Nitro-Schnellschliffgrund auf Nitro-Lack?

wie und womit erreiche ich das gewünschten Finish?
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kehrdesign
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Re: Nitro-Schnellschliffgrund auf Nitro-Lack?

#6

Beitrag von kehrdesign » 09.12.2015, 01:11

... und weiter Schichten mit Nitro auftragen...mal sehen, wie viele es noch braucht. ...
Ich weiß nicht, wie oft ich's schon hier gepostet habe, dann halt nochmal:

Auf meiner #3 Evo (Nussbaum-Body) sind 14 bis 16 Schichten NC-Lack. Das hat zugunsten erheblicher Trockenzeiten über ein halbes Jahr gedauert bis zur abschließenden Highgloss-Politur. Nach einem Vierteljahr später war das Porenbild bereits wieder sichtbar. Heute nach einigen Jahren ist das Porenbild in Vollendung auf der spiegelblanken Oberfläche abgebildet.

Mein bisher letztes, mit NC lackiertes Projekt (ebenfalls mit Nussbaum-Rücken) ist mit sog. Leimtränke gefüllt, mit 2 Schichten SSG und um die 5 Schichten Lack und ebenfalls Hochglanzpolitur gefinisht. Da ist jetzt nach ca. zwei Jahren keine Pore zu sehen.

Meine derzeit favorisierte Füllmethode ist Schellack und Bimsmehl, was sich sehr gut verarbeiten lässt, sehr gut die Maserung hervorbringt und für mich den bisher vorteilhaftesten Füllgrund darstellt, sowohl für NC- als auch für 2K-Lack. Es gibt natürlich noch andere dafür brauchbare Grundierungs-/Füllmaterialien, die alle gegenüber Nitro nicht oder schwer löslich sind (Der Leo hat das übrigens ebenso gemacht.)

Michael, wenn Du kein extrem porenfreies Holz zu lackieren hast und die Hochglanzpolitur dauerhaft porenfrei bleiben soll, ist das nach meiner Erfahrung keine Frage der Schichtdicke sondern eine Frage der Grundierung/Füllung. Das hieße die bisherigen Lack- und SSG-Schichten abzutragen und zunächst ordentlich zu grundieren bzw. zu füllen. Bei oben erwähnter #3 hatte ich auch schon mal 12 Schichten (aus anderen Gründen) entfernt; nach ca. 3 Stunden, einem knappen Liter Aceton und einem Stapel Putzlappen war das erledigt.

Und ja, Du bist wahrlich nicht der einzige, der (anscheinend zwanghaft) diese Erfahrung (aus welchem Grund auch immer) unbedingt erst selber machen muss.

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Re: Nitro-Schnellschliffgrund auf Nitro-Lack?

#7

Beitrag von capricky » 09.12.2015, 11:24

Es ist doch ganz einfach, von Fender lernen heißt siegen lernen. Die frühen Instrumente - Tele, Strat, Preci Bass waren alle nitrolackiert. In einer industriellen Massenproduktion am Fleißband kann man es sich nicht leisten, monatelang auf die Trocknung lackierter Instrumente zu warten, schon aus Gründen der Lagerkapazität, der damit verbundenen Kosten und des gebundenen Kapitals in den Bodys. Es musste also schneller gehen, so wie in der Autoindustrie, Leo verwendete ja auch die gleichen Lacke. Nun ist Karosserieblech lösemiteldicht, Holz aber ein Schwamm, der Lösemittel lange speichert, was lange Trockenzeiten bedeutete. Die Problemlösung war das Holz lösemitteldicht zu versiegeln. Das bekannteste Mittel war "Full-o- Plast" /Fullerplast, ein 2K Kunststoff, sehr wahrscheinlich Polyester, ein weit verbreiteter Beschichtungsstoff in der Möbelindustrie (die hat auch keine Zeit hatte, lange auf die Lacktrocknung zu warten). Das Geheimnis ist also - unter allen porenfreien Nitro- oder Acryllackierungen (letztere hat Fender auch verwendet) ist eine 2K Grundierung.
Heutzutage gibt es ein großes Angebot an 2K Lacken, die als Grundierungen geeignet sind, da ist an erster Stelle Purlack zu nennen, gibt es auch schon als 1K Lack, der mit der Luftfeuchte reagiert. Epoxydharzlacke (Yachtlacke) sind ebenfalls geeignet. Polyesterlacke (Gelcoats) sind leider nicht sehr heimanwender- und handwerkertauglich.

Und nun zieht eure Schlüsse aus dieser "kurzen" Erzählung! ;)

capricky

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Re: Nitro-Schnellschliffgrund auf Nitro-Lack?

#8

Beitrag von MiLe » 11.12.2015, 19:13

capricky hat geschrieben:Und nun zieht eure Schlüsse aus dieser "kurzen" Erzählung! ;) capricky
Ist doch logisch: Nicht der Nitrolack an sich ist für den besonderen Sound verantwortlich, sondern die vorherige Versiegelung des Schwamms - oder aber beides zusammen. Pickups und Grundkonstruktion sind eh überbewertet (whistle) (duckundwech) :D
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Nitro-Schnellschliffgrund auf Nitro-Lack?

#9

Beitrag von MiLe » 23.12.2015, 21:32

OK, mit meiner letzten Antwort lag ich wohl falsch - anders ist das eisige Schweigen ja nicht zu erklären ;)
Zwischenstand: Die letzten Erläuterungen waren zwar sehr erhellend, für mich aber leider nicht mehr durchführbar: Noch einen Schliff hätte das ohnehin schon papierdünne Furnier nicht mehr überlebt.
Mittlerweile hängt der Body seit gut 3 Wochen im Heizungskeller und wird da auch noch 2 weitere Wochen überwintern. Bis jetzt sieht das Ganze schon gan z passabel aus. Mit etwas Glück folgt in 1 Wochen ein Zwischenschliff und eine letzte Schicht, dann nach abermaliger Trockenzeit ein Feinstschliff und die Politur. Da das Holz ja dan ganz gut versiegelt sein sollte und kein Lösungsmittel mehr saugen sollte, muss ich dann vielleicht nicht mehr ganz so lange warten?
Nachdem ich ja Anfangs mit dem Burst reichlich Probleme hatte (die erste Dose Zweihorn war so zart getönt, daß sie für's burst unbrauchbar war, mit der zweiten hats dagegen sehr gut funktioniert), bin ich mit der Farbgebung mittlerweile total glücklich. Deswegen soll das gute Stück auch am Ende glänzen, aber wie gesagt, für die von Anfang an korrekten Wege ist einfach nicht mehr das Material auf der Gitte.
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Nitro-Schnellschliffgrund auf Nitro-Lack?

#10

Beitrag von Meik » 06.01.2016, 18:42

kehrdesign hat geschrieben:

Und ja, Du bist wahrlich nicht der einzige, der (anscheinend zwanghaft) diese Erfahrung (aus welchem Grund auch immer) unbedingt erst selber machen muss.
Ich fürchte das liegt einfach daran, daß einem immer suggeriert wird das nur Nitrolack "original" und gut ist.

Das der ganze Aufbau nicht so easy ist, überließt man als Anfänger mal (ist ja auch oft alles Neu).
ch nehme mich da gar nicht aus, bei mir war es genau wie von dir beschrieben.

Ich brauchte das scheinbar auch :oops:

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