"Martinez" Les-Paul-Kopie

Alles um einen alten Schatz aufzufrischen ... auch am Finish
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schneemensch
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"Martinez" Les-Paul-Kopie

#1

Beitrag von schneemensch » 11.04.2019, 15:27

Hi zusammen,
bin neu hier, sowohl im Forum, als auch was die Thematik Instrumentenbau/Restaurierung betrifft und möchte euch hier mal mein "Projekt" vorstellen, zu dem ich mich über ein wenig Input freuen würde. Sollte ich den Thread im falschen Unterforum eröffnet haben, wäre es nett, wenn ihn ein Mod verschieben könnte.

Es handelt sich bei dem Gerät um eine Les-Paul-Kopie der Marke "Martinez", die mir persönlich zwar absolut nichts sagt, nach kurzer Recherche scheint es sich hier allerdings um die Hausmarke eines Instrumentenladens in Hannover (PPC Music) zu handeln, dort wird sie jedoch (zumindest online) nicht mehr angeboten. Baujahr dürfte schätzungsweise 2004/2005 sein.
Wie auf den Fotos zu erkennen hat das Ding einige Schrammen am Korpus, auch fehlen Teile wie die Spannstababdeckung und das Pickguard (letzteres würde ich, da ich einen "moderneren" Look anstrebe, allerdings auch weglassen).

Zur Geschichte des Instruments:

Diese Gitarre hat ein Kumpel und Gitarrist meiner ersten Band, zu dem ich leider keinen Kontakt mehr habe, vor fast 10 Jahren bei mir liegen lassen, da Sie in seinen Augen "kaputt" war und er kein Interesse daran hatte, sie wieder in Schuss zu kriegen. Ich habe damals mal die Abdeckungen etc. entfernt und festgestellt, dass die Klinkenbuchse sich gelöst hat, was einen Kabelbruch zur Folge hatte, was wiederum evtl. auch schon das ganze Problem sein dürfte. Weiter habe ich das allerdings auch nicht überprüft, da ich ohnehin eher Bassist bin und meine aktive Zeit kurz darauf endete.
Nachdem das Teil nun wie gesagt eine halbe Ewigkeit unnütz bei mir rumstand und mittlerweile 3 Umzüge mitgemacht hat, habe ich beschlossen, dass es nun endgültig in meinen Besitz übergegangen ist. Da ich momentan ohnehin auf der Suche nach einem neuen Heimwerkerprojekt bin, ist mir die Idee gekommen, das gute Stück nun von Grund auf neu aufzubauen (neues Finish, Mechaniken, Pickups, Verkabelung, sprich: alles, was nicht aus Holz ist, kommt raus).

Nun zunächst mal zu den grundlegenden Fragen, die sich durch die unbekannte Herkunft und schlechte Informationslage ergeben:
- Kennt jemand hier die Marke oder evtl sogar das Modell und kann mir sagen, ob ich hier potenziell etwas in den Händen halte, was ich besser nicht der Gefahr aussetze, durch meine Stümpferhaftigkeit ruiniert zu werden?
- Sollte es sich tatsächlich eher um ein Modell aus dem unteren Preissegment handeln, wovon ich ausgehe, mit was für einem Material habe ich es hier zu tun? Die Klampfe wiegt ca. 3,8kg, inwiefern mir das weiterhilft weiß ich aber momentan selbst nicht.

Der Plan:

Ich möchte, wie oben erwähnt, einen etwas modernen Look, also Pickguard weglassen, Pickups wahrscheinlich in Richtung EMG, alles metallische in schwarz. Beim Finish suche ich noch ein wenig Inspiration, zwar finde ich die Idee das Ding komplett schwarz zu halten cool, wenn ich mir allerdings schon die ganze Arbeit mache, sollte es vielleicht was ausgefalleneres sein, evtl mit sichtbarer Maserung. Würde ich aber davon abhängig machen, was mich unter dem alten Lack erwartet.

Die mechanischen Parts zu ersetzen sollte kein Problem darstellen (alte ab/neue dran), hier werde ich wahrscheinlich hauptsächlich Gibson-Bauteile verwenden. Pickups und Verdrahtung machen mir ebenfalls keine Bauchschmerzen, hier habe ich aus beruflichen Gründen genug Ahnung was Schaltungen und Lötverbindungen anbelangt.

Bei der Lackierung und den nötigen Vorarbeiten sieht die Sache schon anders aus. Grundsätzlich ist das Ding schon schwarz, was ich wie oben erwähnt okay fände, nur das Binding stört mich. Aufgrund der o.g. Schrammen muss ich jedoch wie es aussieht ohnehin alles abschleifen und neu lackieren, auch weil ich dann die Löcher verschließen kann, die noch vom Pickguard vorhanden sind.
Das Binding am Korpus würde ich also einfach überlackieren, hier habe ich jedoch Bedenken, dass der Lack nicht ordentlich hält, sich mit der Zeit löst, oder sogar das Binding angreift. Auch weiß ich nicht, ob ich am Hals, inbesondere am Übergang zum Griffbrett sauber genug arbeiten kann, zumal sich ausgerechnet dort schon einige Spalten gebildet haben.

Insofern liefe es darauf hinaus, dass ich zumindest das Binding am Hals/Griffbrett erneuere und dabei direkt mit schwarz arbeite. Wie auf den Fotos zu sehen befürchte ich allerdings dass ich dabei auch die Frets neu machen muss, oder kriegt man das auch ohne übermäßige Fummelei hin, drumherum zu arbeiten?

Soviel erst mal zu meinem Vorhaben, ich werde mich parallel hierzu natürlich auch weiter hier im Forum einlesen und hoffe, dass ich nicht komplett jämmerlich scheitern werde.

Gruß,

Ben
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Re: "Martinez" Les-Paul-Kopie

#2

Beitrag von Titan-Jan » 11.04.2019, 16:31

Also... bis auf die Kopfplatte finde ich die eigentlich ziemlich hübsch!!!

Wenn es meine wäre, würde ich überlegen, nur die Bodyrückseite und die Zargen zu entlacken und zu ölen, das gäbe doch eine schöne "Blacktop"! Gerade mit dem Binding...! (ist natürlich Geschmackssache). Wenn du die PUs demontierst und die Abdeckungen auf der Rückseite öffnest, könnte man einen Eindruck bekommen, was für ein Holz drunter ist. Mahagoni ist gar nicht so unwahrscheinlich, wahrscheinlich ist der Body aber mehrteilig (muss gar kein Nachteil sein).

Den Hals inklusive Kopfplatte auch entlacken und ölen und vlt ein persönliches Inlay in die Kopfplatte machen. Und vlt die Abdeckungen auf der Rückseite aus schönem Holz(furnier) neu machen. Die Bünde habe ich bei meinem ersten Übungsstück auch einfach entfernt und wieder neue eingesetzt. Die sahen zwar auch etwas übler aus, aber in der Hauptsache wollte ich das einfach nur der Übung halber mal ausprobieren.

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Re: "Martinez" Les-Paul-Kopie

#3

Beitrag von bea » 13.04.2019, 01:29

Die Bünde bekommst Du mit etwas feiner Stahlwolle wieder sauber. Ansonsten würde ich an Deiner Stelle das Instrument lassen wie es ist, bestenfalls die Abdeckplatten auf der Rückseite durch schwarze ersetzen und dann mal schauen, was die PUs so bringen und wie die Ansprache ist (Hals). Wenn der Hals gut und schön steif ist, wird sie gut ansprechen. PU-Tausch oder nicht - wie klingen die PUs denn? Vor allem Clean. Auch bei Humbuckern gibt es Mittenhupen, die verzerrt halbwegs klingen, clean aber grottig sind. Und es gibt auch bei billigen Gitarren sehr schön klingende Humbucker.

Und weil Du EMG schreibst: muss man wirklich jede alte Paula in Richtung Schwermetallkreissägensound trimmen? Oder wäre es nicht sogar viel interessanter, eine toll klingende Paula zu kreieren die einfach so klingt wie das Vorbild - also vielleicht mit Burstbuckern. Oder noch hübscher mit P90 im Humbucker-Format (gibt es sehr tauglich von Tonerider)

Die Kopfplatte schreit ein wenig nach Gibsonifizierung, jedenfalls von der Form her. Das schick und sauber hinzubekommen ist mehr Aufwand als man auf den ersten Moment denkt (Anleimer, Abeckplatte aus Vulkanfiber oder Furnier, Finish korrigieren...). An Deiner Stelle würde ich meine Kräfte nach Möglichkeit darauf konzentrieren.

Und dabei über den ersten selbst gebauten Bass nachdenken.
LG

Beate

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Re: "Martinez" Les-Paul-Kopie

#4

Beitrag von olli » 24.04.2020, 00:44

Ich habe mir das Teil (in sunburst als Paket mit einem recht brauchbaren Übungsverstärker, den ich noch immer habe, als langjähriger Bassist, der sich mal näher mit Sechssaitern befassen wollte, irgendwann Anfang der 2000er bei ppc gekauft. Um es kurz zu machen: Das Instrument ist nichts Besonderes, wertmindernd verbasteln kannst Du also nur etwas , wenn Du irgendwas dabei kaputt machst. Die Verarbeitung damals war makellos , die Bespielbarkeit war von Anfang an und ist seit bald 20 Jahren noch immer gegeben, d.h., verzogen hat sich nichts. Der Ton war mir schon damals irgendwie zu flach und deshalb habe ich fast 10 Jahre nach dem Kauf (gebraucht günstig geschossene) Schaller-Pickups eingebaut. Hat sich echt gelohnt. Inzwischen fasse ich den Peci kaum noch an bin ich (hobbymäßig) Leadgitarrist in einer Countryrock-Band und nutze als Hauptinstrument stilecht eine amtliche 335 - aber gelegentlich krame ich das Teil (nicht nur zum üben) noch immer vor und denke: war kein kein so schlechter Deal, damals. Ein paar Euronen in die Klampfe zu investieren kann nicht verkehrt sein, jedenfalls, wenn der eingeleimte Hals nicht verzogen ist.

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Re: "Martinez" Les-Paul-Kopie

#5

Beitrag von fidbert » 15.01.2021, 22:31

Die Kopfplatte ist leider wirklich eher zum wegschauen, an sich aber ein hübsches Stück! Bei Mechaniken bin ich eher Fan der Tulip Heads, den "Metall-Look" mag ich bei LPs nicht. Empfehlen kann ich Gotoh SD90, gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und klassischer Gibson-Look.

Ich spiele in meiner Gibson LP P90 auf beiden Positionen, in meinem Nachbau (Vintage V100) den PAF-Klon von Wilkinson am Steg und - man will ja für solche Instrumente kein Vermögen raushauen - den P94-Klon von Roswell am Hals (gibt's beim Music Store, LGA90-N). Den Steg-PU mochte ich von Anfang an ganz gerne, der eignet für "klassische" Lead Sounds und klingt halt, wie ne LP am Steg klingen sollte. Ich fand den ursprünglich verbauten Wilkinson-PU am Hals aber immer zu komprimiert, dunkel und "gequetscht", mit dem Roswell (ein P90 im Humbucker-Format, hatte oben schon jemand erwähnt) und neu gelötetem 50s-wiring mag ich den Sound mittlerweile sehr. Kein Schredder-Monster, aber ein schöner Vintage-Sound mit moderatem Output und einem gewissen Maß an Variationsmöglichkeiten.

Solange die Basis und das Spielgefühl stimmen, lohnt sich diese Arbeit immer. Solche Instrumente haben dabei immer den immenson Vorteil, dass der finanzielle Schaden bei Missgeschicken kaum spürbar ist ;-).

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Re: "Martinez" Les-Paul-Kopie

#6

Beitrag von penfield » 15.01.2021, 22:34

Bis auf die Kopfplatte, die ein wenig gewöhnungsbedürftig scheint, sieht sie aber wirklich nicht schlecht aus.
SGmaster, Peacemaster 3P90, Double neck fretless/fretted,
Quickbird, Basslownia, FrameBird, Violin Bass Bausatz, Mystery Guitar, Semmelblonden JMs, Les Paulownia. Hab ausgemistet und eine Flying V begonnen, die liegt jetzt aber auch schon länger...

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