Appropos "Design"

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Re: Appropos "Design"

#26

Beitrag von potomac » 24.04.2021, 17:28

Hallo Jan, ja ich denke heute noch genauso, eigentlich immer mehr. Nur ganz wenige neue Formen beeindrucken mich nachhaltig. Das liegt aber sicher zum größten Teil an mir, ich bin halt nicht mehr schnell zu beeindrucken und versuche Formen sofort zu analysieren. Sind sie ausgewogen harmonisch? Sind sie ergonomisch? Sind sie sinnvoll (z. B. Koffermaße)? Sind sie alltagstauglich, auch abseits der Bühne? Sind sie mir zu futuristisch? usw.

Gruß
Wolfgang
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Re: Appropos "Design"

#27

Beitrag von Yiti » 24.04.2021, 21:20

potomac hat geschrieben:
24.04.2021, 17:28
Hallo Jan, ja ich denke heute noch genauso, eigentlich immer mehr. Nur ganz wenige neue Formen beeindrucken mich nachhaltig. Das liegt aber sicher zum größten Teil an mir, ich bin halt nicht mehr schnell zu beeindrucken und versuche Formen sofort zu analysieren. Sind sie ausgewogen harmonisch? Sind sie ergonomisch? Sind sie sinnvoll (z. B. Koffermaße)? Sind sie alltagstauglich, auch abseits der Bühne? Sind sie mir zu futuristisch? usw.

Gruß
Wolfgang
Hallo Wolfgang,
Ich dachte schon, du würdest nicht darauf zurückkommen. Umso mehr freue ich mich über Deine Meinung. Das heißt für die Formen-Analytik:
> harmonisches Gleichgewicht
> Ergonomie
> Alltagstauglichkeit
> Gegenwart-Konformität
.... ich bin halt nicht mehr schnell zu beeindrucken und versuche Formen sofort zu analysieren.
Als ausgebildeter Labortechniker unterscheide ich sofort zwischen qualitativen und quantitativen Analysen. Also "was ist es" oder zusätzlich "wie viel davon ist es".
Ich denke, dass die Zeit gekommen ist, in der Formen immer kleinere Unterschiede in den Positionen vergleichbarer Konturpunkte aufweisen. Es gibt aber noch viele geeignete und bisher ungenutzte Details.
Ich hoffe nur, dass irgendein App nicht alles im Voraus findet und Designer überflüssig werden (think)
Gruß
Jan
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Re: Appropos "Design"

#28

Beitrag von atomicxmario » 24.04.2021, 21:40

Ja, mir geht es ähnlich, es gibt mehr oder weniger EINE klassische Gitarrengrundform, die hauptsächlich der Ergonomie folgt, angelehnt an die akustische Gitarrenform unterscheiden sich die Gitarren mehr in den Details... Cutaways, Größe, Formen, Shaping, Ausstattung usw...

Dann gibt es noch eine handvoll Formen, die zwar nicht so ergnomisch sind, an die wir uns aber im Laufe der Jahre gewöhnt haben - eine Flying V zum Beispiel.

Ich gewöhne mich aber auch an Formensprachen. Die Gitarren vom Urs (Saitenkraft) zB haben mir anfangs gar überhaupt nicht gefallen. Formtechnisch. Mittlerweile finde ich aber mehr und mehr gefallen dran. Als ich noch jünger war fand ich sogar die Telecaster furchtbar... mir gefallen mit der Zeit immer mehr Gitarren... sogar dem "Gartentisch" kann ich mittlerweile etwas abgewinnen. Hab sogar eine Explorer-Firebird-BMGArielle-Mischung entworfen und einen Prototypen gebaut... (mittlerweile mein Liebling)... Im Gegensatz dazu finde ich Dinge an der Strat die mir proportionstechnisch gar nicht mehr gefallen (früher das einzig wahre Gitarrendesign für mich).

Es gibt aber auch ein paar Neuerungen in Sachen Spieltechniken. Da bewegt sich im Moment sehr viel. Dieses auf dem Griffbrett Rumgeklopfe (Tapping), 7 oder 8 String-Instrumente für besonders dunkle Musik, Multiscale usw.. Diese neuen Spieltechniken stellen zum Teil neue Anforderungen an die Ergonomie... Gitarren die am Hintern eine Kuhle für den Schenkel haben zB... Handgelengauflagen oberhalb des Griffbretts (fürs Tapping) usw...
Es entwickeln sich also neue Formen, die auf uns klassische Gitarristen extravagant wirken (und v.a. auch ungewohnt)... allerdings den neuen Anforderungen gerechter werden als das Gewohnte...
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Re: Appropos "Design"

#29

Beitrag von kehrdesign » 24.04.2021, 22:17

Yiti hat geschrieben:
24.04.2021, 21:20
...
Ich hoffe nur, dass irgendein App nicht alles im Voraus findet und Designer überflüssig werden (think) ...
Ich fürchte, das erledigen weniger die Apps als vielmehr ambitionierte Marketing-"Experten" :roll: .
Apps fehlt nach heutigem Stand das schöpferische Element; die können nur auf Basis von Zufällen, Vorgaben bzw. Analysen vorliegender Muster arbeiten.

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Re: Appropos "Design"

#30

Beitrag von Titan-Jan » 11.05.2021, 16:18

Habe mir die Tage mal ein 2-Stunden Video bei Youtube gegönnt:
https://www.youtube.com/watch?v=GCSMHAE8Olw

Hat sich total gelohnt, fand ich.
Titel: Harvard Graduate School of Design | Guitar Design
A conversation about Guitar Design by the Harvard Graduate School of Design.
Featuring Michihiro Matsuda, Rachel Rosenkrantz, Ken Parker, Ulrich Teuffel, and Jamie Gale.
Host: Burton LeGeyt of the Harvard GSD
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Re: Appropos "Design"

#31

Beitrag von blackforest » 11.05.2021, 19:39

kehrdesign hat geschrieben:
24.04.2021, 22:17
Yiti hat geschrieben:
24.04.2021, 21:20
...
Ich hoffe nur, dass irgendein App nicht alles im Voraus findet und Designer überflüssig werden (think) ...
Ich fürchte, das erledigen weniger die Apps als vielmehr ambitionierte Marketing-"Experten" :roll: .
Apps fehlt nach heutigem Stand das schöpferische Element; die können nur auf Basis von Zufällen, Vorgaben bzw. Analysen vorliegender Muster arbeiten.
Ich glaube ja eher, dass es gar nicht allzulange gehen wird bis Künstliche Intelligenz auch im Bereich Design ordentlich mitmischen wird. Designer werden nicht überflüssig, aber ihre Rolle wird eine andere sein.
LG Uwe

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Re: Appropos "Design"

#32

Beitrag von DoppelM » 11.05.2021, 22:27

blackforest hat geschrieben:
11.05.2021, 19:39
kehrdesign hat geschrieben:
24.04.2021, 22:17

Ich fürchte, das erledigen weniger die Apps als vielmehr ambitionierte Marketing-"Experten" :roll: .
Apps fehlt nach heutigem Stand das schöpferische Element; die können nur auf Basis von Zufällen, Vorgaben bzw. Analysen vorliegender Muster arbeiten.
Ich glaube ja eher, dass es gar nicht allzulange gehen wird bis Künstliche Intelligenz auch im Bereich Design ordentlich mitmischen wird. Designer werden nicht überflüssig, aber ihre Rolle wird eine andere sein.
LG Uwe
Tut sie schon lange, zum Beispielen in Bereichen wie Flugzeugbau - optimierung von Lastaufnahme vs Gewicht. Würde ja auch bei Gitarren sinn machen.
https://www.bbc.com/future/article/2018 ... -are-built
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Re: Appropos "Design"

#33

Beitrag von kehrdesign » 11.05.2021, 23:48

DoppelM hat geschrieben:
11.05.2021, 22:27
blackforest hat geschrieben:
11.05.2021, 19:39
... dass es gar nicht allzulange gehen wird bis Künstliche Intelligenz auch im Bereich Design ordentlich mitmischen wird. ...
Tut sie schon lange, zum Beispielen in Bereichen wie Flugzeugbau - optimierung von Lastaufnahme vs Gewicht. ...
Der Begriff "Design" zeigt sich leider missverständlich, da darunter einerseits künstlerisch-gestalterische Disziplinen, als andererseits auch mechanisch-technisch optimierende, ja sogar konstruktive Disziplinen verstanden werden.

Erstere bedürfen schöpferischer, ästhetisch-künstlerischer Leistungen, die meines Wissens zum derzeitigen Stand der KI nicht annähernd automatisierbar sind.
Design im zweiteren Sinn ist selbstverständlich automatisierbar, da in Form von Algorithmen darstellbare, technisch-wissenschaftlich-gestalterische Vorgaben und Zusammenhänge als Grundlage dienen.
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Re: Appropos "Design"

#34

Beitrag von DoppelM » 12.05.2021, 07:19

Design ist ja ein Englisches Lehnwort, das aber im Deutschen von vielen wesentlich eingeschränkter verwendet wird als im Original. Es umfasst eigentlich jede Art von Gestaltung, auch jenseits von optischen/physischen/haptischen Elementen. In meinem Job merkt man das an Diziplinen wie „Service Design“ und „Design Thinking“, in meinem Studium gabs „ePedagogy Design“- das kann z.B. auch Prozesse beinhalten (z.b. wie ein Mobilfunkanbieter Beschwerden behandelt um den Frust zu reduzieren) oder die Fragestellung welche Medienformate genutzt werden um Information zu vermitteln.

Aber zurück zum physisch-gestalterischen: die Grenze zwischen „künstlerisch/schöpferisch“ und „mechanisch/konstruktiv“ ist da für mich sehr willkürlich. Das eine geht ohne das andere nicht - jenseits von Gemälden zumindest. Gitarren sind letztlich eine Variante von Industriedesign, die müssen physischen und funktionalen Anforderungen genügen. Eine Strandberg ist da zum Beipiel ein ziemlich reines „Form follows function“ Prinzip. Ob diese Problemstellung von nem Algorithmus oder nem Menschen gelöst wird find ich daher eine eher unerhebliche Unterscheidung - vor allem da bei den AI Designs ja Menschen die Vorgaben definieren und die vorgeschlagenen Lösungen kuratieren.
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Re: Appropos "Design"

#35

Beitrag von dantiel » 10.07.2021, 12:04

Design unterscheidet sich von Kunst dadurch funktional sein zu müssen, es gibt also eine externe Einschränkung der kreativen Freiheit.
ständig müssen beim designen dinge berechnet werden, meistens sind diese Rechnungen so einfach dass man sie mit Bleistift und papier oder nach Augenmaß tun kann. sind allerdings die Faktoren für eine Berechnung derart mannigfaltig dann wird es schwer diese Berechnungen überhaupt durchzuführen und wir können uns nur auf Erfahrung bzw. versuch und Irrtum stützen.. durch KI haben wir nun die Möglichkeit den der Berechnung zugrundeliegenden Algorithmus zu "designen" und so die Generationen an Erfahrung welche für die Lösung des problems nötig wären virtuell vorweg zu nehmen.
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Re: Appropos "Design"

#36

Beitrag von cisiamo » 10.07.2021, 21:56

Eine sehr interessante Diskussion. Ich denke vieles wurde hier schon gesagt aber ich habe auch gerade Lust meinen Senf dazu zu geben.

Mit gefällt der Vergleich mit dem Automobildesign. Hier gibt es, meiner Ansich nach, schon seit Jahren auch nur noch marginale Detailverbesserungen. Die Grundparameter sind gleich und dank Marktforschung traut sich kaum noch ein Hersteller, etwas wirklich spektakulär neues zu entwickeln. Selbst die E-Autos sehen fast genau so aus wie die mit Verbrennungsmotor obwohl das Design hier einige neue Freiheiten hätte.

Bei der E-Gitarre gibt es meiner Ansicht nach keine so grundlegend neuen Prinzipien. Die Parameter haben sich nicht wesentlich verändert. Detailverbesserungen sind möglich und oft auf die Hardware begrenzt. Und beim Klang wollen wir meist auch das, was wir kennen und lieben. Nicht umsonst gibt es einen großen Markt für Pickups die klingen sollen und wollen wie die alten. Wenn es dann noch extra auf abgenutzt getrimmt wird, fängt es für mich an albern zu werden.

Ich finde schon Gefallen an manchem neuen Design z.B. einige Modelle von Murray Kuun aus Südafrika. Es gibt auch aus Japan interessante Gitarrenbauer. Aber oft liegen die Designs die mir gefallen (Z.B.Nik Huber) nicht allzu weit entfernt von den Klassikern

Diese sind auch nicht umsonst fast alle in der Anfangszeit der E-Gitarre entstanden. Persönlich finde ich hier übrigens, dass Fender hier wesentlich weiter war als Gibson. Für mich hat er die neuen Möglichkeiten der elektrischen Tonabnahme konsequenter in neues Design umgesetzt. Gibson war doch wesentlich mehr der Tradition verhaftet. Die Tele, die ich früher nicht mochte, war schon ein komplett neues gradezu genial simples Instrument. Die Strat hat wesentliche Kinderkrankheiten ausgemerzt und steht geradzu ikonisch für die elektrische Gitarre. Das Fender kein Instrumentenbauer war hat hier sicher der Innovation auf die Sprünge geholfen und Design hat oft eben auch mit Innovation zu tun. (S. iPhone)

Extravagantes sagt mir eher selten zu. Gutes Design kommt für mich eher unaufgeregt daher. Es muss in sich schlüssig und harmonisch wirken, so als könnte es gar nicht anders sein. Und das zu erreichen ist oft schwerer als alles andere.

Ich persönlich mag daher auch nicht so sehr auffällige Hölzer, Bindings und viel Bling-Bling auch wenn es seine Berechtigung hat. Zumal die Gitarre aben auch eine repräsentative Funktion aud der Bühne hat. Vermutlich bin ich da aber doch eher dem "form follows function" verschrieben. Vielleicht kommt das noch aus meinem Architektur-Studium.
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Re: Appropos "Design"

#37

Beitrag von Drifter » 10.07.2021, 22:33

@cisiamo

Im Großen und Ganzen gebe ich Dir Recht, oder hätte bis vor einem halben Jahr die sogar uneingeschränkt Recht gegeben.

Aber dann kommen mit der Airroc und der Leftover zwei irre Gitarren daher, die, um Dich zu zitieren, so sind als könnten sie nicht anders sein. Und das macht einfach Spass!

Aber wie Du schon angedeutet hast: ich mag auch viel lieber eine Tele als einen Showstepper!

lG

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Re: Appropos "Design"

#38

Beitrag von cisiamo » 10.07.2021, 23:33

Drifter hat geschrieben:
10.07.2021, 22:33
@cisiamo
Aber dann kommen mit der Airroc und der Leftover zwei irre Gitarren daher, die, um Dich zu zitieren, so sind als könnten sie nicht anders sein. Und das macht einfach Spass!
Tatsächlich sind das zwei irre Instrumente, die viel Enthusiasmus und Innovationswillen demonstrieren. Da muss ich den Erbauern meinen Respekt zollen. Trotzdem ist für mich das Design nicht zwingend, manchmal zu manieristisch und detailverliebt. Das Zeug zu einem Klassiker häten sie für mich nicht. Aber das müssen sie ja auch nicht. Toll sind sie ja trotzdem.
Mich hat die Madl Fastback noch mehr abgeholt.
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Re: Appropos "Design"

#39

Beitrag von DoppelM » 11.07.2021, 00:30

cisiamo hat geschrieben:
10.07.2021, 21:56


Mit gefällt der Vergleich mit dem Automobildesign. Hier gibt es, meiner Ansich nach, schon seit Jahren auch nur noch marginale Detailverbesserungen. Die Grundparameter sind gleich und dank Marktforschung traut sich kaum noch ein Hersteller, etwas wirklich spektakulär neues zu entwickeln. Selbst die E-Autos sehen fast genau so aus wie die mit Verbrennungsmotor obwohl das Design hier einige neue Freiheiten hätte.
Also meine Kollegen und ich versauen sicher viele Kreative Werbe-Ideen weil der Auftraggeber sie auf Massentauglichkeit und Verständnis stricken will. Für die Gleichschaltung von Auto-Designs sind wir aber eher nicht verantwortlich, da sind cw Wert, Gleichteil / Plattformstrategien und im Fall "mehr Freiheiten bei e-Autos" der Bedarf einer Knautschzone ausschlaggebend.

Bei Gitarren ist da jenseits von Halsbreiten, Saitenzahlen und einer Gewissen Gleichteil-Konvention weit mehr Raum, aber wenn man Gitarrenhändler erzählen hört wie sie eine PRS mit wunderschön einzigartiger Ahorndecke ( in diesem Fall V-Förmiger Wurf in der Riegelung) nicht loswerden weil das Top nicht aussieht wie bei den anderen Katalogschönheiten, dürfte deine Analyse letztendlich stimmen: die Endkunden sind schuld.

Ich find ja Nick Paige ganz super und eigenständig.
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Re: Appropos "Design"

#40

Beitrag von cisiamo » 21.08.2021, 12:05

Habe gerade eine wirklich mal innovative Gitarre im Netz gesehen und wollte das hier teilen. Version Guitars aus Kassel. Modell Cosmo mit Body aus Blech und verschiebbaren Pickups die durch ihre Magnete am Blech haften:
https://versoinstruments.com/

Auf die Gefahr, dass ich übersehen habe, dass es schon jemand erwähnt hat.
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Re: Appropos "Design"

#41

Beitrag von capricky » 21.08.2021, 15:44

cisiamo hat geschrieben:
21.08.2021, 12:05
Habe gerade eine wirklich mal innovative Gitarre im Netz gesehen und wollte das hier teilen. Version Guitars aus Kassel. Modell Cosmo mit Body aus Blech und verschiebbaren Pickups die durch ihre Magnete am Blech haften:
https://versoinstruments.com/
Da steckt schon die eine oder andere gute Idee drin, aber linke Mechaniken auf der rechten Seite zu montieren, ist ein echter Designeranfängerfehler. Ihr wisst sicher auch warum!? 8)

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Re: Appropos "Design"

#42

Beitrag von cisiamo » 21.08.2021, 16:13

capricky hat geschrieben:
21.08.2021, 15:44
aber linke Mechaniken auf der echten Seite zu montieren, ist ein echter Designeranfängerfehler. Ihr wisst sicher auch warum!? 8)
Habe ich gar nicht bemerkt und jetzt noch nicht im Detail drüber nachgedacht. Vermutlich ist das mechanische Design der Mechaniken genau darauf ausgelgt, dass der Zug von einer Seite kommt? Die Drehrichtung fände ich jetzt nicht dramatisch. Klär uns doch mal auf.
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Re: Appropos "Design"

#43

Beitrag von cisiamo » 21.08.2021, 16:37

Ich zitiere mal von der Rockinger-Seite: "Montiert werden Mechaniken so, dass das Zahnrad bei aufgespannter Saite gegen die Schneckenwelle gedrückt wird (das ist so 'ne Art Hebelgesetz: oben zieht's und unten drückt's). " Das würde meine Vermutung bestätigen.
Vermutlich führt es nicht sofort zu Problemen, kann aber auf Dauer für die Stimmstabilität und Funktion schädlich sein.
Einfach mal ausprobieren. Wird schon gut werden.
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Re: Appropos "Design"

#44

Beitrag von potomac » 08.01.2022, 18:31

Oh! War lange nicht mehr hier im Forum und habe diese feine Diskussion verpasst, daum jetzt ein längerer Text.

Da ich mein Hobby nicht voll ausüben kann, mangels Werkstatt, befasse ich mich nun schon seit langer Zeit mit dem Entwurf einer eigenen Form und einer eigenen Konstruktion. Das wird auch noch mindestens bis Ende 2024 so bleiben. Dabei versuche ich die Grundsätze vom alten Leo zu beherzigen (preiswert und modular) und ein paar alte Ideen aus anderen Massenproduktionen, ebenfalls aus den 50ern, einfließen zu lassen. Die Nachhaltigeit (keine neuen Tropenhölzer) ist auch ein Ziel. Dabei versuche ich eine Korpusform und -größe für möglichst verschiedene Mensurlängen, zwischen 24 bis 30 Zoll, für Bässe und Gitarren, zu finden. Das alles leicht aber nicht kopflastig und semi-akustisch, also eher für Jazz, Blues, Country und Rock'n'Roll. Da kommt man nicht nur mit speziell designten Formen ans Ziel, sondern man muss auch über Materialien, Statik und ungewöhnliche Hardware nachdenken. Das Ziel ist, beim Material um die 200 Euro zu bleiben und bei der Herstellung aller Modelle die selben Jigs und Schablonen für die Variationen verwenden zu können, wo immer das möglich ist. Der Arbeits-, Werkzeug- und Materialaufwand soll wirtschaftlich bleiben, auch wenn man das Instrument theoretisch deutlich unter 1000 Euro verkaufen würde. Natürlich ohne Qualitätseinbußen.

Ich schreibe das hier, weil das genau beschreibt was Design, im englischen Sprachraum, wirklich ist. Nicht nur eine Form die gefällt, sondern auch die Integration von Vorgaben, ob sie nun stilistischer, wirtschaftlicher oder/und technischer Natur sind. In langen Stunden habe ich gemerkt, dass sich meine Vorgaben mit eher unspektakulären Formen umsetzen lassen. Klar wird man sehen, dass es sich nicht um eine LP, Strat oder Tele handelt, aber weit weg davon wird es auch nicht sein.

Der Amateur im besten Sinne, kann sich natürlich leichtere Vorgaben setzen und hat dann beim Design mehr Freiheiten. Der Durchschnittsprofi wird aber irgendwann wirtschaftlich, für einen Markt, bauen müssen, da werden ihm die Grenzen aufgezeigt werden, er muss seine Niesche finden.

Ich habe zwar keine Profi-Ambitionen, aber die Aufgabenstellung faziniert mich, darum schränke ich mich mit diesen Zielen bewusst ein. Ich will sehen, ob das für mich machbar ist, ...mit oder durch gutes Design. Irgendeine Herausforderung muss man ja haben, in der werkstattlosen Zeit ;) wenn ich dann wieder in Deutschland bin werden die Ideen umgesetzt.
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Re: Appropos "Design"

#45

Beitrag von Arsen » 09.01.2022, 16:33

Hallo Wolfgang, schön dich mal wieder hier zu sehen!
Bin gespannt auf 2025 :)
Gruß, Arsen

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Re: Appropos "Design"

#46

Beitrag von kehrdesign » 09.01.2022, 19:29

Hallo Wolfgang,
dir sind doch sicher die folgenden Modelle nicht ganz unbekannt.
Migma-Gitarre (Foto aus guitar-letter.de)
Migma-Gitarre (Foto aus guitar-letter.de)
Migma-Bass (Foto aus eBay-Kleinanzeigen)
Migma-Bass (Foto aus eBay-Kleinanzeigen)
Migma-Bass (Foto aus eBay-Kleinanzeigen)
Migma-Bass (Foto aus eBay-Kleinanzeigen)
Migma-B2.jpg (9.86 KiB) 4521 mal betrachtet
Diese Bässe und Gitarren haben identische Korpusformen. Selbst die hauptsächlichen Fräsungen sind identisch. Ich habe damals (Ende der 60er, Anfang 70er Jahre) problemlos Bass- und Gitarren-Hälse und -Korpora kombiniert, auch mit Teilen von Musima-Instrumenten (Elgita) hat das hinreichend funktioniert.

Sicher sind die genannten Instrumente nicht DER formgestalterische Wurf, sie zeigen aber, dass die gewünschte Kombinationsfähigkeit praktikabel ist und Ergonomie und Funktionalität trotz gewisser "Rustikalität" dabei nicht auf der Strecke bleiben müssen (es sei denn, man frickelt jenseits der 15. ... 16. Lage herum).

Vielleicht taugt dieser Beitrag als Ideen-Baustein um deinem Ziel näher zu kommen. Ansonsten wünsche ich dir neben allgemeinem Wohlbefinden viel Erfolg bei deinem Vorhaben.
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Re: Appropos "Design"

#47

Beitrag von the schweinhorn » 10.01.2022, 14:07

DER formgestalterische große Wurf ist sehr schwer definierbar, genau definierbar ist hingegen ein designerischer Absturz bzw. kompletter Griff ins Klo- als eins der Paradebeispiel mag hierfür das Kopfplattendesign von Warwick gelten: sieht aus wie ein mißratener Kuhfladen und hat auch beim besten Willen "no flow". btw.: Was sie sich bei der Formgebung des Corvette gedacht haben, wird mir auch auf ewig ein Rätsel bleiben, alleine der Dildo, der ein oberes Horn darstellen soll, gehört in meinen Augen als augenbeleidigend, obszön und unzumutbar verboten; und keine der Flowlines des Korpus matcht irgendeine der anderen. Das hat jetzt nix mit Ergonomie oder Qualität des Instruments zu tun- die ist meines Wissens sehr gut, was ich aber aus ästhetischen Gründen NIE werde überprüfen können- sondern lediglich mit einer ansprechenden Optik, die womöglich mit Schwung das Endprodukt "Musik" auch für die Augen durchaus ansprechend in Szene setzen könnte.

Es gibt auch durchaus gegenteilige Entwürfe, wie zb. das Yamaha-60s-Geschoß SGV, wo sogar der Unterschwung der Kopfplatte mit MEHREREN Flowlines des Body harmoniert bzw. diese fortsetzt- mehr zusammenhängende und over-all-harmonisierende "Wellen" kriegt man bei einer "Surfgitarre" beim besten Willen nicht unter, mein absoluter Respekt gilt hier dem Designer- aber die Gitarre eben rettungslos kopflastig ist. Der in sich stimmige Schwung der Bodylines gilt auch für das Schwestermodell SG-2C, wo die Kopflastigkeit vermieden, dafür aber die Unspielbarkeit im Sitzen eingebaut wurde. Auch Thunder- und Firebird sind absolut große Würfe, was ästhetische Gesetzmäßigkeiten angeht: Linien greifen sich gegenseitig auf und werden durch das Pickguard auch noch betont. Dietrich verstand was von seinem Job. Aber auch hier blieb die Ergonomie etwas unbeachtet.

Als Basser muß ich sagen, daß ich buchstäblich alles von Ritter, Marleaux, Fodera, Franz und wie sie alle heißen, zum Davonlaufen häßlich finde und auch absolut nix davon optisch zu irgendnem Musikstil paßt, den ich jemals in meinem Leben auf einer Bühne praktiziert habe und noch praktizieren werde. Ich spiele eigentlich auch schon immer ausschließlich in Bands, die NICHT in Jogginghosen, Flipflops und Kopfsocken/Baseballkappen o.ä. Verbrechen auf die Bühne geht, sondern wo sich jeder vorher stimmig stylt und da spelt man instrumentbezogen Klassiker oder sonstige optisch passenden Geräte. Wie schon erwähnt, da mag am Edelinstrument das Holz noch so schön, die Technik noch so exquisit und das Handwerk noch so perfekt sein, ich komm mit solchen Musikmöbeln nicht klar: ich bemühe mal an dieser Stelle ein altes musikalisches Zitat und beziehe es in diesem Fall auf die Optik: "It don't mean a thing if it ain't got that swing."

...aber ich will nicht nur motzen:
Es gibt neben den Klassikern von Gibsonfenderrickenbackergretschetcpp., die designmäßig ja schon durchaus ansprechend hübsche Standards gesetzt haben und größtenteils auch noch ergonomisch einigermaßen spielbar blieben, schon einige "Young Guns" die entwurfstechnisch gottseidank mal weitab davon ein par echte Schmuckstücke fabriziert haben, allen voran Backlund. (einfach mal "Backlund Guitars" bildergoogeln). Mag "retro" anmuten oder auch wirklich "retro" sein und auch nicht in jedem Fall top ergonomisch, aber der Mann hat das Thema "harmonisierende Linien" und "stilsicher stimmige Zutaten" mit jedem Detail komplett im Griff, da gibt es einfach mal keine 2 verschiedenen Meinungen zu.

Und nein, hier sind die Naturholzversionen weitaus langweiliger als die teils quietschbunten, diese Geschosse brauchen Farben.
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Re: Appropos "Design"

#48

Beitrag von Janis » 10.01.2022, 17:25

Naja, sone Aversion gegen Edel-Möbel-Gitarren und Bässe kann man auch unabhängig vom Aussehen haben.
Geschmäcker sind eben verschieden! Die genannten Ritter, Marleaux und Fodera sind reine Geschmacksache und im Vergleich
zu nem bodenständigen Preci sicherlich etwas dick aufgetragen.
Für mich aber tausendmal schöner als so manche 60er Verirrungen und 80/90er Neon-Bretter.
Und ja, Warwick ist tatsächlich speziell.
Und wenn wir über Design reden ist ja die Frage, ob es einfach der optische Ersteindruck, das Prinzip "form follows function" oder
Rams Ansatz "less but better" ist, der über gut und schlecht, ansehnlich und augenbeleidigend entscheidet.
Design ist sicherlich beides, die eigentliche Form und die Anmutung, ob einfach schwarz lackiert oder aus 30 verschiedenen
Wurzelhölzern und goldener Hardware zusammengebaut. Schönheit liegt dann im Auge des Betrachters und jeder kann mit
seinen Augen machen was er will, außer auf dem rechten blind sein :roll:
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Re: Appropos "Design"

#49

Beitrag von the schweinhorn » 11.01.2022, 06:59

Auf dem rechten Auge Blindheit vortäuschen, geht überhaupt nicht, das gilt es aufgrund historischer Vorkommnisse zu schärfen und zu trainieren, da geb ich dir vollumfänglich recht.

Trotzdem möcht ich dir in einer Sache dezent widersprechen: Es ist nicht alles Geschmackssache, es gibt einfach mal ein paar Fakten, die sowas wie Ästhetik und Zusammenpassen beeinflussen/definieren.

Nehmen wir doch zum Beispiel mal die Migma-geschichte von Kehrdesign ein paar Beiträge weiter oben unter die Lupe: An sich ein recht ansehnliches Instrument mit eher klassisch/biederer, aber doch solider Formgebung- wenn nicht dieses offensichtlich einem unter massivem Einfluß von "Blauem Würger" stehenden "Werksdesigner" restlos entgleiste Pickguard alles komplett zunichte machen würde; während es im Bereich der Bedienelemente noch halbwegs geht- hier harmoniert es wenigstens noch einigermaßen mit der Korpusform, auch weitergehend über die "Hüfte" nach vorn ist noch alles eitel Sonnenschein- ist es vorne im Bereich des unteren Cutaways einfach unverständlicherweise total plump fast schnugerade vom Halsfuß Richtung Unterkante abgehackt. wtf. soll das? Und im Bereich über den Pickups bis zum Ende Richtung oberes Horn ist einfach irgendne Form aufs Brett gekackt, die bei gedachter Weiterführung auch noch mit der Korpusform kollidiert, ja, sie gar zu durchbrechen droht. Sowas geht gar nicht und wenn jetzt wer daherkommt und sagt "Geschmackssache", dann hat derjenige einfach keinen Geschmack oder ästhetisches Empfinden- nicht weiter schlimm, aber dann möge sich derjenige dessen bewußt sein und zum Thema Ästhetik einfach schweigen: man muß nicht alles verstehen, man muß aber auch nicht zu allem ne Meinung haben, vor allem nicht zu Dingen, die sich einem nicht erschließen. (Bitte jetzt nicht mißverstehen, ich kritisiere jetzt nicht dich, sondern Leute, die so einen Bockmist entwerfen und ihn allen Ernstes als "gelungen" verkaufen- sowie die Narren, die das kaufen)
Ich persönlich finde auch die linealgerade Hinterkante eines Tele-Pickguards eine indiskutable Ideenlosigkeit, die lediglich durch die dezente Einsenkung von Bridgeplate und Bedienpanel einigermaßen, jedoch noch lange nicht akzeptabel aufgebrochen wird, aber was will man schon gegen einen Klassiker sagen...
Das Pickguard einer Strat hingegen ist ästhetisch ein Meisterwerk, genauso wie auch die von J- und P-Baß.

Unmöglich scheint es in den Augen der Öffentlichkeit ja immer erst dann zu werden, wenn ihre Prüderie/ sittlichen Grenzen gesprengt werden, wie z.B. beim Kühlergrill des Ford Edsel. Was hätten die Yankeepuritaner wohl damals zum Oberhorn eines Warwick Corvette gesagt?
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Re: Appropos "Design"

#50

Beitrag von darkforce » 11.01.2022, 08:57

the schweinhorn hat geschrieben:
11.01.2022, 06:59
Trotzdem möcht ich dir in einer Sache dezent widersprechen: Es ist nicht alles Geschmackssache, es gibt einfach mal ein paar Fakten, die sowas wie Ästhetik und Zusammenpassen beeinflussen/definieren.

[…]

Sowas geht gar nicht und wenn jetzt wer daherkommt und sagt "Geschmackssache", dann hat derjenige einfach keinen Geschmack oder ästhetisches Empfinden- nicht weiter schlimm, aber dann möge sich derjenige dessen bewußt sein und zum Thema Ästhetik einfach schweigen: man muß nicht alles verstehen, man muß aber auch nicht zu allem ne Meinung haben, vor allem nicht zu Dingen, die sich einem nicht erschließen.
Nelson Goodman hätte dazu sicher ein paar Sachen zu sagen gehabt.

Verschiedenste Kunstperioden und Stilelemente unterschiedlicher Kulturen geben einen Hinweis, dass Design und Ästhetik nich so offensichtlich in gut/schlecht getrennt werden kann.

Deine Beispiele zeigen ja deutlich den Hang zu Stilelementen einer bestimmten Ära (völlig wertfrei gemeint). Wäre Ästhetik auf diesem Level objektiv, müssten wir weltweit und zu allen Zeiten eine entsprechende Konvergenz finden, was aber angesichts sich teilweise stark wiedersprechenden Designtheorien nicht der Fall zu sein scheint (die Frage, ob es eine darunterliegende objektive Ästhetik gibt bleibt hier aussen vor, auch wenn es gute Argumente dafür gibt. Wenn, dann sind sie auf jeden Fall subtiler als z.B. eine spezifische Formsprache).

Ich persönlich finde beispielsweise die angesprochene Yamaha SGV furchtbar und kann auch mit vielen der anderen Beispiele subjektiv überhaupt nichts anfangen. Vielleicht bedeutet das wirklich, dass ich "keinen Gechmack" habe :lol:. Eine alternative Theorie wäre, dass ich zu einer anderen Zeit, an einem anderen Ort mit einer anderen Designsprache sozialisiert wurde.

Ich hoffe, das kommt nicht als zu streitbar rüber. Falls ja, will ich versichern, dass es nicht so gemeint ist, sondern nur meine persönliche Meinung zur Subjektivität von Design/Ästhetik aufzeigen soll.

Viele Grüße
Johannes
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