Gibson L-1

Alles um einen alten Schatz aufzufrischen ... auch am Finish
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jhg
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Gibson L-1

#1

Beitrag von jhg » 11.07.2020, 00:42

Diese Woche landete eine Gibson L-1 Archtop von (angeblich) 1913 bei mir auf dem Tisch. Eine Fotorecherche im Netz legt zumindest nahe, dass die aus den 10er Jahren stammen könnte. Leider ist der Zettel innendrin mit einem Stück Kreppband überklebt und das lässt sich nicht mehr von dem originalen Zettel lösen.

Der Kollege hatte die sich für etwas über 2000€ gekauft und hat sie mir zur Begutachtung mal vorbeigebracht. An sich war alles in Ordnung bei dem Teil - leider zeigte sich bei näherer Betrachtung dass ca. 50% des Bodens ab war. Da es immer nur partiell war kam eigentlich nur in Frage den ganzen Boden abzunehmen und neu aufzuleimen. Also Boden runter und innen ein bisschen Staubgewischt. Ein paar kleinere Risse noch mit Patches versorgt. Interessant war, dass zwei große Risse auf der Decke nicht durch gingen - die sind wohl schon mal versorgt worden. Auf jeden Fall war die Decke stabil und die Balken noch super in Ordnung.

Den Boden habe ich mit Titebond Hideglue verleimt - was eigentlich ganz gut funktioniert hat. Jetzt die Frage an die Profis: Wie bekommt ihr es hin, dass Zarge und Boden bei so einer Reparatur 100% übereinstimmen? Der Zargenkranz verformt sich ja immer ein wenig und wenn man dann alles wieder zusammenleimt bleiben kleine Überstände. In weiten Teilen hat das gepasst, aber an einigen Stellen gab es eine kleine Kante.

Hier noch ein paar Bilder und ein kurzer Klangeindruck bevor sie wieder an den Besitzer zurück geht.
IMG_20200706_142134.jpg
IMG_20200710_144346.jpg
IMG_20200710_144353.jpg
IMG_20200710_230204.jpg
IMG_20200710_230217.jpg
IMG_20200710_230858.jpg

https://youtu.be/Nb7t6pz0IWQ

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Re: Gibson L-1

#2

Beitrag von Gerhard » 11.07.2020, 07:44

jhg hat geschrieben:
11.07.2020, 00:42
Wie bekommt ihr es hin, dass Zarge und Boden bei so einer Reparatur 100% übereinstimmen? Der Zargenkranz verformt sich ja immer ein wenig und wenn man dann alles wieder zusammenleimt bleiben kleine Überstände. In weiten Teilen hat das gepasst, aber an einigen Stellen gab es eine kleine Kante.
Schöne Gitarre! Ich hab schon mal eine L1 in echt gesehen, die sah dieser hier zumindest sehr ähnlich. Zu deiner Frage: Das geht eigentlich nur mit vier Händen. Man leimt etappenweise, einer richtet ein und der andere setzt die Zwingen an.

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Re: Gibson L-1

#3

Beitrag von jhg » 11.07.2020, 08:55

Das besondere Problem bei dieser Gitarre: das Schallloch ist so klein, da passen nur Kinderhände durch.

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Re: Gibson L-1

#4

Beitrag von Poldi » 11.07.2020, 11:00

Wow. Die hast du wieder richtig gut hinbekommen.

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Re: Gibson L-1

#5

Beitrag von Herr Dalbergia » 11.07.2020, 11:58

Cool
Hatte Ich auch mal eine
Kam nicht mit zurecht
Musste man sich auch voll anstrengen und spielen können. ....pfffffff

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Re: Gibson L-1

#6

Beitrag von jhg » 11.07.2020, 12:14

Ja, die Saitenlage war unfassbar hoch. Ich habe da bestimmt 4-5mm von dem Steg weggeschliffen, damit das überhaupt eine vernünftige Saitenlage gab. Allerdings ist auch der Hals mit seinem V-Profil was für richtige Männerhände :D

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Re: Gibson L-1

#7

Beitrag von DoppelM » 11.07.2020, 14:37

Wunderschön, glückwunsch zur Reparatur...
Was mich wundert ist, dass auf dem Zettel ja gar nix steht - da müsste doch eigentlich zumindest ein Teil der SN und er Style stehen?
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Re: Gibson L-1

#8

Beitrag von jhg » 11.07.2020, 17:36

Ja, wundert mich auch ein wenig. Scheint als hätten die das vergessen. Wobei der überklebte Teil lässt sich nicht mehr lesen.
Ich habe habe Fotos von einem gleichen Modell im Netz gefunden. Von der Historie und der Menge an Dreck im Innern passt das schon mit dem Baujahr. Was fehlt ist das Schlagbrett. Davon sind noch Spuren da, aber das Teil selber ist abhanden gekommen. Der Koffer schein auch original und so wie der stinkt, muss er auch 100 Jahre alt sein.

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Re: Gibson L-1

#9

Beitrag von capricky » 11.07.2020, 21:20

Um den Boden passgenau aufzuleimen, legst du den Boden am besten auf eine MDF Platte > 16mm, zeichnest den Umriss auf und sägst das so aus, dass der Boden genau in die so gewonnene "Leimschablone" passt. Klebeband als "Antileimhaftsperre" auflegen. Leim auf den Boden auftragen, in die Schablone legen, Zarge ebenfalls und dann pressen....

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