Gibson Traditional 2013 Lackabplatzer reparieren

Alles um einen alten Schatz aufzufrischen ... auch am Finish
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mcat
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Gibson Traditional 2013 Lackabplatzer reparieren

#1

Beitrag von mcat » 04.08.2015, 11:26

Hi zusammen,

leider bin ich in anderen Threads nicht fündig geworden (oder habe Tomaten auf den Augen) …

Ich habe unlängst eine Gibson Les Paul Traditional Pro II aus 2013 erstanden und möchte ein paar Macken/Abplatzer im Lack ausbessern. In der Vergangenheit habe ich das erfolgreich bei anderen Gitarren (allerdings 2K-Lackierungen) mittels des guten, alten Sekundenkleber-Tricks (s. stewmac u.a.) durchgeführt und immer gute Ergebnisse erzielt.
Bei meiner Neuerwerbung bin ich mir allerdings unsicher, welches Material ich für die Reparatur nehme. Wenn ich es richtig recherchiert habe, besteht die Lackierung der Gibson Trad. aus Nitrolack mit Zusätzen (welche auch immer, war nicht herauszubekommen), deshalb die Frage: Funktioniert Sekundenkleber auch hier oder greife ich besser auf Nitrolack (z.B. Zweihorn SuperDuroffix 1K Nitrolack Bernstein "light" Transparent vom Gitarrenbastler) zurück und baue die Krater vorsichtig schichtweise auf?

Wäre nett, wenn mir jemand einen Tipp geben könnte.
Danke und Gruß, mcat

P.S. Nettes Forum, hat mir schon viel geholfen ...

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Re: Gibson Traditional 2013 Lackabplatzer reparieren

#2

Beitrag von capricky » 04.08.2015, 11:46

Auf der sicheren Seite bist Du natürlich mit Nitrolack, der hat die gleiche Lichtbrechung, denn das ist meist das Problem mit Sekundenkleber und tiefen Lackmacken. Nitrolack dauert eben. Sehr gute (und schnelle) Ergebnisse erziele ich den UV-härtenden Klebern, wie Soliq oder Bondiq, probiere das mal aus.

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Re: Gibson Traditional 2013 Lackabplatzer reparieren

#3

Beitrag von mcat » 04.08.2015, 17:47

Hallo capricky,
danke für deine schnelle Rückmeldung.
Klingt interessant mit den UV-gehärteten Klebern, kannte ich noch nicht.
Darf ich deiner Antwort entnehmen, dass es keine unangenehmen Begleiterscheinungen bei der Verwendung in Verbindung mit einer Nitrolackumgebung gibt?
Gruß, mcat

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Re: Gibson Traditional 2013 Lackabplatzer reparieren

#4

Beitrag von capricky » 04.08.2015, 18:57

Nee, der Kleber ist ziemlich lösemittelfrei und ich mach den eh nur dahin, wo schon kein Lack mehr ist.
Ansonsten kann ich noch Schelllackstäbe zum Abschmelzen empfehlen, den gibt es in vielen Farben, Hersteller Bao Chemie.

http://www.tischlereicenter.eu/bao-sche ... angen.html

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Re: Gibson Traditional 2013 Lackabplatzer reparieren

#5

Beitrag von mcat » 05.08.2015, 11:59

Na schön. Ich werd's ausprobieren und berichten.
Gruß, mcat

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Re: Gibson Traditional 2013 Lackabplatzer reparieren

#6

Beitrag von Bastelmann » 05.08.2015, 13:06

Im Musikerlachblatt hat mal ein Leserbriefschreiber die gleiche Frage gestellt. Es wurde geantwortet, daß man tunlichst nicht mit Kleber daran gehen sollte, weil der immer härter sei als der Nitrolack, sodaß man beim Schleifen so gut wie garantiert durch den die Fehlstelle umgebenden Lack schleifen würde, weil Gibson grundsätzlich extrem dünn lackiere. Ob´s stimmt? Keine Ahnung ... (think)
Die Bundesdoofenbeauftragte warnt: "Keine Macht den Doofen!"

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Re: Gibson Traditional 2013 Lackabplatzer reparieren

#7

Beitrag von capricky » 05.08.2015, 13:16

Lackmackenreparaturen sind natürlich eine Erfahrungs- und Übungssache. Ich mache es lange genug, mir gelingt es... meistens jedenfalls ... zu 98,55% 8)

Ich besitze auch Skalpelle und Spritzen, aber von jetzt auf gleich wäre ich ein ziemlich beschixxener... ähh unerfahrener Chirurg, Erfolgsquote 1,45% :badgrin:

Dr. med. git. capricky ;)

...weil Gibson grundsätzlich extrem dünn lackiere. Ob´s stimmt? Keine Ahnung

Erst jetzt gesehen - Das stimmt unter Garantie nicht, das Gegenteil ist Standard!

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Re: Gibson Traditional 2013 Lackabplatzer reparieren

#8

Beitrag von Bastelmann » 05.08.2015, 16:07

Aha, soso ... mal wieder einen beim Lügen erwischt. :lol:
Die Bundesdoofenbeauftragte warnt: "Keine Macht den Doofen!"

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Re: Gibson Traditional 2013 Lackabplatzer reparieren

#9

Beitrag von hatta » 05.08.2015, 21:53

Mir ist im kanal vom pickup kabel unterm schlagbrett erst ein kleines stück ausgebrochen (die befestigungsschraube war zu nah am rand ... egal, hält auch so noch genügend)

Ich war echt erstaunt, wie dünn die lackschicht auf meiner sg ist. Und dabei hab ich bei weitem das gegenteil von sparsamkeit demonstriert beim lackieren. Nitrolack ist also verdammt dünn :idea:

Wenn man die fehlstelle mit nitrolack auffüllt und etwas "überfüllt", kann man dann mit einer klinge den überschuss vorsichtig abziehen wenn alles hart ist.
sollte man vorher aber irgendwo einigemale üben.
So mach ichs jedenfalls.
Gruß
Harald

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Re: Gibson Traditional 2013 Lackabplatzer reparieren

#10

Beitrag von mcat » 06.08.2015, 09:59

Mal ein kleiner Zwischenstatus.
Von einer dünnen Nitrolackoberfläche kann man bei meiner Traditional nicht reden, da ist ordentlich was drüber gejaucht worden. Ich vermute, dass es sich nicht um einen reinen Nitrolack handelt, sondern um eine Mischung aus was auch immer. Die Lackabplatzer haben jedenfalls eine ansehnliche Stärke.
Ansonsten habe ich die Abplatzer erstmal mit Bondic aufgefüllt (Tip von capricky), die beiden Löcher, die durch das Entfernen des Pickguards (übrigens übelstes Billigplastikzeug, da hat jede Baumarktgitarre was Schickeres zu bieten) entstanden sind, habe ich mit Zahnstochern verfüllt, mit roter Beize eingefärbt und mit Bondic aufgefüllt. Bondic ergibt nach der Aushärtung eine klare, feste Substanz ohne Lufteinschlüsse oder Verfärbungen und scheint sich mit dem vorhandenen Lack (zunächst) zu vertragen.
Ich lasse das Zeug übers Wochenende noch ein bisschen aushärten. Nächste Woche geht`s dann mit Ziehklinge, Schleifpapier, Mesh und Polierpaste weiter. Ich werde berichten.

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Re: Gibson Traditional 2013 Lackabplatzer reparieren

#11

Beitrag von Alex » 06.08.2015, 18:05

bitte mit Bildern :D

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Re: Gibson Traditional 2013 Lackabplatzer reparieren

#12

Beitrag von mcat » 10.08.2015, 12:22

I'll do my very best ...

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Re: Gibson Traditional 2013 Lackabplatzer reparieren

#13

Beitrag von mcat » 20.08.2015, 11:45

O.K., kleiner Erfahrungsbericht plus ein paar Bilder …

Grundsätzlich lässt sich folgendes konstatieren: Bondic lässt sich gut verarbeiten, hat (durch die UV-Härtung) kurze Abbindezeiten, lässt sich (ohne Zeitverlust) gut schichtweise auftragen und hinterher schleifen und polieren. Mit dem Nitro(?)lack der Gitarre verträgt es sich m.E. nicht so gut. Ob's in diesem Fall mit Sekundenkleber besser gegangen wäre, lasse ich mal dahingestellt. Die Lichtdurchlässigkeit bzw. das Brechungsverhalten ist deutlich anders als beim Lack. Man hätte sicher noch bessere Ergebnisse durch Investition in weitere Arbeitsgänge erzielen können, da die Paula aber sowieso schon einige Gebrauchsspuren hat, habe ich es bei einer leichten Lacksanierung belassen (ist der Lack zu perfekt, wird eine Low-Budget-Gibson schon mal leicht für eine Fälschung gehalten).

Zu den Bildern (leider keine gute Qualität, da Smartphone):
1) Loch durch Pickguard-Schraube
2) Abplatzer an der linken Seite der Kopfplatte, bereits mit Bondic verfüllt
3) dto.
4) Loch der Pickguard-Schraube mit Zahnstocher verkleinert, rot gebeizt, mit Bondic verfüllt
5 und 6) dto. mit der Schraube an der Unterseite (das Pickguard ist scheinbar auf den noch feuchten Lack geschraubt worden, deshalb gab's weitere Abdrücke die von mir halbkreisförmig verfüllt worden sind).
7) Lackabplatzer an der Rückseite wurden in mehreren Schichten mit Bondic aufgefüllt. Es ist nicht einfach, eine halbwegs glatte Fläche zu bekommen.
8 und 9) Löcher abgeklebt und mit Klinge und 1000er Schleifpapier bearbeitet.
10) Abplatzer an der Rückseite grob bearbeitet.
11 bis 14) Kopfplatte geschliffen und poliert.
15 bis 18) Pickguard-Löcher geschliffen und poliert.

Fazit: Das Verfahren eignet sich m.E. nur, wenn's nicht so genau drauf ankommt (wie in diesem Fall bei einer 2013 Traditional). Für bessere Ergebnisse ist es wahrscheinlich besser a) den Lack um die Reparaturstelle etwas mehr zu entfernen, damit man besser ans Holz kommt, b) vorsichtig zu beizen und c) das ganze schichtweise mit Nitrolack aufzufüllen. Das dauert allerdings. Immerhin, die Bondic-Stellen ließen sich gut bearbeiten und auch polieren. Der Glanzgrad der Oberfläche liegt in etwa bei dem des Lacks. Die Lichtdurchlässigkeit des Bondics insgesamt scheint aber geringer zu sein. Insofern ist das Ergebnis eher mittelprächtig. Vielleicht liegt's aber einfach auch nur an meinen begrenzten Fähigkeiten, ich bin nun mal kein Gitarrenbauer :-)

Gruß, mcat
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Re: Gibson Traditional 2013 Lackabplatzer reparieren

#14

Beitrag von capricky » 20.08.2015, 12:13

Hättest Du die Bilder der einzelnen Baustellen mal vorher gezeigt, hätte ich Dir auch präzisere, zielführendere Tipps geben können. Allein aber die notwendigen Materialien und Werkzeuge dafür hätten deutlich über 200€ gekostet. 8)

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Re: Gibson Traditional 2013 Lackabplatzer reparieren

#15

Beitrag von capricky » 20.08.2015, 12:17

Bastelmann hat geschrieben:Im Musikerlachblatt hat mal ein Leserbriefschreiber die gleiche Frage gestellt. Es wurde geantwortet, daß man tunlichst nicht mit Kleber daran gehen sollte, weil der immer härter sei als der Nitrolack, sodaß man beim Schleifen so gut wie garantiert durch den die Fehlstelle umgebenden Lack schleifen würde, weil Gibson grundsätzlich extrem dünn lackiere. Ob´s stimmt? Keine Ahnung ... (think)
Weil wir das ja letztens auch an anderer Stelle hatten nochmal: das "Dicke" ist das 2K, das "Dünne" der stark weichmacherhaltige Nitrolack, der so gerne versifft ;)

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Re: Gibson Traditional 2013 Lackabplatzer reparieren

#16

Beitrag von hatta » 20.08.2015, 13:38

Wieso kann ich die bilder nicht öffnen? (think)
Gruß
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Re: Gibson Traditional 2013 Lackabplatzer reparieren

#17

Beitrag von capricky » 20.08.2015, 13:41

hatta hat geschrieben:Wieso kann ich die bilder nicht öffnen? (think)
Weil Du die runterladen musst und dann erst die Dateien öffnen kannst!

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