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Gekauftes Tonholz sinnvoll lagern

Verfasst: 04.04.2019, 11:06
von konsaw
Hallo zusammen,

ich habe jetzt schon ein paar mal gelesen dass sich Tonholz durch falsche Lagerung verzogen hat. (Vielleicht habe ich es auch nur falsch interpretiert.

Daraus stellt sich mir die Frage: Wie lagere ich Tonholz wenn es schon fertig getrocknet ist.

Ich habe ein wenig gesucht aber irgendwie geht es immer um den Prozess vom nassen Holz bist zur Trocknung so dass man es verarbeiten kann.
Wenn ich diesen schon verarbeitbare Holz sammeln und eine weile auf "Vorrat" lagern möchte?
Worauf muss ich dann achten?

Momentan habe ich etwas Holz in meiner Werkstatt liegen. Über Winter war es immer sehr kühl da drin und teilweise 70% Feuchtigkeit im Raum. :oops: Im Sommer kann es da drin sehr schwül werden.... daher muss wohl eine andere Lager Stelle her.
Wir haben ein Heizraum.... da ist es immer warm drin. (müsste mal die Temperatur und feuchte messen). Dann noch ein alten Tankraum der zwischenzeitlich keine Tanks mehr hat und gefühlt immer gleich warm ist. Diese beiden Räume stehen also zur Verfügung wo auch die Waschküche kein Einfluss auf die Feuchte hat (gute Türen).

Also noch mal zur eigentlichen Frage: Welche Temperatur und Feuchte macht für die dauerhafte Lagerung sinn?

Re: Gekauftes Tonholz sinnvoll lagern

Verfasst: 04.04.2019, 13:51
von Sven
Um Deine Tonholzvorräte zu lagern, solltest du einen Raum mit konstanter Luftfeuchtigkeit zwischen 40% und 50% haben. 70% Luftfeuchtigkeit schreit geradezu nach einem Luftentfeuchter. Den Heizungskeller würde ich ebenfalls nicht empfehlen, da die Luft in solchen Räumen sehr trocken werden kann.
Konstante Messung der Luftfeuchtigkeit sehe ich als Pflicht. Ich habe soger drei verschiedene Hygrometer, zum Vergleichen.
Meine Werkstatt liegt im Keller eines Altbaus. Dieser Raum ist/war ganzjährig sehr feucht, weswegen ich zwei Luftentfeucher darin stehen habe, die die Feuchtigkeit auf ca 50% halten.
Kauf dir einfach mal einen Sack voll Hygrometer und verteil sie auf die verschiedenen dir zur Verfügung stehenden Räume. Auch in der Wohnung, denn wenn die beste/konstanteste Luftfeuchtigkeit im Schlafzimmer ist, dann lagere Dein Holz eben dort.
In Deiner Werkstatt darf es aber ebenfalls nicht zu feucht/trocken sein! Was nützt dir optimal gelagertes Holz, wenn es nach einem Tag in der Werkstatt eine Dauerwelle bekommt?

Sven

P.S.: Übrigens, die meisten Hygrometer sind auf 20°C geeicht, das heißt, sie zeigen bei 20°C die "richtigste" Luftfeuchtigeit an.

Re: Gekauftes Tonholz sinnvoll lagern

Verfasst: 04.04.2019, 14:18
von KNGuitars
am besten eignen sich wohnräume zur holzlagerung, aber da haben meist die weiblichen mitbewohner etwas dagegen :lol:

luftentfeuchter schlucken auf dauer sehr viel strom, und vor allem bei niedrigen temperaturen haben sie einen sehr schlechten wirkungsgrad, irgendwas würd ich mir aber trotzdem bezüglich der luftfeuchtigkeit in der werkstatt überlegen, wie von sven schon gesagt, kann ein lagern für ein paar wochen wärend dem bau schon ausreichen um einen bananen-hals zu bekommen ... oder das holz jedes mal nach dem bearbeiten wieder in trockenes klima verfrachten.
vielleicht kannst ja die heizraum-tür offen lassen so dass sich die luftfeuchtikeiten ausgleichen, oder den raum heizen?

Re: Gekauftes Tonholz sinnvoll lagern

Verfasst: 05.04.2019, 07:08
von konsaw
Bringt das heizen allein etwas?
Der Heizraum ist zu klein (zw. 6 und 9qm), zu weit weg und der Keller groß.
Werde mal die einzelnen Räume auf Feuchtigkeit checken.

Meine aktuelle lösung:
Fenster schräg offen lassen.
Das hat die feuchte auf ca 50% gebracht.
Aber das kann ich nicht dauernd machen.
- Winter zu kalt
- Wind bläst dreck rein
- wenn es regnet wieder feuchte

Blödes Thema... hier kämpfen bestimmt viele mit dem Problem?!

Re: Gekauftes Tonholz sinnvoll lagern

Verfasst: 05.04.2019, 08:11
von ugrosche
Grundsätzlich kann warme Luft ja mehr Wasser aufnehmen als kalte. Daher bringt das Heizen alleine noch nicht so viel. Das Wasser im Raum ist dann erstmal nur in der Luft. Die Warme Luft mit hohem Wassergehalt muss dann "weg". Also im besten Fall lüften (möglcihst Durchzug), wenn es kühl und trocken draußen ist. Sonst kondensiert das Wasser schlimmstenfalls wieder beim Abkühlen auf dem schönen Tonholz.
Ich Trottel hatte den Keller früher auch immer an schönen warmen Sommertagen gelüftet und mir damit einen Bärendienst erwiesen. Hatten wir mal hier erörtert.

Re: Gekauftes Tonholz sinnvoll lagern

Verfasst: 08.04.2019, 07:04
von konsaw
Bei Kühle zu lüften klingt gut, aber im Sommer wird das problematisch wenn aus der Waschküche wieder die feuchte durch kommen will.
Ich habe mir jetzt mal ein Luftentfeuchter bestellt der sich abschaltet sobald die eingestellte feuchte erreicht ist.
Bedeutet dass die Tür der Werkstatt meist geschlossen sein muss. :-/

Re: Gekauftes Tonholz sinnvoll lagern

Verfasst: 08.04.2019, 11:05
von 100WChris
konsaw hat geschrieben:
08.04.2019, 07:04
Bedeutet dass die Tür der Werkstatt meist geschlossen sein muss. :-/
Es gibt Gitarrenbauer, die kleine Feuchtigkeits-regulierte Kammer/Abteile haben, zum Lagern und Zwischenlagern. Nur zum Bearbeiten wird das Holz rausgenommen und später wieder dort reingestellt. Vielleicht auch eine Option bei Dir?
Grüße
Chris

Re: Gekauftes Tonholz sinnvoll lagern

Verfasst: 08.04.2019, 23:29
von JürgenLut
Welche Lösung man auch wählt, wichtig ist die Luftfeuchtigkeit ständig zu prüfen und die Kunden entsprechend auszuwählen. Die Gitarre, deren Holz bei 75% Luftfeuchtigkeit gelagert und verbaut wurde, darf eben nur an Leuchtturmwärter vergeben werden.

Re: Gekauftes Tonholz sinnvoll lagern

Verfasst: 09.04.2019, 09:57
von capricky
ugrosche hat geschrieben:
05.04.2019, 08:11
Grundsätzlich kann warme Luft ja mehr Wasser aufnehmen als kalte. Daher bringt das Heizen alleine noch nicht so viel. Das Wasser im Raum ist dann erstmal nur in der Luft. Die Warme Luft mit hohem Wassergehalt muss dann "weg". Also im besten Fall lüften (möglcihst Durchzug)...
Das ist eine nicht ganz korrekte Interpretation.... das Heizen bringt schon was, denn die relative Luftfeuchte sinkt mit steigender Temperatur, das Heizen ist im Sommer allerdings unpraktikabel. Hier schlagen die Stunden des Luftentfeuchters. Ich betreibe in 15 Jahren jetzt den zweiten in einem Raum von etwa 25m³ und halte die rel. Luftfeuchte zwischen 45 und 50%. Stromkosten etwa 5 - 7€ monatlich. Ohne Entfeuchtung steigt die Luftfeuchte auf 65 - 70% bei ~20°C, das heißt für die Holzfeuchte etwa 12% - deutlich zu hoch. Bei Luftfeuchte 45 - 50% sind es dann 8% - deutlich besser. In alten Zeiten haben die Holzinstrumentenbauer ihr Holz vor der Verarbeitung zuletzt noch in die Nähe des Werkstattofens gebracht, so kamen die auf Holzfeuchten von 6%.

Unser Holz sollte möglichst hoch gelagert werden, unter der Werkstattdecke, dort ist die Luft immer am wärmsten und am trockensten.
Ich habe aus Platzgründen noch eine 2m lange Makoré Bohle hochkant zu stehen, oben hat die 8% und unten 10%.

capricky

Re: Gekauftes Tonholz sinnvoll lagern

Verfasst: 09.04.2019, 11:01
von konsaw
Danke für die Tips!
Versuche mal an unterschiedlichen "höhenpositionen" zu messen.

Re: Gekauftes Tonholz sinnvoll lagern

Verfasst: 29.04.2019, 13:54
von konsaw
Also, ich habe seit einer Weile den Luftentfeuchter laufen und die Werkstatttür geschlossen.
Jetzt habe ich eine Feuchte zw. 46 - 50%.
Passt doch so?
Sollte ich trotzdem immer wieder lüften oder ist das so ausreichend?

Re: Gekauftes Tonholz sinnvoll lagern

Verfasst: 29.04.2019, 15:00
von Gerhard
konsaw hat geschrieben:
29.04.2019, 13:54
Also, ich habe seit einer Weile den Luftentfeuchter laufen und die Werkstatttür geschlossen.
Jetzt habe ich eine Feuchte zw. 46 - 50%.
Passt doch so?
Sollte ich trotzdem immer wieder lüften oder ist das so ausreichend?
Das passt prinzipiell so, du solltest aber trotzdem ab und an mal lüften, damit die Luft ausgetauscht wird. Du willst ja keinen Schimmel an den Wänden!
Ich halte meine Werkstatt übrigens auf 40- 45%.

Re: Gekauftes Tonholz sinnvoll lagern

Verfasst: 29.04.2019, 19:32
von capricky
Bei 45 - 50% Luftfeuchte wächst kein Schimmel mehr.
Ab 60% schon und auf Werkzeugen bildet sich Rost.

Ich halte die Werkstatt zwischen 45 - 47%

capricky

Re: Gekauftes Tonholz sinnvoll lagern

Verfasst: 29.04.2019, 21:59
von Gerhard
capricky hat geschrieben:
29.04.2019, 19:32
Bei 45 - 50% Luftfeuchte wächst kein Schimmel mehr.
Ab 60% schon und auf Werkzeugen bildet sich Rost.
Ok, aber er will ja sicher nicht immer im eigenen Muff arbeiten :D

Re: Gekauftes Tonholz sinnvoll lagern

Verfasst: 30.04.2019, 00:26
von Sven
liz hat geschrieben:
29.04.2019, 15:00
Das passt prinzipiell so, du solltest aber trotzdem ab und an mal lüften, damit die Luft ausgetauscht wird.
[...]
Aber, aber...dann geht ja der ganze schöne Holzgeruch raus!

Ich habe bisher immer 50% als Empfehlung gehört. Warum gehst du bis auf 40% runter?


Sven

Re: Gekauftes Tonholz sinnvoll lagern

Verfasst: 30.04.2019, 07:36
von Gerhard
weils im Winter in beheizten Wohnräumen auch gerne mal unter 40% hat.

Re: Gekauftes Tonholz sinnvoll lagern

Verfasst: 30.04.2019, 10:19
von capricky
Sven2 hat geschrieben:
30.04.2019, 00:26
Ich habe bisher immer 50% als Empfehlung gehört. Warum gehst du bis auf 40% runter?
Je niedriger, desto besser!
Leider kommen immer mehr neue Gitarren und Bässe von den Herstellern, denen man deutlich anmerkt, wie bei der Holztrocknung gespart wurde, sprich - da wurde wohl Holz mit 8 - 10% verwendet und die Gitarren trocknen jetzt bei den Händlern.
Das bedeutet einen hohen und somit teuren Aufwand bei der Mängelbeseitigung (Bundkanten entgraten), der die Margen auffrisst.
Besonders auffällig sind nicht Instrumente aus Fernost, sondern eher aus Wildwest.

capricky

Re: Gekauftes Tonholz sinnvoll lagern

Verfasst: 30.04.2019, 10:40
von Gerhard
capricky hat geschrieben:
30.04.2019, 10:19

Leider kommen immer mehr neue Gitarren und Bässe von den Herstellern, denen man deutlich anmerkt, wie bei der Holztrocknung gespart wurde, sprich - da wurde wohl Holz mit 8 - 10% verwendet und die Gitarren trocknen jetzt bei den Händlern.
Das bedeutet einen hohen und somit teuren Aufwand bei der Mängelbeseitigung (Bundkanten entgraten), der die Margen auffrisst.
Besonders auffällig sind nicht Instrumente aus Fernost, sondern eher aus Wildwest.
Genau so beobachte ich das auch (sehr nervig!). Und nicht nur Gitarren aus Wildwest sind betroffen, sondern auch europäische.