! Mit der gewonnenen Erfahrung kannst du dir dann ja überlegen, ob du beim nächsten Mal noch einen drauflegst.

Ich persönlich habe "schellackierte" Instrumente von Nicht-Meistern ihres Fachs gesehen und da auch ich ein Nicht-Meister bin (und auch nicht die Geduld habe um einer zu werden) habe ich jedenfalls beschlossen bei Tru Oil zu bleiben. Wenn ich ein Instrument so weit fertig habe dass ein Finish drauf kann, will ich es auch in absehbarer Zeit spielen. Aber wer weiß? Wenn bei mir irgendwann noch mehr Saiteninstrumente an der Wand hängen, sehe ich das vielleicht anders ...

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Re: Ölen, aber richtig! Wie mache ich das?

#14

Beitrag von atomicxmario » 26.03.2020, 15:07

Also... wenn ich das richtig verstanden habe, hatte Jürgen lediglich angeregt in diesem Fall das Schleifpapier oder die Stahlwolle mit Ballen und Mehl zu ersetzen, da dies diverse Vorteile mit sich bringen würde... Es klang für mich jetzt nicht danach das Finish nochmal komplett neu zu machen...
Mein Tru-Oil experiment scheitertete damals am Schleifen und an fehlender Geduld - evtl. hätte mich die Ballentechnik zum Ziel gebracht... hmmm...
Gruß Mario

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Re: Ölen, aber richtig! Wie mache ich das?

#15

Beitrag von Rallinger » 26.03.2020, 16:21

Okay...? So hab ich es nicht verstanden. Ich hab das jedenfalls nicht als Kritik gemeint.

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Re: Ölen, aber richtig! Wie mache ich das?

#16

Beitrag von Chris1989 » 23.08.2020, 19:36

Hallo Zusammen
Ich hatte mich schon vor einiger Zeit hier angemeldet. Nun ist es endlich soweit, dass ich meinen ersten selbst Zusammenbau (schrauben) verwirklichen möchte. Habe einen extrem schönen Strat Body mit Nitro Sonic Blue Lackierung und Relic von Mattia Franchin.
Da soll jetzt ein Warmoth Hals drangeschraubt werden. Er ist schon bestellt und es handelt sich um einen roasted flamed maple Hals mit Palisander Griffbrett. Nach Österreich dar das ja nun endlich wieder importiert werden!
Nun habe ich mir Tru-Oil besorgt, da ich dem Hals ein leichtes und dünnes Finish geben möchte. Ich weiß bei roasted Maple ist es nicht notwendig, aber ich möchte einfach die Maserung mehr hervorheben.
Ich habe nun hier etwas mitgelesen und wollte fragen, ob es irgendwo eine genaue Anleitung gibt, wie Tru Oil angewendet werden soll.
Das ist mein erstes mal, dass ich sowas verwende. Auch wenn die Methode mit der Stahlwolle hier scheinbar nicht so beliebt ist, wird sie in US Foren sehr empfohlen. Zwischen den einzelnen Schichten mit 000 und die finale Politur mit 0000 Stahlwolle.
Was meint Ihr dazu?
Was macht ihr mit dem Griffbrett? Sollte das Palisander bis zur Kante abgeklebt werden, oder ölt Ihr das mit? Denke, dass sonst eine Kante entsteht, die nicht ganz angenehm ist.
Ölt Ihr auch die Unterseite des Heels mit?

Sorry für meine wirklich Anfängerfragen, aber ich möchte einfach alles richtig machen.

Danke!
LG
Chris

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Re: Ölen, aber richtig! Wie mache ich das?

#17

Beitrag von jonneck » 23.08.2020, 20:17

Ich mache das beim Hals (und auch beim Korpus) wie folgt:

Ich schleife bis 400, natürlich immer mit Zwischenwässerung.
Dann öle ich einmal so lange, bis das Holz nichts mehr aufnimmt und wische dann das überschüssige Öl mit einem Lappen ab.

Dann bleibt das über Nacht zum Trocknen liegen.

Am nächsten Tag mache ich mit 1000er Schleifpapier und Öl einen Nasschliff, bei dem sehr kleinflächig gearbeitet wird und oft ein neues spielkartengrosses Stück Papier zum Einsatz kommt.

Zum Schluss nochmal mit einem Baumwolllappen (= altes T-Shirt) polieren.
Es kann durchaus sein, dass das Holz in den nächten Tagen noch ein bisschen Öl ausschwitzt, das wische ich ab und fertig.

Einen Aufbau mit mehreren Schichten mache ich nicht. Es wird dann eine versiegelte Oberfläche, nicht mehr und nicht weniger.

Beim Griffbrett achte ich nur darauf, es jetzt nicht noch extrem mit Öl vollzusauen, sondern wische es schnell sauber.


Aber es gibt da unterschiedliche Ansätze (und Öle) - viele Kollegen tragen mehrere Schichten mit langen Zwischentrocknungen auf.
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Re: Ölen, aber richtig! Wie mache ich das?

#18

Beitrag von Janis » 23.08.2020, 20:42

Ich glaube für stark ölhaltige Hölzer wie Palisander empfiehlt man tru-oil etwas zu verdünnen. Das ist glaube ich einfach polymerisiertes Leinöl. Bei Teak bspw. merkt man, dass das „Eigen-Öl“ das aufgetragene Öl nach eineiger Zeit wieder rausdrückt, nicht komplett aber etwas.
Nachölen sollte aber auch gehen. ;)
Viele Grüße,
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Re: Ölen, aber richtig! Wie mache ich das?

#19

Beitrag von wasduwolle » 23.08.2020, 23:46

Achtung, die Lappen sollten in ein Marmeladenglas, oder ausgewaschen werden. Die Polimerisation ist exotherm, das heisst es wird warm wenn das Öl aushärtet. Das kann zum selbstentzünden des Lappens führen
Grüsse
Wasduwolle
Viele Grüße
Wolle

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Re: Ölen, aber richtig! Wie mache ich das?

#20

Beitrag von Rallinger » 24.08.2020, 07:27

Chris1989 hat geschrieben:
23.08.2020, 19:36
Auch wenn die Methode mit der Stahlwolle hier scheinbar nicht so beliebt ist, wird sie in US Foren sehr empfohlen. Zwischen den einzelnen Schichten mit 000 und die finale Politur mit 0000 Stahlwolle.
Was meint Ihr dazu?
Ich hab den Thread nochmal überflogen ... ich denk ich bin der einzige, der sich gegen Stahlwolle ausgesprochen hat. Aber nicht generell. Meine Aussage war, dass ich Stahlwolle als ungeeignet empfinde, um in einem letzten Schritt aus einem Tru Oil Finish ein mattes Finish zu erzeugen.

Ich arbeite relativ viel mit offenporigen Hölzern wie Nussbaum. Anfangs habe ich Tru Oil wie empfohlen mit Stahlwolle abgezogen. Und dann hatte ich des öfteren das Problem, dass ich die winzigen Stahlfusseln nur noch schwer aus den Poren bekommen habe. Umso mehr weil sich in den Poren eine größere Menge an Öl absetzt, die dann natürlich langsamer trocknet als das Öl auf den Oberflächen. Deswegen habe ich die Stahlwolle meist nicht zu 100% entfernt bekommen, obwohl ich ihr mit Lappen, Bürsten, Staubsaugern, sogar mit Magneten zuleibe gerückt bin. Das hat mich genervt, daher habe ich nach Alternativen gesucht. Und verwende jetzt, wenn ich mit Tru Oil arbeite, keine Stahlwolle mehr, sondern Nassschleifpapier, wie oben beschrieben. Ich habe damit weniger Ärger und durchgehend bessere Ergebnisse erzielt. Ich kann diese Methode aus Erfahrung empfehlen.

Für deinen Usecase: Palisander und Ahorn sind eher geschlossenporig. Da sehe ich mit Stahlwolle kein Problem. Es spricht hier m.E. nichts dagegen, es so zu machen wie von Birchwood Casey empfohlen. Vor allem nochmals: der riesige Vorteil von Tru Oil ist, dass es Fehler verzeiht. Wenn du die letzte Schicht mit extra feiner Wolle abziehst und es gefällt dir nicht, dann haust du einfach nochmal eine Schicht drauf und polierst sie mit einem Lappen.

Wichtig ist nur, dass du nach den ersten beiden "Saugschichten" nur noch mit sehr wenig Öl arbeitest. Dünn auftragen! Dann wird das schon!
Chris1989 hat geschrieben:
23.08.2020, 19:36
Was macht ihr mit dem Griffbrett? Sollte das Palisander bis zur Kante abgeklebt werden, oder ölt Ihr das mit? Denke, dass sonst eine Kante entsteht, die nicht ganz angenehm ist.
Ich würde das Griffbrett mitölen, den Überstand aber sehr schnell mit einem Lappen abnehmen. Palisander ist eh selbst sehr ölig und nimmt (so hab ich gehört) nur wenig Öl an. Daher kannst du dir das Abkleben gerne auch sparen.
Chris1989 hat geschrieben:
23.08.2020, 19:36
Ölt Ihr auch die Unterseite des Heels mit?
Würde ich machen.
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Re: Ölen, aber richtig! Wie mache ich das?

#21

Beitrag von Chris1989 » 24.08.2020, 12:02

Hallo Ralf

Vielen Dank für Deine Erklärung!
Das hört sich ja dann echt nicht so schwer an!
Rallinger hat geschrieben:
24.08.2020, 07:27
Ich würde das Griffbrett mitölen, den Überstand aber sehr schnell mit einem Lappen abnehmen. Palisander ist eh selbst sehr ölig und nimmt (so hab ich gehört) nur wenig Öl an. Daher kannst du dir das Abkleben gerne auch sparen.
Meinst Du hier dann aber schon nur die Kante vom Palisander und nicht die Front des Griffbrettes (dort wo die Bünde sind)?
So hab ichs mir nämlich dann eh auch gedacht. Wenns drüberläuft, dann einfach schnell wegwischen.

Beim Heel werd ich mal sehen, wie stramm der Hals ohne Tru-Oil sitzt. je nachdem werd ich dann was aussparen oder nicht.
Hab ja jetzt eh sicher noch 10 Wochen zeit, bis er kommt. :)

Vielleicht hat ja sonst noch wer Tips für mich.

Danke!
lg
Chris

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Re: Ölen, aber richtig! Wie mache ich das?

#22

Beitrag von Simon » 24.08.2020, 12:33

Hey Chris; ich habe auch schon ein paar Mal True Oil verwendet, und zwar ging ich folgendermaßen vor:

-Öl aufgetragen, danch 5min abgenommen, das ganze insgesamt ca. 5-10 Mal, je nach Holz. Zwischengeschliffen habe ich mit 000er Stahlwolle, und True Oil. Nach der letzten Schicht habe ich mit 0000er Stahlwolle und Kamelienöl das Finish seidenmatt geschliffen.

Wenn ich andere Öle verwende (meist dann Danish Oil) gehe ich gleich vor, nur lasse ich dann das Öl immer 20min einziehen, vor ich es abwische.

Zum Palisander: ich würde das Griffbrett abkleben und nur die Flanken mitölen; Mehrere Ölschichten auf Palisander lassen das Holz sehr sehr nachdunkeln, was mir gar nicht gefällt :)
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Re: Ölen, aber richtig! Wie mache ich das?

#23

Beitrag von Chris1989 » 24.08.2020, 15:11

Hallo Simon

Vielen Dank! Das wäre dann eh genauso, wie ich es machen möchte.
Das hilft mir sehr!
Bin echt schon gespannt, wie der Hals von Warmoth aussieht. Das erste mal, dass ich sowas aus USA bestelle :)

Danke!
lg
Chris

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