Zwetschge

Diskussionen über Hölzer für den Bau von Instrumenten
Herkunft, Trocknung, Lagerung und Eigenschaften

Moderator: jhg

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Diego Dee
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Zwetschge

#1

Beitrag von Diego Dee » 20.12.2020, 17:06

Ich habe gestern und vorgestern ne kleine Fahrt auf mich genommen und diese schönen Zwetschgenstämme ergattern können.

Mal ein Fall wo ebay Kleinanzeigen funktioniert hat :)

Der vorne links/an der Wand) misst ca. 23cm im Durchmesser und ca. 80cm lang.Er hat an einer Stirnseite nen weichen Kern.
Dürfte aber ein paar ordentliche Griffbretter und evtl. einige hübsche Einlagen ergeben.

Die 3 dickeren (sind aus dem Schwarzwald) haben Durchmesser von 25-31cm und sind knapp 1Meter lang.
Mal schauen ob ich aus dem dicksten ein paar Bodenhälften (oder wenigstens schöne Bodendrittel) rausbekomme.
Aus den anderen müssten ein paar Zargen zu machen sein.
Diese 3 sind oben und unten durch und durch kompakt.
Ich hoffe das sieht im Inneren auch so aus.

Einer der 3 sieht von außen etwas drehwüchsig aus.
Hat hier jemand Erfahrung wie man sowas am besten verarbeitet?
Wäre es evtl. sinnvoll den Stamm zu spalten damit man besser im natürlichen Faserverlauf bleibt und dann erst aufzusägen?
DSCF5737.jpeg
DSCF5738.jpeg
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Re: Zwetschge

#2

Beitrag von Janis » 20.12.2020, 18:17

Hey Diego,

wenn ein Stück drehwüchsig ist, würde ich des nicht verwenden um ein
Griffbrett oder Boden daraus zu machen!
Ansonsten ist Zwetschge ein schönes Holz! Man vertut sich jedoch schnell,
was Maße angeht.

Der Splint muss weg und der Kern auch.

Hier ein Steckbrief des Holzes:
IMG_2117.JPG
Falls du jetzt vorhast, die Stämme so zu sägen:
IMG_2120.JPG
um möglichst große Bretter zu bekommen, sind da viele liegende Ringe dabei und
die Gefahr des Verwerfen steigt.

Hier sieht man wie es möglichst viele Stehende Ringe ergibt:
IMG_2118.JPG
Da hast du dann ohne Kern und Splint aber wahrscheinlich nur
noch ein Drittel des Stammdurchmessers pro Brett übrig.
Für schöne Griffbretter wird's aber reichen.


Bild-Quelle: Spannagel, Der Möbelbau.
Viele Grüße,
Jan

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Re: Zwetschge

#3

Beitrag von Simon » 20.12.2020, 19:14

Schönes Holz! Glückwunsch, das sieht super aus!
Den Splint solltest bei Zwetschge nicht wegsägen, der kann optisch sehr ansprechend sein, speziell wenn du Böden daraus sägen willst. Davon hab ich auch noch ein paar, die ich irgendwann verbauen sollte :D
Ich habe die Stämme damals in 3cm dicke Bretter gesägt, die Rinde entfernt, die Enden versiegelt und dann an einem kühlen, trockenen, lichtgeschützten Platz im Freien 4 Jahre trocknen lassen; nun wurden sie gehobelt und in der Werkstatt gelagert.
Bei Interesse kann ich gerne Bilder von meinem Holz nachliefern.....

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Diego Dee
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Re: Zwetschge

#4

Beitrag von Diego Dee » 20.12.2020, 22:03

Simon hat geschrieben:
20.12.2020, 19:14
Bei Interesse kann ich gerne Bilder von meinem Holz nachliefern.....
Interesse!!!!


@ Janis

vielen Dank für die Zeichnungen 👍
Das vierteln wie auf Abb. 41 werde ich wohl anstreben, im englischen sagen die glaub ich "quartersawn" dazu.

In dem Text von deinem ersten Foto steht unten, daß die Zwetschgenbäume im süd/östlichen. Donauraum in Form
ganzer Wälder vorkommt! WOW! Hat das mal jemand gesehen?

Der Kern muss weg ist schon klar, aber ob ich die Splintanteile entferne lass ich noch offen.
Ich habe erst vor 3 Wochen von einem Bekannten 2 dicke Äste aus Zwetschge geschenkt bekommen.
Leider war einer minimal angestockt weil er einige Zeit in der Wiese gelegen hat, darauf hin hab ich ihm noch einen Ast direkt vom Baum abgequatscht und sofort aufgesägt, der war dann auch ziemlich clean.
Aber: am Übergang zum Splint sind bei beiden Aststücken super schöne rosa gesprenkelte Übergangsbereiche, das hat mich umgehauen!
Teilweise sieht es fast aus wie Bahia Rosenholz!
Absolut pornös!
Dabei habe ich ehrlich gesagt Blut geleckt.

Leider bekommt man bei der Suche nach einheimischen Hölzern meistens Kontakt mit der Brennholzfraktion oder eine halbe Stufe darüber:
erst Brennholzmässig zusammensägen und spalten (!) und dann doch auf den Trichter kommen und die Spaltlinge kurz vor dem verfeuern noch schnell als "Drechselholz" oder als "Messergriffrohlinge" feilbieten (und teures Geld dafür haben wollen....nee,nee)
Ich habe hier wirklich Glück gehabt, daß ich 2 mal unabhängig voneinander eine vernünftige Länge ergattern konnte (dance a)

Anchorseal hab ich rechtzeitig bestellt und genügend davon vorrätig.

Einen Boden als 2-Teiler aus Zwetschge zu bekommen ist relativ schwierig, ich denke eher daß man mit 3-Teiligen Böden rechnen müsste oder sollte.
Wie seht ihr das?
Gibt es Möglichkeiten an entsprechend große Bodenbretter ranzukommen?

Immerhin sagt man Zwetschge nach, daß es klanglich nahe bei Rio Palisander liegt.
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Re: Zwetschge

#5

Beitrag von MusikMaxx » 20.12.2020, 23:13

Servus Diego,

kann Dich gut verstehen, mich hat die Zwetschge auch von Anfang an fasziniert :D . Ich hatte das Glück von einem Kollegen einen Baum als "Brennholz" zu bekommen und hab mir ein 1m langes Stück aufschneiden und lagern lassen (dance a) (Verwende ich auch bei meiner ersten in Eigenregie gebauten Gitarre):
20201012_154811.jpg
Hier hab ich Bretter mit ca. 40 bis 50 cm raus bekommen. Leider hab ich damals noch nicht mit Gitarrenbau gerechnet und die Bretter sind zu dünn für einen Body aufgeschnitten, Decke, Hals oder Griffbrett gehen einwandfrei.

Bei einem Holzhändler sollte man doch entsprechend grosse Bretter kriegen....
Wenn Interesse besteht, kann ich mal nachfragen wenn ich das nächste Mal dort bin.

Schönen 4. Advent Abend noch
Viele Grüsse

Martin

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Re: Zwetschge

#6

Beitrag von Burghard » 21.12.2020, 13:26

Hallo ,
ja, Zwetschge ist wirklich ein schönes Holz. Wenn es für eine Gitarre nicht reicht für
kann man statt dessen ein paar Ukulelen bauen.
Das Holz für kleine Torres unten kommt aus meinem Garten. Passend dazu habe ich den Hals aus Erle gemacht.
Gruß Burghard
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P1010002.JPG
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P1010004.JPG

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Re: Zwetschge

#7

Beitrag von penfield » 21.12.2020, 15:05

Die ist wirklich schön, sehr stimmig das Holz.
Aus eigenem Holz ist natürlich noch besser.
SGmaster, Peacemaster 3P90, Double neck fretless/fretted,
Quickbird, Basslownia, FrameBird, Violin Bass Bausatz, Mystery Guitar, Semmelblonden JMs, Les Paulownia. Hab ausgemistet und eine Flying V begonnen, die liegt jetzt aber auch schon länger...

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Re: Zwetschge

#8

Beitrag von Diego Dee » 21.12.2020, 16:26

Burghard hat geschrieben:
21.12.2020, 13:26
Hallo ,
ja, Zwetschge ist wirklich ein schönes Holz. Wenn es für eine Gitarre nicht reicht für
kann man statt dessen ein paar Ukulelen bauen.
Das Holz für kleine Torres unten kommt aus meinem Garten. Passend dazu habe ich den Hals aus Erle gemacht.
Gruß Burghard
Hier hast du dein Holz wirklich zu etwas schönem umgestaltet.
So hat das ganze auch noch einen höchst sentimentalen Zusatzwert.
Mir gefällt besonders, daß du die hellen Anteile beim Boden ein Stück weit beibehalten hast (clap3)
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Re: Zwetschge

#9

Beitrag von Diego Dee » 30.12.2020, 12:00

Gestern ein bisschen aufgesägt.

Bei so manchem Cut hat es mir fast die Sprache verschlagen, aber seht selbst:
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Re: Zwetschge

#10

Beitrag von jhg » 30.12.2020, 12:50

Frisch sieht das immer so schön aus! Leider oxidiert das mit der Zeit und verliert doch deutlich an Farbe ...

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