Holzstärken

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Holzstärken

#1

Beitrag von papillon » 17.10.2022, 01:34

Hallo zusammen,

mein dritter Gitarrenbau kommt langsam in Fahrt. Sämtliches Material ist inzwischen eingetroffen. Boden, Decke und Zargen habe ich verleimt und geschliffen bestellt. Die Mehrkosten dafür schienen mir tragbar.
Jetzt habe ich ein Problem mit den Holzstärken. Dazu noch eine kurze Erklärung: Bei der der schon gebauten Westerngitarre ist nur die Decke massiv. Boden und Zarge sind aus Furnier schichtverleimt. Bei der Halbresonanzgitarre sind alle Teile schichtverleimt.

Nun schreibt Martin Koch im Buch Gitarrenbau, dass eine Fichtendecke 2,8 - 3,2 mm stark sein soll (bei meiner ersten Western nahm ich das Mittelmaß - sprich 3 mm). Für Boden und Zargen schlägt Martin Koch 2 mm vor. Im Gegensatz dazu hat die bestellte Fichtendecke eine Stärke von 4 mm, der Boden ist 3 mm stark und die Zargen 2,5 mm.

Frage ich beim Lieferanten nach, wird er mir erklären, die optimale Holzstärke geliefert zu haben. Aber stimmt das wirklich?
Bei Google &Co habe ich schon mit allen möglichen Formulierungen nachgefragt, welche Holzstärken bei Westerngitarren üblich sind. Brauchbare Antworten habe ich keine gefunden. An dem schönen und sauber geschliffenen Material noch dran herum zu hobeln, damit hätte ich kein Problem.

Vielleicht kann mir hier jemand einen kompetenten Rat erteilen?
Schon mal vielen Dank im Voraus und Grüße
Heinz

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Re: Holzstärken

#2

Beitrag von Ketarrenmacher » 17.10.2022, 09:54

alles zu dick.
Eine Flattop-Fichtendecke, die 4mm braucht um genügend Stabilität zu gewährleisten ist ungeeignet.
Bei Boden und Zargen kommte es sehr auf einige Punkte an.
1. Material,
2. Wie gesägt, Flader, Halbflader, stehende Ringe.
3. Resonator-oder Schwingboden.
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Re: Holzstärken

#3

Beitrag von Oranje81 » 17.10.2022, 09:57

Hallo Heinz,

also, grundsätzlich kommt die Holzstärke stark auf das jeweilige Holz an. Gerade bei der Fichtendecke ist entscheidend, wie fest das Holz ist. Dazu würde ich es zwischen den Händen halten und in beide Richtungen etwas durchbiegen. Dann bekommt man ein Gespür. Eine fester Decke kann man dünner machen, eine weichere würde ich nicht unter 3mm machen. Mit dem Winkel des X-Bracings kann man auch noch etwas die Steifigkeit der Decke beeinflussen. Ich würde am Anfang mal so 3 mm anpeilen, wobei da auch 3,1-3,2 mm als Ausgangswert gut sind, durch Feinschliff und so, wird es eh noch dünner und draufschleifen kann man halt nicht. Aber 4 mm sind auf jeden Fall noch zu dick.
Bei den Zargen finde ich 2-2,3 mm ganz gut - kommt auch wieder aufs Holz an und ob du mit Biegeeisen oder Biegemaschine arbeitest. 2,5 finde ich etwas dick, habe ich bisher nur bei Randeinlagen gebogen.
3 mm als Ausgangswert für den Boden finde ich noch okay, wie gesagt, beim Bau wird das noch ein klein wenig dünner.

Beste Grüße
Patrick
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Re: Holzstärken

#4

Beitrag von Gerhard » 17.10.2022, 10:46

Die gelieferten Stärken können doch unmöglich als Endmaß verstanden werden. Zumindest die Böden und die Decke müssen in 99% aller Fälle noch gefügt und verleimt werden, da ist man doch froh, wenn man ein bisschen Übermaß hat um eventuelle Verzahnungen wegzuputzen. Ich kaufe nie Holz mit Endmaß, sondern beurteile jedes Stück nach seinen Eigenschaften und entscheide selbst. Ich habe eigentlich nur bei den Zargen ein Standardmaß, und das ist 2mm. So kann man gut biegen, und hat auch noch genug Material um die Zargen leicht nachzuputzen, wenn sie wellig oder buckelig werden.
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Re: Holzstärken

#5

Beitrag von Ketarrenmacher » 17.10.2022, 12:03

so isses.
Aber eingangs wurde ja geschrieben, dass die Decke bereits gefügt ist.
Ich bringe Decken auf das Endmaß, wenn die Roestte eingelegt ist.
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Re: Holzstärken

#6

Beitrag von papillon » 17.10.2022, 12:17

Hallo und vielen Dank für Eure Hinweise und Erklärungen.

Jedenfalls habt ihr mir damit klar gemacht, dass ich doch den Hobel ansetzen muss. Nachbearbeiten oder nicht, darauf kam es mir genau genommen an. Hätte gleich Fotos mitschicken sollen, was hiermit nachgeholt sei. Ich glaube, dass sich damit ausreichend begründen lässt, zumindest annähernd an eine optimale Materialstärke heran kommen zu wollen. Soll ja nicht nur eine schönes, sondern auch ein gutes Instrument werden... ;-)

Grüße, Heinz
Modell-III-Decke.jpg
Modell-III-Boden.jpg

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Re: Holzstärken

#7

Beitrag von Gerhard » 17.10.2022, 12:21

Ketarrenmacher hat geschrieben:
17.10.2022, 12:03
so isses.
Aber eingangs wurde ja geschrieben, dass die Decke bereits gefügt ist.
:oops: das hab ich überlesen.

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