Kurze Holzschnittfrage

Diskussionen über Hölzer für den Bau von Instrumenten
Herkunft, Trocknung, Lagerung und Eigenschaften

Moderator: jhg

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Kurze Holzschnittfrage

#1

Beitrag von headstock » 29.10.2015, 08:23

Moin,
ich habe gerade 2 Stück Fichte für eine Archtopdecke ersteigert. Die Jahresringe sind stehend und auch die Abstände der Ringe sind schön eng - wenn auch leicht ansteigend.
Soweit so gut - ABER - die Stücke sind meiner Meinung nach falsch herum aufgeschnitten, d.h. die etwas breiteren Abstände der Ringe würden bei einer Archtop in der Mitte sein und die engeren außen.
Normalerweise ist es ja umgekehrt.
Meine Frage - gibt es Gitarren(auch Konzert), bei denen das Holz genau so verwendet wurde - oder anders - ist das nicht so tragisch?

Gruß Martin

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Re: Kurze Holzschnittfrage

#2

Beitrag von Herr Dalbergia » 29.10.2015, 09:27

Fotos wären hilfreiche.....

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Re: Kurze Holzschnittfrage

#3

Beitrag von headstock » 29.10.2015, 09:49

Moin,
hab hier nur ein Bild aus der Auktion und weiß nicht, ob das gut genug ist...
$_59.jpg
Also die dicke Seite (ca.45mm)(breitere Ringe) ist hier innen und die dünne (ca. 8mm)(engere Ringe-Äste) außen .
Soviel ich weiß schneidet man das genau umgekehrt.
Oder?
Gruß Martin

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Re: Kurze Holzschnittfrage

#4

Beitrag von jhg » 29.10.2015, 11:30

Nein, das ist für eine Archtop nicht anders machbar. Aus dem Baum werden doch "Tortenstücke" herausgeschnitten. Da sind dann im dickeren Teil die äußeren Jahresringe - also breiter. Wenn du die dann für eine Decke zusammenleimst, dann sind in der Mitte die Außenseiten vom Stamm :)

Die Frage ist eher, warum da so viele Äste mit drin sind - war sie so günstig? Normalerweise sollten da wenig bis gar keine Äste drin sein. Höchstens an der Stelle, wo hinterher die Taille ist. Bei dem musst du ja schon schauen, ob da überhaupt eine Decke ohne Ast bei herauskommt ...

Und dann noch: ist die überhaupt "bookmatched" - von der Verteilung der Äste her sieht das eher nicht so aus ....

edit:
Hab mir grade mal die Bilder in der Auktion angeschaut. In der Beschreigung steht ja auch "nicht bookmatched". MIr wären da zu viele Äste und Verwachsungen drin. Das gibt Spaß beim Stechen der Decke :) Eine Harzgalle ist schon drin ...
Also für eine Testdecke mag das ja in Ordnung sein. Wenn du aber viel Zeit und Geld in ein Instrument steckst, dann solltest du vielleicht doch ein bisschen mehr investieren und zumindest eine gleichmäßige Decke kaufen - da können die Jahre auch ein wenig weiter auseinanderstehen - das macht weniger als tausend Verwachsungen im Holz

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Re: Kurze Holzschnittfrage

#5

Beitrag von headstock » 29.10.2015, 12:28

Moin,

also das Holz ist groß genug, um eine Decke ohne Äste und sonstige Fehler herauszusägen.

Das mit dem "bookmatched" hab ich gelesen und so verstanden, dass sie eben nicht nebeneinander ausgesägt und dann aufgeklappt sind.
Soweit klar - aber ich dachte immer die Jahresringe sind außen am Baum enger... (think) dort wo auch die Äste zu sehen sind.
Dann würde das mit den Tortenstücken = Dicke Seite - enge Ringe, auch funktionieren.
Mir scheinen sie aber genau umgekehrt gesägt zu sein - also als wenn die Tortenstücken an der breiten Seite aus dem Inneren des Stammes sind.
Dann muß ich mir wohl noch mal `nen durchgesägten Baum anschauen...

Gruß Martin

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Re: Kurze Holzschnittfrage

#6

Beitrag von Arsen » 29.10.2015, 13:31

Die Breite des Jahresringes hat ja nicht zwingend was mit dem Alter des Baumes (=Jahresringposition) zu tun.
Dicke Ringe können innen liegen, oder außen. Es können auch alle Ringe relativ gleichmäßig sein.
Wenn der Baum zu Beginn viel Licht bekommen hat, sind die inneren Ringe deutlich dicker...
Gruß, Arsen

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Re: Kurze Holzschnittfrage

#7

Beitrag von headstock » 29.10.2015, 13:40

Moin,
mir fällt gerade ein - ich brauch doch eigentlich nur mal an den Stirnseieten schauen in welche Richtung die (leichte) Krümmung der Ringe zeigt - konkav oder konvex zur Spitze- dann weiß ich zu mindest, wie herum aufgesägt wurde.
Allerdings weiß ich immer noch nicht, ob es Decken gibt, welche innen die etwas breiteren Ringe haben.

Gruß Martin

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Re: Kurze Holzschnittfrage

#8

Beitrag von Herr Dalbergia » 29.10.2015, 15:11

hm...

also ich finde die Jahrringbreit innen und aussen eher recht ähnlich, oder? Ist halt ein wilder Hund, das Decklein...dass sie nicht bookmatched ist, sieht man sofort weil auf der einen Seite ein Ast ist, auf der anderen Seite mindestens vier Äste...

Ich würde als erstes mal wegsägen was von der Breite weg kann, dann anhobel / abrichten, und die Stirnseite sauber ansägen.
Dann kann man das Holz richtig beurteilen.

Aus Interesse und Neugierde: Was kostet sowas?

Cheers, Alex

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Re: Kurze Holzschnittfrage

#9

Beitrag von Bermann » 29.10.2015, 15:27

Hmm,
ich erinnere mich an die Beiträge von "Twang" und Co. im alten Forum, die haben doch bevorzugt für Archtop-Decken gespaltene Fichtenkeile genommen, da diese stabiler und hochwertiger sind. Ist das aus der Mode gekommen?

Gruß vom mitlesenden
Hermann

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Re: Kurze Holzschnittfrage

#10

Beitrag von bea » 29.10.2015, 22:39

Soviel ich weiß schneidet man das genau umgekehrt.
Oder?
Sehe ich auch so. Wenn die Äste auf der dünnen Seite sind, geht das doch nur, wenn en normales Brett schräg aufgeteilt wurde. Dann wurden wohl die beiden "richtigen" Hälften teurer angeboten, und die beiden Reststücke hier billiger.

Da kannste gleich ne 26er Bohle nehmen.

An Deiner Stelle würde ich mich an einen Händler für Holz für Streicher wenden - kleinste Größe Cello-Decke in einfacher Qualität. Hast Du mal bei dem Herrn angefragt, der die Framus-Bass-Hälse vertickt (Instrumentenprof)?
Oder bei Herrn Gleissner: http://www.gleissner-tonewood.de/Deutsc ... dukte.html (da habe ich seinerzeit gekauft, und ich bin tatsächlich die 250 km nach Bubenreuth gefahren, weil ich anschauen und lernen wollte) - und ja, der hat inzwischen auch Archtop-Decken.
LG

Beate

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Re: Kurze Holzschnittfrage

#11

Beitrag von jhg » 30.10.2015, 00:06

Da war auch ein Denkfehler bei mir - die Decke ist ja tatsächlich "falsch"-herum aufgesägt. Die Äste sind natürlich an der Außenseite zu finden und das müsste dann das dickere Ende sein .... (wall)

Bei Espen gibt es für 55€ + Märchensteuer auch Archtopdecken - für einen ersten Versuch sicherlich besser als so was ...

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Re: Kurze Holzschnittfrage

#12

Beitrag von headstock » 30.10.2015, 06:43

Moin,

danke euch für eure Antworten.
Die Bretter habe ich wirklich günstig(32€+Versand) bekommen - im Gegensatz zu den 1a Stücken.
Ich will sie auch verarbeiten, da der Unterschied der Ringe wirklich nur gering ist.
Ich habe nur Bedenken wegen der Tradition, dass die Hälften zusammen geleimt aus Stabilitätsgründen ja in der Mitte die engeren Ringe haben. Ich denke halten wird es mit der Bebalkung auch so.
Deshalb ja meine Frage, ob das jemand schon mal gesehen hat - denn in meinem Oberstübchen erinnert sich irgendwas daran, es schon mal gelesen oder gesehen zu haben - aber wo? (think)

Danke euch nochmal und schönes WE

Gruß Martin

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Re: Kurze Holzschnittfrage

#13

Beitrag von headstock » 23.11.2015, 12:16

Moin,

ich muß noch mal meinen Thread ausbuddeln - weil manchmal hat man echt ein Brett vor dem Kopf. Ich selber habe so eine Gitarre bei mir rumstehen, bei der die Jahresringe in der Mitte der Decke weiter auseinander stehen als am Außenrand
DSCI0086.JPG
Das ist `ne 3/4 Gitarre von "Oscar Teller" aus den 70ern.
Die hat einen schönen Klang und ist utraleicht - ich hab noch eine andere zum Vergleich, welche deutlich schwerer ist.
Also werde ich mein Fichtenholz guten Gewissens verbauen... (whistle)

Gruß Martin

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