Erbstück aufarbeiten

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Moderator: jhg

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BoBauMeister
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Erbstück aufarbeiten

#1

Beitrag von BoBauMeister » 25.03.2023, 15:10

Hallo zusammen ! :D

Will mich kurz vorstellen:
Bin der Simon, 42 Jahre und im Baugewerbe tätig.
Habe vor gefühlten hundert Jahren mal etwas Gitarre gespielt und bin handwerklich nicht ganz untalentiert 8)
Deshalb habe ich mich gefreut als ich die Gitarre von meinem Opa vererbt bekommen habe. Die Gitarre ist aus den 50er Jahren und wie ihr sehen könnt, nicht mehr in einem wahnsinns Zustand.
Nun würde ich sie gerne was aufarbeiten aber nicht zerstören. Deshalb bin ich nun hier und hoffe auf einige Ratschläge und Tips von Euch. Schaut Euch das gute Stück mal an....

Die alten Saiten hatte ich schon abgezogen.
Ich sag mal, die Grundsubstanz halte ich noch für Ok. Was meint Ihr?

In den 70ern muss sie wohl mal einen neuen Hals bekommen haben. So die Überlieferung. 😂

Ich hätte gerne das sie wieder "schön" aussieht und vielleicht auch etwas bespielbar ist. Was meint ihr dazu?
Wünsche schonmal ein schönes Wochenende
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Hier hatte ich etwas Isolierband ca. 10 min. lang drumgewickelt, weil ich die weißen Zierstreifen am Hals wieder angeklebt habe. Und so sah der Lack danach aus. Verträgt sich wohl nicht mit etwas Klebeband.
Hier hatte ich etwas Isolierband ca. 10 min. lang drumgewickelt, weil ich die weißen Zierstreifen am Hals wieder angeklebt habe. Und so sah der Lack danach aus. Verträgt sich wohl nicht mit etwas Klebeband.
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Re: Erbstück aufarbeiten

#2

Beitrag von Janis » 25.03.2023, 18:18

Hi Simon, herzlichen willkommen!

Um sie wieder spielbar zu machen, würde ich erstmal kontrollieren, ob der Hals gerade ist und die Verbindung am Korpus stabil ist.
Neue Bünde und evtl. moderne Mechaniken würde ich empfehlen.

Optisch würde ich sie ehrlich gesagt so lassen. Sie hat Geschichte und kann das auch zeigen. Wenn die Lackreaktion am Hals haptisch stört, kann man versuchen das etwas zu glätten. Ganz behutsam mit sehr feinem nassschleifpapier. Sichtbar bleibt es aber oder wird noch mehr.

Ich kenne die Marke nicht, es sollte aber ein Produkt aus Deutschland sein. Die Decke ist Fichte, fragt sich nur ob massiv oder laminiert.
Die schraublöcher am Halsfuß könntest du mit schwarzen Kappen verschließen.

Viel Erfolg!
Viele Grüße,
Jan

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Re: Erbstück aufarbeiten

#3

Beitrag von potomac » 25.03.2023, 18:37

Ich denke das war eher ein robustes Neck Reset als ein neuer Hals. Wenn die Saiten drauf wären, wäre es einfacher die Krümmung des Halses zu beurteilen, was viel ausmacht. Die Oberflächen zu restaurieren, hm? Da gibt es verschiedene Wege und Ziele. Soviel Substanzerhalt wie möglich oder ganz neues Finish? Oder irgendwas dazwischen. Der Hals könnte ohne Halsstab verbaut sein, was auf einen Originalhals aus den 50er schließen lässt. Die Mechaniken zu retten ist auch so ein Ding, kann man machen, man kann sie aber auch erneuern. Ist das Ziel, die Gitarre in den Originalzustand zu bringen oder einfach einen hübschen Wandbehang draus zu machen. Das Schlagbrett ist sicher schon erneuert worden. Rappelt innendrin etwas, dann könnten sich Streben gelöst haben oder ein Plektrum liegt drin ;) usw. usw.

Grundsätzlich wäre die komplette Restauration für einen erfahrenen Gitarrenbastler machbar, für einen Fachfremden, auch wenn er handwerklich geschickt ist, wäre das eine Herausforderung und ein Geduldsspiel. Vorausgesetzt der Hals ist bespielbar gerade. Ich will dich nicht entmutigen, ich weiß zu wenig über den Zustand der Gitarre und deine Erfahrung und Ausstattung, um eine Einschätzung abzugeben.
Gruß
Wolfgang

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Re: Erbstück aufarbeiten

#4

Beitrag von BoBauMeister » 26.03.2023, 11:45

Mahlzeit !
Ja..... vielen Dank erstmal.

Manchmal bin ich mit den Händen schneller als mit dem Kopf :( Da habt ihr natürlich recht, ich hätte die Saiten erstmal drauflassen sollen.

Im Korpus rappelt nichts, das kann ich sagen ;)
Ich möchte natürlich keine Top-Gitarre daraus machen/lassen.
Wäre es wohl Sinnvoll das gute Stück mal einen Gitarrenbauer vorzulegen und mal hören was er zur Grundsubstanz sagt. Ich habe so ein bisschen Angst das wenn sie mal geschliffen und lackiert ist, ich dann neue Saiten aufziehe, sie mir zusammen klappt. Ich bin mit der Statik von Akustikgitarren nicht so vertraut. Das ist ja doch schon was anderes als eine Strat :lol: Sie war zwar jetzt 70 Jahre besaitet aber das heisst ja nicht unbedingt was.
Die Bünde und das Griffbrett, da würde ich jetzt wohl nicht all zu viel ändern. Obwohl das Griffbrett im ersten oder zweitem Bund wahnsinnige Furchen hat, sowas hab ich noch nicht gesehen.
Die Inlays würde ich wohl neu einkleben, wenn das machbar ist. Die wölben sich leicht.
Könnt ihr mir jemanden empfehlen im Raum Recklinghausen/Dortmund.
Das das natürlich Geld kostet, ist mir klar. Es soll nur nicht ein Geldgrab werden.
VG

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Re: Erbstück aufarbeiten

#5

Beitrag von jonneck » 26.03.2023, 12:07

Ich würde die Halsschrauben (in den Löchern sind doch Schrauben drin, oder?) mal vorsichtig nachziehen, dann einen Satz 12er Akustiksaiten draufziehen und mal schauen, was sie macht.

Wie stark biegt sich der Hals durch?
Kommt irgendwie die Halsverschraubung?
Lässt sich mit der vorhandenen Brücke eine Saitenlage herstellen, die in die Nähe von "spielbar" kommt?
Rappelt oder klappert was beim Spielen?
Klingt sie denn grundsätzlich so gut, dass sich der Aufwand lohnt.

Das sagen meine Vorredner ja auch im Prinzip......

Wenn das alles okay ist, dann sehe ich eine Basis, mit der man auch weitermachen kann.

Wenn Du das Ding zu einem Gitarrenbauer bringst, solltest Du Dir vorher klar sein, wohin die Reise gehen soll.
Spielbar machen? Gut bespielbar machen? Schön machen?

Die Hälse aus der Zeit sind ja oft recht kräftig, da kein Trussrod verbaut wurde - muss man beim Spielen mögen.....

Wenn Du Dir die gängigen berechtigten Preise für eine Neubundierung ansiehst, dann kannst Du Dir auch denken, dass sich das relativ schnell in Richtung 4-stellig entwickeln kann, wenn da z.B. ein Neck-Reset ansteht und ggf. noch ein Trussrod nachgerüstet werden soll.


Ohne Dich jetzt entmutigen zu wollen - eine Restauration ist meiner Meinung nach ein schwieriger Einstieg in unser Hobby als ein Neubau.
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Re: Erbstück aufarbeiten

#6

Beitrag von headstock » 26.03.2023, 12:50

Hallo,
ich schließe mich meinen Vorrednern an, was das Aufziehen von Saiten betrifft, um die Krümmung des Halses zu beurteilen.
Ich habe in meiner Jugend mit solchen Gitarren angefangen zu üben und habe davon auch welche "verbastelt", oder aus Unkenntnis "verschlimmbessert". Später hab ich mich dann darüber geärgert... deshalb mein Rat - nur das nötigste für ein angenehmer Bespielbarkeit machen, denn das ist meistens möglich.
Die Mechaniken würde ich nur überarbeiten, den abgebrochenen Knopf in dieser Form gibt es auch irgendwo im Netz, oder hier im Forum.
Die Bünde haben starke Spielspuren - müssen also abgerichtet werden, wenn der Hals noch gerade ist.
Die Kerben im Griffbrett weisen darauf hin, dass die Gitarre viel bespielt wurde und das ist ein gutes Zeichen, sagt man doch allgemein.
Wie du bei solchen Arbeiten vorgehen musst, findest du im Netz, oder auch hier im Forum unter "Reparieren und Restaurieren"

Ich habe mal im Netz gestöbert und bin zu dem Schluss gekommen, dass es sich um eine Gitarre westdeutscher Produktion handelt - eventuell Rodebald Hoyer, aber da lege ich mich nicht fest.
Ach so, herzlich willkommen in diesem Forum!
Gruß Martin
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Re: Erbstück aufarbeiten

#7

Beitrag von BoBauMeister » 26.03.2023, 13:58

Vielen Dank schonmal für eure Hilfestellung!
Ich habe gerade einen Satz 12er Saiten bestellt. Sollten wohl in zwei Tagen da sein. Werde sie dann aufziehen und euch berichten.
Glücklich wäre ich wenn Sie vorallem optisch wieder "Top" aussieht.
Wie gesagt, ich habe mit 14 Jahren mit dem Gitarrespielen angefangen. Dann ein paar Jahre dabei geblieben, vor knapp 7-8 Jahren habe ich leider alles verkauft. Ich hatte eine 89er Sambora Strat, dann kam später noch eine Ovation und eine ESP dazu. Man sieht wo die Reise damals hinging 😂.

Im Grunde soll sie ein schönes Dekostück werden aber man sollte auch etwas drauf spielen können. Wenn ich mal 10 min drauf klimpern kann, wäre ich schon glücklich.
Mehr machen meine Hände eh nicht mehr mit.

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Re: Erbstück aufarbeiten

#8

Beitrag von BoBauMeister » 27.03.2023, 18:41

Nabend zusammen!

Da bin ich schon wieder.
Die Saiten sind heute gekommen, habe aber entschieden sie nicht aufzuziehen. Der Hals war zwar fest was die Zugrichtung anging aber er wackelte gute 3mm seitlich hin und her.
Also abschrauben dachte ich mir, die untere Schraube ging recht problemlos raus nur die obere nicht. Das Biest hat sich mit dem Holz vereint, da geht mal gar nichts :evil:
Jetzt überlege ich den Kopf vorsichtig rauszubohren.
Oder was meint ihr?
Ich würde sie dann nach Dortmund zu einem Gitarrenbauer bringen und mal hören ob er den Hals wieder vernünftig fest bekommt und was er noch vorschlägt.
Gibt es wirklich extra Instrumentenlack?
VG

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