Steelstring mit spanischem Hals - Unsicherheit gewölbte Decke / flache Decke

[Oranje81]

Hallo zusammen,

ich plane derzeit den Bau einer Stahlsaitengitarre mit spanischem Hals. Der Halswinkel wird am Boden etwa 2 mm nach hinten fallen. Ein Bekannter von mir, der selbst ein sehr erfahrener Klassik-Gitarrenbauer ist, meinte, dass ich die Decke auch flach ausarbeiten könnte. Was meint Ihr: Kann das funktionieren? Muss dann die Bridge nicht sehr hoch ausgearbeitet werden (auf der Zeichnung sieht das so aus und ich würde gerne bei 10 mm Bridge + Stegeinlage bleiben)? Hat jemand von euch schon mit flacher Decke gebaut - wie sind da die Erfahrungen?

Oder sollte ich doch lieber mit einer Deckenwölbung arbeiten? Welche Wölbung würde denn da passen? Arbeite ich besser mit einem Wölbungsteller oder sollte ich mir eine Solera mit Deckenwölbung bauen?
Ich würde mich sehr über eure Einschätzungen freuen.
Beste Grüße

Patrick

[Düsentrieb]

Laut Kochbuch ist das kein Problem. Argumentation: Der Saitenzug wird die Decke so oder so noch wölben.
Falls du dich für eine Wölbung entscheiden solltest, kannst du ja mal bei den gängigen Modellen schauen, was da verwendet wird. Ich bin schon häufiger über 26 - 28'' Wölbungen gestolpert.

[Roland Gibson]

Wenn du flach bauen willst, würde ich auf eine Rücklage verzichten. Du handelst dir damit nur Folgeprobleme ein, wie z.B. ein abknickendes Griffbrett am Hals-Korpus-Übergang, ein viel zu hoher Steg (16mm+). Ich mache meine Halswinkel so, dass das Griffbrett geradeaus der "Wölbung" im Oberbug folgt. Die Decken sind dort in Längsrichtung gerade, tangential der Wölbung folgend. So komme ich mit einem 6mm starken Griffbrett auf ca. 12,5mm Steghöhe, also Decke bis Saite. Das Stegholz arbeite ich meist auf 9mm aus. Der Halswinkel beträgt dabei ca. 1°.
Ob du jetzt mit Wölbungsteller baust oder mit Solera, ist Geschmackssache und macht auf den Bau der Decke eigentlich keinen Unterschied. Bei einem spanischen Hals wirst du aber um die Solera nicht herumkommen, damit der Halswinkel fixiert ist. Frei aufschachteln würde ich das nicht.
Allgemein kann man zur Deckenwölbung sagen, dass sie einen positiven Einfluss auf die Stabilität der Decke hat. Man kann dadurch auch etwas zarter bauen.

[Herr Dalbergia]

Bei einer Stahlsaitengitarre mit den anliegenden Saitenzugkräften würde ich nicht eine komplett flache Decke bauen, da dir das Torsionsmoment am Steg ordentlich Probleme bereiten wird. Wenn nicht sofort, dann aber nach etwas Zeit....die Kräfte werden die Decke deformieren.
Klangtechnisch wird das auch nicht der Brüller werden, wenn das Torsionsmoment die Decke schön S-Förmig verbogen hat, werden Monopol und Dipol Modi sehr darunter leiden....

[Roland Gibson]

Die Beleistung sollte halt auch stärker ausfallen, um solche Verformungen zu vermeiden. Fächer für Nylon, sagt man, Martinbracing für Stahl. Ansonsten, glaube ich, geht das ohne Probleme. Sonst würde auch niemand Saiteninstrumente aus Kisten bauen.

https://youtu.be/F1uOV_mbkE4

[Oranje81]

Vielen Dank für eure Rückmeldungen, Einschätzungen und für die konkreten Tipps. Das hilft mir schon einmal weiter, mal schauen, wo die Reise hingeht. Bei Stoll gibt es ja auch Modelle, die eine flache Decke haben. Mal sehen, ob ich das mache oder ob es doch eine Wölbung wird.

[Roland Gibson]

Die Beleistung sollte halt auch stärker ausfallen, um solche Verformungen zu vermeiden. Fächer für Nylon, sagt man, Martinbracing für Stahl. Ansonsten, glaube ich, geht das ohne Probleme. Sonst würde auch niemand Saiteninstrumente aus Kisten bauen.

Allerdings werden die Saiten bei der gezeigten Cigarbox Guitar auch nicht am Steg eingehangen sondern sind mit irgendeiner Art Saitenhalter hinten fixiert. Da sind die Zugkräfte also komplett anders verteilt.
Und da das Martinbracing (ich gehe davon aus, das das X-Bracing gemeint ist) normalerweise bei gewölbten Decken angewendet wird, würde ich nicht empfehlen es einfach in gewohnten Dimensionen für eine flache Decke zu übernehmen. Und wenn man es zu stark ausführt tötet man ja schnell jede Schwingung der Decke was auch nicht Sinn der Sache sein kann.

[Roland Gibson]

Auch das wäre ein Workaround: Ein Tailpiece verwenden. Dann kann man auch "schwächere" Beleistungen nutzen.