wie schön sich endlich mal mit ähnlich Verrückten angemessen unterhalten zu können

Zum Einstieg reiche ich hier meinen Akustik Erstbau nach.
Vorab: Meine Einstiegsdroge war in den Monaten davor der Bau einer etwas ausgefallenen E-Gitarre...somit war ich nun also verdammt und es ging quasi nahtlos weiter. Die Lektion des Ganzen, soviel sei schon mal verraten , ist die überraschende Erkenntnis, dass Akustikgitarren sehr viel schwerer zu konstruieren sind als ihre elektrischen Geschwister. Während des Baus bin ich Vater geworden, umgezogen, hab einen neuen Job angefangen und bäm! aus erwarteten 8 Wochen wurden schnell mal 18 Monate. Entsprechend verbusselte ich im Laufe der Zeit immer wieder mal Teile und Werkzeuge, verlor meinen workflow, kriegte bei den einfachsten Problemen Panik und steckte den Kopf in den Sand, musste improvisieren. Und beruflich hab ich mit Holz übrigens leider nichts zu tun, die Gitarre ist überwiegend nach 20 Uhr in Wohnzimmer, Büro und Balkon gezimmert worden. Das alles seht ihr dann auch gleich an den Bildern. Egal, los gehts.
Design:
Die Korpusform ist optisch inspriert durch eine Parlorgitarre von Louis Panormo aus den 1840ern. Ich find die hübsch und mochte die Vorstellung eine etwas leisere Gitarre zu haben. Ich brauch keine weitere Akustische, gegen die ich anbrüllen muss, sobald ich etwas kräftiger anschlage (wie es z.B. bei meiner Dreadnought der Fall ist). Außerdem liebe ich den Gitarrensound von Ian Anderson und der spielt ebenfalls eine Parlor. Ich konnte mich anfangs nicht entscheiden ob Stahlsaiten oder Nylon und hab mich daher auf das X-Bracing verlegt, um die Stahlsaiten zumindest etwas länger als Option zu behalten. Letztlich hab ich mich im Verlauf dann aber für Nylon entschieden. Brücke, Kopfplatte, Halsform sind alles mehr oder weniger im Flow entstanden. Die Mensur beträgt 650mm.
Material:
Boden und Zargen aus Riegelkirsche
Decke: Zeder
Hals: Kein Plan, lag als Bohle in Vaters Garage rum. Ursprünglich war Ahorn geplant. Habs ordentlich versemmelt und dann dieses hübsche, schwere Dunkelzeugs genommen.
Griffbrett + Steg: Ebenholz
Mechaniken: Keine Ahnung, hatte mein Vater noch rumliegen
Fazit:
Klanglich empfind ich sie als sehr angenehm. Sorry, bin kein Meister in der Beschreibung von Tönen. Das Umfeld wundert sich, dass sie trotz der schmalen Zargen einen erstaunlichen Bass produziert. Vielleicht lad ich noch ein Beispielvideo hoch oder so. Sie ist wie erwartet nicht übermäßig laut, aber das ist ja erwünscht.
Die Bespielbarkeit ist im Grunde gut, Saitenlage für meine Begriffe recht flach, ich kann sie in jedem Bund gut greifen. Manko: Die hohe E-Saite verläuft aufgrund eines stümperisch geformten Halses eine Nuance zu nah am Grifffbrettrand. Wenn man es weiß, stellt man sich sehr schnell darauf ein und es stört nicht weiter, die Saite rutscht mir nicht über die Kante oder so. Aber Manko bleibt Manko.
Erfahrungstechnisch: Ich habe brutal viele Fehler gemacht, sogar noch mehr als im Vorhinein erwartet. Aber egal, die Gitarre ist fertig, sie ist spielbar und klingt sogar noch akzeptabel. Die nächste wird besser.
Besten Gruß,
Düsentrieb.