Lackrisse durch Nassschliff ?

wie und womit erreiche ich das gewünschten Finish?
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Lackrisse durch Nassschliff ?

#1

Beitrag von taxman » 17.07.2010, 00:30

Ich bin am verzweifeln. Ich habe jetzt zum zweiten mal den Headstock meiner Paula lackiert, da ich jedes mal Lackrisse an den Kanten der Mechaniklöcher bekomme, sobald ich mit dem ersten Nassschliff durch bin. Was kann ich dagegen machen? Ursache scheint Wasser zu sein, das durch offene Stellen seinen Weg ins Holz sucht und dann den Lack zum Reißen bringt.
Selbiges passierte mir an den Einschlaghülsen für das Stoptail.

Ich bin ja sicher nicht der Erste, der mit solchen Problemen zu kämpfen hat, also, hat evtl. jemand einen Tip, oder kann mal seine Vorgehensweise beim Lackiern und anschließenden Schleifen dokumentieren? Es handelt sich übrigens um Nitrolack.

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Re: Lackrisse durch Nassschliff ?

#2

Beitrag von elektrojohn » 17.07.2010, 01:10

kannst Du ein Bild von den Rissen machen?
Mein aktuelles Projekt: keins! :( und fertige: 12-StringSemi-Akustik,
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Re: Lackrisse durch Nassschliff ?

#3

Beitrag von taxman » 17.07.2010, 02:05

Nein, erst am Montag wieder. Es ist aber einfach zu beschreiben: direkt vom Mechaniklochrand ausgehend bilden sich kurze Zeit nach dem Schleifen kleine Risse. Bei einem Loch zwei, bei einem Anderen nur einer. Die Risse wachsen leicht. Bei einem Loch sieht man auch sehr schön, wie sich die Umgebung leicht wölbt, es muß also tatsächlich eindringendes Wasser sein, welches dann das Holz quellen läßt.

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Re: Lackrisse durch Nassschliff ?

#4

Beitrag von Herr Dalbergia » 17.07.2010, 09:25

Hi,
was du beschreibst ist nichts neues und passiert wahrscheinlich vielen die anfangen gitarren zu lackieren.
Ds wasser dirngt ins Holz ein und laßt es Quellen, der Lack reißt. Abhilfe bringt z.b.

nicht naß sondern an besagten Löchern trocken schleifen, zumindest bis sich eine ordentlich schützenden Lackstärke aufgebaut haut.

oder auch die löcher vor dem ertsen Naßschliff gut mitlackieren, so daß das wasser nicht mehr ins holz kommt

oder am besten beides.

MfG

Alex

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Re: Lackrisse durch Nassschliff ?

#5

Beitrag von capricky » 17.07.2010, 09:31

Nitrolack ist ein physikalisch, durch Trocknung aushärtender Lack. Das Lösungsmittel hinterlässt beim Verdunsten Kapillaren, durch die dann das Wasser wieder aufgesaugt wird. Zusätzlich begünstigt wird dieser Vorgang an Kanten von Oberflächen durch die sogenannte" Kantenflucht" des Lackes, ein Effekt der Oberflächenspanung des noch flüssigen Lackes. Lange Schreibe, kurzer Sinn - Du musst eine nitrounlösliche Sperrschicht aufbringen, 2K Epoxid-, Polyester- oder Purlack.
.....oder einfach nicht naßschleifen, wozu gibt es micro mesh? ;)

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Re: Lackrisse durch Nassschliff ?

#6

Beitrag von taxman » 17.07.2010, 11:50

Erstmal danke für eure Antworten. Das Nitrolack diese Kappilarwirkung hat wußte ich nicht, interessant.
Übrigens geht es um den Endschliff, nicht Zwischenschliff. Die Lackschicht sollte also stark genug sein, aber natürlich haben die Mechaniklöcher nicht so viel abbekommen.

War dein Micromesh Vorschlag ernst gemeint? Das habe ich bis jetzt nur nass benutzt.
Ich werde vorsorglich bei den nächsten Projekten solche Risikobereiche vorsichtiger bearbeiten, es ist sehr frustrierent, wenn eine schöne Lackierung dann schon vor der Vollendung in die "Selbstzerstörung" geht ;)

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Re: Lackrisse durch Nassschliff ?

#7

Beitrag von Stef » 17.07.2010, 15:50

Pinsel doch einfach ne dünne Lackschicht in die Mechaniklöcher rein, bevor du das nächste mal schleifst. Das versiegelt das Holz in den Löchern und es kann kein Schleifwasser mehr aufsaugen.
Naja und zu Guter letzt: Die Mechaniken decken ja auch nen Teil der Lochumgebung ab. Die Chance ist also groß, dass die Risse von den Mechaniken verdeckt werden. Falls sie mit der Zeit wachsen sollten: Es gibt Leute, die würden sonst was dafür geben, wenn ihr Lack an diesen Stellen "altersbedingt" reisst ;-)
Kopf hoch, das kriegst schon in Griff und klingen tut sie bestimmt geil :)
"Some guitars died in the making of this but...they were obviously no good." J. Homme, Them Crooked Vultures

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Re: Lackrisse durch Nassschliff ?

#8

Beitrag von taxman » 18.07.2010, 00:02

Gegen Risse nach 10 bis 20 Jahren habe ich nichts, bevor das Instrument fertig gestellt ist, sind sie mir zuwider ;)

Abgedeckt werden die Risse nicht, sie tauchen nämlich auf der Oberseite auf, die Führungshülse ist dafür zu klein. Außerdem denke ich, daß die Hülsen die Risse eher vergrößern würden, schließlich bauen die ja eine Menge Spannung auf.
Ich werde vorsorglich alles "zulackieren", vorsichtshalber aber auch nur trocken schleifen. Habe in Gil Yarons LP-Baubericht auch vorhin gelesen, daß er nur bis 500er Körnung trocken schleift und dann von Hand poliert. Wenn das Ergebnis so aussieht wie bei ihm, ok. Damit wäre ich hoch zufrieden.

Na ja, immer wenn ich denke es wird besser mit dem Gitarrenbau, dann kommt die nächste Überaschung. Man lernt halt nie aus :roll:

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Re: Lackrisse durch Nassschliff ?

#9

Beitrag von taxman » 24.07.2010, 11:47

Gerade habe ich mir eine Factory Tour von PRS bei Youtube angesehen, es gab einen interessanten Trick zum Naßschliff.
Bei PRS werden alle Löcher mit Wachs behandelt, dann folgt erst der Naßschliff, es wurde genau auf "mein" Problem hingewiesen, das einziehen des Wassers in das Holz.
Ich werde es an der aktuellen Gitarre nicht testen, da ich da jetzt durch mehrere Neulackierungen der Kopfplatte kein Risiko mehr eingehen will. Aber ich werde mir bei Zeiten mal zwei Probestücke anfertigen, mit einigen Löchern. Dann kann ich mal einen praktischen Direktvergleich machen.

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Re: Lackrisse durch Nassschliff ?

#10

Beitrag von capricky » 24.07.2010, 14:56

taxman hat geschrieben:Gerade habe ich mir eine Factory Tour von PRS bei Youtube angesehen, es gab einen interessanten Trick zum Naßschliff.
Bei PRS werden alle Löcher mit Wachs behandelt, dann folgt erst der Naßschliff, es wurde genau auf "mein" Problem hingewiesen, das einziehen des Wassers in das Holz.
Ich werde es an der aktuellen Gitarre nicht testen, da ich da jetzt durch mehrere Neulackierungen der Kopfplatte kein Risiko mehr eingehen will. Aber ich werde mir bei Zeiten mal zwei Probestücke anfertigen, mit einigen Löchern. Dann kann ich mal einen praktischen Direktvergleich machen.
Das kann sich dann aber nur auf den Endschliff beziehen, denn wenn bei eventuellem Zwischenschliff bereits Wachs in den Bohrungen wäre, ließe sich nicht verhindern, daß Wachs auf die angeschliffenen Lackoberfläche kommt. Beim erneuten Lack auftragen gibt es dann aber erst recht "Probleme".

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Re: Lackrisse durch Nassschliff ?

#11

Beitrag von elektrojohn » 24.07.2010, 15:27

Kann man das Eindringen von Wasser beim Zwischenschliff nicht einfach dadurch verhindern, dass man beim Grundieren darauf achtet, dass auch die Innenseite der Bohrungen ausreichend Lack abbekommen? Meine Erfahrungen sind zwar noch begrenzt aber zumindest mit Wasser, das ins Holz einzieht hatte ich noch keine Probleme. Der einzige Nachteil des Verfahrens ist vielleicht, dass man die Löcher vor der Montage der Mechniken noch etwas ausreiben muss, weil sie evtl. zu eng geworden sind.

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Re: Lackrisse durch Nassschliff ?

#12

Beitrag von capricky » 24.07.2010, 16:09

elektrojohn hat geschrieben:Kann man das Eindringen von Wasser beim Zwischenschliff nicht einfach dadurch verhindern, dass man beim Grundieren darauf achtet, dass auch die Innenseite der Bohrungen ausreichend Lack abbekommen?
Aber gewiß, denn das hier geschilderte Problem ist ja für mich auch ein Beleg dafür, daß die Technik des lackierens und schleifens noch nicht wirklich beherrscht wird. Das heißt - musste denn wirklich schon zwischengeschliffen werden? -war die Lackschicht ausreichend dick? - warum wurde überhaupt in der Nähe der Mechanikenlöscher naß geschliffen? - wurde ein Schleifklotz benutzt?
Ich habe diese Probleme nicht, weil ich Hälse auch nicht naß schleife. Wenn man es aber nicht lassen will, dann würde ich empfehlen Löcher (Mechaniken, Buchsen, Pickuard- und Halsschrauben usw) mit einem 2K "Zeugs" zu versiegeln, auf keinen Fall Wachs.

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Re: Lackrisse durch Nassschliff ?

#13

Beitrag von taxman » 25.07.2010, 00:01

Natürlich bin ich kein gelernter Lackierer. Es handelte sich um den Endschliff, beim Zwischenschliff ist Naßschleifen bei mir nicht angesagt. Es waren auch genug Lackschichten drauf, soviel zu meiner Lackierung. Die Bohrlöcher waren anscheinend nicht komplett vom Lack bedeckt, irgendwo gab es da wohl "Undichtigkeiten". Ob es bei einer normalen Flächenlackierung überhaupt möglich ist ein Bohrloch 100% mit Lack zu versiegeln zweifel ich jetzt einfach mal an, jedenfalls bei kleinen Löchern, z.B. 5mm Durchmesser, 3 cm tief.
Ich habe jedenfalls draus gelernt und werde solche Regionen in Zukunft trocken schleifen.

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